Abschied vom Verbrennermotor: VW wird komplett grün
Die Autoindustrie setzt langfristig auf Elektromobilität. Aber bei den Zielen für die CO2-Reduktion in naher Zukunft fehlt der Branche Ehrgeiz.
Die Wagen sollen in den frühen 2030er Jahren auf den Markt kommen. In den frühen 2040ern soll das letzte Auto mit Verbrennermotor ein VW-Werk verlassen. Schneller gehe der Abschied vom Verbrenner nicht, sagte der Sprecher. Erst müssten die Produktionskapazitäten und die Infrastruktur für die E-Autos stehen. „Und der Kunde muss sie auch kaufen“, sagte er.
Noch vor Kurzem war der endgültige Abschied von Benzin- und Dieselantrieben undenkbar. Die Autobauer haben sich lange hartnäckig geweigert, auf Elektroantriebe zu setzen. Stattdessen haben die Manager den weiteren Bau von Verbrennermotoren forciert und so den Einstieg in die E-Mobilität im internationalen Vergleich verschlafen. Bewegt haben sich die deutschen Herstellern erst, seit die chinesische Regierung Druck macht und voll auf Elektroautos setzt. Der chinesische Markt ist für die deutschen Autobauer einer der wichtigsten der Welt.
Erst Mitte November hatte VW-Chef Herbert Diess angekündigt, dass der Konzern in die Entwicklung und den Bau von Elektroautos bis 2023 rund 30 Milliarden Euro steckt, weitere 14 Milliarden Euro sind für sonstige E-Mobilität und mobile Dienste vorgesehen.
Wachstum mit Klimaschutz verbinden…
Auch die anderen Hersteller setzen immer stärker auf E-Mobilität. In den kommenden drei Jahren will die Branche in Deutschland rund 100 E-Modelle auf den Markt bringen – eine Verdreifachung im Vergleich zu heute. „Wir gestalten einen Transformationsprozess, der das Automobil, die Mobilität und damit auch die Branche selbst verändern wird“, sagte Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am Mittwoch bei der Vorstellung der Branchenzahlen für 2018. Wachstum müsse mit Umwelt- und Klimaschutz kombiniert werden, sagte er.
Diese Einsicht hindert den Lobbyisten aber nicht daran, bei der Vermeidung von CO2-Emmissionen kräftig auf die Bremse zu treten. Die EU will Ziele zur CO2-Senkung festlegen. Die EU-Kommission will, dass diese bis 2030 um 30 Prozent sinken, die EU-Umweltminister haben sich auf ein Minus von 35 Prozent geeinigt. 30 Prozent seien nur erreichbar, wenn der Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen rapide steige, sagte Mattes.
…aber erst später
Das EU-Parlament fordert bei schweren Nutzfahrzeugen eine CO2-Reduktion von 35 Prozent bis 2030 und 20 Prozent bis 2025. „Diese Zielgrößen sind technologisch und wirtschaftlich in der vorgegebenen Zeit nicht umsetzbar“, behauptete Mattes. „Wegen der unverhältnismäßig hohen Strafandrohung von 5.000 Euro für jedes überschrittene Gramm können diese Vorgaben für einzelne Nutzfahrzeughersteller sogar zur Existenzbedrohung werden.“
Insgesamt produzieren deutsche Konzernmarken 2018 weltweit rund 16,5 Millionen Pkws – von global insgesamt 85 Millionen gefertigten Fahrzeugen. Bevor die deutschen Autobauer auf E-Mobilität umstellen, geben sie noch einmal kräftig Gas. Im kommenden Jahr wollen sie weltweit die 17-Millionen-Grenze knacken – überwiegend mit Verbrennermotoren.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau