piwik no script img

+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Nächtlicher russischer Großangriff auf die Ukraine

Russland hat in der Nacht zu Freitag wieder massiv zivile Ziele angegriffen, mindestens vier Menschen starben. Parallel griff Kyjiw Militärobjekte in Russland an.

Ein Kyjiwer trägt seinen Hund nach einem nächtlichen russischen Luftangriff auf ein Wohnhaus in Kyjiw, 6. Juni 2025 Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Massive russische Angriffe auf Kyjiw

Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Freitag 406 russische Drohnen und Raketen abgefangen und zerstört. Die Hauptstadt Kyjiw und andere Gebiete im Land seien mit insgesamt 452 Drohnen und Raketen angegriffen worden, teilt die Luftwaffe mit.

Kyjiws Bürgermeister, Witali Klitschko, schreibt auf Telegram, es seien vier Menschen bei dem nächtlichen Drohnenangriff auf die ukrainische Hauptstadt getötet worden. Mindestens zwanzig Menschen wurden verletzt. Reuters-Journalisten vor Ort berichten, es habe zahlreiche große Explosionen in der Stadt gegeben. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurde ein Zug zwischen zwei Bahnhöfen getroffen. Es gebe Brände in mehreren Wohnhäusern.

Angesichts dieses massiven Angriffs fordert der Präsident den Westen auf dem Kurznachrichtendienst X abermals auf, den Druck auf Russland zu erhöhen. „Wenn jemand keinen Druck ausübt und dem Krieg mehr Zeit gibt, Leben zu nehmen, dann ist das Mittäterschaft und Verantwortung“, schrieb er. „Wir müssen entschlossen handeln.“

Krieg in der Ukraine

Mit dem Einmarsch im 24. Februar 2022 begann der groß angelegte russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Bereits im März 2014 erfolgte die Annexion der Krim, kurz darauf entbrannte der Konflikt in den ostukrainischen Gebieten.

➝ Mehr zum Thema Krieg in der Ukraine

Der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinez hat die jüngsten russischen Angriffe auf Kyjiw scharf verurteilt. „Russland verhält sich wie ein Terrorist, der systematisch die zivile Infrastruktur angreift“, schrieb Lubinez am Freitag auf Telegram. „Die Welt muss klar reagieren und konkrete Schritte unternehmen, einschließlich der Verurteilung der Aktionen des Aggressors.“ (rtr/AP)

Ukrainische Drohnen treffen Flugplatz und Raffinerie in Russland

Parallel zu den verheerenden russischen Luftangriffen auf die Ukraine hat auch Kyjiw das Nachbarland mit schweren Drohnenattacken überzogen. Das russische Verteidigungsministerium meldete den Abschuss von 174 Drohnen über den Gebieten Brjansk, Rostow, Saratow, Woronesch, Kaluga, Kursk, Orjol, Rjasan, Tula, Belgorod, Tambow und der seit 2014 annektierten Halbinsel Krim. „Zudem sind über dem Schwarzen Meer drei Lenkwaffen vom Typ Neptun-MD von der Flugabwehr zerstört worden.“ Den Erfolgsmeldungen der russischen Militärs zum Trotz gab es aber auch mehrere Einschläge.

In der Großstadt Engels im Gebiet Saratow sei ein Hochhaus getroffen worden. Verletzte habe es nicht gegeben, das Gebäude sei kurzzeitig evakuiert worden, die Bewohner aber inzwischen zurückgekehrt, teilte der Gouverneur von Saratow, Roman Bussargin, mit. „Durch eine Drohnenattacke ist es zu einem Brand in einem der Industriebetriebe von Engels gekommen“, schrieb er zudem. Medienberichten zufolge soll es sich dabei um eine Raffinerie handeln. In Engels befindet sich ein großer Luftwaffenstützpunkt der russischen Streitkräfte. Die Raffinerie liegt in unmittelbarer Umgebung der Basis, von der auch immer wieder Flugzeuge zum Beschuss der Ukraine aufsteigen.

Auch in der Region Brjansk gab es einen Einschlag in der Nähe eines Militärflugplatzes. Auf Videos von Anwohnern ist ein großer Feuerball zu sehen. Zudem sind mehrere Explosionen zu hören. Laut dem unabhängigen Militärblogger Jan Matwejew deutet dies darauf hin, dass ein Munitionslager getroffen wurde.

In der Region Tambow wurde dem amtierenden Gouverneur Jewgeni Perwyschow zufolge ein Betrieb getroffen. Drei Menschen seien bei dem Einschlag verletzt worden. Nähere Angaben zu dem Betrieb gab es nicht.

In der grenznahen Region Belgorod gab es derweil einen weiteren Anschlag auf die Eisenbahn: Nach einer Explosion ist eine Reservelok entgleist. Verletzte habe es nicht gegeben, teilten die Behörden mit. Die Strecke sei aber zunächst gesperrt worden.

Schon in den vergangenen Tagen hatte es mehrere Anschläge auf Eisenbahn-Infrastruktur gegeben. In einem Fall entgleiste dadurch auch ein Personenzug. Es gab mehrere Tote und Verletzte. (dpa)

„The Times“: Merz hofft auf Unterstützung Trumps für die Ukraine

Zum Antrittsbesuch von Bundeskanzler Friedrich Merz im Weißen Haus heißt es am Freitag in der britischen Zeitung „The Times“:„Ausländische Staats- und Regierungschefs sind stets um bemerkenswerte Geschenke bemüht, wenn sie mit Präsident Trump zusammentreffen: einen personalisierten Golfschläger, eine Weihnachtskrippe aus Perlmutt, ein vergoldetes Modell eines Kampfjets oder auch ein Präsidentenflugzeug im Wert von rund 400 Millionen Dollar. Als der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz am Donnerstag das Oval Office betrat, hatte er den seltenen Vorteil, nahezu genau das mitzubringen, was Trump gefordert hatte.

(…)Innerhalb weniger Wochen hat der Bundeskanzler zunächst eine Reform durch den Bundestag gebracht, die eine theoretisch unbegrenzte öffentliche Kreditaufnahme für Militärausgaben möglich macht, und sich dann zu dem Ziel bekannt, 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Streitkräfte und weitere 1,5 Prozent in andere sicherheitsrelevante Bereiche wie Infrastruktur und Cyberabwehr zu stecken.

In Berlin hofft man, dass dies einen der schwerwiegendsten, immer wiederkehrenden Vorwürfe Trumps an Deutschland entkräftet und dem Ego des Präsidenten schmeichelt. Das wiederum sollte Merz eine gute Ausgangsposition bieten, um Trump für die Unterstützung der Ukraine, die Verhängung sekundärer US-Sanktionen gegen Länder, die russische Energie kaufen, und die Abschwächung seiner Forderungen in den Zollverhandlungen mit der EU zu gewinnen.“ (dpa)

Frankreichs Außenminister für neue EU-Sanktionen gegen Russland

Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot hat sich für neue EU-Sanktionen gegen Russland ausgesprochen. Er hoffe, dass die Europäische Kommission vor Ende Juni ein neues Sanktionspaket vorlegen werde, sagt Barrot dem Radiosender RTL.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Warum mordet das Moskauer Regime jetzt eigentlich?



    Haben sie nicht alle ukrainischen Drohnen abgeschossen, die in der Nähe der Flughäfen waren? Ein paar davon sind nur so unglücklich heruntergefallen, dass ein paar Flugzeuge in Brand geraten sind...

    • @Carsten S.:

      Ich bin immer wieder irritiert darüber, dass Menschen in Zusammenhang mit diesem schrecklichen Krieg Witze machen. Das ist doch meine Unterhaltung, sondern hier geht es wortwörtlich um Leben und Tod.

      • @Alexander Schulz:

        Ohne Sarkasmus ist die widerliche Propaganda der putinschen Junta nunmal einfach unerträglich !



        -Hoffentlich werden deren Mitglieder einmal vor dem Internationalen Strafgerichtshof für ihre Kriegsverbrechen zur Verantwortung gezogen !

      • @Alexander Schulz:

        "Ich bin immer wieder irritiert darüber, dass Menschen in Zusammenhang mit diesem schrecklichen Krieg Witze machen."



        Es ist ja nun wirklich hinlänglich bekannt, dass Humor und Sarkasmus (auch) dazu dienen, Schreckliches zu verarbeiten, was ansonsten zu furchtbar für den menschlichen Geist wäre.



        Witze über den Tod sind mitnichten ein Zeichen von Unsensibilität, sondern weisen eher auf das Gegenteil hin. Nicht immer, aber sehr häufig.



        Könnte man wissen.

        • @Encantado:

          Sie haben Recht. Es könnte so sein. Genauso kann es sein, dass die mangelnde Empathie gegenüber den Hungernden der Welt, die man hier ja leider in der Kommune öfter antrifft (a la"soll sich doch China drum kümmern") sarkastisch gemeint ist. Oder es besteht die Möglichkeit, dass einfach unterschiedliche Sichtweisen exestieren.