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Heike Holdinghausen über Volkswagen in der KriseÄtsch, Dieselskandal

Nach außen strotzt Volkswagen vor Selbstbewusstsein. Trotz aller Skandale ist VW noch immer der größte Autokonzern der Welt, einer, der seine Aktionäre mit hohen Dividenden und steigenden Verkaufszahlen erfreut. Dass es in Wolfsburg derzeit allerdings trotzdem eher drunter als drüber geht, zeigt sich in Randmeldungen wie der, dass sich die Lieferzeiten für Hybrid-, Erdgas- und Elektroautos – wie angekündigt – verzögern. Der Autobauer kämpft weniger erfolgreich als andere mit den neuen Zertifizierungsregeln.

Nun kann man sich die Kantinengespräche vorstellen, in denen die MitarbeiterInnen derzeit diskutieren, wer wohl genau wann was von den Abgasmanipulationen gewusst haben muss und welches Mitglied der Chefetagen wohl in der nächsten Woche in das Visier von Staatsanwälten gerät. Dass das Alltagsgeschäft unter diesen Um­ständen schwerfällt, ist nachvollziehbar.

Es wirft aber die Frage auf, welche Kapazitäten VW zur Verfügung stehen, um seine Zukunft zu gestalten. Berauscht vom Erfolg im Status quo – ätsch, Dieselskandal – haben Elektrifizierung, Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle in einer durch eine Verkehrswende geprägten Mobilität – noch längst nicht den Stellenwert, den sie haben müssten. Längst haben sich Wettbewerber aus China, aber auch aus Frankreich und den USA nicht nur bei den Verkaufszahlen, sondern auch in Sachen Innovation im Bereich der Elektromobilität vor die deutschen Hersteller geschoben.

Dringend nötig wären Regierungen in Bund und Land, die den Konzernen Beine machten, etwa durch strengere Abgasvorschriften. Doch an seiner Seite hat die Autoindustrie nur einen Verkehrsminister, der das Wort „Verkehrswende“ nicht mag, weil man eine Wende nur einleite, wenn man in die falsche Richtung gefahren sei. Und das kann der Minister, trotz zu hoher Stickoxid- und Feinstaubwerte in den deutschen Städten und schlechter Klimabilanz des Verkehrssektors, nicht erkennen.

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