Abriegelung der Stadt Xian: Null-Covid in China

Die Regierung in Peking verfolgt eine rigorose Politik gegen die Pandemie. China geht auf Abstand zum Rest der Welt.

Eine Person in Schutzkleidung hantiert mit Coronatests.

Coronatests in einem Labor in Xian am 23. Dezember Foto: Xinhua/dpa

Dass China aufgrund von ein paar Dutzend Infektionen Millionenmetropolen abriegelt, löst in vielen Teilen der westlichen Welt nur Befremden aus. Doch voreilige Urteile über den radikalen, aber konsistenten Viruskampf der Volksrepublik sind fehl am Platz: Das Land hat schließlich 1,4 Milliarden Einwohner und verfügt in vielen Provinzen nur über ein rudimentäres Gesundheitssystem.

Angesichts dieser Besonderheiten ist klar, dass die Rückkehr zur Normalität und einer „Koexistenz mit dem Virus“ ungleich schwerer fällt als etwa in Deutschland. Dennoch dürfen die Nebenwirkungen der Null-Covid-Politik nicht unterschätzt werden. China ist zwar überaus gesund durch die letzten zwei Jahre gekommen, gleichzeitig jedoch auch extrem isoliert: Der Austausch mit dem Ausland ist auf ein Minimum reduziert werden – kulturell, akademisch, wirtschaftlich und nicht zuletzt auch politisch.

All dies dürfte weite Teilen der Bevölkerung wenig stören und für die paranoide Regierung, die sich im kommenden Jahr für Xis dritte Amtszeit rüstet, sogar ein willkommener Nebeneffekt der Pandemie sein. Weniger Ausländer bedeuten für Peking auch weniger Sorgen um die soziale Stabilität. Langfristig wird das Land jedoch den Blick immer weiter nach innen richten – und sich sprichwörtlich von der Außenwelt entfremden.

Seit Omikron fehlt zudem eine Exitstrategie, das Licht am Ende des Tunnels. Denn die heimischen Vakzine sichern keinen Immunschutz gegen die neue Virusvariante. Gleichzeitig wird die Regierung aus politischen Gründen keine ausländischen Impfstoffe importieren. Insofern wird das seit zwei Jahren abgeschlossene Land seinen Isolationskurs auf unbestimmte Zeit fortsetzen.

Zaghafte Lockerungen der Quarantänebestimmungen ab Ende 2022 sind da noch optimistische Wunschszenarien. Als realistischer gilt hingegen das vierte Quartal 2023 – vorausgesetzt bis dahin macht nicht noch eine weitere Variante wieder einen Strich durch die Rechnung.

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Seit 2019 China-Korrespondent mit Sitz in Peking. Arbeitete zuvor fünf Jahre lang als freier Journalist für deutschsprachige Medien in Seoul, Südkorea. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.

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