+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel mobilisiert zehntausende Reservisten
Um ihre Offensive in Gaza ausweiten zu können, verschickt die israelische Armee massenhaft Einberufungsbefehle. Die Huthi-Miliz setzt ihre Angriffe auf Israel fort.
Huthi-Rakete auf Israel gefeuert: Einschlag am Flughafen
Am dritten Tag in Folge hat die jemenitische Huthi-Miliz ihre Raketenangriffe auf Israel fortgesetzt. Es sei ein Einschlag in der Nähe des internationalen Flughafens Ben Gurion bei Tel Aviv identifiziert worden, teilte die israelische Armee mit. Zuvor seien „mehrere Versuche unternommen“ worden, die aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abzufangen. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie Menschen am Flughafen panisch reagierten. In zahlreichen Gebieten Israels heulten während des Angriffs Warnsirenen, darunter auch in Tel Aviv und Jerusalem.
Der Flugverkehr sei vorübergehend unterbrochen worden, berichteten israelische Medien. Die Polizei teilte mit, die Zufahrtsstraßen zum Airport seien bis auf Weiteres gesperrt. Nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom gab es mehrere Verletzte, darunter einen im Bereich des Flughafens. (dpa)
Israel beruft zehntausende Reservisten ein
Israel hat Berichten zufolge zehntausende Reservisten für eine geplante Ausweitung seiner Offensive im Gazastreifen mobilisiert. Die Armee habe damit begonnen, Einberufungsbefehle an Reservisten zu verschicken, berichteten mehrere israelische Medien am Samstag. Während in Tel Aviv erneut tausende Menschen bei Protesten die Rückkehr der Geiseln forderten, attackierte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu das Vermittlerland Katar mit scharfen Worten.
Israel hatte Mitte März nach einer knapp zweimonatigen Waffenruhe seine massiven Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen wieder aufgenommen. Die israelische Armee startete zudem eine neue Bodenoffensive. Israels Armeechef Ejal Samir drohte in der vergangenen Woche mit einer Ausweitung der Offensive, sollten die von der Hamas am 7. Oktober 2023 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppten Israelis nicht bald freigelassen werden.
Erklärtes Ziel der israelischen Regierung ist es, mit ihrer militärischen Offensive den Druck auf die Hamas für eine Freilassung der Geiseln zu erhöhen. Wie israelische Medien am Samstag berichteten, sollen die nun einberufenen Reservisten in Israel und im besetzten Westjordanland stationierte Soldaten ersetzen, damit diese zu Kampfeinsätzen in den Gazastreifen geschickt werden können.
Ein Armeesprecher hat die Berichte auf AFP-Anfrage weder bestätigt noch dementiert. Verwandte von AFP-Journalisten bestätigten aber, dass sie einen Befehl zur Mobilisierung erhalten hätten.
Die Zeitung Jerusalem Post berichtete, die geplante Mobilisierung von Reservisten sei massiv, aber immer noch deutlich kleiner als direkt nach dem Terrorangriff der Hamas und anderer Extremistengruppen in Israel am 7. Oktober 2023.
Laut der israelischen News-Webseite ynet sollen einige der Reservisten reguläre Truppen ablösen, die gegenwärtig an der Nordgrenze oder im Westjordanland im Einsatz sind, damit diese wiederum in den Gazastreifen geschickt werden können. Für einige Reservisten sei es bereits die siebte Einberufung seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als eineinhalb Jahren.
Die indirekten Verhandlungen unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars über eine neue Waffenruhe waren bislang ergebnislos geblieben. Ein israelischer Regierungsvertreter sagte ynet: „Solange die Hamas unsere Geiseln nicht freilässt, werden wir unsere militärische Operation deutlich intensivieren.“ Eine letzte Chance bleibe nur, wenn die Hamas in letzter Minute einem Abkommen zustimme. (dpa/afp)
Israel fordert von Katar eine eindeutige Position
Israel fordert von Katar eine klare Position. Katar müsse aufhören, „mit Doppelzüngigkeit beide Seiten gegeneinander auszuspielen und sich entscheiden, ob es auf der Seite der Zivilisation oder der Seite der Hamas steht“, heißt es aus dem Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu. Katar weist die Aussagen als „aufrührerisch“ zurück. Katar agiert als Vermittler und spielt eine wichtige Rolle in den Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. (rtr)
Hamas veröffentlicht Video von einer Geisel
Die Hamas hat ein Video von einer Geisel veröffentlicht. Das Video wurde bearbeitet und enthält keinen Datumsstempel. Doch der Mann bezieht sich auf den israelischen Unabhängigkeitstag, der diese Woche begangen wurde. Er selbst gibt sich als eine der 59 israelischen Geiseln zu erkennen, die noch von der Hamas festgehalten werden. Die Hamas hat im Verlauf des Krieges immer wieder Videos von Geiseln veröffentlicht, die von Israel als Propaganda bezeichnet wurden, um Druck auf das Land auszuüben.
Die Geisel, die die Nachrichtenagentur AFP wie die meisten israelischen Medien als Maxim Herkin identifizierte, spricht auf Hebräisch mit einem russischen Akzent. Der Mann bezeichnet sich als „Gefangener 24“ und deutet an, bei einem israelischen Bombardement verwundet worden zu sein.
Unklar ist, wann genau das Video aufgenommen wurde. Der israelische Gefangene verweist darauf, dass Israel in Kürze seinen Unabhängigkeitstag begehe, was darauf hindeutet, dass es kurz vor den Feierlichkeiten am 1. Mai aufgezeichnet wurde. Herkins Familie forderte die Medien in einer Erklärung auf, das Hamas-Video nicht zu verbreiten. Herkin stammt aus der Ukraine und war mit seiner Mutter nach Israel ausgewandert.
Er war am 7. Oktober von der Hamas beim Nova-Festival entführt worden. 58 Geiseln befinden sich weiterhin in der Gewalt der Islamisten, 34 von ihnen sind nach Angaben der israelischen Armee bereits tot. (afp/rtr)
Jemens Ministerpräsident tritt zurück
Im Bürgerkriegsland Jemen ist der Ministerpräsident der international anerkannten Regierung, Ahmed Auad bin Mubarak, zurückgetreten. Er habe im Amt viele „Schwierigkeiten und Herausforderungen“ gehabt, teilte er bei X mit. Unter anderem sei es ihm nicht gelungen, die Regierung umzubauen. Bin Mubaraks Rücktritt deutet auf Spannungen hin innerhalb der von den Vereinten Nationen anerkannten, aber schwachen Regierung in dem Land im Süden der Arabischen Halbinsel.
Im Jemen läuft seit zehn Jahren ein Bürgerkrieg, das Land ist faktisch gespalten. Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz kontrolliert große Gebiete im Norden samt der Hauptstadt Sanaa, die von Saudi-Arabien unterstützte Regierung den Süden. Die Macht liegt innerhalb dieser Regierung vor allem beim 2022 gegründeten Präsidialrat, der angeführt wird von Ex-Innenminister Raschad al-Alimi.
Mubaraks Rücktritt deutet auf den Unmut in der Bevölkerung hin, angesichts der schweren Wirtschaftskrise im laufenden Krieg. Die örtliche Währung hat seit Gründung des Präsidialrats im Jahr 2022 mehr als 100 Prozent ihres Werts verloren. Im Süden kam es teils zu 20 Stunden langen Stromausfällen. In der südlichen Hafenstadt Aden gab es Proteste. Wegen des Bürgerkriegs leidet der Jemen unter einer der schwersten humanitären Krisen weltweit.
Das US-Militär greift seit Monaten Ziele der Huthi-Miliz im Jemen an, mit dem erklärten Ziel, die internationale Schifffahrt im Roten Meer zu schützen. Die Huthi greifen dort immer wieder Handels- und Militärschiffe an und wollen diese Attacken erst bei einem Ende des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der ebenfalls vom Iran unterstützten Hamas beenden. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
USA und AfD
„Getarnte Tyrannei“
Gesichert rechtsextreme Partei
Rufe nach einem AfD-Verbot werden lauter
Blockade in Gaza
Bittere Hungersnot mit Ansage
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer
Und das soll bürgerlich sein?
Dobrindt als Bundesinnenminister
Anheizer. Analytiker. Alexander
Wunschkabinett der Union
Das bisschen Lobbyismus