AfD-Bundesparteitag in Riesa: Neue Doppelspitze
Tino Chrupalla wurde mit magerem Ergebnis im Amt bestätigt. Nun führen er und die neue Co-Chefin Alice Weidel Bundestagsfraktion und Partei.
In seiner Bewerbungsrede vor den Delegierten hatte Chrupalla seine innerparteilichen Gegner ins Visier genommen und schwere Vorwürfe gegen sie gerichtet. „Ich bin der Bundessprecher der Basis, und wenn ich angegriffen werde, dann nur deshalb, weil die Basis zum Schweigen gebracht werden soll“, sagte er. „Das werde ich nicht zulassen.“
Chrupalla beklagte „hinterhältige“ Angriffe gegen ihn selber und „Flügelkämpfe“ im bisherigen Bundesvorstand. „Die Wähler geben ihre Stimme keiner Partei, die ein Bild der Zerstrittenheit abgibt“, sagte er. Die innerparteilichen Kritiker hätten die Partei „beschädigt“. In der AfD müsse künftig mehr Disziplin herrschen.
In ihrer Bewerbungsrede hatte Weidel vor den Delegierten angekündigt, sich für eine klare politische Profilierung der AfD einzusetzen. „Wir müssen als Oppositionspartei wahrgenommen werden“, sagte sie. „Dazu reicht kein Kuschelkurs.“
Fest: AfD innerlich zerrissen
Es stehe „außer Frage“, dass die AfD „schon einmal komfortablere Zeiten erlebt“ habe, räumte Weidel ein. Zu ihrem schlechten Erscheinungsbild trage die Partei auch selbst bei: „Hören wir auf mit den haltlosen Anschuldigungen in der Öffentlichkeit“, mahnte Weidel. Die Partei benötige eine „kultivierte Diskussions- und Debattenkultur“.
Die AfD müsse „wieder lernen zu kämpfen“, sagte Weidel. „Wer hätte gedacht, dass wir ungehindert von Sieg zu Sieg marschieren könnten?“ Die anderen Parteien versuchten mit aller Kraft, die AfD auszubremsen. „Es war völlig klar: Das Imperium schlägt zurück“, sagte Weidel.
Chrupallas Gegenkandidat Kleinwächter erhielt 36,3 Prozent der Stimmen. Er hatte in seiner Bewerbungsrede für eine Trennung von Partei- und Fraktionsvorsitz geworben: Dies würde es den Amtsinhabern ermöglichen, sich „mit voller Kraft“ ihren jeweiligen Aufgaben zu widmen. Kleinwächter beklagte, dass die AfD ein Bild der Zerstrittenheit abgebe. Indirekt machte Kleinwächter auch den bisherigen Vorsitzenden für Defizite verantwortlich.
Weidels Gegenkandidat Fest kritisierte in seiner Bewerbungsrede, dass es in den sozialen Medien der AfD ein „dauerndes Gehacke und Gehetze“ gebe. „Viele Wähler wenden sich ab, sie sind frustriert und entmutigt“, sagte der EU-Parlamentarier. Eine „so innerlich zerrissene Partei“ werde nicht gewählt, sagte er mit Blick auf die zum Teil deutlichen Verluste für die AfD bei den zurückliegenden Wahlen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml