Adventsgeschäft unter Corona: Kein Fest für den Handel

Die Weihnachtsmärkte sind schwächer besucht als üblich, auch der Einzelhandel hat Umsatzeinbußen. Die Impfbereitschaft steigt.

Der Lucia-Weihnachtsmarkt in Prenzlauer Berg Foto: picture alliance/dpa | Carsten Koall

BERLIN dpa | Ungeachtet hoher Corona-Zahlen haben viele Menschen in Berlin das erste Adventswochenende für einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt genutzt. Der große Ansturm blieb nach Schilderungen von Händlern und Veranstaltern allerdings aus. Der Einzelhandel verzeichnete zum Auftakt des Adventsgeschäfts deutliche Rückgänge bei Besuchern und Umsätzen. Warenhäuser, Shopping-Center und Geschäfte hätten Einbußen zwischen 15 und 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet, sagte Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, am Sonntag.

In Berlin gelten seit Samstag bereits schärfere Corona-Regeln. Damit haben zu den meisten Geschäften nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt. Ein negatives Testergebnis reicht nicht mehr. Ausgenommen sind unter anderem Supermärkte, Drogerien und Apotheken. Infolge der Kontrollen waren am Samstag zeitweise an einigen größeren Geschäften auf Einkaufsstraßen wie dem Tauentzien oder der Schloßstraße in Steglitz längere Schlangen zu beobachten.

Aus Sicht von Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) reichen die bisherigen Maßnahmen nicht aus: Sie sprach sich für einen erneuten Lockdown aus. „Ich fordere den Bund auf, eine Bundesnotbremse einzusetzen“, sagte die geschäftsführende Senatorin am Samstag der Berliner Morgenpost.

Zugleich bat Kalayci die Menschen in Berlin, Großveranstaltungen vor allem in Innenräumen zu meiden, um das Ansteckungsrisiko zu senken. Auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat angesichts des dynamischen Corona-Infektionsgeschehens sofortige umfassende Kontaktbeschränkungen gefordert.

Weihnachtsmärkte schwach besucht

Auf den Weihnachtsmärkten in der Hauptstadt blieb der große Ansturm nach Schilderungen von Händlern und Veranstaltern zumindest aus. „Es gibt kein dichtes Gedränge wie früher“, sagte etwa ein Sprecher des Weihnachtsmarktes auf dem Gendarmenmarkt in Mitte am Sonntag.

„Die Leute sind bedächtiger und deutlich zivilisierter als sonst“, sagte Peter Müller, der seit Jahrzehnten gemeinsam mit seiner Frau drei Essensstände auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz betreibt.

Auch auf dem Lucia Weihnachtsmarkt auf dem Gelände der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg herrschte am Sonntag nicht das gewohnte Gedränge. Anders als etwa auf dem Gendarmenmarkt, wo Besucher an einer Eingangsschleuse ihren Impfnachweis scannen müssen, gab es dort nach Angaben eines dpa-Reporters keine Kontrollen.

Anders als in Brandenburg dürfen die Weihnachtsmärkte in Berlin vorerst weiter öffnen. Wie schon zuvor gilt für die Besucher Maskenpflicht. Einige Märkte, etwa am Breitscheidplatz, am Gendarmenmarkt oder vor dem Roten Rathaus, waren am vergangenen Montag eröffnet worden, andere haben schon etwas länger offen. Manche Veranstalter setzen auf 2G-Regeln, auf anderen Märkten haben auch Ungeimpfte Zutritt.

Steigende Impfbereitschaft

Unterdessen ist das Interesse an Impfterminen in Berlin deutlich gestiegen. Das geht aus Daten des Plattformbetreibers Doctolib hervor, dessen Software in der Hauptstadt bei der Koordination von Impfterminen genutzt wird. So wurden allein in der vergangenen Woche rund 157.800 Auffrischungsimpfungen gebucht, wie das Unternehmen am Sonntag mitteilte. In der dritten Oktoberwoche habe die Zahl noch bei knapp 8.900 gelegen. Auch das Interesse an Erstimpfungen sei deutlich gestiegen. Demnach gab es Ende Oktober täglich durchschnittlich 643 Buchungen, im November stieg diese Zahl auf 1.113.

Auch bei den Impfstellen ist die gestiegene Nachfrage zu beobachten, immer wieder kommt es zu Warteschlangen. So mussten etwa Menschen ohne Termin am Samstag am Impfzentrum Tegel bis zu vier Stunden warten, wie ein dpa-Reporter schilderte.

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