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02.03.2022 , 10:26 Uhr
Als wäre es mein eigener Vater gewesen, denn auch er starb in der Corona-Zeit. Mit 66 Jahren an Multiorganversagen. Der einzige Unterschied: er starb nicht im Krankenhaus, sondern in den Armen meiner Mutter. Bereits bewusstlos als der Notarzt das 2. Mal an diesem Abend eintraf. Es war schon zu spät. 18 Monate vorher bekam er die Diagnose akute myeloische Leukämie. Schuld war das starke Rauchen und vll. auch das viele Bier. Ich hätte es eigentlich merken müssen, er hat ständig gefroren, trotz 25 Grad im Wohnzimmer. Hatte immer kalte Hände, war blass, müde, magerte immer weiter ab. Aber man will es nicht sehen als Kind (ich damals 36). Das wird schon wieder, sind bestimmt nur die Herztabletten, Papa ist doch stark - war er schon immer. Als Kind habe ich Klimmzüge an seinem Arm gemacht, er brauchte nie Hilfe, bis er irgendwann zu schwach war die Hecke zu verschneiden, ich übernahm dann solche Arbeiten. 1 Woche vor seinem plötzlichen Tod konnte er kaum noch die Gießkanne in den Garten tragen. Das beunruhigte mich sehr, aber es konnte nicht sein - nicht mit 66 Jahren - denn da fängt das Leben doch erst an. Außerdem hatte er gerade noch seinen 3. Enkel bekommen, endlich noch einen Jungen, wo er doch nur von "Mädels" in der Familie umzingelt war - Gott wie nervraubend muss es mit seinen 3 Weibern manchmal gewesen sein. Meine große Schwester, das Musterkind, meine Mutter mit der es oft ganz schön schwierig gewesen sein musste und ich, die Aufmüpfige, immer die große Klappe, anfangs faul in der Schule, aber er stand immer zu mir, steckte mir heimlich Geld zum tanken zu, kaufte seinen Enkeln alles was sie sich wünschten, finanzierte die Sprachreise für den Ältesten. Und dann ging alles ganz schnell. Nachts weckte mich eine Nachricht: Vati ist friedlich eingeschlafen. Anrufen konnte meine Mutter nicht. Mein einziger Trost: er muss diese schreckliche Zeit (Corona, Krieg) nun Gott sei Dank nicht mehr miterleben. Es würde ihn wohl ins Grab bringen.
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