piwik no script img

ARD-„Tatort“ aus LeipzigMädchen auf Eis

Ein Kind ist tot, die Eltern haben Streit. Die Leipziger Kommissare ermitteln. Und Katja Riemann als BKA-Beamte stiehlt allen die Show.

Katja Riemann spielt die BKA-Beamte im neuesten „Tatort“ aus Leipzig und ist dabei mitunter lakonisch. Bild: MDR/Saxonia Media/Junghans

Schneetreiben, ein gefrorener See, die Kommissare Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke) stapfen bemützt durch Winterberge, ab und an rotzt einer ins Taschentuch. Also ehrlich, so was will man Mitte Juni nun wirklich nicht sehen.

Ein kleines Mädchen liegt tot auf dem Eis, ob der Vater (Pasquale Aleardi) ihm das Asthmaspray verweigert oder irgendwer nachgeholfen hat – wer weiß. Fakt ist, die Eltern sind getrennt, und die Mutter (Anne Ratte-Polle) war gerade dabei, mit ihrem neuem Gatten (Bernhard Schir) samt Tochter nach Kairo zu ziehen. Was der Vater natürlich nicht so toll findet. Und sich dann die Pulsadern aufschneidet, draußen im Winter.

Dann wird’s etwas bizarr, aber na ja!: Hauptkommissarin Eva Saalfeld spendet unterwegs zum Krankenhaus Blut, um den Vater doch noch zu retten. Und motzt dort, die Infusionsstange vor sich her schiebend, auf dem Weg zur Vernehmung: „Ich habe ein Recht, mit ihm zu sprechen, der hat mein Blut.“

Dank des schön verwickelten Drehbuchs von André Georgi, Harald Göckeritz und Miguel Alexandre, der auch Regie führte, gibt es dann aber doch noch andere Täterkandidaten. Das wird klar, als Katja Riemann als BKA-Tusse und Ex von Keppler auftaucht, samt einem anderen Fall im Schlepptau.

Und, ehrlich: Riemann stiehlt allen die Show. „Sie sind doch ganz zahm“, meint Kepplers Pensionswirt zu ihr. Darauf sie lakonisch: „Da sind Sie aber der Erste, der das behauptet.“ Nein, kein selbstironischer Kommentar zu jenem TV-Interview im März auf dem „Das!“-Sofa beim NDR, in dem sich Riemann und Moderator Hinnerk Baumgarten so anzickten: Der „Tatort“-Dreh war vorher.

Überhaupt: Es gibt ein paar gute Dialoge. Etwa als Keppler zu Saalfeld sagt: „Du bist immer noch schön, aber dir hängt die Müdigkeit wie Würmer aus den Augen.“ Saalfeld zeigt ihm gepflegt den Mittelfinger.

Leipzig-„Tatort“: „Die Wahrheit stirbt zuerst“; So., 20.15 Uhr, ARD

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!