+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Dorf in Region Luhansk eingenommen
Die russische Offensive in der Ostukraine geht unvermittelt weiter. Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert erneut Systeme zur Luftverteidigung.
Russland meldet Einnahme von Dorf in Luhansk
Russland hat die Einnahme eines der letzten Dörfer unter ukrainischer Kontrolle in der von Moskau für annektiert erklärten Region Luhansk in der Ostukraine verkündet. Infolge von Kämpfen „haben die Einheiten der Truppengruppe Süd die Ortschaft Bilogorivka in der Volksrepublik Luhansk vollständig befreit und günstigere Positionen besetzt“, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Montag. Das vor dem Konflikt von etwa 800 Menschen bewohnte Bilogoriwka war ein Symbol des ukrainischen Widerstandes in der Region Luhansk.
Luhansk ist eine der vier ukrainischen Regionen, die Moskau im Jahr 2022 für annektiert erklärt hat. Seit langem ist es eine Priorität für den Kreml, die vollständige Kontrolle über diese Gebiete zu gewinnen. Die ukrainische Armee stand in den vergangenen zwei Wochen unter starkem Druck: Sie muss eine neue russische Offensive in der Region Charkiw abwehren, während sie zugleich an der Front mit Munitionsengpässen zu kämpfen hat. Moskau gibt an, in der vergangenen Woche eine Reihe von Fortschritten gemacht zu haben. (afp)
Ukraine schießt 29 russische Angriffsdrohnen ab
Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht alle 29 von den russischen Streitkräften eingesetzten Angriffsdrohnen abgeschossen. Dies teilt die ukrainische Luftwaffe mit. Sechzehn Drohnen wurden über der südlichen Region Mykolajiw abgefangen, wie die örtlichen Behörden auf dem Kurznachrichtendienst Telegram erklären. Drohnentrümmer hätten dort ein Privathaus beschädigt und einen Brand ausgelöst.
Drei Drohnen wurden demnach über der westlichen Region Lwiw zerstört. Auch die südliche Region Odessa und die Region Poltawa in der Landesmitte wurden mit Drohnen attackiert. Zudem wurden den Angaben zufolge die nordöstliche Frontregion Charkiw mit einer ballistischen Rakete vom Typ Iskander-M angegriffen. Ein Militärsprecher sagt im Fernsehen, die ukrainischen Streitkräfte hätten in der vergangenen Woche alle 90 iranischen Schahed-Drohnen abgeschossen, mit denen Russland angegriffen habe. (rtr)
Russischer Vormarsch festgefahren?
Die jüngste Offensive russischer Truppen im Nordosten der Ukraine hat sich nach Darstellung der ukrainischen Staatsführung festgefahren. „Tatsächlich erreicht der Besatzer nicht sein Ziel, unsere Kräfte zu überdehnen und damit die Ukraine auf breiter Front von Charkiw bis zur Region Donezk zu schwächen“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag in seiner abendlichen Videoansprache. Laut der ukrainischen Militärführung ist die russische Offensive in der Region Charkiw nach anfänglichen Gebietseroberungen inzwischen zum Stillstand gekommen.
Die Linien würden „souverän“ verteidigt, teilte der Generalstab in Kiew mit. Auch weiter südlich, bei Tschassiw Jar in der Region Donezk, seien massive Angriffe der russischen Truppen abgewehrt worden. Die russische Offensive hat die ukrainischen Truppen wohl nicht unvorbereitet erwischt. Ukrainische Soldaten berichteten dem britischen Sender Sky News, ihre Einheiten seien bereits mehrere Tage vor Beginn der russischen Angriffe in die Region verlegt worden. Der Kommandeur einer Artillerieeinheit sprach von einem „fast schon dreisten“ russischen Aufmarsch an der Grenze.
Ukrainische Artillerie habe die russischen Truppen lange vor dem ersten Ansturm beschossen, allerdings wegen Munitionsmangels nicht so intensiv wie erforderlich. Aktuell sei die Lage an der Front im Nordosten der Ukraine „stabil, aber brüchig“. Charkiw und andere ukrainische Orte bleiben derweil im Visier der Angreifer. „Der brutale russische Beschuss und die täglichen Raketen- und Gleitbombenangriffe gehen weiter“, sagte Selenskyj. Das ukrainische Militär hat bisher keine Mittel zur Abwehr der Gleitbomben gefunden, die von russischen Kampfflugzeugen aus weiter Entfernung auf ihre Ziele abgeworfen und ferngelenkt werden.
Selenskyj bitte um Patriots für Charkiw
Angesichts der immer neuen russischen Luft- und Artillerieangriffe auf Charkiw bat Selenskyj die Weltgemeinschaft um zwei Patriot-Flugabwehrsysteme zum Schutz der Bevölkerung der Großstadt. „Die Welt kann den russischen Terror stoppen, doch dazu muss der mangelnde politische Wille der führenden Politiker überwunden werden“, schrieb Selenskyj auf der Plattform Telegram. „Zwei Patriots für Charkiw würden die Lage grundlegend ändern.“
Erst vor einem Monat hatte die Nato angekündigt, die Flugabwehr der Ukraine zu stärken. Die Mitglieder des Bündnisses wollten die Ukraine entweder direkt mit Flugabwehr-Systemen unterstützen oder Beschaffungskosten übernehmen. Selenskyj hatte damals vorgerechnet, dass die Ukraine mindestens sieben Patriot-Systeme oder gleichwertige Waffen benötige, um das Land ausreichend vor russischen Angriffen zu schützen.
Nun wurden bei russischen Raketenangriffen in einem Erholungsgebiet nahe der Stadt Charkiw mindestens sechs Menschen getötet und weitere 27 verletzt. Bürgermeister Ihor Terechow sprach am Sonntag von „Terror gegen friedliche Bewohner, gegen unser Recht auf Leben, gegen alles Menschliche und Gerechte“. In der nahe gelegenen Stadt Wowtschansk wurde ein Anwohner bei einem russischen Angriff getötet, drei weitere wurden verletzt.
Verletzte bei Angriff auf russische Region Belgorod
Bei Angriffen mit ukrainischer Artillerie auf die südrussische Grenzregion Belgorod wurden am Sonntag nach offizieller Darstellung mindestens elf Menschen verletzt. Unter den Opfern seien drei Kinder und Jugendliche, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow nach Angaben der russischen Staatsagentur Tass mit. Durch den Beschuss aus Mehrfachraketenwerfern seien in den Ortschaften Schebekino und Rschewka mehrere Wohngebäude beschädigt worden.
Infolge des Angriffskriegs gegen die Ukraine wird auch Russlands Grenzregion immer wieder beschossen. Gerade Ortschaften in der Region Belgorod geraten immer wieder unter Beschuss aus der benachbarten Ukraine. Opfer und Schäden sind dabei allerdings nicht vergleichbar mit den weit verheerenderen Kriegsfolgen in der Ukraine. (dpa)
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