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1,5 Milliarden US-DollarUrteil wegen Glyphosat

Nach der Verurteilung zur Zahlung von 1,5 Milliarden US-Dollar will Bayer in Berufung gehen. Das Urteil ist nicht der erste juristische Rückschlag.

Protest von Extinction Rebellion vor dem Eingang des Chemiekonzerns Bayer im vergangenen Jahr Foto: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

Leverkusen afp | Der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Bayer will ein weiteres Urteil eines US-Gerichts zur Zahlung von Schadenersatz wegen Gesundheitsschäden durch den Unkrautvernichter Glyphosat anfechten. Die US-Gerichte hätten „den Klägern unzulässigerweise erlaubt, die regulatorischen und wissenschaftlichen Fakten falsch darzustellen“, sagte ein Konzernsprecher am Sonntag der Nachrichtenagentur afp.

Ein Gericht in Jefferson City im US-Bundesstaat Missouri hatte die Bayer-Tochter Monsanto am Freitag zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar an drei Kläger verurteilt, wie der Finanzdienst Bloomberg berichtete. Die Kläger führen ihre Krebserkrankung auf die jahrelange Verwendung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels zurück.

Die Kläger hätten „behaupten“ dürfen, „dass es beim Prozess der Wiederzulassung in der EU und der Bewertung durch die amerikanische Umweltbehörde EPA Sicherheitsbedenken gegeben hätte“, kritisierte der Konzernsprecher. Er verwies darauf, dass die EU-Kommission erst vergangene Woche eine weitere Zulassung des Mittels für weitere zehn Jahre beschlossen hatte. „Und die EPA bestätigt weiterhin, dass Glyphosat nicht krebserregend ist“, fügte er hinzu.

Um den Einsatz von Glyphosat wird weltweit seit Jahren gerungen. Das Mittel ist für die Landwirtschaft bedeutsam, kann jedoch die Umwelt beeinträchtigen und steht im Verdacht, krebserregend zu wirken. In den USA landeten mutmaßlich durch Glyphosat verursachte Krebserkrankungen in Tausenden Fällen vor Gericht. Bayer wurde teils freigesprochen und teils rechtskräftig zur Zahlung von Schadenersatz verurteilt oder zahlte im Rahmen von Vergleichen.

Das Urteil vom Freitag ist der vierte juristische Rückschlag für Bayer innerhalb eines Monats. Zuvor war eine ganze Reihe von Urteilen zugunsten des Konzerns ausgefallen. Bayer hatte den Glyphosat-Hersteller Monsanto 2018 für 63 Milliarden US-Dollar übernommen und ist seitdem in zahlreiche Gerichtsprozesse verstrickt. Rund 113.000 der 160.000 von mutmaßlichen Opfern angestrengten Verfahren wurden bislang abgeschlossen. Der Konzern hat dafür Rückstellungen in Höhe von 16 Milliarden US-Dollar gebildet.

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8 Kommentare

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  • Da erweist sich der Kauf von Monsanto für Bayer ja geradezu als Kuckuksei.

    Ein Schelm, der böses dabei denkt, dass erst jetzt, nach dem Verkauf, diese schon sehr lange anhängigen Urteile gefällt werden :-)

  • Ein gutes Beispiel wie furchtbar schlecht das US Justizsystem mit seinen Geschworenen-Gerichten ist. Statt Fakten beherrschen Gefühle die Entscheidung. Es gibt keinen Beleg und auch keinen Hinweis auf eine Gesundheitliche Gefahr für Menschen durch Glyphosat. Da sind sich weltweit alle Behörden einig. Aber trotzdem wird Bayer zu Milliardenzahlungen verurteilt. Schlimm was in den USA möglich ist.

    • @Wombat:

      "Da sind sich weltweit alle Behörden einig." - Dieser Satz ist so und in seiner Absolutheit nicht richtig @Wombat. Darüber hinaus sind die fatalen - gewollten - Wirkungen dieses "Totalherbizides" auf die Umwelt desaströs.

      • @Jörg Levin:

        Das ist in seiner Absolutheit richtig. Keine einzige Zulassungsbehörde weltweit sieht gesundheitliche Gefahren für Menschen bei normaler Exposition.



        Die Folgen für die Umwelt würde ich nicht als desaströs bezeichnen, Pflügen ist schädlicher. Aber das war auch nicht Bestandteil der Klage.

    • @Wombat:

      Ganz abgesehen davon, dass es keineswegs klar ist, wo das Glyphosat herkam, das die Kläger benutzten. Monsanto hatte kurz vor der Übernahme noch einen Weltmarktanteil an diesem Stoff von ca. 3%, weil die Patente schon vor vielen Jahren ausgelaufen waren und praktisch alles weltweit produzierte Glyphosat mittlerweile aus China kommt - auch in den USA.

  • Ein Bezirksgericht mit 12 Geschworenen. Das wäre so wenn ein Amtsgericht in Deutschland mit 12 Schöffen eine Firma zu 1,4 Miliarden € Schadenserdsatz verurteilt.

    In einer Sammelklage wurde Zb. der Tabak Konzern Reynolds von einem Bezirksgericht zu 120 Milliarden Dollar Schadensersatz verurteilt. Das Urteil wurde nie rechtkräftig. Das ist deswegen schon nicht möglich weil nach US Recht eine Firma durch Schadensersatz/Schmerzensgeld Urteile nicht in die Insolvenz getrieben werden darf.Das kümmert abe Geschwore nicht, und Urteile werden wie im Fall Reynolds wieder aufgehoben.Und wo darf man Zb. Reynolds verklagen, überall wo Produkte also Zigaretten des Konzerns verkauft werden. Bayer in jedem ort in dem Glyphosat verkauft wird.

    Auch das Urteil eines Geschworenengerichts gegen McDonalds, 2,7 Millionen Dollar weil sich eine Frau mit Kaffee verbrüht hat wurde nie rechtskräftig.

  • Ich hoffe es war die eingekauften Technologie und Märkte von Monsanto wert für Bayer, denn das die USA die schon lange vorher im Land existierenden Klagen und Konflikte um Glyphosat nutzen würden um einen ausländischen Großkonzern zu schwächen war absolut erwartbar.

    • @FancyBeard:

      Bayer ist doch keine Unschuld vom Lande! Seit der Übernahme sind tendenziell weniger hohe Schadensersatzzahlungen geleistet worden und Bayer hat laut Rundschau schon ein Nachfolgepräparat in der Pipeline. Es wird den Beikräutern, den Insekten, den Vögeln und den Erntehelferin weiter schlecht ergehen.