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Ärger um Konzernklub im FrauenfußballErfolgreicher Aufstand

Das neue Frauen-Team von RB Leipzig muss seine Spiele wiederholen. Der Klub und der Verband kamen ihren Versprechen nicht nach.

Premiere mit Problemen: Das Frauenteam von RB Leipzig (r.) läuft mit dem SV Johannstadt auf Foto: RB Leipzig

Leipzig taz | Aufstände gegen die Machenschaften von RB Leipzig und seiner Unterstützer haben schon viele vergeblich geprobt. Im aktuellen Fall des ersten Frauenteams von RB war die Rebellion der Mitkonkurrentinnen indes erfolgreich. Sie sahen sich vom RB Leipzig und dem Sächsischen Fußball-Verband (SFV) getäuscht und haben nun bei einem gemeinsamen Gespräch am Dienstag tiefgreifende Veränderungen erwirken können. Unter anderem müssen die bisherigen Spiele des neuen Landesligisten wiederholt werden. Aber der Reihe nach.

Als RB Leipzig im Mai 2007 gegründet wurde, sprachen alle vom schnellen Durchmarsch in die höchste Spielklasse. Ganz selbstverständlich war damit der Männerfußball gemeint, denn an allen bisherigen RB-Fußballstandorten finden sich weder Mädchen- noch Frauenmannschaften.

Anders in Leipzig: Seit vier Jahren trainieren hier Juniorinnen, im Sommer übernahm RB das sächsische Nachwuchsleistungszentrum für Mädchenfußball und seit dieser Saison spielt ein Frauenteam in der sächsischen Landesliga. Mit dieser Mannschaft möchte man Ähnliches wie bei den Männern erreichen. Allerdings liegt nach RB-Angaben dem Projekt kein genauer Zeitplan zugrunde. Der SFV dagegen würde den Verein wohl gern so früh wie möglich in der ersten Liga sehen.

Bereits der Start dahin gestaltet sich alles andere als leicht. Das erste Pflichtspiel absolvierte die Mannschaft im Landespokal gegen den SV Johannstadt Dresden. Der souveräne Sieg wurde vom Sportgericht in der vergangenen Woche annulliert. Denn Johannstadt hätte per Los gegen den Leipziger FC 07 antreten müssen.

Pokalspiel annulliert

Die Mannschaft wiederum bildete für eine kurze Zeit eine Spielgemeinschaft mit RB, und da der Verband den Losgegner nicht aktualisiert hatte, brachte Dresden den Fall vor das Sportgericht. Dieses entschied vor einer Woche, dass RB zu keiner Zeit ein Pokalspielrecht besaß, da die Mannschaft nicht an der Auslosung teilgenommen hatte.

Das Pokalaus mag noch zu verkraften sein, aber auch im Ligaalltag hat sich das Team Feinde gemacht. Dazu hat allerdings auch die wenig transparente Arbeit des Landesverbands beigetragen.

Die Einteilung in die Landesliga begründete man damit, dass die RB-Talente so gefördert werden

Auf der Staffeltagung im Sommer stellte der SFV den bisher 12 Ligamannschaften zwei weitere Teams vor: den SV Eintracht Leipzig-Süd und die Spielgemeinschaft (SpG) LFC/ RB. Den Einstieg der SpG begründete der Verband damit, dass die Talente von RB so an die höhere Frauen-Spielklasse geführt werden. Neue Mannschaften wären sonst in die eine Klasse niedrigere Landesklasse eingestuft worden.

Die Mehrheit stand dem Argument der Nachwuchsförderung positiv gegenüber. Als allerdings bekannt wurde, dass die SpG aufgehoben und die Mehrzahl der Spielerinnen aus den Reihen des ehemaligen Zweitligisten FFV Leipzig stammten, sahen sich die Landesligisten getäuscht und kritisierten die Vorgehensweise. Der Verband wiegelte ab und wollte sich prinzipiell nicht öffentlich dazu äußern. Die Vereine dagegen, die sich seit Jahren kontinuierlich für Mädchen- und Frauenfußball engagieren, sprachen von einem verlorenen Jahr, weil die unterschiedlichen, sportlichen Voraussetzungen den Wettbewerb verzerren.

Das Treffen am Dienstag nun sorgte für Beruhigung. So verpflichtet sich RB Leipzig zukünftig sieben Spielerinnen der Jahrgänge 1999 und jünger in der Startelf aufzustellen. Alle bereits gespielten Liga- und Pokalspiele sowie das abgesagte Spiel des Bischofswerdaer FV 08 werden unter dieser Voraussetzung nachgeholt, um die ursprünglich vorgetragene Nachwuchsförderung umzusetzen. Ein Runder Tisch soll zukünftig die Kommunikation zwischen Vereinen und Verband fördern, damit sich alle auf das Fußballspiel konzentrieren können.

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