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AfD-Fraktion im BundestagUnd wieder einer weniger

Da waren es nur noch 76. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel tritt aus Fraktion und Partei aus – wohl wegen eines Konflikts mit Alice Weidel.

Schrumpft weiter: die AfD-Bundestagsfraktion Foto: Annegret Hilse/Reuters

BERLIN dpa | Der Stuttgarter AfD-Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel hat nach eigenen Angaben die AfD und auch die Bundestagsfraktion verlassen. „Viele haben es ja schon geahnt, heute habe ich den Austritt aus der AfD und auch aus der AfD-Bundestagsfraktion vollzogen“, schrieb er am Dienstagabend bei X.

Tagesschau.de und t-online zufolge richtete Spaniel in dem Zusammenhang Vorwürfe an seine Ex-Partei. Es seien Unwahrheiten über ihn verbreitet und Parteiressourcen ausgenutzt worden, um gezielt Stimmung gegen ihn zu machen, zitieren sie den ehemaligen verkehrspolitischen Sprecher der AfD-Fraktion.

Spaniel, ehemaliger Chef der AfD Baden-Württemberg und Kritiker von Co-Parteichefin Alice Weidel, war bei einem Landesparteitag vor anderthalb Wochen nicht erneut auf die Landesliste für die kommende Bundestagswahl gewählt worden – Höhepunkt eines jahrelangen Streits zwischen ihm und dem Weidel-Lager. Daraufhin hatte er bereits seinen Austritt aus der Partei angekündigt.

„Jeder kann sich vorstellen, was passiert, wenn Menschen in Deutschland an die Macht gelangen, die freie Meinungsbildung und demokratische Prozesse bereits innerparteilich unterlaufen und praktisch bedingungslose persönliche Loyalität zu Parteiführern einfordern“, zitieren tagesschau.de und t-online Spaniel nun nach dem Austritt. Er habe nicht gewollt, dass der Landesverband im Südwesten geführt werde wie ein Gutshof.

Der Sprecher von AfD-Chefin Weidel, Daniel Tapp, sagte auf Nachfrage, der Schritt sei nicht überraschend. Spaniel habe ihn nach seiner Niederlage beim Parteitag „aus Frustration angekündigt“. Die Listenaufstellung sei ein basisdemokratischer Akt gewesen, der von keinem Anwesenden infrage gestellt worden sei. „Die haltlosen Vorwürfe gegen seine ehemalige Partei sollen nun rechtfertigen, weshalb er sich weiter an das Mandat klammert, das er nur über die AfD erreichen konnte“, fügte Tapp hinzu.

Die AfD-Bundestagsfraktion schrumpft damit auf 76 Abgeordnete. Mehrere Mitglieder haben die Fraktion seit Beginn der Legislaturperiode schon verlassen. Es waren ursprünglich 82.

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5 Kommentare

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  • Auf (WählerInnen-) Vernunft zu hoffen, oder auf die althergebrachten Parteien als Lieferer guter und wichtiger Umsetzungen ist ja eher bereits passé. Und so bleibt ebendies die grosse Hoffnung: dass sich das Monster selbst zer- und am besten restlos auffrisst.

  • Leider ist Spaniel auch niemand, den man jetzt als Kronzeugen gegen die Faschisierung der AfD anführen könnte - dafür hat der Mann selbst zu viel Dreck am Stecken.



    Geben wir uns keiner Illusion hin: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.

  • „Jeder kann sich vorstellen, was passiert, wenn Menschen in Deutschland an die Macht gelangen, die freie Meinungsbildung und demokratische Prozesse bereits innerparteilich unterlaufen und praktisch bedingungslose persönliche Loyalität zu Parteiführern einfordern“. Gilt 1:1 für den Wagenknecht-Kader (ist ja nicht mal eine Partei).

  • "...und praktisch bedingungslose persönliche Loyalität zu Parteiführern einfordern"



    So ist das in einer totalitären Partei. Er ist doch nicht verwundert gewesen, als ihm das klar wurde, oder?

    • @Sanni:

      Wunderst Du Dich darüber?



      Bei den Strukturen & Inhalten gilt doch der alte Satz:



      "Es kann nur EINE/N geben!" :-(



      Bin mal auf den "Endkampf" gespannt, denn nach dem o.a. MUSS es ja "Ein Volk, ein Staat, eine/n ... passendes einsetzen... geben!" :-(



      Ps. Bleibt nur der gewohnte, klassische Stoßseufzer, mit dem wir uns 1.000 Jahre trösteten:



      "Wenn DAS das Volk wüsste!"