Achtelfinale Champions League: Bayern-Dusel mit Déjà-vu
Der FC Bayern München liegt gegen Juventus Turin 0:2 hinten und gewinnt dann in der Verlängerung. Auch der FC Barcelona ist eine Runde weiter.
Dort sorgten die Joker Thiago (108.) und Kingsley Coman (110.) für das umjubelte Happy End an einem denkwürdigen Fußball-Abend. Paul Pogba (5.) und Juan Cuadrado (28.) hatten am Mittwoch anfangs für Entsetzen unter den 70.000 Zuschauern gesorgt und die Bayern nahe an den frühen K.o. geschossen.
Drei Wochen nach dem kuriosen 2:2 in Turin, als die Münchner eine 2:0-Führung verspielt hatten, ging es im Rückspiel noch dramatischer zu. „Es war faktisch ein Déjà-vu, nur mit umgekehrtem Ausgang“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. „Die Mannschaft hat Charakter bewiesen. Das sind Spiele, die dazu führen können, dass du weit kommen kannst, aber es sind auch Herzfrequenzspiele.“
Diesmal ließ sich das Guardiola-Team von Juve-Trainer Massimiliano Allegri anfangs taktisch überraschen. Der italienische Rekordchampion profitierte aber auch von ungeahnten Schwächen der Bayern-Defensive mit zahlreichen Fehlern selbst von sonst so zuverlässigen Stützen wie David Alaba und Torwart Manuel Neuer. Doch Juve reichte ein 2:0-Vorsprung nicht zum Erfolg.
Keine ordnende Hand
Dabei begannen die Bayern ohne den verletzten Arjen Robben ungewohnt fahrig. Juve agierte ganz anders als im Hinspiel, störte viel weiter vorne und spielte mutiger. Die Überraschungstaktik ging auf. Fünf Minuten waren erst gespielt, als nach einem langen Pass des überzeugenden Nationalspielers Sami Khedira erst David Alaba mit einem Stellungsfehler und dann auch noch Neuer mit einem unüberlegten Ausflug durch den Strafraum patzten und Pogba mit seinem ersten Königsklassen-Treffer dieser Saison das 0:1 erzielte.
Das Tor hinterließ Wirkung. Die Münchner taten sich gegen die defensive Fünferkette des italienischen Meisters lange schwer. Douglas Costa probierte es aus der Distanz (18.), ein schönes Anspiel des früheren Juve-Profis Arturo Vidal war etwas zu lang für Lewandowski (19.). Das war es aber auch zunächst.
Dann der nächste Bayern-Schock. Alaba verlor am gegnerischen Strafraum den Ball, Morata setzte zu einem Lehrbuch-Konter an, ließ fünf Gegenspieler stehen und passte zu Cuadrado. Der Kolumbianer schloss überlegt zum 0:2 ab. Dem FCB fehlte die ordnende Hand gegen eine taktisch sehr variable und selbstbewusste Gäste-Elf.
Ausgleich in der Nachspielzeit
Der Robben-Ausfall wegen Adduktorenproblemen machte sich bemerkbar, die Münchner kamen nicht dazu, ihre gewohnte Dominanz aufzubauen. Erst nach 42 Minuten sahen die erstaunten Zuschauer die erste echte Bayern-Chance, aber Müller scheiterte an Gianluigi Buffon. Auf der Gegenseite hätte Cuadrado beinahe für den vorzeitigen K.o. gesorgt. Nach Zuspiel von Pogba scheiterte er aus kurzer Distanz an Neuer.
„Die Bayern kommen nicht so ins Spiel, das ist überraschend für uns alle. Sie müssen zulegen, wenn sie das noch drehen wollen“, sagte Bundestrainer Joachim Löw zur Pause im TV-Sender Sky. Und das taten sie dann auch – und wie. Zunächst vergab Morata Chancen im Minutentakt (56./57./58.). Dann wechselte Guardiola Juan Bernat (46.), Coman (60.) und Thiago (101.) ein – und wurde belohnt.
Erst köpfte Lewandowski nach einer Costa-Flanke aus drei Metern ein. In der Nachspielzeit glich Müller ebenfalls per Kopf zum 2:2 aus und rettete sein Team in die Verlängerung. Die schönste Bayern-Kombination mit einem Doppelpass zwischen Müller und Thiago schloss der Spanier souverän zum 3:2 ab. Coman beseitigte nach einem sehenswerten Solo mit dem 4:2 alle Zweifel und sorgte für ausgelassene Festtagsstimmung in der Münchner Arena.
FC Barcelona – FC Arsenal 3:1
In der anderen Partie des Abends scheiterte der FC Arsenal zum sechsten Mal in Serie im Achtelfinale der Champions League. Die Londoner unterlagen mit dem Fußball-Weltmeister Mesut Özil beim FC Barcelona 1:3 (0:1). Neymar (18. Minute), Luis Suarez (65.) und Lionel Messi (88.) trafen am Mittwochabend für die Spanier, Arsenals Mohamed Elneny (51.) hatte das zwischenzeitliche 1:1 erzielt.
Das Hinspiel vor vier Wochen hatte Barcelona durch zwei Messi-Treffer bereits mit 2:0 gewonnen. Fußball-Weltmeister Per Mertesacker sah das Spiel im Camp Nou von der Arsenal-Bank aus. Barcelona hat nun wettbewerbsübergreifend seine vergangenen neun Partien gewonnen.
Durch das erneute Aus in der Königsklasse wird die Diskussion um Gunners-Trainer Arsene Wenger an Fahrt zunehmen. Im FA-Cup ausgeschieden und in der englischen Meisterschaft auf Platz drei von Titelambitionen derzeit weit entfernt, ist der Franzose nach 20 Jahren nicht mehr unumstritten. Wengers Vertrag läuft noch bis 2017. Viele Fans sind unzufrieden mit dem 66-Jährigen, einige Stars wie etwa Özil oder Alexis Sanchez lassen sich mit ihren Vertragsverlängerungen Zeit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“