+++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Lyssytschansk soll umzingelt sein
Prorussische Separatisten melden, die Stadt Lyssytschansk vollständig umzingelt zu haben. Lukaschenko wirft Kiew Raketenangriffe auf Belarus vor.
Agentur Belta: Lukaschenko wirft Kiew Raketenangriffe auf Belarus vor
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat der Ukraine Raketenangriffe auf sein Land vorgeworfen. „Vor rund drei Tagen, vielleicht mehr, wurde von der Ukraine aus versucht, militärische Ziele in Belarus anzugreifen“, sagte Lukaschenko am Samstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta. „Gott sei Dank haben unsere Luftabwehrsysteme alle Raketen abgefangen, die von den ukrainischen Truppen abgefeuert wurden“, sagte er demnach. (afp)
Separatisten wollen Stadt Lyssytschansk vollständig umzingelt haben
Nach wochenlangen Gefechten haben prorussische Separatisten nach eigenen Angaben die Stadt Lyssytschansk im ostukrainischen Gebiet Luhansk vollständig umzingelt. Am Samstag seien mithilfe der russischen Armee „die letzten strategisch wichtigen Höhen“ besetzt worden, sagte der Separatistenvertreter Andrej Marotschko der russischen Agentur Interfax. Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, erklärte, Russlands Truppen seien schon ins Stadtzentrum von Lyssytschansk vorgedrungen. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben nicht.
Die ukrainische Seite sprach am Wochenende zwar auch von heftigen Gefechten, bezeichnete die Stadt aber weiter als umkämpft. Der Gouverneur des Gebiets, Serhij Hajdaj, teilte mit, die Russen versuchten, Lyssytschansk von verschiedenen Seiten aus zu stürmen.
Lyssytschansk ist der letzte große Ort im Gebiet Luhansk, den die ukrainischen Truppen zuletzt noch gehalten haben. Die Eroberung des Gebiets ist eines der erklärten Ziele Moskaus in dem bereits seit mehr als vier Monaten andauernden Krieg. In der vergangenen Woche hatte das ukrainische Militär die nur durch einen Fluss von Lyssytschansk getrennte Großstadt Sjewjerodonezk aufgeben müssen. (dpa)
Kiew: Zahlreiche Angriffe auf Orte in der Ostukraine
Im Osten der Ukraine setzt Russland nach Angaben aus Kiew seine Angriffe auf breiter Front fort. Im Raum Charkiw versuche die russische Armee, mit Unterstützung der Artillerie verlorene Positionen zurückzuerobern, teilte der ukrainische Generalstab am Samstag mit. Zahlreiche Orte würden beschossen, um die ukrainische Armee dort zu binden. In der Region Donezk sei eine russische Attacke abgewehrt worden, hieß es. Aus dem Raum Awdijiwka wurden russische Luftangriffe gemeldet. Im Schwarzen Meer wiederum blockiere Russland weiterhin die Seeverbindungen der Ukraine. (dpa)
Ukraine: Russischer Phosphorbomben-Angriff auf Schlangeninsel
Das ukrainische Militär hat Russland einen Phosphorbomben-Angriff auf die Schlangeninsel im Schwarzen Meer vorgeworfen. Den Angaben vom Freitagabend zufolge griffen zwei russische Kampfflugzeuge des Typs Su-30 aus östlicher Richtung vom Militärflugplatz Belbek auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim aus an. Das russische Militär kommentierte dies zunächst nicht. Schwarz-Weiß-Videoaufnahmen zeigten zwei Explosionen, die die Insel trafen.
Russland hatte seine Streitkräfte zuvor von der Schlangeninsel abgezogen und die Entscheidung am Donnerstag als Geste des guten Willens bezeichnet. Das ukrainische Militär gab dagegen an, es habe die russischen Soldaten mit Artillerie- und Raketenangriffen zur Flucht gezwungen.
Oleh Schdanow, ein unabhängiger ukrainischer Militäranalyst, sagte, der russische Abzug von der Schlangeninsel sei von großer psychologischer Bedeutung für die Ukraine. Die Schlangeninsel sei wichtig für die Kontrolle des Schwarzen Meeres und könne helfen, auf eine russische Attacke zu reagieren, sollte sich der Kreml für eine amphibische Landeoperation in Odessa oder andernorts in der Region entscheiden, sagte er. (ap)
Bürgermeister: Russland benutzt bei Angriffen Streumunition
Russland soll bei Raketenangriffen auf die Stadt Slowjansk im Osten der Ukraine mit mindestens vier Toten nach ukrainischen Angaben verbotene Streumunition eingesetzt haben. Dabei seien in der Nacht zum Samstag zivile Bereiche getroffen worden, in denen es keine Militäranlagen gebe, berichtete Bürgermeister Wadym Ljach am Samstag im Online-Messengerdienst Telegram. Vier Menschen seien getötet, sieben Menschen verletzt worden.
Als Streumunition werden Raketen und Bomben bezeichnet, die in der Luft über dem Ziel bersten und viele kleine Sprengkörper freisetzen. Ihr Einsatz ist völkerrechtlich geächtet. Aus dem Raum Charkiw und Mykolajiw wurden am Samstagmorgen zudem Explosionen gemeldet. Details waren zunächst unklar. Die Angaben aus Kampfgebieten lassen sich von unabhängiger Seite kaum überprüfen. (dpa)
Bundesnetzagentur fürchtet Totalausfall von Gaslieferungen
Die Bundesnetzagentur ängstigt sich vor einem Ausbleiben der russischen Gaslieferungen. Während der zehntägigen Wartung, die der russische Staatskonzern Gazprom jährlich an der Pipeline Nord Stream 1 tätigt, fließt kein Gas nach Deutschland. „Genau das beunruhigt uns in der Bundesnetzagentur und löst bei Tausenden Industriebetrieben erhebliche Nervosität aus. Wir fragen uns, ob aus dieser technischen Wartung eine länger andauernde politische Wartung wird“, sagt Netzagentur-Chef Klaus Müller der Funke Mediengruppe laut einem Vorabbericht. Er appelliert an alle Haus- und Wohnungsbesitzer: „Lassen Sie Ihre Gasbrennwertkessel und Ihre Heizkörper überprüfen und effizient einstellen. Eine Wartung kann den Gasverbrauch um zehn bis 15 Prozent senken. Das muss jetzt passieren und nicht erst im Herbst.“ (rtr)
Hamburg will bei Gasmangel Warmwasser rationieren
Der Hamburger Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hat für den Fall eines Gas-Notstandes in der Hansestadt eine Begrenzung der Warmwasser-Mengen für private Haushalte angekündigt. „In einer akuten Gas-Mangellage könnte warmes Wasser in einem Notfall nur zu bestimmten Tageszeiten zur Verfügung gestellt werden“, sagte Kerstan der Welt am Sonntag. Auch eine „generelle Absenkung der maximalen Raumtemperatur im Fernwärmenetz“ käme in Betracht.
Es werde „in Hamburg schon aus technischen Gründen nicht überall möglich sein, im Fall einer Gas-Mangellage zwischen gewerblichen und privaten Kunden zu unterscheiden“, sagte Kerstan weiter. „Wenn es uns jedoch nicht gelingt, ausreichend Gas bei den großen Betrieben einzusparen, könnten Lieferbeschränkungen auf uns zukommen, die dann möglicherweise einzelne Stadtteile betreffen.“ (afp)
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