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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Rakete tötet zehn Menschen

Die Zahl der Toten nach einem russischen Raketenangriff in der Ukraine steigt. Unter den Todesopfern sind auch drei Kinder. Die Suche nach Verschütteten hält an.

Ein verletzter Mann nach dem russischen Raketenangriff in Kramatorsk am 27. Juni Foto: Oleksandr Ratushniak/reuters

Rakete trifft vollbesetztes Lokal in Kramatorsk

Nach einem russischen Raketenangriff auf ein Restaurant in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk im Gebiet Donezk ist die Zahl der Toten auf mindestens zehn gestiegen. Zuvor hatten die Behördenangaben von acht getöteten Menschen und dutzenden Verletzten gesprochen. Unter den Opfern, die aus den Trümmern des Lokals gezogen wurden, seien auch drei getötete Kinder, teilten die Behörden am Mittwochmorgen mit. Zwei der Kinder waren demnach 2008 geboren, eines im Jahr 2011. Die Zahl der Verletzten wurde mit 56 angegeben.

Der ukrainische Geheimdienst SBU bestätigte am Mittwochvormittag die Festnahme des Mitarbeiters eines lokalen Gasunternehmens. Er stehe im Verdacht, am Vortag das Restaurant als Ziel für die russische Armee ausgespäht zu haben.

Einsatzkräfte räumten laut Behörden weiter Trümmer beiseite, um nach möglichen Verschütteten zu suchen. Das getroffene Restaurant Ria Pizza war bei Journalisten und Militärangehörigen beliebt. Neben dem Restaurant wurden Wohnungen, Geschäfte, Autos und eine Post sowie mehrere weitere Gebäude beschädigt. (dpa/afp)

Russland dementiert Mitwissen seiner Generäle

Russland hat einen US-Medienbericht als Spekulation bezeichnet, wonach der stellvertretende Oberbefehlshaber der Invasionstruppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, im Voraus von dem Aufstand der Söldner-Gruppe Wagner gewusst haben soll. „Es wird nun eine Menge Spekulationen, Klatsch und Tratsch über diese Ereignisse geben“, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. „Ich denke, dies ist ein solches Beispiel“, fügt er hinzu.

Die „New York Times“ hatte sich bei ihrem Bericht auf US-Vertreter berufen, die ihre Annahmen auf Geheimdienstinformationen stützten. Sie schrieb weiter, dass die Regierung in Washington nun herauszufinden versuche, ob Surowikin Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bei der Planung der Rebellion unterstützt habe. Zudem solle es Anzeichen dafür geben, dass auch andere russische Generäle Prigoschin unterstützt haben könnten. (rtr)

Papst-Gesandter in Moskau

Ein Sondergesandter von Papst Franziskus ist in Moskau zu Gesprächen mit der russischen Führung für eine Beendigung des Ukraine-Kriegs eingetroffen. Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow bestätigt die Ankunft von Kardinal Matteo Zuppi. Russland schätze die Bemühungen des Vatikans, zur Lösung des Ukraine-Konflikts beizutragen, sagt Peskow. Der außenpolitische Berater von Präsident Wladimir Putin werde mit dem Gesandten sprechen. (rtr)

Selenskyj: Russland verdient „Niederlage und Tribunal“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den neuen Angriff auf die Stadt Kramatorsk in seiner abendlichen Videoansprache am Dienstag als weiteres Kriegsverbrechen. „Solcher Terror beweist uns und der ganzen Welt immer wieder, dass Russland für all seine Taten nur eines verdient: Niederlage und Tribunal.“ Zuvor hatte bereits der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko mitgeteilt, die russische Armee habe Kramatorsk am Dienstagabend zwei Mal beschossen und dabei unter anderem ein Lokal getroffen. (dpa)

Die angegriffene Pizzeria in Kramatorsk liegt in Trümmern Foto: Donetsk regional administration/ap/dpa

Selenskyj entlässt Chef von staatlichem Rüstungskonzern

Das Präsidentenbüro in Kiew veröffentlichte ein Dekret zur Entlassung des Chefs des Rüstungskonzerns Ukroboronprom, Jurij Hussjew. Er hatte den Posten seit Dezember 2020 inne. Nachfolger soll laut Berichten der 31 Jahre alte Chef des Panzerwerks im ostukrainischen Charkiw werden, Herman Smetanin. Eine offizielle Bestätigung lag dazu zunächst nicht vor.

In der Holding Ukroboronprom sind alle Rüstungsunternehmen der Ukraine konzentriert. Laut der Internetzeitung Ukrajinska Prawda hatte Selenskyj von Hussjew eine höhere Produktion der Kurzstreckenrakete Sapsan (Wanderfalke) erwartet. (dpa)

USA kündigen mehr Militärhilfe für Ukraine an

Die US-Regierung stellt der Ukraine weitere Militärhilfen zur Abwehr des russischen Angriffskrieges zur Verfügung. Das Verteidigungsministerium in Washington kündigte ein neues Paket mit militärischer Ausrüstung im Umfang von 500 Millionen US-Dollar (rund 456 Millionen Euro) an. Darin enthalten sind nach Pentagon-Angaben unter anderem Munition für Patriot-Luftabwehrsysteme, Bradley-Schützenpanzer, Flugabwehrsysteme vom Typ Stinger, Ausrüstung zur Minenräumung sowie Wärmebildsysteme und Nachtsichtgeräte. (dpa)

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Blatt: Russischer General wusste von Aufstandsplänen

Der stellvertretende Oberbefehlshaber der russischen Invasionstruppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, soll einem US-Zeitungsbericht zufolge im Voraus von dem Aufstand der Söldner-Gruppe Wagner gewusst haben. Die New York Times berichtete unter Berufung auf US-Regierungskreise weiter, dass die Regierung in Washington nun herauszufinden versuche, ob Surowikin Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bei der Planung der Rebellion unterstützt habe. Zudem gebe es laut US-Geheimdienstinformationen Anzeichen dafür, dass auch andere russische Generäle Prigoschin unterstützt haben könnten.

Luftwaffengeneral Surowikin war im Oktober zum Oberbefehlshaber der russischen Truppen im Ukraine-Krieg ernannt worden, ehe er nach Kritik wegen militärischer Rückschläge im Januar von Generalstabschef Waleri Gerassimow abgelöst und zu dessen Stellvertreter degradiert wurde. Unter Experten wurde auch gemutmaßt, dass Surowikin als Befehlshaber in der Ukraine zu viel Einfluss gewonnen haben könnte.

Prigoschin hatte sich über Monate einen öffentlichen Machtkampf mit Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Shoigu geliefert. Er hatte sie wegen militärischer Misserfolge scharf kritisiert und ihnen Inkompetenz vorgeworfen. Dagegen hatte er sich über Surowikin, der von russischen Medien wegen seiner ihm unterstellten Rücksichtslosigkeit in früheren Kriegen in Syrien und Tschetschenien „General Armageddon“ genannt wurde, lobend geäußert. (rtr)

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Nawalny: Niemand hat Putin gegen Prigoshin unterstützt

Der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny bescheinigte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Blick auf den Söldneraufstand vor wenigen Tagen mangelnden Rückhalt in der Bevölkerung. „In dem Moment, in dem Militärkolonnen nach Moskau fuhren, um es zu besetzen, stand niemand auf, um Putin zu verteidigen“, ließ Nawalny am Dienstag über sein Team in sozialen Netzwerken mitteilen. „Es gab um ihn herum keinerlei nationale Einheit.“ Der Kremlchef sei offenbar noch unpopulärer in der Bevölkerung als der aufständische Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, meinte Nawalny. (dpa)

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4 Kommentare

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  • Surowikin wurde offenbar abgesägt.

    Der Witz dabei ist, dass er Prigoschins V-Mann im Kreml war, ist nichts weiter als eine begründete Vermutung, basiert auf der Tatsache dass er sich nach seiner Entlassung mit dem Wagner-Chef angeukumpelt hat.

    Eine etwaige Gefahr für Putin durch Prigoschin-Sympathisanten beim regulären Militär geht (natürlich, es ist immer so) von den Oberstdienstgraden aus.

    Und denen gibt er mit der Unterstützung für Schoigus Wagnereingliederungserlass ordentlich Zucker: die aufmüpfigen Bewaffneten zu verteilen, damit sie sich nicht mehr organisieren können, ist intuitiv das naheliegenste Mittel.



    Das funktioniert aber nur bei Militärrevolten, die allein von Machtambition und Egotrips ihrer oberen Planungsebene getragen werden. Also beim klassischen afrikanischen Putsch.

    Hier hingegen liegen dem Theateraufstand REALE Missstände zugrunde. Und die, die das umfassend bezeugen können, möglichst weitflächig über die bislang halbwegs loyalen Truppen zu verteilen - what could possibly go wrong?

    Aber soll er mal.

  • Stellen wir uns kurz vor im Sudan hätte der Chef eines Nachbarlandes ein Ende des Machtkampfs ausgehandelt, bevor dort der jetzige Bürgerkrieg losging.



    Wie würde da die Berichterstattung aussehen? Schwacher Chef? Er hätte lieber kämpfen sollen?

    Und der Koch war für mehr Krieg. Putin solle doch den Kriegzustand ausrufen, mehr Rekrutieren, mehr Waffen mehr Muntion, mehr von allem.

    Der Krieg ist scheiße und sollte so schnell wir möglich beendet werden. Aber ich sehe nicht wie der Aufstand vom Koch das erreicht hätte.

    Immer mehr Geheimdienste wussten "lange" Bescheid. Die (westlich gelieferten) Reserven der Ukraine wurden nach deren Angaben noch gar nicht eingesetzt. Warum hat die Ukraine das Chaos nicht ausgenutzt und angegriffen? War es vielleicht doch eher eine Finte?

    • @Diana Klingelstein:

      Einfach mal Prigoschins Teetassenvideo vom 24. anschauen.

      "Diese Geschichten, die Ukraine wolle zusammen mit der NATO in Russland einfallen - das sind alles nur Lügen!"

      Allein dieser Satz reichte, um bei Putin alle Sicherungen durchknallen zu lassen: sein gesamtes Kriegsgrundnarrativ, vor einem Millionenpublikum begeisterter Fans einfach mal zu in der Luft zerrissen. Anderthalb Jahre Propagandaarbeit mit einem Satz zu Staub zerlegt.

      Ja, Prigoschin hat es da so dargestellt, als sei Putin unschuldig, und diese Kriegslügen seien von Schoigu erfunden worden - aber Putin selbst hat mit seiner Reaktion diese Version widerlegt.

      Oh, und überhaupt: Prigoschin hat ganz unverhohlen "Krieg" gesagt. Und "diese sogenannte Spezialoperation".



      Kleine Tröpfchen, aber das Fass zum Überlaufen brachten sie trotzdem.

      • @Ajuga:

        und jetzt? Kommt die Revolution?

        Es kommt gar nichts. Alles geht weiter wie bisher.