Abschlagsfrei in den Ruhestand: Männer stehen auf Rente mit 63
Die Nachfrage ist größer als erwartet: Über 160.000 Anträge auf Rente mit 63 wurden bereits gestellt. Zwei Drittel davon von Männern.
BERLIN dpa | Die zur Jahresmitte eingeführte abschlagfreie Rente mit 63 wird rege genutzt. Von den 163.000 Anträgen, die bis Ende Oktober gestellt wurden, seien bereits rund 110.000 bearbeitet und „fast ausnahmslos bewilligt“ worden, sagte ein Sprecher der Deutschen Rentenversicherung der Rheinischen Post (Donnerstag). Die Antragsteller seien etwa zu zwei Drittel männlich, hieß es.
Arbeitsmarktforscher rechnen dem Bericht zufolge weiter mit einer erheblichen Nachfrage. Da etwa ein Drittel der geburtenstarken Jahrgänge 1950 bis 1963 die Voraussetzungen der abschlagfreien Frührente erfülle, „könnten in den kommenden Jahren jährlich in einer Größenzahl von 300.000 bis 450.000 Personen anspruchsberechtigt sein“, sagte Ulrich Walwei, Vize-Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, der Zeitung.
Von der zum 1. Juli eingeführten Neuregelung profitiert, wer mindestens 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat. Zunächst gibt es die abschlagsfreie Rente ab 63, bis 2029 wird das Eintrittsalter aber für jeden neuen Rentnerjahrgang schrittweise auf 65 Jahre angehoben. Das Modell kostet zwischen zwei und drei Milliarden Euro pro Jahr.
Dem Bericht zufolge ist die Nachfrage derzeit höher als zunächst angenommen. Dadurch würden die Kosten für die Rente mit 63 in diesem Jahr voraussichtlich 1,5 Milliarden Euro statt der geplanten 0,9 Milliarden betragen. Im kommenden Jahr sei mit Kosten von drei Milliarden statt der geplanten 1,5 Milliarden Euro zu rechnen.
Leser*innenkommentare
Reinhold Schramm
Weniger als 12 % erreichen die 45 Beitragsjahre in der GRV. (Anm.: Beamte haben keine Pensionsprobleme.)
In Westdeutschland liegt die "durchschnittliche" Beitragszeit in der GRV bei etwa 30/31 Jahren.
In Ostdeutschland für Frauen und Männer um 37/38 Jahre.
In Westdeutschland liegt die "durchschnittliche" Altersrente aus der GRV für Frauen um ca. 550 Euro. Damit bekommen Frauen etwa die Hälfte der Altersrente der Männer.
In Ostdeutschland liegt die Rentenhöhe für Frauen bei etwa 70 Prozent der durchschnittlichen Altersrente der Männer.
Um eine eigenständige Altersrente auf dem Niveau der Sozialhilfe zu bekommen, mtl. ca. 703 Euro, bedarf es, -- über einen Zeitraum von 35 Vollzeitarbeitsjahren --, einen "durchschnittlichen" monatlichen Brutto-Arbeitslohn von 2.500 Euro!
Merke: 35 Vollzeitarbeitsjahre! Und in dieser Zeit: mtl. "durchschnittlich" 2.500 Euro brutto! Hierfür bedarf es bereits schon heute, einen Mindestlohn von 15 Euro-Std. brutto!
Die SPD, die GroKo-Arbeitsministerin und der DGB-Vorstand, sie verkaufen einen Mini-Mindestlohn von 8,50 Euro-Std. brutto, -- ab 1. Januar 2015 --, medial als Erfolg.
Um damit, für 8,50 Euro-Std. brutto, im Alter ein Grundsicherungsniveau zu erreichen, müssten die Mini-Mindestlöhner rund 60 Vollzeitarbeitsjahre für die gesetzliche RV nachweisen können! Sie müssten dafür bis zum 76 bzw. 79. Lebensjahr in Vollzeit arbeiten (ohne Fehlzeiten)!
Heute ist bereits ein Mindestlohn von wenigstens 15 Euro-Std. brutto überfällig! Der Mehrheit der Niedriglöhner, vor allem Frauen, ist diese Wahrheit nicht bewusst. Hier gibt es kaum Aufklärung, vor allem nicht durch die Lobby-BDI-Regierungspolitik und BDA-Parlamentsmehrheit.
Die Produktivitätsentwicklung und die finanziellen Mittel für eine auskömmliche Altersrente sind in Deutschland vorhanden! Es bedarf einer Umverteilung der Wertschöpfung aus abhängiger Lohn-, Vergütungs-, Gehalts-Arbeit! Einer Umverteilung von oben nach unten!
Lilly Maier
Zitat: "Männer stehen auf Rente mit 63"
Die Bedingungen für die Rente mit 63 sind so gestaltet, dass es fast keine Frauen gibt, die sie erfüllen können (45 Berufsjahre z.B.). Da ist es ziemlich naheliegend, dass es hauptsächlich Männer sind, die sie in Anspruch nehmen. War auch vorher so schon klar.
Robert
Das klingt so als hätte man hier absichtlich Frauen benachteiligt.
45 Berufsjahre sind für alle denkbaren Geschlechter aber gleich.
Wer einzahlt bekommt raus, bzw wer jemanden geheiratet hat der einzahlt bekommt raus ;)
Meine Großmutter konnte gut von der Rente ihres Mannes leben. Und an den beiden Kindern hat sie sich nicht totgearbeitet so wie er.
xonra
Vielleicht ist den Jubilierenden entgangen, dass die 63 Jährigen Langzeiterwerbslosen nun von den Jobcentern (Mitwirkung) zum Rentenantrag genötigt werden.
Robert
@xonra 63j alt bei 45 Jahren in Arbeit... Da ist aber nur Raum für eine sehr kurze Langzeitarbeitslosigkeit.