80 Jahre Günter Netzer: Bescheidenheit und Karriere
Die „Klasse von Pelé“ hätte Günter Netzer beinah besessen, sagt er von sich. Es gilt, einen Leisetreter zu würdigen.
Er kann’s noch, der Günter Netzer. Mit lässiger Arroganz lässt er anlässlich seines 80. Geburtstags nicht nur alle wissen, dass er der Beste ist, sondern zugleich kann er dies noch als Akt der Bescheidenheit verkaufen. „Ich hätte sicher die Klasse von Pelé erreicht“, vertraute der Europameister von 1972 dem Kicker an, aber: „Ich war nicht so besessen vom absoluten Erfolg.“
Wer weiß, wo der Mann heute sonst stünde! Vielleicht wäre der Mittelfeldregisseur nicht nur zehn Jahre lang in Mönchengladbach versauert, sondern hätte sogar bei, sagen wir: Real Madrid gespielt.
Und danach hätte er doch irgendwas mit Medien machen können, etwa mit Fernsehrechten handeln. Bei etwas Ehrgeiz hätte er in einer Sportrechteagentur Karriere gemacht.
Auch Profivereine hätten von einem wie Netzer profitiert. Es hätte ja gar nicht Gladbach sein müssen, wo er schon als Profi das Fohlenecho verlegte. Auch einem Traditionsklub wie, sagen wir: dem Hamburger SV hätte von ihm profitiert. Insider vermuten, dass drei Deutsche-Meister-Titel oder gar ein Europapokal der Landesmeister möglich gewesen wären.
Wenigstens als TV-Plauderer hätte Netzer reüssieren können. Wenn ihm ein erfahrener Moderator, sagen wir: Gerhard Delling zur Seite gestellt worden wäre, hätte das vielleicht klappen könen.
Nur wenige wissen, dass dieser bescheidene Kerl Eingang in die Kommentare der Fußballregeln gefunden hat. „Abseits ist“, definierte Netzers früherer Trainer Hennes Weisweiler, „wenn das blonde Arschloch wieder zu spät abgespielt hat.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“