ARD-Doku über Familie im Gestapo-Archiv: Der Fall Schuster
Der BR stößt auf NS-Akten über die Familie des Zentralratspräsidenten der Juden. Er selbst hat diese nie gesehen, nun beginnt die Spurensuche.
Das Stadtarchiv in einem Seitenflügel der Würzburger Residenz hütet einen Schatz: geheime Akten der Gestapo. Akten, die überall im Land nach dem Sieg der Alliierten über das nationalsozialistische Deutschland vernichtet wurden – in Würzburg jedoch wie durch ein Wunder erhalten blieben.
Darunter sind auch Akten der Familie von Josef Schuster, dem heutigen Zentralratspräsidenten der Juden in Deutschland. Er selbst hat diese vorher noch nie gesehen. In einer aktuellen Doku begibt sich der BR gemeinsam mit Schuster auf Spurensuche.
Die Akten über die Familie Schuster erzählen furchtbare Geschichten von Verhaftung, Verfolgung, Demütigung, Diebstahl, Enteignung, Konzentrationslager und einer Flucht nach Palästina. Im Zentrum stehen Julius und David Schuster, Großvater und Vater von Josef Schuster.
Die ersten Einträge der Gestapo über sie beginnen mit schweren Vorwürfen: „Schon immer sind die beiden Juden Schuster als brutale, rücksichtslose Ausbeuter bekannt“, heißt es da. So bedient sich die Gestapo der antisemitischen Verschwörungserzählung von den gierigen Juden, die andere ausbeuten, um sich selbst zu bereichern.
Widerstand leisten
Die beiden Männer wurden von einem überzeugten Nationalsozialisten aus ihrem Ort denunziert, der ihre Verhaftung und Einweisung in das KZ Dachau forderte – und damit Erfolg hatte. Später brachte man sie noch ins KZ Buchenwald. Aber die Schusters wehrten sich, leisteten Widerstand. Ihr einziger Ausweg war die Ausreise nach Palästina. Ihren Besitz mussten sie abtreten, was sie einst aufgebaut hatten zurücklassen.
Wenn sie von ihren Erlebnissen in den KZs erzählen würden, würde die Gestapo sie zurückholen, erneut einsperren. Ihr Einfluss reiche bis ins Ausland. So wird den Schuster-Männern bei ihrer Entlassung gedroht. Diese Drohung hat David Schuster viele Jahre noch verfolgt.
Neben der Familiengeschichte erfahren die Zuschauer auch noch etwas über die reiche jüdische Kultur in Unterfranken: Bis zu 200 jüdische Gemeinden gab es dort bis 1933, nirgends anders in Bayern waren es so viele. Nach 1945 war da nur noch eine: die in Würzburg.