49-Euro-Ticket in Berlin: Noch fahren Azubis teuer
Analog zum vergünstigten Semesterticket fordern die Grünen ein 29-Euro-Ticket auch für Auszubildende. Das Geld dafür wäre wohl da.
Bisher gibt es in Berlin und Brandenburg – neben vergünstigten Monatskarten für einzelne Städte – das VBB-Abo Azubi. Mit entsprechender Berechtigung bekommen Auszubildende darüber im Jahresabo ein Ticket für 34,50 Euro pro Monat. Das Ticket gilt im gesamten VBB-Bereich – also in Berlin und Brandenburg. Student*innen bekommen ab dem Sommersemester das deutschlandweit im Nahverkehr gültige 49-Euro-Ticket zum Preis von rund 29 Euro.
Analog zum Studierendenticket werde es auch in Berlin Zeit für ein vergünstigtes 49-Euro-Ticket für Azubis, sagt Oda Hassepass, verkehrspolitische Sprecherin der Grünenfraktion im Abgeordnetenhaus. „Es gibt keinen Grund, Azubis schlechter zu behandeln als Studierende“, sagt sie. „Gleiche Ticketpreise für alle Menschen in Ausbildung ist eine Frage der Gerechtigkeit“, es würde auch dazu beitragen, dass Ausbildungen attraktiver werden.
Hassepass hat dazu an den Senat eine kleine Anfrage gestellt, die Antworten liegen der taz vor. Demnach gibt es in Berlin aktuell knapp 53.000 Azubis. Im vergangenen Jahr haben Berlin und Brandenburg den Angaben zufolge rund 35.000 VBB-Abos Azubi subventioniert.
Deutschlandweites Ticket wäre wohl nicht teurer
Berlin bezuschusst demnach ein jedes solches von der BVG verkaufte Abo mit 215 Euro pro Jahr – das wären rund 7,5 Millionen für die derzeit bestehenden 35.000 Abos, und 11,4 Millionen, für den Fall, dass alle rund 53.000 Berliner Azubis das VBB-Abo Azubi abschließen würden.
Im aktuellen Haushalt sind dafür bis zu 12,5 Millionen Euro eingestellt. „Bei gleichbleibenden Preisen des Deutschlandtickets könnte die Preisabsenkung für bis zu rund 53.100 Berechtigte finanziert werden“, heißt es in der Antwort auf die kleine Anfrage. Die Voraussetzung, das Ticket parallel zu dem vergünstigten Semesterticket einzuführen wäre neben der Finanzierung „ein entsprechender Beschluss“, heißt es seitens der Verkehrsverwaltung.
Hassepass meint: Das 49-Euro-Ticket zu bezuschussen sei „ein besseres und günstigeres Angebot“ für Azubis, der Senat sollte es daher auch einführen. Ähnliche Angebote gibt es bereits in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und in Bayern.
Berlin für bundeseinheitliche Lösung
Die Verkehrsverwaltung wiederum pocht auf die Unterschiede: Das Semesterticket sei solidarisch finanziert für alle Student*innen verpflichtend. Ein frei verkäufliches, freiwilliges Azubi-Ticket würde Auszubildende gegenüber Studierenden „deutlich besser stellen“. Die Mittel im Doppelhaushalt seien im Übrigen an das VBB-Abo Azubi gebunden.
Oda Hassepaß hätte aus den Zahlen die falschen Schlüsse gezogen, antwortet ein Sprecher der Verkehrsverwaltung außerdem auf Nachfrage der taz. Ergänzend zu den Antworten auf die kleine Anfrage teilt der Sprecher mit, dass der Kreis der Berechtigten für das VBB-Abo Azubi deutlich höher sei: Darunter fallen Beamtenanwärter*innen, Teilnehmer*innen am freiwilligen sozialen oder ökologischen Jahr oder am Bundesfreiwilligendienst sowie Fachschüler*innen für Gesundheit oder Sozialpädagogik – und damit rund 25.600 weitere Berechtigte.
„In der Summe kann also davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Berechtigten bei schätzungsweise rund 76.500 liegen dürfte“, so der Sprecher. Außerdem sei fast sicher mit einer Preiserhöhung beim 49-Euro-Ticket zu rechnen. „Bei einer Preissteigerung um 10 Euro pro Monat wären es noch circa 46.700 Abonnenten“ die einen Zuschuss bekommen könnten. „Damit stünden den rund 76.500 Berechtigten nur Mittel zur Bezuschussung von – im worst case – 46.700 Abonnenten gegenüber“, so die Verwaltung.
Daher gebe es „im Senat aktuell keine Überlegungen, Auszubildenden ein vergünstigtes Deutschlandticket, wie von Frau Hassepaß vorgeschlagen, zum Preis von 29 Euro anzubieten“. Berlin setzte sich daher – gemeinsam mit anderen Bundesländern – für eine bundesweit einheitliche Lösung für Auszubildende im Rahmen einer Weiterentwicklung der Deutschlandticket-Tarifangebote ein.
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