+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Weitere 800 aus Gaza ausgereist
Erneut konnten Ausländer und Palästinenser mit Zweitpass den Gazastreifen verlassen. Frankreichs Präsident Macron ruft zum Engagement gegen Antisemitismus auf.
Ausländer und Palästinenser mit Zweitpass ausgereist
Aus dem Gazastreifen sind erneut Hunderte Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass ausgereist. Mehr als 800 von ihnen hätten den Grenzübergang Rafah nach Ägypten überquert, sagte am Sonntag ein Sprecher des Kontrollpunkts auf palästinensischer Seite. Damit hätten seit Wiederöffnung der Grenze vor etwa anderthalb Wochen rund 2700 Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass das abgeriegelte Küstengebiet verlassen.
Ein Vertreter des Ägyptischen Roten Halbmonds sagte am Sonntag zunächst nur, 500 von ihnen seien auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs angekommen. Die Mehrheit stamme aus Russland und der Ukraine. Zudem seien es Ägypter, die ursprünglich aus den Palästinensergebieten stammten.
Das russische Ministerium für Katastrophenschutz teilte ferner mit, am Sonntag seien allein 70 Menschen mit russischem Pass über Rafah ausgereist. Nach früheren Angaben könnten sich bis zu 600 Menschen mit russischer Staatsbürgerschaft im Gaza-Streifen aufhalten, meldete die Agentur Tass.
Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete, etwa 500 der Ausreisenden stammten aus rund 15 Ländern, darunter auch Deutschland, USA, China und Frankreich. Sie warteten im Saal des Grenzübergangs darauf, dass ihre Formalien für die Ausreise erledigt werden, um dann mit Unterstützung ihrer Botschaften weiterzureisen. (dpa)
Israels Armee: Mehrere Verletzte durch Rakete aus Libanon
Bei einem Angriff aus dem Libanon sind nach Angaben des israelischen Militärs in der Grenzregion mehrere Zivilisten verletzt worden. Die Streitkräfte reagierten mit Artilleriebeschuss auf den Ort, von dem die Attacke ausgegangen war, wie die Armee am Sonntag mitteilte. Nach israelischen Medienberichten handelte es sich bei den Verletzten um ein Team von Elektrikern, das in der Ortschaft Dovev Infrastruktur reparieren sollte.
Die Hisbollah erklärte, ihre Kämpfer hätten „logistische Truppen“ Israels in der Grenzregion angegriffen. Diese hätten dort Sendemasten sowie Abhör- und Spionagegeräte installieren wollen. Bei dem Angriff habe es Tote und Verletzte gegeben. Die Miliz veröffentlichte auch ein Video, das einen Angriff auf einen israelischen Militärposten zeigen soll.
Medienberichten zufolge wurden bei dem Vorfall in Israel mehrere Fahrzeuge durch eine Panzerabwehrrakete getroffen. Auf Videos, die in sozialen Netzwerken kursierten, war zu sehen, wie Autos in Flammen standen. Wie viele Menschen verletzt wurden und welche Gruppierung im Libanon für den Angriff verantwortlich war, blieb zunächst unklar. (dpa)
Macron ruft zum Einsatz gegen Antisemitismus auf
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat die Franzosen zum Engagement gegen Antisemitismus aufgerufen. „Ein Frankreich, in dem unsere jüdischen Mitbürger Angst haben, ist nicht Frankreich“, schrieb Macron in einem Brief an die Bevölkerung, der in der Zeitung „Le Parisien“ veröffentlicht wurde.
Macron verwies darauf, dass bei dem Terrorangriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 40 französische Staatsbürger getötet worden seien. Acht würden noch vermisst oder als Geiseln festgehalten. Inmitten dieses Leids für Frankreich sei „der unerträgliche Wiederanstieg eines hemmungslosen Antisemitismus“ zu verzeichnen, teilte Macron mit.
Nach Angaben des französischen Innenministeriums hat es seit dem Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober mehr als 1000 antisemitische Vorfälle im Land gegeben. Am (heutigen) Sonntag war ein Marsch gegen Antisemitismus in Paris geplant. Daran teilnehmen sollten Premierministerin Élisabeth Borne und zahlreiche weitere Politiker. Macron ließ wissen, dass er sich nicht persönlich beteiligen, aber im „Herzen und im Geiste“ dabei sein werde.
In Paris wurden 3000 Polizisten entlang der Marschroute stationiert. Zu dem Marsch hatten die Spitzen des französischen Senats und der Nationalversammlung aufgerufen. (ap)
24 Stunden Bombardierung am Al-Schifa Krankenhaus
Ahmed al-Mokhallalati, ein leitender plastischer Chirurg im Al-Schifa Krankenhaus im Gazastreifen, erklärt gegenüber Reuters, die Bombardierung im Umfeld des Krankenhauses dauere seit mehr als 24 Stunden an:„Es ist ein totales Kriegsgebiet. Es herrscht eine völlig unheimliche Atmosphäre hier im Krankenhaus.“ Die meisten Mitarbeiter und Flüchtlinge, hätten das Krankenhaus verlassen. 500 Patienten seien geblieben.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilt am Samstag mit, sie habe die Kommunikation mit ihren Ansprechpartnern im Al-Schifa-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens verloren. Die WHO sei „sehr besorgt um die Sicherheit des medizinischen Personals, hunderter kranker und verletzter Patienten, einschließlich Babys, die lebenserhaltende Maßnahmen benötigen, und der Vertriebenen in den Krankenhäusern.“ Die WHO ruft erneut zu einer sofortigen Waffenruhe im Gazastreifen auf. (rtr)
Israel fliegt Luftangriffe auf Ziele in Syrien
Als Reaktion auf den Beschuss der annektierten Golanhöhen hat Israel Ziele im benachbarten Syrien angegriffen. Die Luftwaffe habe dabei „terroristische Infrastruktur“ ins Visier genommen, teilte die Armee am Sonntagmorgen mit. Nach Armeeangaben waren am Samstag zwei von Syrien aus abgefeuerte Geschosse in unbewohnten Gebieten auf den Golanhöhen eingeschlagen. In der Region wurde Luftalarm ausgelöst.
Israel hatte bereits am Freitag Ziele Syrien angegriffen, nachdem eine Drohne, die nach Armeeangaben aus Syrien abgefeuert wurde, eine Grundschule in Eilat im Süden Israels getroffen hatte. Die Drohne richtete nur Sachschaden an.
Israel hält die strategisch wichtigen Golanhöhen seit dem Ende des Sechstagekriegs im Jahr 1967 besetzt und annektierte sie 1981. Die internationale Staatengemeinschaft erkennt die Annexion bis heute nicht an. (afp)
Mehr als 280 Deutsche und Angehörige aus Gaza ausgereist
Dutzende weitere Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft haben nach Angaben des Auswärtiges Amts in den vergangenen Tagen den umkämpften Gazastreifen verlassen können. Insgesamt seien inzwischen über 280 Deutsche und ihre Angehörigen ausgereist, teilte das Auswärtige Amt am Samstag im Onlinedienst X, ehemals Twitter, mit. Es werde weiter intensiv daran gearbeitet, dass alle Deutschen, die dies wollen, das Palästinensergebiet verlassen können.
Der Gazastreifen war nach dem Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober abgeriegelt worden. Anfang November wurde dann der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen für die Ausreise von Ausländern und Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft geöffnet. Zuvor durften nur Hilfskonvois die einzige nicht von Israel kontrollierte Grenze passieren. (afp)
US-Militärflugzeug bei Übungsflug am Mittelmeer abgestürzt
Nach einer „Panne“ während eines Übungsflugs in der östlichen Mittelmeerregion ist ein US-Militärflugzeug abgestürzt. Die Maschine habe während des Trainingsflugs am Freitag eine „Panne erlitten“ und sei abgestürzt, teilte das Europakommando der US-Streitkräfte (Eucom) am Samstag mit. Zum Schicksal der Besatzung sowie zum Flugzeugtyp machte die Eucom zunächst keine Angaben. Die Ursache des Zwischenfalls werde untersucht. Es gebe jedoch keine Hinweise auf „feindliche Aktivitäten“.
Nach dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen hatten die USA ihre Militärpräsenz in der Region erhöht und unter anderem den Flugzeugträger „USS Gerald Ford“ entsandt. (afp)
Hamas hat Kontrolle über Norden des Gazastreifens verloren
Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat nach israelischer Darstellung die Kontrolle über den nördlichen Teil des Gazastreifens verloren. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Samstagabend, Hamas-Kämpfer hätten „keinen sicheren Ort mehr, um sich zu verstecken“. Auch das Militär hatte zuvor mitgeteilt, die Hamas kontrolliere den Norden des Küstenstreifens nicht mehr.
Netanjahu sagte, von Hamas-Chef Jihia al-Sinwar „bis zum letzten Terroristen“ seien alle todgeweiht. Die Armee habe bereits Tausende Terroristen getötet, darunter auch „Kommandeure, die das schreckliche Massaker am 7. Oktober angeführt haben“.
Es werde keine Waffenruhe ohne Rückführung der Geiseln geben, bekräftigte Netanjahu. Zu diplomatischen Bemühungen um eine Freilassung sagte er, man werde die Familien informieren, sobald es etwas Konkretes gebe. Bis dahin sei es besser, zu schweigen.
Netanjahu erklärte erneut, Israel wolle nach einem Sieg über die Hamas die Sicherheitskontrolle im Gazastreifen behalten. Der Küstenstreifen müsse entmilitarisiert werden, damit er keine Bedrohung mehr für Israel darstellen könne. Die Armee werde Gaza kontrollieren, solange dies notwendig sei, sagte Netanjahu. (dpa)
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