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AKP-Mails bei WikileaksTotal verhackt

Ein Hacker erklärt, er habe die AKP-Mails besorgt, die Wikileaks veröffentlicht hat. Den türkischen Kurden macht er damit Probleme.

„Phineas Fogg“ will anonym bleiben wie dieser Demonstrant Foto: dpa

Berlin taz | Trommelwirbel, täterätätä: Ein renommierter Hacker hat am Donnerstag die Verantwortung für den Leak hunderttausender AKP-Mails übernommen, welche die Investigativplattform Wikileaks am späten Dienstagabend veröffentlicht hatte. Die Mails stammen von Servern der türkischen Regierungspartei AKP, die unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan derzeit die türkische Republik unter ihre Kontrolle bringt.

Besonders folgenreich: Der Hacker bekannte sich via Twitter nicht nur dazu, die Mails von den Parteiservern geklaut zu haben, sondern später auch zu dem kurdischen Projekt Rojava. Bei der Person soll es sich um „Phineas Fisher“ handeln.

Zwar hat „Phineas Fisher“, der auch unter dem Pseudonym „Hack Back“ operiert und hier auf Twitter zu finden ist, keine Beweise vorgelegt, jedoch einen Link veröffentlicht, der zu mehr als 100 GB gestohlener Daten führte. Gegenüber dem szenekundigen Journalisten Lorenzo Franceschi-Bicchierai äußerte sich der Hacker exklusiv an dieser Stelle. Dabei soll er auch Details über den Veröffentlichungsablauf und die Zusammenarbeit mit Wikileaks preisgegeben haben.

Demnach sei er selbst noch auf AKP-Servern unterwegs gewesen, als die Leakingplattform Wikileaks bereits die Veröffentlichung der Dokumente ankündigte. Übersetzt: Die schnelle Veröffentlichung der Mails hat womöglich verhindert, dass er noch weiter zugreifen konnte.

„Die Leute von WikiLeaks wussten zu dem Zeitpunkt, als sie die Veröffentlichung ankündigten, nicht, dass ich noch im Netzwerk der AKP war, um weitere Daten herunterzuladen“, soll der Hacker in einer Nachricht an den Journalisten geschrieben haben. „Doch sie wussten, dass die Quelle, von der sie die Dateien erhalten hatten, sie bat, noch etwas zu warten.“

Größtenteils irrelevante Mails

Knapp 300.000 Mails, die von AKP-Servern entwendet worden waren, stehen seit Dienstagnacht im Netz. Bislang war die öffentliche Reaktion darauf allerdings überschaubar. Rechercheure, die sich mit dem Material beschäftigten, fanden bislang überwiegend irrelevante Mails, die an verschiedene Personen innerhalb der Partei gerichtet waren.

Schon in der Vergangenheit waren „Phineas Fisher“ spektakuläre Hacks zugeschrieben worden. Dass er sich zu dem Angriff bekennt, passt ins Bild einer Szene, bei der es auch immer wieder um Status und Anerkennung geht.

Bereits im vergangenen Mai behauptete Phineas Fischer, einer Bank Bitcoins im Wert von 10.000 Euro entwendet und diesen Betrag an die Organisation „Rojava Plan“ gespendet zu haben, weil diese sich für „Geschlechtergleichheit, direkte Demokratie sowie eine freie und ökologische Gesellschaft“ in der Region einsetzt. Zusätzlich versprach er der Organisation eine weitere Spende in der Höhe von einer Million. Den Twitter-Account des Hackers schmückt ein Bild einer kurdischen Kämpferin vor der Flagge des regionalen Autonomieprojekts Rojava.

Kurdinnen und Kurden unter massivem Druck

Der Hintergrund: Die in Nordsyrien gelegene und kurdisch geprägte Region Rojava konnte nach dem Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges im Jahr 2011 weitgehende Autonomie erlangen und ist eines der Hoffnungsprojekte der kurdischen Bewegung. Angeführt wird das Projekt von der PYD, einer Schwesterpartei der in der Türkei als terroristische Organisation verfolgten kurdischen Arbeiterpartei PKK. Kurdinnen und Kurden im Südosten der Türkei stehen unter der Regierung Erdoğan unter massivem Druck und leiden unter anhaltenden Menschenrechtsverletzungen. Große Gebiete der kurdischen Regionen werden vom türkischen Militär unter bürgerkriegsähnlichen Zuständen gehalten.

Sollte das Bekenntnis also authentisch sein, ist es auch von einer gehörigen Portion politischer Naivität geprägt. Denn mit seinem klaren Bezug zum kurdischen Projekt „Rojava“ bringt der sogenannte Hacker vor allem diejenigen unter Druck, die er angeblich unterstützt: Die Kurdinnen und Kurden im Südosten der Türkei. Nichts dürfte der türkischen Regierung, die am Donnerstag sogar ankündigte, die Europäische Menschenrechtskonvention außer Kraft setzen zu wollen, besser in die Hände spielen als eine weitere Rechtfertigung dafür, noch massiver gegen Kurdinnen und Kurden vorzugehen.

Wikileaks selbst hatte bei der Veröffentlichung mitgeteilt, dass die Quelle der geleakten Daten keiner politische Partei in der Türkei nahestehe. Der türkische Präsident Erdoğan hatte, wie eigentlich bei allem derzeit, die Verantwortung für die AKP-Leaks seinem Erzfeind Fethullah Gülen zugeschrieben, der aus den USA eine Bewegung von Muslimen dirigieren soll.

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6 Kommentare

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  • Ganz im gegenteil. Ein großteil der bekannt gewordenen E-mails entlarven die Politik Erdogan. Ei Teil zeigt, wie tief Erdogan in Geldwäsche Aktionen versunken ist. Noch brisante sind die Dokumente, die Erdogansregime als enge Verbündete der Terrororganisationen, IS und Al-Nussrafront, ein Ableger der Al-Qaida belegen.

  • Das, was bisher bekannt wurde, bringt ehe Erdogansregime in Schwierigkeiten. Ein Teil der e-mails zeigt, wie Korrupt das Regime ist und vorallem, wie Erdogan Unternehmen ins Leben ruft, die geldwäche zu Gunsten von ihm und seine Familie betreiben. Noch brisante sind die Dokumente, die seine Beziehung zu IS-Terrororganisation und Al-Nussra Front, der Ableger von Al-qaida aufdeckt, wie das Regime, die islamistisch-Terroristischen Organisationen als Druckmittel gegen die Staaten des NahenßOstens einsetzt.

  • "Kurdinnen und Kurden unter massivem Druck" - verstehe ich das nun richtig? Unter Druck sind Kurden sowieso und eine speziellen Druck wegen des Leaks ist nicht bekannt? Die Einzig beschriebene Reaktion ist, dass "Erdoğan" den Leak bisher "Gülen" zuschrieb

  • Die Kurden brauchen ein eigenes Land - die EU sollte sich dafür jetzt einsetzen.

  • Auch nicht cleverer als z.B. Nazis, die mit ihren Videos protzen und sich damit selbst verraten...

     

    Narzissmus ist weit verbreitet...

  • Wer solche eitlen Freunde hat, braucht sich nicht wundern, wenn er seinen Feinden unterliegt.