+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Blinken trifft Abbas
Der US-Außenminister versucht weiter zu vermitteln und trifft den Palästinenserpräsidenten in Ramallah. Israels Militär setzt seinen Bodeneinsatz fort.
US-Außenminister trifft Palästinenserpräsident
US-Außenminister Antony Blinken hat im Rahmen seiner Vermittlungsbemühungen in Nahost überraschend Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Ramallah getroffen. Die in der Stadt im Westjordanland ansässige Palästinenserbehörde veröffentlichte am Sonntag Bilder des Treffens. Blinken landete am Morgen auf dem Flughafen bei Tel Aviv. Den Berichten zufolge sollte es bei dem Treffen mit Abbas um die Frage gehen, wie eine Zukunft des Gazastreifens nach dem Krieg aussehen könnte.
Blinken hat sich dafür ausgesprochen, dass die palästinensische Autonomiebehörde von Abbas wieder die Kontrolle im Gazastreifen übernimmt. Diese ist dazu aber nur im Rahmen einer Zwei-Staaten-Lösung bereit. Sie wird aber von den meisten Mitgliedern der gegenwärtigen Regierung in Israel als Gefahr für den jüdischen Staat angesehen und daher abgelehnt. Es gibt auch rechtsextreme Minister, die eine Annexion des Westjordanland und sogar des Gazastreifens anstreben.
Mehrere arabische Staaten und die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) hatten am Samstag angesichts der schlimmen humanitären Lage und der hohen Zahl der Toten nach einem Treffen mit Blinken einen „sofortigen Waffenstillstand in Gaza“ gefordert. Blinken setzte sich erneut für eine vorübergehende humanitäre Feuerpause ein, lehnte aber einen Waffenstillstand ab. (dpa/afp)
Große Pro-Palästinenser-Demo in Washington
Bei einer Großdemonstration in der US-Hauptstadt Washington haben Zehntausende Teilnehmer „Freiheit für Palästina“ gefordert. Sie verlangten am Samstag unter anderem einen Waffenstillstand in den Kämpfen zwischen Israel und der Hamas und dass die USA Hilfszahlungen an Israel einstellen. Die Veranstalter sprachen von der größten propalästinensischen Demonstration in der US-Geschichte, an der 300.000 Menschen teilgenommen hätten. Auch Prominente wie Schauspielerin Susan Sarandon und der Sänger Macklemore waren mit dabei. Offizielle Schätzungen der Polizei zur Zahl der Teilnehmer gab es zunächst nicht.
Nach einer Kundgebung am Nachmittag (Ortszeit) zogen viele Demonstrierende in einem Protestzug vor das Weiße Haus. Er war von Bürgerrechts- und Anti-Kriegs-Organisationen initiiert worden. Unter den weitestgehend friedlich Demonstrierenden machten auch einige mit aggressiveren Parolen auf sich aufmerksam. Unter anderem wurde auf Plakaten US-Präsident Joe Biden wegen seiner Unterstützung für Israel als „Genozid-Joe“ verunglimpft. Ein Redner stachelte die Teilnehmer dazu auf, mit ihm zu skandieren: „It is right to rebel! Israel can go to hell!“
Die US-Regierung weist ebenso wie Israel Forderungen nach einer Waffenruhe zurück, weil damit der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas die Möglichkeit gegeben werde, sich neu zu formieren. Sie hat bislang vergeblich versucht, Israel zu örtlich begrenzten Feuerpausen zu bewegen, um humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung zu ermöglichen. (dpa/rtr)
Israelischer Militäreinsatz geht weiter
Die israelische Armee hat ihren Militäreinsatz gegen die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen fortgesetzt. Das von der Hamas geleitete Gesundheitsministerium meldete in der Nacht zum Sonntag mindestens 30 Tote bei einem von der israelischen Armee zunächst nicht bestätigten Angriff auf ein Flüchtlingslager. Israels Verteidigungsminister Joaw Galant sprach derweil von „schweren Kämpfen“, Truppen seien in Wohngebiete eingedrungen.
Die Hamas erklärte, die Mehrheit der Opfer des Angriffs auf das Flüchtlingslager Al-Maghasi seien Frauen und Kinder. Ein israelischer Militärsprecher sagte, es werde geprüft, ob die israelische Armee zu dem Zeitpunkt in dem Gebiet im Einsatz war.
Die Hamas setzte derweil die Evakuierung von Ausländern und Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft aus dem Gazastreifen nach Ägypten aus. Grund sei die Weigerung Israels, verletzte Palästinenser in ägyptische Krankenhäuser bringen zu lassen, sagte ein Vertreter der Grenzübergangsverwaltung der Nachrichtenagentur AFP.
„Kein ausländischer Passinhaber darf den Gazastreifen verlassen, bevor die Verletzten, die aus den Krankenhäusern im nördlichen Gazastreifen evakuiert werden müssen, zum Rafah-Terminal transportiert werden können“, sagte der Beamte, der nicht namentlich genannt werden wollte. Nach US-Angaben hatte die Hamas versucht, über den zeitweise geöffneten Grenzübergang Rafah eigene Kämpfer aus dem Gazastreifen auszuschleusen.
Insgesamt hatten seit Mittwoch hunderte Menschen den Gazastreifen über den Übergang Rafah verlassen. Ägypten kündigte am Donnerstag an, bei der Evakuierung von „etwa 7.000“ Ausländern und Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft aus dem Palästinensergebiet zu helfen.
Der israelische Verteidigungsminister Galant kündigte unterdessen an, den Hamas-Chef Yahya Sinwar im Gazastreifen aufspüren und töten zu wollen. Sinwar gilt als einer der Drahtzieher des Großangriffs auf Israel am 7. Oktober. Der 61-Jährige ist seit 2017 der politische Anführer der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen verstecken sich Sinwar und der militärische Hamas-Anführer Mohammed Deif im Tunnelsystem im Gazastreifen. (afp)
Neues Zeitfenster für Flucht in den Süden
Die israelische Armee hat den Zivilisten im Gazastreifen für Sonntag erneut ein Zeitfenster für die Flucht in den Süden des Küstengebiets genannt. Die israelischen Streitkräfte würden zwischen 10.00 Uhr und 14.00 Uhr Ortszeit (11.00 und 15.00 Uhr MEZ) Verkehr auf einer Straße in Richtung Süden zulassen, schrieb ein israelischer Armeesprecher am Samstagabend auf der Plattform X (vormals Twitter). Die Armee veröffentlichte auch eine Karte mit der ausgewiesenen Straße. Der Sprecher rief die Menschen auf, zu ihrer eigenen Sicherheit die nächste Gelegenheit zu nutzen, nach Süden zu gehen.
Am vergangenen Wochenende hatte das Militär eine neue Phase im Krieg gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas eingeläutet und seine Einsätze am Boden ausgeweitet. Israels Armee hatte die Menschen im Norden bereits mehrfach aufgefordert, in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens zu fliehen. Dies haben nach Militärangaben bereits mindestens rund 700.000 Menschen getan. Die Vereinten Nationen sprechen sogar von 1,4 Millionen Binnenflüchtlingen. Insgesamt leben im dicht besiedelten Gazastreifen mehr als 2,2 Millionen Menschen.
Das Militär bekämpft derzeit vor allem im Norden die Einrichtungen der islamistischen Hamas. Doch auch im Süden kam es bereits zu israelischen Luftangriffen. Nach Darstellung der Armee gibt es dort in den für die Zivilbevölkerung ausgewiesenen Gebieten ausschließlich gezielte Attacken auf Führer der Hamas. Der Bereich sei keine „sichere Zone“, aber sichererer „als jeder andere Ort in Gaza“. (dpa)
Demonstration in Tel Aviv fordert Freilassung der Hamas-Geiseln
Tausende Menschen haben sich am Samstag in Tel Aviv einer von Familien der rund 240 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln der militant-sialmistischen Hamas angeschlossen. „Jetzt!“, riefen die Demonstranten immer wieder, um ihrer Forderung nach einer unverzüglichen Befreiung der Menschen Ausdruck zu verleihen, die sich seit fast einem Monat in der Gewalt der Extremisten befinden. Viele hielten Bilder von Geiseln in die Höhe, unter denen auch Kinder und ältere Menschen sind.
Hadas Kalderon aus dem Kibbuz Nir Os, dessen Kinder im Alter von zwölf und 16 Jahren verschleppt wurden, forderte einen Waffenstillstand im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln, deren Schicksal seit dem 7. Oktober das Land in Atem hält. Die 23-jährige Ella Ben-Ami, deren Eltern entführt wurden, sagte, sie mache Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verantwortlich. Sie forderte eine Einstellung aller humanitären Hilfen für den Gazastreifen, bis die Geiseln befreit sind. (ap)
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