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18.07.2025 , 00:19 Uhr
Das ist keine Unterstellung: Gerade hat ein Gericht bestätigt, dass das Vorgehen der Polizei illegal war - wenn Sie das als "Formalismus" diffamieren und die Unterdrückung legaler Meinungsäußerungen fordern, ist das genau das: der Wunsch nach einem staatlichen Durchgreifen ohne gesetzlicher Grundlage. Das mag Ihnen gefallen oder nicht, aber Ihre Positionen zum NO-Konflikt haben keinen Verfassungsrang. Wer sich mit den Palästinensern solidarisiert, ist kein Extremist, sondern einfach nur anderer Meinung. Und das ist legal. Wer das ablehnt, stellt sich selbst gegen unsere Demokratie - die eben unsere ist, und nicht nur Ihre. Damit, fürchte ich, werden Sie leben müssen.
zum Beitrag17.07.2025 , 09:29 Uhr
Wenn Sie ein staatliches Durchgreifen gegen Andersdenkende ohne gesetzliche Grundlage fordern, ist das eine offenkundige Forderung nach der Einschränkung von Grundrechten (und zwar eine, die sogar noch über „Gesinnungsjustiz“ hinausgeht – denn Sie werfen der Justiz ja gerade vor, ihrer Aufgabe auch als Korrektiv und Kontrollinstanz nachzukommen). Auch ihre Begründung ist fragwürdig. Denn den Nachweis dafür, dass sich der Kongress gegen die demokratische Grundordnung gerichtet hätte, bleiben Sie ja schuldig (die Behauptung, jüdische Studenten wären in Berliner Unis nicht mehr sicher, ist in ihrer Pauschalität nicht nur falsch, sondern blendet auch aus, dass die Teilnehmer des Kongresses ja nicht für Übergriffe verantwortlich sind). Dass ist, unter einer salbungsvollen Rhetorik, eine ziemlich extreme Position: Sie erklären die bedingungslose Solidarität mit einem Staat, dessen Kriegsführung mittlerweile genozidale Ausmaße angenommen hat, zur Bekämpfung des Antisemitismus und jeden, der nicht mitspielt, zum Staatsfeind. Für mich riecht das mehr nach Trump als nach FDGO.
zum Beitrag16.07.2025 , 23:39 Uhr
Menschenrechtler mit Nazis zu vergleichen, um für die Einführung eines Feindstrafrechts zu plädieren, ist allerdings perfide…
zum Beitrag16.07.2025 , 19:22 Uhr
Stimmt – und deshalb gibt es Gesetze, die die Grenzen des Sagbaren festlegen. Die sind aber nicht mit dem Weltbild der jeweiligen Regierungsmehrheit oder noch viel weniger mit Ihren persönlichen politischen Ansichten identisch. Auf dem Palästina-Kongress wurde nicht zur Abschaffung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung aufgerufen, sondern das Agieren eines Staates mit einer mehr als fragwürdigen Menschen- und Völkerrechtsbilanz kritisiert. Daran ist nichts illegal und man kann und sollte das staatliche Durchgreifen auch problematisch finden, wenn man den NO-Konflikt anders bewertet. Noch einmal: Demokratische Rechte ist kein Privileg für Sie, sondern kommen allen zu – auch denen, die nicht Ihrer Meinung sind.
zum Beitrag16.07.2025 , 08:38 Uhr
Das Urteil zeigt die Stärke des Rechtsstaates, indem es auch die Exekutive in ihre Schranken verweist. Das als "formalistisch" zu diffamieren zeugt selbst von einer fragwürdigen Rechts- und Demokratieauffassung, die Grundrechte nur für sich gelten lässt und Dissens mit einer politischen Justiz begegnet. Mit anderen Worten: man kann einen Kongress nicht einfach verbieten, weil man die dort vertretenen - und völlig legalen - Meinungen nicht mag. Das Grundgesetz schützt die Rechte aller Bürger (ja, sogar die der AfD), nicht nur Ihre.
zum Beitrag15.07.2025 , 20:08 Uhr
Ich bin mir nicht sicher, ob Gesinnungs- und Verantwortungsethik wirklich das bedeuten, was Sie behaupten. Ein kleiner Tipp: beide enthalten immer ein Moment der anderen, was an der für die katholische Kirche maßgeblichen thomasischen Version aristotelischer Jugendethik ersichtlich ist, zu der auch die phronesis/prudentia gehört. An der Flüchtlingsfrafe sieht man das deutlich: die Positionen beschränken sich keineswegs auf liberale Asylpolitik, sondern zielen auf Subsidiarität vor Ort ab. Übrigens: in den meisten islamischen Ländern, auch in konservativen wie dem Iran, sind Verhütungsmittel völlig legal.
zum Beitrag15.07.2025 , 14:22 Uhr
Es steht Ihnen auch frei, die Ratschläge der Kirchen zu ignorieren – genauso wie es den Kirchen freisteht, diese zu geben. Es gibt keinen Anspruch darauf, nicht mit anderen Meinungen belästigt zu werden, egal wer diese äußert.
zum Beitrag15.07.2025 , 11:14 Uhr
Die Distanzierung Krahs von völkischen Konzepten ist auch cum grano salis zu verstehen: er hat sich ja nicht persönlich davon verabschiedet, sondern lediglich darauf hingewiesen, dass die AfD damit den Rahmen des Grundgesetzes sprengen würde. Krah ist also weiterhin ein völkischer Nationalist - nur eben einer, der sich im Augenblick an die bundesrepublikanischen Hausordnung hält. Diese Fähigkeit zur strategischen Zurückhaltung macht ihn politikfähiger und damit eher gefährlicher als Höcke, Sellner und den ganzen rechtsextremen Rest.
zum Beitrag15.07.2025 , 10:05 Uhr
Deutschland musste schon um 1900 Lebensmittel importieren, weil es seine Bevölkerung nicht mehr ernähren könnte (und das, obwohl die Ernährung wesentlich einfacher war als heute). Die Industrialisierung der Landwirtschaft hat bereits im späten 19. Jahrhundert begonnen. Davor würde Deutschland immer wieder von Hungersnöten heimgesucht (zuletzt 1846/47. Über die ökologischen und sozialen Verhältnisse im Frühkapitalismus muss ich vermutlich nicht viel sagen. Die Gegenwart mag frustrierend sein, aber das ist kein Grund, die Vergangenheit zu romantisieren.
zum Beitrag14.07.2025 , 08:17 Uhr
Die Frage nach Kontinuitäten zwischen Kolonialismus und Faschismus ist sicher keine "Korinthenkackerei", sondern ziemlich wichtig für die politische Geschichte des 20. Jahrhunderts und ihren Nachhall in unserer Zeit. Dass die Einschätzungen dazu einem gewissen Wandel unterliegen, gehört zum Wesen historischer Forschung (die ja auch ein stetiger Revisionsprozess ist). Das heißt aber nicht, dass alles zur Disposition steht. Auch in den Geschichtswissenschaften gibt es anerkannte Tatsachen. Sonst lässt mich Beitrag ein wenig ratlos zurück: Sie beschränken sich auf geraunte Unterstellungen, gegen aber nicht auf die hier diskutierten Punkte ein. Konstruktiv ist das nicht.
zum Beitrag14.07.2025 , 08:08 Uhr
Das ist schlichtweg falsch: postkoloniale Forschung (ftdue der NO-Konflikt übrigens nur ein Thema unter vielen ist und auch keineswegs einheitlich bewertet wird) ist methodisch wie thematisch vollkommen heterogen. Die Art und Weise, wie in Foren darüber gesprochen wird, hat wenig mit der spanischen Realität zu tun, aber viel mit dem Bedürfnis nach Feindbildern (und genau darauf hat sich mein Vergleich mit den GS bezogen - Sie müssen wirklich genauer lesen, bevor Sie antworten). Das ist ein Umgang mit Forschung, der sicher nicht zur Klärung beiträgt und das vermutlich auch gar nicht soll. Und das ist nicht nur unkonstruktiv, sondern gefährlich.
zum Beitrag13.07.2025 , 10:29 Uhr
Das ist sehr Allgemein und ad hominem argumentiert, geht aber sachlich nicht auf meine Punkte ein: Sie widerlegen weder die von mir vorgebrachten Verbindungen, noch den Hinweis auf den wissenschaftlichen Konsens (ein Konsens der, wie gesagt, das Dass, nicht das Wie und Wie viel betrifft). Also bitte, Sie können mir gerne widersprechen - ich würde dafür aber gerne Gründe hören.
zum Beitrag13.07.2025 , 10:25 Uhr
Sie verwechseln postkoloniale Forschung nach wie vor mit ihrem medialen Zerrbild. Es gibt weder eine gemeinsame Theorie (sondern etliche verschiedene) noch geteilte Annahmen (sieht man von dem Fortwirken kolonialer Verhältnisse bis in die Gegenwart ab, und das ist schlichtweg eine belegbare Tatsache). Im übrigen spielt auch der NO keineswegs die zentrale Rolle, die ihm in Foren manchmal zugeschrieben wird und es gibt auch keine einheitliche Position zu Israel. Das ist einfach Grundwissen. Übrigens habe ich den Postkolonialismus auch nicht mit den GS verglichen, sondern lediglich über ihre öffentliche Wahrnehmung gesprochen.
zum Beitrag12.07.2025 , 21:04 Uhr
Der Fehler beginnt schon damit, dass Sie am Anfang von "der postkolonialen Theorie" sprechen - die es nicht gibt. Postkolonialismus ist keine Weltanschauung, sondern ein Forschungsfeld mit etlichen verschiedenen Ansätzen und Schwerpunkten. Was Sie oben skizzieren, ist Ihr persönliches Feindbild, hat aber mit der Realität postkolonialer Forschung nichts zu tun. Mich erinnert das unangenehm an die Kontroversen über die Gender Studies, deren meinungsstärkste Kritiker ebenfalls durch eine völlige Unkenntnis des Forschungsfeldes aufgefallen sind.
zum Beitrag12.07.2025 , 13:40 Uhr
Ihre Argumentation ist gleich in mehrfacher Hinsicht problematisch: Zum einen, weil Sie mit auf fragwürdigen Quellen basierenden Unterstellungen arbeiten (dass der Iran gerade an einer Atomwaffe arbeitet und dass er diese sogleich auf Israel abschießen würde, statt sie zur Abschreckung zu benutzen), zum anderen, weil Sie jeden beliebigen Gewaltakt legitimieren, wenn Sie Präventivkriege gegen hypothetische, in der Zukunft liegende Gefahren rechtfertigen. Interessanterweise machen Sie das ja nur, wenn es um israelische oder westliche Interessen geht. Die Vorstellung, dass nur wir legitime Interessen haben und alle anderen sich diesen beugen müssen oder bombardiert werden, mag hier ja verbreitet sein – was machen Sie eigentlich, wenn nicht-westliche Staaten genauso argumentieren und handeln würden? An dem nicht verstandenen Schlagwort „Postkolonialismus“ in Ihrer Einlassung mag sich jemand anders abarbeiten.
zum Beitrag12.07.2025 , 13:31 Uhr
Nun hat niemand behauptet, dass Ulrich Herbert Anhänger von Moses ist, sondern lediglich, dass es ebenfalls Zusammenhänge zwischen Kolonialismus und NS sieht (wie gesagt: es ist kein guter Stil, seine Argumentation auf einer Unterstellung aufzubauen). Ohnehin geraten hier verschiedene Fragen durcheinander: im „Historikerstreit 2.0“ ging es ja keineswegs nur um darum, ob der NS Ideen und Praktiken kolonialistischen Ursprungs aufgegriffen hat – das nämlich wurde grundsätzlich von keinem der beteiligten bestritten. Ich kann nur raten, die für Fachkontroversen relevanten Publikationen auch zu lesen.
zum Beitrag12.07.2025 , 12:36 Uhr
Das Recht auf Selbstverteidigung ist aber weder ein Recht auf Expansion und regionale Dominanz, noch legitimiert es eine Kriegsführung mit genozidalen Dimensionen. Ihr Rekurs auf das Selbstverteidigungsrecht blendet sowohl aus, dass damit nicht die Recht anderer nach Belieben negiert werden können, als auch, dass Israel (bzw. die zionistische Bewegung vor der Staatsgründung) für sämtliche Konflikte mitverantwortlich war (man beachte das Präfix). Die Mär vom friedlichen Staat, der sich gegen einen fanatischen Mob verteidigt, wird der historischen Realität nicht gerecht. Es gibt inzwischen Bibliotheken voll mit ausgewogener Literatur zum NO-Konflikt - insofern besteht keine Notwendigkeit, die propagandistische Phrasen einer rechtsextremen Regierung ad nauseam zu wiederholen. Man kann - und muss - es besser wissen.
zum Beitrag12.07.2025 , 12:23 Uhr
Die Behauptung, meine Aussage (bzw. die des Artikels) würde an ihrem “prominentesten Beispiel“ scheitern, ist in doppelter Hinsicht falsch: erstens, weil Sie eine allgemeine Aussage („der europäische Faschismus“) nicht auf einen Fall („der NS“) verengen können, der Ihrer Argumentation entgegenkommt (der italienische Faschismus z.B. ist ja kein Randaspekt und dessen kolonialistische Dimension ist besonders evident), zweitens, weil Sie sich auch mit Blick den NS irren: den die Indien-Analogie war kein isolierter Propagandaspruch, das ganze „Lebensraum“-Konzept wurde von der NSDAP bereits in den 20er Jahren dezidiert als Kolonialprojekt beschrieben (und natürlich wurden neben der Ideologie auch Praktiken kolonialer Herrschaft übernommen, explizit wie implizit). Auch die Quellen zu „Mein Kampf“ sind teils eindeutig kolonialistisch – unter anderem der von Ihnen genannte Chamberlain (!) oder auch Heinrich Claß und etliche andere (auch hier lege ich Ihnen nahe, die aktuelle Forschung diesbezüglich, etwa von Roman Töppel, zu studieren). Der Einfluss des Kolonialismus auf den NS ist keine Streitfrage; die wissenschaftliche Diskussion dreht sich um Form und Ausmass.
zum Beitrag11.07.2025 , 20:25 Uhr
Nein, das hat Sie nicht - lesen Sie die Zitate doch einmal genau und im Zusammenhang. Solche Zerrbilder sind eine klassische und allzu durchschaubaren Diffamierungsstrategie (die Sie im zweiten Teil Ihrer Einlassung auch auf mich anwenden - das ist billig, mit Verlaub). Es reicht auch nicht "ich bin gegen den Antisemitismus" zu rufen und unter diesem Deckmantel Kritiker einer Strafexpedition, die längst schon genozidale Züge angenommen hat, zu verteufeln. Statt Menschenrechtsexperten zu diffamieren, lohnt es sich, Ihre Berichte zu lesen - und nicht länger zu verteidigen, was nicht mehr zu verteidigen ist.
zum Beitrag11.07.2025 , 20:18 Uhr
Eben, zwischen Kolonialismus und Faschismus - Sie nehmen also eine doppelte Verengung vor, indem Sie diese Aussage nur auf den NS beziehen und letzteren auf die Shoa begrenzen (wie gesagt, gerade der Vernichtungskrieg im Osten wurde mit Indien-Vergleichen propagandiert). Die Frage nach Namen ist hier übrigens bizarr: dass zum ideologischen Hintergrund des NS ein nicht auf Deutschland begrenzter rassistischer, sozialdarwinistischer und imperialistischen Diskurs gehört, der eng mit dem Kolonialismus verbunden war, bestreitet schlichtweg niemand, der über die Ideengeschichten des NS forscht. Das ist auch kaum möglich: Haben Sie sich einmal mit den Quellen von Mein Kampf befasst? Kontrovers ist das Ausmaß dieser Einflusses, nicht der Einfluss als solcher. Das ist übrigens Grundwissen.
zum Beitrag11.07.2025 , 14:58 Uhr
Naja, man kann das schon verbieten, die Frage ist, ob man das sollte: man kann Neutralität ja auf zwei Weisen denken: als das Verschwinden lassen individuellen Überzeugungen zugunsten eines reinen Republikanismus (die französische Lösung) oder als Freiraum für die weltanschaulichen Pluralität des jeweiligen Landes (die angelsächsische Lösung). Ich tendiere zu letzterer, auch aus praktischen Gründen (die französischen Kleiderregeln haben ja eher Konflikte geschaffen als gelöst). Aber in jedem Fall muss man konsequent sein und das ist Bayern gerade nicht - wenn man Kreuze aufhängt, aber Kopftücher verbietet, ist das nur eins: diskriminierend.
zum Beitrag11.07.2025 , 14:42 Uhr
Frau Schröter ist eine Südostasien-Expertin, die nicht durch islamwissenschaftliche Expertise aufgefallen ist (sie spricht weder arabisch noch türkisch oder persisch...) und vor allem auf eine meinungsstarke Medienpräsenz setzt. Das mag genug sein, wenn man scheinbar akademische Autoritäten für die eigenen Vorurteile sucht, seriös ist daran aber nichts.
zum Beitrag11.07.2025 , 14:33 Uhr
Sie merken vielleicht, dass Sie an dem von Ihnen zitierten Abschnitt vorbei argumentieren: denn dort ist nicht speziell von der Judenvernichtung, sondern allgemein von Rassismus bzw. autoritären und diskriminierenden Praktiken und auch nicht exklusiv vom NS, sondern vom Faschismus im 20. Jahrhundert die Rede. Aber auch mit Blick auf den NS greift ihre Kritik zu kurz: denn dieser ist nicht in einem geistigen Vakuum entstanden, sondern griff Ideen und Praktiken (auch solche, deren Wurzeln außerhalb Deutschlands liegen) auf, die dem Kolonialismus entsprungen sind. Das ist ein Zusammenhang, den die Nazis übrigens selbst hergestellt haben (der Vernichtungskrieg im Osten wurde explizit mit der britischen Kolonialisierung Indiens verglichen). Dass der Kolonialismus eine (!) Wurzel des NS war, ist in den Geschichtswissenschaften weitgehend Konsens (und zwar nicht nur unter Vertretern postkolonialer Ansätze).
zum Beitrag11.07.2025 , 14:07 Uhr
Sie sind schon wieder diffamierend: wo bitte schon habe ich denn den Hamas-Angriff als Selbstverteidigung bezeichnet? Oder Albanase als meine Heldin? Nirgendwo. Und genauso erfunden und verzerrt ist eben auch das meiste, was Sie Albanese selbst in den Mund legen. All das ist diffamierend und hat nur ein Ziel: die Kritiker einer Genozidalen Strafexpedition zum schweigen zu bringen. Rassismus kann sich eben auch in der Praxis äußern.
zum Beitrag11.07.2025 , 12:19 Uhr
In Bayern herrscht ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen.
zum Beitrag11.07.2025 , 12:17 Uhr
In diesem Artikel geht es allerdings nicht um Berlin, sondern um Bayern, d.h. um ein Bundesland, in dem ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen in Kraft ist.
zum Beitrag11.07.2025 , 11:14 Uhr
Manche fragen sich auch, wie man Foristen ernst nehmen soll, die statt auf Argumente auf Falschdarstellungen und offenkundige Lügen setzen. Die Ironie dabei ist, dass solches Agieren im Dienste einer rechtsextremen Regierung sogar den gewünschten Effekt verfehlt: denn außerhalb der Likud-affinen Echokammer versteht man den Unterschied zwischen Selbstverteidigung und Völkermord. Es würde einigen Personen, die besonders gerne mit Antisemitismus-Vorwuerfen agieren, um Menschenrechtsexperten zu diffamieren, gut tun, auch das eigene Weltbild zu hinterfragen. Antisemitismus ist verwerflich, antiarabischer Rassismus auch.
zum Beitrag11.07.2025 , 10:37 Uhr
Ein Staat ist nicht identisch mit der zugrundeliegenden Ideologie: man kann jeglichen Nationalismus kritisieren, ohne die Existenz des jeweiligen Staates in Frage zu stellen. Das gilt auch für Israel und den Zionismus: die wenigsten Linken fordern die Zerstörung Israels - man muss aber auch sehen, dass die zionistische Ideologie 2025 even nicht nur auf staatliche Selbstbestimmung abzielt, sondern exklusiv und expansionistische ist, inklusive einer offen artikulierten Bereitschaft zu ethnischen Säuberung und Gewalt, die nach Ansicht vieler Experten die Grenze zum Genozidalen überschreitet (und das ist durchaus in der früheren zionistischen Ideologie angelegt, die eben nicht nur progressiv was, sondern auch mit ethnonationalistischen und kolonialistis hen Versatzstücken durchdrungen). Es geht doch heute nicht mehr um die Existenz eines jüdischen Nationalstaats, die auch dank amerikanischer und europäischer Unterstützung nicht ernsthaft gefährdet ist, sondern darum, wie dieser Staat mit anderen umgeht.
zum Beitrag10.07.2025 , 14:29 Uhr
Ich denke nicht, dass diesbezüglich viel Überzeugungsarbeit nötig ist. Auf den populistischen Trugschluss, dass in solchen Fächern abgehobene Intellektuelle auf Kosten des kleinen Mannes leben, fällt ja auch die breitere Öffentlichkeit nicht rein. Die Kürzungen sind ja nicht Ausdruck eines allgemeinen Unmuts über die Hochschulfinanzierung, sondern Folge der Ignoranz einiger politischer Entscheidungsträger. Die Details der Mittelvergabe werden ohnehin nicht per Plebiszit entschieden und das aus guten Grund; die Autonomie der Hochschulen (und dazu gehört auch die Autonomie über das Fächerangebot selbst zu entscheiden) ist ja kein abstraktes Ideal, sondern notwendig für ihr Funktionieren - und das wiederum liegt im gesamtgesellschaftlichen Interesse.
zum Beitrag10.07.2025 , 13:52 Uhr
Sehen Sie, das sind wieder Vereinfachungen: 2023 war schon vor dem 7.10. ein besonders tödliches Jahr für Palästinenser; dass der Krieg erst mit dem Hamas-Angriff begonnen hat, ist also eine Halbwahrheit, die besonders problematisch ist, weil sie offenbar palästinensische Opfer als hinzunehmenden Naturzustand beschreibt und nur in toten Israelis Kriegsopfer sieht. Dass Hamas wahllos Israelis ermordet hat, habe ich nirgendwo bestritten, das ändert aber nichts, dass es ein Davor und ein Danach gab, das man mit dem Verweis auf Hamas nicht rechtfertigen kann (wenn Sie denken Sie den über den Völkermord an den Herero, der, wie Sie vielleicht wissen, auch mit einem Massaker an weißen Siedlern begonnen hat? Sie sehen, in welchen Traditionen Sie argumentieren?). Dass Hamas ihre Herrschaft auch mit Gewalt aufrecht erhalten hat, stimmt (habe ich das irgendwo bestritten?), legitimiert aber keine israelischen Kriegsverbrechen. Es mag für manche Foristen unverstellbar sein: aber hier begeht ein mit uns verbündeter Staat ein Menschheitsverbrechen und unsere Regierung macht sich zum Komplizen. Das kann man einfach nicht schönreden.
zum Beitrag10.07.2025 , 13:01 Uhr
Es gibt keine absolute Neutralität, aber journalistische bzw. wissenschaftliche Standards, die eine ausgewogenen und möglichst objektive Darstellung sichern sollen – und dazu gehört eben auch, nicht allzu selektiv mit Fakten umzugehen (womit wir wieder bei meiner Kritik an Ihrer Quelle wären, die ich ja auch begründet habe).
zum Beitrag10.07.2025 , 12:46 Uhr
Das ist keine Tatsache, sondern eine Vereinfachung, weil Sie sowohl ausblenden, dass der NO-Konflikt nicht am 7.10.23 und auch nicht mit der Gründung von Hamas begonnen hat, als auch, dass die Pläne der rechtsextremen israelischen Regierung ja weit über die Befreiung der Geiseln hinausgeht: selbst wenn Hamas heute kapituliert, würde es also kein Zurück zum Status quo (der auch schon unerträglich war) geben. Die Vertreibungspläne werden ja offen artikuliert. Ohnehin kann man die Exzesse israelischer Kriegsführung nicht mit dem Verweis auf Hamas legitimieren: auch ein angegriffener Staat handelt nicht in einem rechtsfreien Raum. Wer Zivilisten aushungert und auf Hilfesuchende schießt, handelt schlicht und ergreifend kriminell.
zum Beitrag10.07.2025 , 12:02 Uhr
Vielleicht lesen Sie meinen Beitrag ganz: ich habe nicht nur die Neutralität der Quelle angezweifelt, sondern auch begründet, an welchen inhaltlichen Punkten meine Kritik ansetzt. Und gehört zum erwachsenen Umgang mit Informationen auch ein kritischer Blick Quellen. Medien, die primär der publizistischen Begleitung von Regierungspolitik dienen, kann man durchaus mit einer gewissen Skepsis begegnen (auch dann, wenn Sie das als Bekämpfung des Antisemitismus deklarieren - ein Anspruch, den man auch manchmal hinterfragen kann, gerade dann, wenn er aus dem Dunstkreis einer rechtsextremen Regierung kommt).
zum Beitrag10.07.2025 , 00:00 Uhr
Varianten des Namens Palästina lassen sich ab 1150 belegen; das Gebiet war immer von verschiedenen Völkern bewohnt und niemals rein jüdisch. Ohnehin lassen sich weder aus antiken Siedlungsgebieten noch aus den Taten römischer Kaiser territoriale Ansprüche moderner Staaten ableiten. Der BDS hat die Palästinenser (die es auch ohne Anführungszeichen gibt) auch nicht „gecoached“ und ist auch nicht für den NO-Konflikt verantwortlich (sondern eine Reaktion auf diesen – das ist einfach eine Frage der Chronologie). Wie sinnvoll pauschale Boykotte sind, kann man durchaus diskutieren, man muss sich aber die Frage stellen, welche Möglichkeit man den Palästinensern überhaupt zugesteht, sich gegen eine illegale Besatzung zur Wehr zu setzen, wenn man selbst gewaltfreie Maßnahmen ablehnt.
zum Beitrag09.07.2025 , 17:35 Uhr
MENA-Watch ist nun wirklich keine neutrale Quelle: die Darstellung ist nicht nur einseitig (man könnte ja einmal fragen, warum bestimmte „Vorschläge“ von den Palästinensern abgelehnt wurden…), sondern blendet auch die aktive Rolle Israels aus, und zwar nicht nur die Besatzungspolitik, die eine Entwicklung der Palästinenser-Gebiete unmöglich gemacht hat, sondern auch konkrete Entscheidungen im gegenwärtigen Krieg: die Palästinenser sind nicht das Opfer ihrer eigenen Fehler, sondern das Opfer von Netanjahu und seinem rechtsextremen Anhang, die sich bewusst für eine Kriegsführung entschieden haben, die mittlerweile sogar von europäischen Regierungen als genozidal beschrieben wird. An dem Einsatz von Hunger als Waffe und der hundertfachen Ermordung von Hilfesuchenden ist derjenige Schuld, der den Befehl gibt, nicht das Opfer.
zum Beitrag09.07.2025 , 15:41 Uhr
Manche Israelis sind Juden, manche Juden sind Israelis, und keine dieser Gruppen ist identisch mit dem Staat Israel, der wiederum von seiner Regierung zu unterscheiden ist.
zum Beitrag09.07.2025 , 15:11 Uhr
Das ist das übliche rhetorische Schattenboxen, in dem Sie nicht genau auf meinen Beitrag eingehen, sondern sich an Ihren eigenen Zerrbild meiner Positionen abarbeiten. Dabei fällt Ihnen nicht einmal auf, dass Sie genau die Fehler machen, die Sie mir vorwerfen: der Whataboutism liegt ja in Ihrem „aber Hamas, Iran oder wer auch immer“-Argument, denn erstens ging es hier um die Bewertung von BDS und nicht um den gesamten NO-Konflikt und zweitens wird Iran sanktioniert und Hamas als Terrororganisation eingestuft, d.h. eine Entsprechung zum Boykott wird staatlich implementiert und ist auf keine Protestbewegung angewiesen. Und was den fehlenden Kontext angeht: der NO-Konflikt ist älter als Hamas, Hisbollah und die islamische Politik. Statt diese Akteure als Legitimation für eine Politik heranzuziehen, die nicht mehr zu legitimieren ist (es gibt keine „legalen“ Kriegsverbrechen und keine erlaubten ethnischen Säuberungen), müssen Sie sich eben ab und an auch fragen, was die eigene Regierung und ihre Verbündeten falsch machen. Und im NO ist das eine Menge.
zum Beitrag09.07.2025 , 13:37 Uhr
Ich danke für die sachliche Antwort (das auch als Seitenhieb nach unten...). Wie gesagt, man kann über die Sinnhaftigkeit solcher Aufrufe diskutieren - und die Frage, welchen Sinn es macht, den israelischen DJ zu boykottieren, Stelle ich mir auch. Aber genau das ist ja die Diskussion, die der Artikel oben nicht führt. Die gesetzliche Grundlage, die von Ihnen angesprochen wird, finde ich höchst problematisch: nicht nur, weil damit die Forderung nach einer gängigen politischen Maßnahme illegalisisrt wird, sondern auch, weil ich an der neutralen Anwendung dieses Gesetzes zweifle...
zum Beitrag09.07.2025 , 12:34 Uhr
Naja, bei diesen Studiengängen wird ja nicht gespart, weil die Öffentlichkeit das will, sondern weil die Politik andere Prioritäten setzt; dass Merz und Anhang die gesellschaftliche Relevanz von Kunst und Kultur fehlt, wundert mich nicht, aber man sollte solchen armseligen Funktionären nicht den Gefallen tun, sie als Sprecher des um seine Steuergelder besorgten kleinen Mannes darzustellen: was hier, auch hochschulpolitisch, betrieben wird, ist eine Refeudalisierung der Gesellschaft unter technokratischen Vorzeichen. Und das ist auch dann gefährlich, wenn man sich nicht für Orchideenfächer interessiert.
zum Beitrag09.07.2025 , 12:05 Uhr
Nicht nur irgendwann: Die sog. “Orchideenfächer” betreiben ja keine vom Rest der Universität isolierte Nabelschau, sondern leisten oft wichtige und grundlegende Beiträge zu größeren Forschungsbereichen. Das ist gerade in einer Zeit wichtig, in denen Wissenschaft immer stärker spezialisiert ist und durch den Publikationsdruck keine Zeit mehr bliebt, sich ergänzende Kenntnisse anzueignen (wenn man zum Beispiel Koptologie oder Byzantinistik streicht, betrifft das eben nicht nur diese beiden Fächer, sondern alle Zusammenhänge, in denen koptische bzw. byzantinische Quellen relevant sein können). Wenn man eine Säule wegtritt, stürzt das ganze Haus ein - und das nicht irgendwann, sondern sofort, weil die entsprechenden Kompetenzen dann fehlen und nicht leicht auszugleichen sind.
zum Beitrag09.07.2025 , 08:08 Uhr
Es sollte Ihnen ja nicht entgangen sein, dass in Afghanistan seit Jahrzehnten Bürgerkrieg herrscht und Millionen Afghanen ins Ausland geflogen sind.Aus der relativen Ruhe jetzt zu schließen, dass die afghanischen Männer die Taliban mit wenigen Ausnahmen "gut finden", ist also ein wenig überzeugendes Argument.
zum Beitrag09.07.2025 , 07:47 Uhr
Es scheint leider dem journalistischen Zeitgeist zu entsprechen, dass Diffamierungen an die Stelle von Argumenten treten: auch hier wird pathologisiert ("Rausch"), mit historisch fragwürdigen Bezügen auf entkontextualisierte Ereignisse argumentiert und sehr, sehr einseitig skandalisiert (die staatliche, proisraelische Cancel Culture ist jedenfalls viel erfolgreicher als BDS). Aber vielleicht muss man sich auch solcher Mittel bedienen, um zu verteidigen, was nicht mehr zu verteidigen ist: Israel hat seit jeher eine katastrophale Menschenrechtsbilanz und im gegenwärtigen Krieg ein Verbrechen nach dem anderen begangen. Erst gestern hat Katz offen verkündet, die Gazaner in einem Lager internieren zu wollen, um die letztlich "umzusiedeln". Ich bin mir nicht sicher, ob angesichts solcher Abgründe "Antiisraelismus" wirklich ein sinnvoller Vorwurf ist. Wie sollte man sich denn zu einem Staat verhalten, der offen zugibt, eine ethnische Säuberung zu planen und dessen MP ein gesuchter Kriegsverbrecher ist?
zum Beitrag07.07.2025 , 23:54 Uhr
Und weil es in Gaza keinen LGBTQ-Beauftragten gibt, kann man den Menschen die Menschen dort zu Zehntausenden umbringen, Aushungern und vertreiben? Sie merken vielleicht selbst, in was für rassistische Deutungsmuster Sie zurückfallen, die nicht besser werden, wenn Sie dabei mit identitätspolitischen Modevokabular um sich werfen.
zum Beitrag07.07.2025 , 23:41 Uhr
Und weil es in Gaza keine LQBTQ-Beauftragte gibt, darf man die Bevölkerung massakrieren? Es ist ermüdend: Keiner Ihrer Kommentare zeigt von zumindest rudimentären Kenntnissen des NO-Konflikts oder der palästinensischen Gesellschaft - stattdessen werfen Sie die üblichen Schlagworte in den Raum, um die Menschen dort verächtlich zu machen und die entfesselte Gewalt gegen sie zu legitimieren (sofern Sie diese überhaupt zur Kenntnis nehmen). Der AfD-Honk, der von Wilden spricht, ist wenigstens ehrlich, Sie hingegen packen Ihren antiarabischen Rassismus in politisch-korrektes Modevokabular. Besser wird er dadurch nicht.
zum Beitrag07.07.2025 , 09:05 Uhr
In Gaza begeht eine rechtsextreme israelische Regierung schwerste Kriegsverbrechen und vermutlich sogar einen Völkermord. Ihre Umschreibung "Juden, die sich gegen ihre Vernichtung wehren" ist also perfide, weil Sie damit jeden Gewaltakt einer radikalen Regierung zur Selbstverteidigung verfolgter Juden umdeuten (zumal die Engführung von Juden, Israel und israelischer Regierung ohnehin problematisch ist). Moralisierende Deutungsmuster, die Gut und Böse allzu klar markieren, sind oft genug nur der Deckmantel für die eigene Unmoral.
zum Beitrag07.07.2025 , 08:28 Uhr
Die SS-Mitgliedschaft als solche wurde aber in der BRD (und soweit ich mich erinnere auch in der DDR) aber nicht strafrechtlich verfolgt. Insofern ist Krah zwar genauso rechtsradikal wie der "Alles für Deutschland"-Hoecke, aber (leider) klüger, weil seine Aussage trotz der geschichtsrevisionistischen Intention nicht justiziabel ist: er hat ja streng genommen nur deutsche Rechtspraxis beschrieben.
zum Beitrag06.07.2025 , 08:08 Uhr
Welches OSZE-Mitglied hat Israel denn nicht bedingungslos anerkannt?
zum Beitrag05.07.2025 , 19:35 Uhr
Zumal es auch keine Rolle spielt, ob es eine Journalistin oder eine "Influencerin" was - in beiden Fällen bleibt sie Zivilistin, deren Schutzstatus nicht verschwindet, wenn man ihr Nähe zur Hamas unterstellt oder auch nachweist.
zum Beitrag04.07.2025 , 14:51 Uhr
Hier machen es Sie sich in mehrfacher Hinsicht zu einfach: Zum einen unterstellen Sie islamischen Lehrmeinungen eine Homogenität, die nicht gegeben ist (dabei geht es nicht nur um bewusste Neuerungen – auch die dem eigenen Anspruch nach traditionelle Auslegung und Rechtsauffassung ist einem Wandel unterworden (Konservatismus ist, bei näherer Betrachtung, langfristig recht kreativ, selbst wenn er sich das selbst nicht eingestehen will). Zweitens machen Sie eine allzu künstliche Trennung zwischen Theorie und lebensweltlicher Praxis auf (beide stehen stets in einem wechselhaften Verhältnis). Drittens nivellieren Sie die gewaltigen Differenzen zwischen einzelnen islamischen Ländern (die Situation von Frauen in Kabul und Almati unterscheidet sich nicht nur „etwas“, sondern fundamental – und die herrschende Elite reagiert damit durchaus auch auf gesellschaftliche Erwartungen, statt sich darüber diese hinwegzusetzen. Grundsätzlich ist ihr Maßstab problematisch, weil Sie die islamischen Länder mit einem allzu normativ betrachteten Westeuropa vergleichen (die Welt ist grösser). ). Das Klischee vom handlungsunfähigen Islam entspricht weder seiner Geschichte noch seiner Gegenwart.
zum Beitrag03.07.2025 , 20:31 Uhr
Iǧtihād und Koran-Exegese sind wiederum zwei nicht deckungsgleiche Begriffe, aber sei es darum: der theologische Mainstream ist konservativ (übrigens nicht nur im Islam). Nur "konservativ" ist eben auch ein dehnbarer Begriff und zwar sowohl was die Theorie angeht als auch die lebensweltliche Realität (aus der Türkei hört man anderes als aus Katar und Lebenswelt von Frauen in Almati und Kabul könnte nicht verschiedener sein). Die Mär von statischen Islam lässt sich also kaum aufrecht erhalten. Was übrigens den Kulturrelativismus (der wiederum kein Nihilismus ist) eher bestätigt - allzu starke universalistische Ansprüche sind philosophisch schwer zu begründen und scheitern auch an der Realität sich kontinuierlich wandelnder Weltbilder und Moralvorstellungen.
zum Beitrag03.07.2025 , 17:17 Uhr
Nun habe ich wesentlich mehr gelesen als Lüders - übrigens auch offen zugängliche Pentagon-Berichte, die teilweise zu einer viel nüchterneren Einschätzung iranischer Politik kommen: nämlich der eines rational handelnden Akteurs, der vor allem um die eigene Sicherheit besorgt ist. Angesichts der seit Jahren im Raum stehenden Drohungen der USA und Israels ist das auch nachvollziehbar (und der völkerrechtswidrige Überfall inklusive der dabei begangenen Kriegsverbrechen hat das ja bestätigt). Umgekehrt ist Ihr Blick auf Israels Agieren verklärend: denn das zielt schon lange nicht mehr allein auf die eigene Sicherheit ab, sondern auch auf Expansion und regionale Dominanz. Ihr Verständnis der NO-Konflikte (nota bene: ein Plural) greift also doppelt zu kurz: Zum einen, weil Sie die Motive verschiedener Staaten auf einen spielfilmhaften Gut/Boese-Konflikt reduzieren, zum anderen, weil Sie Sicherheit immer nur als die Sicherheit Israels denken – obwohl inzwischen mehr als klar sein sollte, wie einseitig das ist (in israelischen Regierungskreisen macht man daraus auch kein Geheimnis).
zum Beitrag03.07.2025 , 15:03 Uhr
Es gibt keine überzeugenden Belege dafür, dass die chinesischen Zahlen zur ethnischen Bevölkerungsstruktur nicht stimmen (und wenn Sie jemals in Tibet waren: die decken sich auch mit dem Eindruck vor Ort); Touristen fallen nirgendwo unter die Bevölkerungszahl. Der von Ihnen verlinkte „Planet Wissen“-Artikel bietet übrigens keine Belege dafür, dass die offiziellen Zahlen nicht stimmen und ist selbst teilweise ungenau bis falsch (während der Kulturrevolution z.B., sind nicht Chinesen über Tibeter hergefallen, sondern die chinesische Gesellschaft, egal ob Han oder nicht, hat sich selbst verschlungen (Kloster aller Art wurden z.B. in ganz China zerstört), und ein Religionsverbot gibt es in China nicht. Das sind einfach Falschbehauptungen und diese zu korrigieren hat nichts mit einer Unterstützung von Diktaturen zu tun; die Welt ist nicht so schwarz und weiß, wie Sie glauben mögen.
zum Beitrag03.07.2025 , 09:30 Uhr
Naja, die tibetische Kultur ist nicht nur das vor revolutionäre theokratische System, genauso wenig wie die chinesische Kultur mit der Proklamation der Volksrepublik verschwunden ist. Die Tibeter sind in einer komplizierten Lage, insofern sie als Minderheit einem gewissen Assimilierungsdruck ausgesetzt sind, unter dem Veränderungen schnell als Verrat der eigenen Identität wahrgenommen werden. Das ist ein komplexes Thema, dem man weder mit einer Dämonisierung Chinas noch mit einer Abwertung tibetischer Kultur gerecht wird (und erst Recht nicht mit einem allzu statischen Kulturbegriff).
zum Beitrag03.07.2025 , 09:03 Uhr
Wenn sogar Oppositionelle gegen den Überfall auf Iran demonstrieren, sollte Ihnen das doch zu denken geben - offenkundig wird dieser Gewaltakt (inklusive der damit einhergehenden Kriegsverbrechen wie der Ermordung von Wissenschaftlern und der Bombardierung von Fernsehsendern) eben nicht als Angriff auf die Islamische Republik, sondern auf Iran als Nation wahrgenommen - und wenn man sich einige Verlautbarungen aus USA und Israel anhört, ist das auch eine realistische Einschätzung. Sie können gerne jeden Exzess Israels als Selbstverteidigung verharmlosen und den Rekurs aufs Völkerrecht verächtlich machen ("gackern"). Nur: Wenn man hier meint, Israels Sicherheit (und oft genug auch seine regionale Dominanz) über die Rechte aller anderen Staaten im NO zu stellen, werden dortige Regierungen eben Konsequenzen ziehen. Wenn Atomwaffen der einzige Schutz vor israelischen Bomben sind, stellt sich die Frage nuklearer Aufrüstung - nicht nur in Teheran. Ob das für uns erstrebenswert ist, sei dahingestellt.
zum Beitrag03.07.2025 , 06:19 Uhr
Ich habe Sie schon einmal darauf aufmerksam gemacht, dass Sie hier mit falschen Zahlen argumentieren: in der Provinz Tibet leben über 80% ethnische Tibeter und sogar in dem historisch fragwürdigen Grosstibet, das Teile der Exilopposition fordern, sind Tibeter mit knapp 50% die mit Abstand größte ethnische Gruppe.
zum Beitrag02.07.2025 , 12:55 Uhr
Es gibt ganze Bibliotheken voll mit islamischer Exegese, die einem stetigen Wandel unterliegt. Dass das immer wieder bestritten bzw. ignoriert wird, zeigt das Problem hiesiger Islam-Diskurse: man polemisiert, ohne sich auch nur in Ansätzen mit dem Gegenstand vertraut gemacht zu haben. Das gilt übrigens auch für Ihre Einlassung zum Iran: „die Frauen“ dort sind kein monolithischer Blick, sondern auf allen Seiten des politischen Spektrums zu finden.
zum Beitrag02.07.2025 , 09:57 Uhr
Das ist natürlich nicht erst seit 1979 so „ausgeartet“ (sie überschätzen hier die Bedeutung Irans für die islamische Welt), sondern war schon viel längerer Streit, zu dem übrigens auch der Autoritarismus mancher Modernisierer beigetragen hat. Erdogan ist in gewisser Hinsicht eine Antwort auf Atatürk, genauso wie die Politisierung des Kopftuchs im Iran nicht mit Khomeini begann, sondern (spätestens) mit dem inoffiziellen Kopftuchverbot 1936 unter Reza Shah, dass dazu geführt hat, dass Millionen iranischer Frauen sich nicht befreit, sondern entblößt gefühlt und das Haus kaum noch verlassen haben (ein paar Photos von westlich gekleideten Frauen in Teheran oder Kabul sind kein Gesamtbild der jeweiligen Gesellschaft). Das Suren-Bingo macht das nicht besser (Ihnen ist klar, dass es auch eine durchaus wandelbare Exegese gibt?).
zum Beitrag01.07.2025 , 14:23 Uhr
Zu 1: Damit muss er auch kein Problem haben: Hilfsorganisationen leisten humanitaere Hilfe in Kriegs- und Krisengebieten; das setzt natürlich die Koordination mit Konfliktparteien voraus – anders wäre ihre Arbeit ja auch kaum möglich. Wer das kritisiert, stellt – mindestens – die Neutralität humanitärer Hilfe in Frage. Was das bedeutet, sieht man an der GHF. Die 100% Fraktionen im Forum mögen das anders sehen, aber weder eingebettete Hilfe noch einbetteter Journalismus sind erstrebenswert.
zum Beitrag01.07.2025 , 12:57 Uhr
Soll heißen: israelische militärische
zum Beitrag01.07.2025 , 12:30 Uhr
Jede Hilsorganisation in einem Kriegsgebiet ist auf die Duldung der Konfliktparteien angewiesen (offenkundig, andernfalls könnte sie nicht arbeiten). Das hat nichts mit Unterstützung zu tun, auch wenn gelegentlich Güter gestohlen werden. Die GHF hingegen ist voll und ganz in israelisch-palaestinensische militärische Strukturen eingebettet. Der Unterschied liegt auf der Hand.
zum Beitrag30.06.2025 , 18:36 Uhr
Es ist ermüdend, immer wieder gegen die selben Listen aus Halbwahrheiten und propagandistisch en Überzeichnung an argumentieren zu müssen. Inzwischen hat sogar das sich weder proiranische, noch "postkoloniale" Pentagon festgestellt, dass der Iran nicht ideologisch handelt, sondern rationale regionale Machtpolitik betreibt und das mit denselben Mitteln, wie andere Staaten auch (soviel zum Thema selektive Skandalisierung). Sämtliche US-Geheimdiendste haben erst im März bestritten, dass Iran gerade versucht, Atomwaffen herzustellen. Und zu behaupten, Iran wäre nicht bedroht, ist geradezu grotesk: Iran wurde gerade von zwei Atommächte überfallen, die eine ganze Reihe von offenkundigen Kriegsverbrechen begangen haben (inklusive der Ermordung von Wissenschaftlern und der Bombardierung von Fernsehsendern). Vielleicht wäre es an der Zeit, die eigen Feindbilder und Heldengeschichten zu hinterfragen, statt mit den immer selben Floskeln für einen Krieg nach dem anderen zu trommeln. Für die Existenz der von Ihnen gerne angeführten Dokumentation und ihren tatsächlichen Inhalt warte ich übrigens noch auf einen Beleg, der nicht im üblichen Zitattionskartell endet).
zum Beitrag30.06.2025 , 14:16 Uhr
Man kann sich umgekehrt auch fragen, was es über Europa aussagt, wenn man sich über Parolen gegen eine Truppe empört, die in den letzten zwei Jahren so ziemlich jedes denkbare Kriegsverbrechen begangen hat. Moral ist offenkundig das, was wir von anderen verlangen...
zum Beitrag30.06.2025 , 13:04 Uhr
Irgendwann wird die Apologetik ermüdend: wenn Israel ein Gefängnis bombardiert und dabei Besucher, Gefangene und Anwälte ermordet, ist das schlichtweg ein Kriegsverbrechen, das man nicht mit dem Verweis auf iranischer Vergehen kleinreden kann.
zum Beitrag30.06.2025 , 11:34 Uhr
Die Prämisse ist falsch: auch nicht-staatlichen Akteure unterliegen völkerrechtlichen Regelungen, ebenso wie der Umgang mit Ihnen (umso mehr, wenn es sich wie bei Hamas um den facto-Regime handelt). Die hier oft behauptete Rechtslücke existiert einfach nicht.
zum Beitrag30.06.2025 , 09:48 Uhr
Nur zur Erinnerung: das Völkerrecht wird gerade (Mal wieder) von USA, Israel und ihren europäischen Komplizen mit Füßen getreten - Ihr Beitrag ist also bestenfalls inkonsequent: Sie wollen ein Recht, das nur andere bindet.
zum Beitrag29.06.2025 , 18:50 Uhr
Migrationsbewegungen sind keine politischen Glaubensbekenntnissen, sondern situative Entscheidungen. Es gibt auch Migration nach Russland und Katar - glauben Sie, dass es dabei um Loyalität zu den jeweiligen Systemen geht? Dass der Westen als Entwicklungsmodell an Strahlkraft verliert, ist nicht meine Meinung, sondern eine Tatsache, für die es nicht an Belegen mangelt: Chinesisch-Kurse sind in Afrika ziemlich gefragt... Und man kann das verstehen, wenn man nicht nur auf die Gewinner der bisherigen Weltordnung schaut, sondern auch auf ihre Opfer.
zum Beitrag28.06.2025 , 21:09 Uhr
Stimmt, das war aber nicht der Punkt, um den es hier ging - Sie haben behauptet, dass auf dem Parteitag der Linken das Existenzrecht Israels in Frage gestellt wurde. Das ist und bleibt eine Falschaussagen.
zum Beitrag28.06.2025 , 12:05 Uhr
Nun weder Reichinnek behauptet, Israel vernichten zu wollen, noch wurde auf dem letzten Parteitag der Linken Israels Existenzrecht in Frage gestellt (vielleicht recherchieren Sie einmal, was die Jerusalemer Erklärung, zu der sich die Linke mehrheitlich bekannt hat, eigentlich ist). Unterstellungen ersetzen keine Argumente.
zum Beitrag28.06.2025 , 11:14 Uhr
Hier mag eine gewisse Differenz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung bestehen...
zum Beitrag28.06.2025 , 09:46 Uhr
Die "Welt" besteht ja nicht nur aus USA, EU und Israel - in den vielen, vielen anderen Ländern dürfe man die Bedrohungslage durch Iran anders einschätzen (und vielleicht eher westliche Waffen als Bedrohung empfinden). Revisionsbedürftig ist also nicht das Völkerrecht, sondern ein politisches Denken, das Sicherheit nur für uns fordert, sie dem Rest der Welt aber verweigert. Oder, überspitzt gesagt: Stellen Sie sich einmal vor, wie die überaus realen amerikanischen und israelischen Atomwaffen von Teheran aus betrachtet wirken. Nicht nur wir haben Alpträume...
zum Beitrag26.06.2025 , 13:45 Uhr
Doch natürlich gibt es zu den von Ihnen angesprochenen Punkten – von der asymmetrischen Kriegsführung bis hin zu Drohungen aller Art – völkerrechtliche Regelungen. Ebenso wie für die unterstellte atomare Aufrüstung. Die können allerdings nicht durch moralische Selbstermächtigung und mit dem Hinweis auf eine angebliche zukünftige Bedrohung außer Kraft gesetzt werden (zumal die Argumentation beliebig ist: Sie verstehen, dass Iran genauso argumentieren könnte – zumal seine Gegenspieler in der Region auch nicht vor Menschheitsverbrechen zurückschrecken, wie in Gaza offenkundig ist).
zum Beitrag26.06.2025 , 10:22 Uhr
Das Atomprogramm ist legal, weil es nicht gegen den NPT verstößt; Mutmaßungen über eine militärische Komponente oder Unterstellungen („Vorbereitung eines Vernichtungskrieges“) ändern nichts daran, dass sich Iran bisher im Rahmen des Legalen bewegt hat (zumal erst im Maerz die amerikanischen Geheimdienste bestritten haben, dass Iran aktiv an einer Bombe baut). Noch einmal: der NPT garantiert allen Unterzeichnern ein „unveräußerliches Recht“ auf ein ziviles Atomprogramm – von einem Vetorecht der USA oder Israels steht dort nichts.
zum Beitrag25.06.2025 , 20:23 Uhr
Der Iran hat neben dem NPT mit dem JCPOA noch ein zusätzliches Abkommen unterschrieben, in dem er auf einige der Rechte, die sich aus dem NPT ergeben, verzichtet - das ist ein ziemliches Zugeständnis. Dass er sich nicht bereit erklärt hat, auch noch sein Raketenprogramm zu reduzieren, kann man nachvollziehen, wenn man auch die Drohungen der USA und Israels gegen Iran berücksichtigt - die auch dann noch Drohungen sind, wenn man sie zu "Warnungen" umdeklariert. Dass ein Raktenprogramm auch ohne Atomsprengköpfe Sinn macht, hat der kurze Krieg gegen Israel ja bewiesen. Ob es auch einen Haftbefehl gegen Khamenei gegeben hätte, wenn der IStGH für Iran zuständig wäre, bleibt Spekulation, tut hier aber nichts zur Sache: es geht darum, dass ein Staat, der den NPT nicht unterzeichnet hat, und gleichzeitig eine katastrophale menschen- und völkerrrechtliche Bilanz aufzuweisen ist, kaum in der Position ist, als regionaler Zuchtmeister aufzutreten (dann zumindest, wenn man Gewaltpotential nicht als Legitimation versteht). Und der Verweis auf die Vetos im UN-Sicherheitsrat ist in diesem Hang ein offenkundiges Eigentor.
zum Beitrag25.06.2025 , 14:28 Uhr
Das wiederum hat nichts mit meinem Beitrag zu tun: es ging hier nicht um das inneriranische Stimmungsbild (das übrigens komplexer ist als hier manchmal wahrgenommen), sondern um das Verhältnis Iran zur restlichen Welt, der nicht nur aus Nordamerika und EU besteht. Die große Mehrheit aller Staaten hat normale Beziehungen zu Iran und weder die dortigen Regierungen noch die Bevölkerung fühlt sich durch die Islamische Republik bedroht. Warum auch? Das die Revolutionsgarden demnächst in Brasilien einmarschieren, ist eher unwahrscheinlich… (Und dass man mit religiösen Kategorien wie „gut“ und „böse“ im politischen Kontext vorsichtig sein sollte, habe ich auch oft genug erklärt – es ist ironisch, wenn ausgerechnet die Kritiker Irans in endzeitliche Denkschablonen verfallen).
zum Beitrag25.06.2025 , 14:20 Uhr
Ich argumentiere hier genauso wie mit Blick auf Russland (bitte, lesen Sie meine Beiträge, statt sich im argumentativen Schattenboxen zu üben). An welchen Diskussionen ich mich beteilige, ist allerdings meine Sache – und auch in dem Artikel (und in meinen Kommentaren) oben geht es nicht um „philosophisch wegdiskutierbare Dinge“, sondern um einen realen Krieg. Also bitte: Statt die immer selben Anfeindungen zu posten, die nichts mit meinen Beiträgen zu tun haben, gehen Sie doch einfach einmal auf das ein, was ich tatsächlich geschrieben habe (genau das wäre ja Sinn und Zweck einer Diskussion).
zum Beitrag25.06.2025 , 13:49 Uhr
Sie bringen die Chronologie der Ereignisse zusammen: Die IAEO hat vor dem Austritt der USA immer wieder bestätigt, dass Iran sich an das Abkommen hält; erst ein Jahr danach (als die Europäer sich den neuen amerikanischen Sanktionen gebeugt haben) hat Iran angefangen, Uran höher anzureichern. Übrigens ist auch höher angereichertes Uran für medizinische und wissenschaftliche Zwecke nutzbar (oder unterstellen Sie auch Deutschland ein geheimes Atomprogramm?); zumal es den Iranern erkennbar darum ging, Verhandlungsmasse aufzubauen. Und das ist verständlich: Erwarten Sie, dass Iran sich an seinen Teil des Abkommens hält, während er weiterhin sanktioniert wird? Übrigens: Sogar wenn Iran nuklear aufrüstet, wäre dadurch nicht die ganze Welt bedroht (glauben Sie ernsthaft, dass man in Brasilien oder Südafrika Angst davor hat) und streng genommen nicht einmal das selbst nuklear bewaffnete Israel. Auch den Teilen des iranischen Establishments, die eine nukleare Aufrüstung befürworten, geht es primär um Abschreckung (was man nach dem israelisch-amerikanischen Überfall vielleicht sogar nachvollziehen kann).
zum Beitrag25.06.2025 , 10:09 Uhr
Nun bin ich mir nicht sicher, ob man rechtliche Regelungen durch moralische Selbstermächtigung aushebeln kann (bzw. ab man das tun sollte – die Konsequenzen wären jedenfalls wenig erfreulich). Aber auch auf einer rein ethischen Ebene fällt es mir schwer, eine Rechtfertigung für einen Angriffskrieg, die Ermordung von Wissenschaftlern oder Angriffe auf Atomanlagen, Fernsehsender und Krankenhäuser zu finden. Mir scheint, dass manche Foristen einen moralisch verbrämten Nationalismus („Wir gut, die böse“) mit einer ethischen Betrachtungsweise verwechseln…
zum Beitrag25.06.2025 , 10:00 Uhr
Doch, für all das gibt es völkerrechtliche Regelungen – die nicht ungültig werden, sobald sie US-amerikanischen oder israelischen Plänen im Wege stehen(zweier Staaten, deren Interessen, ich betone es noch einmal, nicht die der „ganzen Welt“ sind). Es ist 2025 reichlich abgeschmackt, von einer Ordnung zu träumen, die nur andere bindet.
zum Beitrag25.06.2025 , 07:51 Uhr
Ob Sie es lesen wollen oder nicht: das Atomprogramm Irans ist legal; über die Anreicherung auf 60% mag man denken, was man will, sie ist aber kein Verstoß gegen den NPT. Und selbst wenn ein solcher festgestellt wird, legitimiert das keinen militärischen Überfall, in dem Atomanlagen bombardiert und Wissenschaftler ermordet werden. Eine Unterstellung ist übrigens kein Gegenargument.
zum Beitrag24.06.2025 , 23:13 Uhr
Das ist in mehrfacher Hinsicht falsch: erstens rechtfertigen vergangene Rechtsverstösse Irans keinen Angriffskrieg seitens Israels und der USA (deren Menschen- und Völkerrechtsbilanz auch nicht gerade rosig ausfällt), zweitens sind es nun einmal hier gerade die Staaten, die als Garant der gegenwärtigen Ordnung auftreten, die hier deren Fundamente in Frage stellen, in dem Sie einen Staat überfallen, der vertraglich garantierte Rechte wahrnimmt (das ist eine ganz andere Größenordnung), und zweitens wird hochangereichertes Uran auch medizinisch und wissenschaftlich genutzt (auch von Deutschland, dem Sie vermutlich kein geheimes Nuklearprogramm unterstellen?). Sie können sich gerne weiterhin einreden, dass "wir" irgendwie doch die Guten wären, und das "Mullah-Regime" (auch so ein Propaganda-Wort) böse, selbst wenn es überfallen wird - allerdings sieht das so ziemlich die ganze Welt anders und das wird zu einer politischen Gefahr, die man nicht durch selbstgefälliges Schulterklopfen und Feindbildbeschwörung überwinden kann.
zum Beitrag24.06.2025 , 23:04 Uhr
Das JCPOA wurde, wie Sie wissen, von den USA aufgekündigt - Sie sehen, dass es fragwürdig ist, von den Iranern zu erwarten, dessen Bedingungen weiter zu einzuhalten, während sie gleichzeitig sanktioniert werden. Der Rest ist irrelevant: gegenseitige Drohungen gibt es seit Jahrzehnten (wobei sich die Israels und der USA wenig davon unterscheiden), die Todesstrafe in Iran (deren Opfer übrigens nicht aussschliesslich Oppositionelle sind) ist in meinen Augen scheusslich, legitimiert aber ebenfalls keinen Überfall auf Iran - erst recht nicht durch einen Staat, dessen MP ein gesuchter Kriegsverbrecher ist.
zum Beitrag24.06.2025 , 19:27 Uhr
Das "terroristische Atomprogramm" Irans war und ist vor allem ein legales Atomprogramm - Iran hat den NPT unterzeichnet, damit ein unveräusserliches Recht auf eine zivile Nutzung der Kernernergie (inklusive Anreicherung) und hat mit seinen bisherigen Aktivitäten nicht dagegen verstossen. Die internationalen Institutionen mussten also gar nichts aufhalten, sondern bestenfalls überwachen. Der Überfall Israels und der USA auf Iran war schon als solcher ein krimineller Akt, die Bombardierung von Nuklearanlagen und die Ermordung von Wissenschaftlern (!!!) stellen noch einmal separate Kriegsverbrechen dar. Wenn Sie das feiern wollen, bitte - ich rate aber dazu, nicht zu glauben, dass man damit "der Welt" einen Gefallen getan hat. Letztere besteht nämlich nicht nur aus ein paar westlichen Ländern und ich bin mir ziemlich sicher, dass man sich in Brasilien, China oder Burkina Faso nicht vom Iran bedroht fühlt (möglicherweise aber von den beiden nuklear bewaffneten Aggressoren, die hier ungefragt Weltpolizei spielen).
zum Beitrag24.06.2025 , 11:06 Uhr
Die Mär, Iran wollte die Atombombe, um Israel zu zerstören, wird auch durch ständiges Wiederholen nicht wahrer: denn erstens haben die amerikanischen Geheimdienste erst im März bestätigt, dass Iran gerade nicht an einer Atombombe baut, und zweitens hätte sie auch im iranischen Besitz eine abschreckende Funktion – und wieso das nicht völlig abwegig ist, haben Israel und die USA mit ihrem Überfall auf Iran nachhaltig demonstriert. Ich fürchte, dass Teheran daraus naheliegende Schlüsse ziehen wird und genau das macht, was man unbedingt vermeiden wollte: nuklear aufrüsten. Das belegt übrigens auch, warum das Völkerrecht kein Papiertiger ist – auch die Großmächte, die die Regeln setzen, haben eine Interesse an deren Bestand. Der derzeitige Rechtsnihilismus ist also weniger Machtpolitik als Dummheit.
zum Beitrag24.06.2025 , 10:52 Uhr
Es gab keine iranische Verfilmung der „Protokolle“, sondern je eine auf ihnen basierende ägyptische und syrische Serie; letztere wurde im iranischen und jordanischen Fernsehen gezeigt. Khomeini hat sich meines Wissens nie auf die Protokolle berufen, Khamenei nur einmal; in der iranischen Propaganda spielen sie bestenfalls eine periphere Rolle. Ich bin mir nicht sicher, ob es zu einer Diskussion beiträgt, wenn man mit erfundenen Vorwürfen um sich wirft, ganz egal ob es um den Iran, Tibet oder welches Thema auch immer geht.
zum Beitrag23.06.2025 , 13:29 Uhr
Nun hat hochangereichertes Uran durchaus zivile Zwecke (und wird auch in Deutschland zu medizinischen Zwecken und in der Forschung benutzt). Vor allem aber ist es kein Verstoß gegen den NPT. Es ist ermüdend, immer wieder darauf hinweisen zu müssen: aber das iranische Atomprogramm, inklusive der Anreicherung, war vollkommen egal (und Iran hat sogar im Rahmen des JCPOA auf einige Rechte verzichtet). Es hilft auch nichts, wenn man hier mit dem üblichen Halbwissen und Klischees Iran dämonisiert: USA und Israel haben einen souveränen Staat überfallen und dabei etliche noch über diesen Gewaltakt selbst hinausreichende Kriegsverbrechen begangen, z.B. Angriffe auf Atomanlagen, Fernsehsender und Krankenhäuser, sowie die Ermordung von Wissenschaftlern einschließlich ihrer Familien (!!!). Das zu verteidigen, ist nicht nur moralisch und rechtlich fragwürdig, sondern auch äußerst kurzfristig: Wie glauben Sie, wird der Rest der Welt auf diesen eklatanten und gewalttätigen Rechtsnihilismus reagieren? Das sollte man sich umso mehr vor Augen führen, wenn man gerade als alleiniger Hegemon abtritt.
zum Beitrag23.06.2025 , 09:33 Uhr
Sie dürfen gerne einen auf Fakten basierenden Einwand gegen meinen Beitrag formulieren. Sie haben sich aber auf eine Polemik gegen meine angebliche Position zu Russland beschränkt – „angeblich“, weil es eben nicht meine Position ist, sondern Ihre eigene ideologische Schablone. Mir Dinge in den Mund zu legen, um dann dagegen zu polemisieren, ist keine Diskussion, sondern Diffamierung. Und darauf muss ich in der Tat nicht eingehen.
zum Beitrag22.06.2025 , 20:34 Uhr
Es ärgert mich, wenn man den amerikanischen Bombenüberfall auf Iran als Gefallen für die ganze westliche Welt darstellen will (als hätte der Iran demnächst Niederbayern bombardiert). An den Einseitigkeiten und Dämonisierungen Potters mag sich jemand anders abarbeiten, ich beschränke mich an dieser Stelle darauf, auf die Folgen dieses eklatanten Rechtsnihilismus hinzuweisen. Als NPT-Unterzeichner hat der Iran ein Recht auf ein ziviles Atomprogramm, inklusive Anreicherung. Erst im März haben die US-Geheimdienste betont, dass Iran gerade nicht an einer Bombe arbeitet. Welche Botschaft sendet man eigentlich in die Welt, wenn man es bejubelt, dass ein Staat, der vertraglich garantierte Rechte wahrnimmt, dafür angegriffen wird (inklusive der Ermordung von Wissenschaftlern, teils mit ihren Familien). Man mag sich das hier schönreden, der Rest der Welt zieht daraus eben auch seine Schlüsse - und ob die unbedingt im Sinne des Westens sind, wage ich zu bezweifeln.
zum Beitrag22.06.2025 , 19:11 Uhr
Mach ich gar nicht - und würden Sie meine Beiträge lesen, wüssten Sie das auch. Es ist ermüdend, dass Sie nie inhaltlich argumentieren, sondern sich nur persönlich an mir abarbeiten. Aber vielleicht ist das ja auch eine Aussage...
zum Beitrag21.06.2025 , 22:49 Uhr
Die WiWo ist ja bekanntlich eine Fachzeitschrift für Völkerrecht (in dem der Rahmen für "Präventivangriffe" aus gutem Grund Recht eng gesteckt ist)... Der Artikel versucht ja auch nicht mehr, sachlich zu argumentieren, sondern ergeht sich in hasserfüllter Polemik, worin er mit Müllers Rede trifft (die nicht klüger wird, wenn man sie jeden zweiten Tag verlinkt). Ich Frage mich, ob irgendwann auch für Sie eine Grenze erreicht ist: Zehntausende Tote in Gaza, Hunger als Waffe, ein Überfall auf einen anderen Staat, Bomben auf Atomanlagen und Fernsehsender, Morde an Wissenschaftlern... Ist das in Ihren Augen alles in Ordnung, solange die Opfer Muslime sind?
zum Beitrag20.06.2025 , 23:10 Uhr
Zum gefühlt 100. Mal: die US-Geheimdienste haben erst im März bestätigt, dass der Iran nicht an einer Bombe baut, Grossi hat das vor ein paar Tagen auch noch einmal betont. Dass Iran etwas kann, bedeutet nicht, dass er es auch macht - und es rechtfertigt auch keinen Überfall auf Iran, inklusive offenkundiger Kriegsverbrechen (ermordete Wissenschaftler, bombardierten Fernsehsender, Krankenhäuser und Atomanlagen). Israel "schützt" sich nicht, es bedroht andere.
zum Beitrag20.06.2025 , 18:45 Uhr
In der Provinz Tibet leben über 80% ethnische Tibeter und selbst in dem von einigen Exiltibetern geforderten "Grosstibet" (ein historisch fragwürdiges Konstrukt) wären diese mit fast 50% immer noch die bei weitem größte Gruppe. Über Politik kann man streiten, über Zahlen eher nicht.
zum Beitrag20.06.2025 , 10:52 Uhr
Schon die Markierung eines Feindes als das „pure Boese“ ist ein Abgleiten in religiöse Kategorien, nicht in politische. Wo dann noch Raum für die abschließend geforderte Komplexität bleiben soll, sehe ich nicht – und in dem Artikel selbst ist ja auch nichts davon zu finden: es wird sowohl ausgeblendet, dass die US-Geheimdienste erst im Maerz bestätigt haben, dass der Iran gerade keine Atombombe baut und das Grossi sich gerade ähnlich geäußert hat; genauso wenig wird die eskalierende Rolle einer rechtsextremen, auf Expansion und Hegemonie abzielenden israelischen Regierung mitreflektiert, die in den letzten zwei Jahren vor keinem Verbrechen zurückgeschreckt ist – und dazu gehört eben auch der Überfall auf Iran, die Ermordung von Wissenschaftlern und die Bombardierung von Nachrichtensendern. Fanatiker gibt es nicht nur in Teheran…
zum Beitrag20.06.2025 , 09:45 Uhr
Hier spielen Sie mit juristischer Terminologie und das auch noch falsch: Begriffe wie Abkommen und Vertrag bedeuten im US-amerikanischen Recht nicht dasselbe wie in seinem internationalen Gegenstück; das heißt aber nicht, dass das JCPOA nicht rechtlich bindend gewesen wäre. Und selbst wenn der Ausstieg der USA keinen Rechtsbruch im dargestellt hat (was wiederum eine andere Frage ist!), ändert es nichts daran, dass der Versuch einer überprüfbaren Lösung von den USA sabotiert wurde, nicht von Iran.
zum Beitrag20.06.2025 , 09:41 Uhr
Dass der Iran technisch zum Bau einer Atombombe in der Lage ist, heißt nicht, dass er eine Atombombe baut – das haben, zum 100. Mal, die US-Geheimdienste erst im März bestritten. Dass niemand diesen Krieg will, ist auch falsch: die rechtsextreme israelische Regierung hat darauf lange hingearbeitet und ihn mit ihrem Überfall kurz vor einer anstehenden Verhandlungsrunde provoziert. Und dabei geht es nicht um die angebliche iranische Atombombe, sondern um regionale Dominanz. Hören Sie doch einmal zu, was israelische Regierungsmitglieder so von sich geben – das sind Rechtsextremisten und die handeln auch so.
zum Beitrag20.06.2025 , 09:37 Uhr
Oben haben Sie noch von der ganzen Welt gesprochen, jetzt auf einmal nicht mehr, Ihnen fällt der Widerspruch selbst auf. Dern Überfall auf Iran als „friedenssichernde Maßnahme“ zu bezeichnen, ist nicht nur unsäglich menschenverachtend, sondern auch sachlich falsch: denn nicht nur steht der NO vor dem nächsten großen Krieg, sondern die israelische Regierung ist selbst auch (!) treibende Kraft hinter der Eskalation – durch ihre Besatzungspolitik, durch die genozidale Gewalt in Gaza und nicht zuletzt durch Expansions- und Hegemonieansprüche, die nicht nur Iran betreffen: mittlerweile werden Drohungen gegen die Türkei und Pakistan (!) laut. Friedensstiftend ist das auch nicht.
zum Beitrag19.06.2025 , 21:25 Uhr
Vielleicht lesen Sie genauer: Ich habe weder die Einheit von Volk und Regierung behauptet, noch, dass die Iraner in Gänze hinter Khomeini standen, sondern lediglich, dass die Anhänger der islamischcen Republik auch Iraner sind, d.h. das die Volk vs. Regime-Rhetorik ausblendet, dass es hier um einen Konflikt innerhalb des Volkes ging und geht. Assad war bestenfalls ein Verbündeter Irans; sogar während des Bürgerkrieges war der russische Einfluss viel größer als der iranische. Und der Sturz Assad (dessen Folgen noch nicht ganz abzusehen sind) ist primär das Werk von Milizen, die von der Türkei finanziert wurden. Die Möglichkeit eines Systemwechsels im Iran ist übrigens durch den israelischen Überfall eher kleiner geworden, weil sogar viele Oppositionelle darin einen Angriff auf die Nation, nicht auf das System sahen (und was das Ergebnis einer solchen Stabilisierung von Aussen war, sieht man ja in Libyen oder dem Irak in aller Schrecklichkeit).
zum Beitrag19.06.2025 , 21:11 Uhr
Ein Tipp: die Interessen einiger westlicher Staaten sind nicht identisch mit denen der ganzen Welt...
zum Beitrag19.06.2025 , 21:10 Uhr
Ich weiss nicht, wen Sie mit "allen Experten" meinen, aber die US-Geheimdienste haben erst im März eine gegenteilige Einschätzung veröffentlicht. Die iranische Rhetorik mag hetzerisch sein (genauso wie die Drohungen gegen Iran), aber keine Legitimation für einen Angriffskrieg - und noch weniger für Kriegsverbrechen wie den Angriff auf Atomanlagen und auf Krankenhäuser, sowie die Ermordung von Wissenschaftlern. Entgegen aller Behauptung geht es hier nicht um "Selbstverteidigung" (spätestens seit der arabischen Friedensinitiative von 2002, die auch vom Iran unterstützt wurde, hatte Israel eine Chance auf eine vollständige regionale Integration), sondern um die Expansions- und Hegemonialbestrebungen einer rechtsextremen Regierung, die gefährliche Dimensionen annehmen: in den letzten Wochen sind auch Drohungen gegen die Türkei und Pakistan laut geworden. Stabilisierend ist das nicht...
zum Beitrag19.06.2025 , 17:10 Uhr
Ein Abkommen wäre natürlich mit Kontrollmechanismen verbunden (das letzte wurde übrigens von Trump gebrochen, nicht von den Iranern – soviel also zu der Frage, wo das Glaubwürdigkeitsdefizit liegt). Die Raketenangriffe 2024 waren – das haben Sie vergessen – eine Reaktion auf den Angriff auf das iranische Konsulat in Syrien (die Ironie dabei: die Iraner hatten sich bereit erklärt, auf eine Vergeltung zu verzichten, wenn der UN-Sicherheitsrat diesen eklatanten Rechtsbruch verurteilt – ich überlasse es Ihrer Phantasie zu erraten, an wessen Stimmen das gescheitert ist).
zum Beitrag19.06.2025 , 13:32 Uhr
Ich fürchte, man macht sich Illusionen, wenn man glaubt, dass europäische Politiker sich nur aus politischer Rücksichtnahme zurückhalten. Merz hat das ja mit seiner Hasspredigt ganz offen gezeigt (sogar mit einem Abgleiten in die LTI). Man stellt sich auch in hiesigen Regierungssitzen die Welt als globales Apartheitssystem vor, in dem Regeln nur gelten, um die eigene Hegemonie vor den Ansprüchen anderer zu beschützen (inklusive einer inhärenten Ungleichbewertung von Leben entlang ethnischer Kategorien). Israel wird hofiert, weil es genau dieses Weltbild mit aller Gnadenlosigkeit umsetzt, nicht weil Merz und Anhang irgendwelche historische Verantwortung empfinden würden.
zum Beitrag19.06.2025 , 10:15 Uhr
Daran ist eigentlich alles falsch: die Gegenüberstellung Regime-Volk (das „Regime“ besteht auch aus Iranern und zumindest in Khomeinis Zeiten hatte es noch eine Mehrheit hinter sich), die Behauptung, Israel hätte Syrien „befreit“ (die Gruppen, die dort die Macht übernommen haben, wurden von der Türkei unterstützt, nicht von Israel, und wie frei das neue Syrien wird, muss sich erst noch zeigen), Assad war auch kein Untergebener der Iraner – und der Versuch, einen Überfall auf einen anderen Staat, inklusive der Bombardierung von Atomanlagen und Krankenhäusern, als Akt der Befreiung zu vermarkten, ist nicht nur zynisch, sondern angesichts der Erfahrung mit vorangehenden regime change-Versuchen auch auf geradezu groteske Weise illusorisch. Der Leserforen und Regierungskreisen geradezu von messianischen Erwartungen geleitete Blick auf Israel und seine rechtsextreme Regierung sowie die Bereitschaft, jedes Verbrechen (egal ob das Morden in Gaza oder den Überfall auf Iran) als „Segen für die Welt“ darzustellen, lässt aber gewisse Rückblicke auf die hier verbreitete, kolonialistische und gewalttätige Denke hier zu.
zum Beitrag18.06.2025 , 16:15 Uhr
Nun fehlt es in Deutschland wahrlich nicht an einer kritischen Islam-Debatte: Sie finden die einschlägige Literatur in jedem Bücherladen und können darüber regelmäßig in deutschen Tageszeitungen lesen (auch hier – in angemessen differenzierter Form - in der taz); als rassistisches gilt das im Allgemeinen nur, wenn entsprechend pauschalisiert wird (dass in irgendeinem Leserforum vorschnell die Rassismus-Karte gezogen wird, ist nun wirklich keine Besonderheit des Islam-Diskurses und vor allem kein Beweis für dessen Unmöglichkeit. Weil wir bei Pauschalisierungen sind: Sie sprechen hier ganz pauschal über „den Islam“ (als wären sich die Muslime in allem einig) und relativieren reale Übergriffe mit Schuldumkehr: an rassistischen Übergriffen sind allein die Täter schuld, nicht irgendwelche herbeihalluzinierten Denk- und Sprechverbote. Es mag für manche Foristen undenkbar sein, dass Muslime auch Opfer sein können, aber genau dann haben wir eben den Punkt erreicht, an dem es rassistisch wird.
zum Beitrag18.06.2025 , 11:01 Uhr
Einem Artikel, der über rechtsextreme Gruppen gerichtet, die auch anderen Juden selbst als Bedrohung wahrgenommen werden, mit „Faschosprech“ zu vergleichen, ist offenkundiger Unsinn. Die taz berichtet immer wieder über verschiedene Facetten jüdischer Gegenwart. Ein (!) Artikel über Betar trägt sicher nicht zur Verbreitung des Antisemitismus bei. Mit demselben Argument könnte man jede Berichterstattung über Extremisten unter Minderheiten unterbinden (es gibt auch einen zunehmenden antimuslimischen Rassismus – soll deshalb nicht mehr über Islamisten berichtet werden?). Der Ärger über den Artikel sagt allerdings einiges über die Bedürfnisse der deutschen Mehrheitsgesellschaft aus: Man braucht das Judentum (oder andere Minderheiten) als Projektionsfläche, als Mittel zur Flucht in die eigene moralische Unschuld. Für Nuancen oder Widersprüche bleibt dann kein Platz. Ihnen fällt vielleicht auf, wie sehr dieses Bedürfnis nach Verklärung seinem Gegenstück ähnelt.
zum Beitrag17.06.2025 , 21:18 Uhr
Tulsi, der Trump heute explizit widersprochen hat (freilich ohne eine Begründung), hat erst im März einen entsprechenden Bericht vorgestellt. Und was aus "israelischer Sicht notwendig" ist, hat keine Rechtskraft, andernfalls würden wir in einer voluntariatischen Weltordnung enden, in der jeder Staat auf Behauptung hin andere überfallen dürfte. Israel hat keine Sonderrechte, die über allen anderen stehen.
zum Beitrag17.06.2025 , 21:13 Uhr
Das ist nicht wirr, sondern eine Tatsache - die Palästinenser haben ein Recht, sich gegen die Besatzung zu verteidigen (was wiederum keine Anschläge auf Zivilisten rechtfertigt, aber durchaus Gewalt gegen das Militär). Und vom Iran aufgebaut wurde Hamas ohnehin nicht. Im übrigen schreiben Sie an meinem Punkt vorbei, in dem es nicht um Bewertung, sondern um die Beschreibung von Konflikt Dynamiken geht.
zum Beitrag17.06.2025 , 21:08 Uhr
Das Abkommen wurde von Trump gekündigt, nicht vom Iran. Die Polemik macht Falschaussagen nicht besser - die Unterstellung, man könne Iran nicht trauen, legitimiert keinen Überfall.
zum Beitrag17.06.2025 , 18:47 Uhr
Haben Sie den Artikel gelesen. Niemand hat behauptet, dass "die Juden" Nazis sind, sondern dass es unter Juden auch Anhänger rechtsextremer Gruppen gibt. Wie Sie oben lesen können, bereitet das auch der jüdischen Gemeinde Sorgen. Das sind einfach Fakten, die man nicht leugnen kann (warum auch?).
zum Beitrag17.06.2025 , 17:18 Uhr
Erstens ist das Atomwaffenprogramm eine Unterstellung und zweitens verlangen die USA und ihr Anhang den vollständigen Verzicht auf Anreicherung, auch zu zivilen Zwecken. Genau das ist der Grund, warum die Verhandlungen ins Stocken gekommen sind. Und nein, der Überfall auf den Iran war kein legitimier "Präventivschlag" und auch ein solcher würde keine Angriffe auf Atomanlagen, Krankenhäuser und Fernsehsender legitimieren. Das sind einfach Kriegsverbrechen, die von einer rechtsextremen Regierung verübt wurden. Das Selbstverteidigungsrecht Israels kann nicht dazu benutzt werden, die Sicherheitsinteressen anderer Staaten zu negieren - und auch nicht die elemtaren Rechte von Menschen in Gaza oder Iran, die dieser entnehmten Gewalt zum Opfer fallen.
zum Beitrag17.06.2025 , 17:12 Uhr
Das ist keine verquere Logik: das Epizentrum der Spannungen im NO ist und bleibt der israelisch-palaestinensische Konflikt (ich erinnere übrigens daran, dass Iran die arabische Friedensinitiative von 2002 unterstützt hat). Und davon abgesehen, dass ein Rechtsverstoss keinen anderen legitimiert, vereinfachen Sie die Situation doch zu sehr: es gibt ja auch ein Widerstandsrecht, dass man nicht nur partiell anerkennen kann: ja, Iran unterstützt Hamas - andere Staaten unterstützen kurdische Milizen oder die MeK (die Liste ist länger). Wie Sie ja selbst sagen: Augenmaß...
zum Beitrag17.06.2025 , 13:09 Uhr
Seltsamerweise haben die amerikanischen Geheimdienste kürzlich anderes behauptet. Ohne geht es nicht darum, welche Motive man Teheran unterstellt, sondern ob der Iran konkret gegen den NPT verstoßen hat – was nicht der Fall war (und auch das würde keinen israelischen Angriff legitimieren).
zum Beitrag17.06.2025 , 13:07 Uhr
Sie haben mich missverstanden: natürlich hat Iran auf 60% angereichert (an das auch gar nicht bestritten) – sich aber bereit erklärt, im Rahmen eines Abkommens auf 3% zu reduzieren und das bereits höher angereicherte Uran abzugeben.
zum Beitrag17.06.2025 , 10:18 Uhr
Auch Ihnen gerne noch einmal: Iran hat sich bereit erklärt, die Urananreicherung auf 3% zu begrenzen – d.h. weit unterhalb der relevanten Schwelle und die höher angereicherten Bestände in einen Drittstaat zu exportieren. Tatsache ist und bleibt, dass Iran als NPT-Unterzeichner ein vertraglich garantiertes Recht auf ein ziviles Atomprogramm, inklusive eigener Anreicherung hat. Weder hat Israel hier ein Vetorecht, noch kann es legitimerweise Iran überfallen, Atomanlagen bombardieren und Wissenschaftler ermorden. Massiven internationalen Druck braucht es also vor allem auf die rechtsextreme israelische Regierung und ihren per Haftbefehl gesuchten MP, das Morden in den besetzen Gebieten, im Libanon, in Syrien und jetzt auch im Iran zu beenden.
zum Beitrag16.06.2025 , 22:36 Uhr
Der NPT beinhaltet nicht nur den Verzicht auf Atomwaffen, sondern auch das Recht auf ein ziviles Atomprogramm - inklusive eigener Anreicherung. Weder die USA noch Israel können beanspruchen, dass Iran auf solche vertraglich garantierten Rechte verzichtet. Und noch viel weniger hat Israel ein Recht darauf, Iran anzugreifen und Atomanlagen zu bombardieren. Die Legalität der Sanktionen gegen Iran ist übrigens auch strittig. Dass der Iran (genau wie die Türkei, Israel, USA und etliche andere Staaten) die Unterstützung für nichtsstaatliche Akteure beendet, wäre in der Tat wünschenswert; nur würde dazu auch gehören, dass man die zugrundliegenden Konflikte löst - und dazu gehört auch ein Ende der Besatzung.
zum Beitrag16.06.2025 , 21:08 Uhr
Ein Wissenschaftler, der für ein völlig legales Atomprogramm arbeitet, nimmt nicht an Feindseligkeiten teil - und das iranische Atomprogramm ist legal (ich kann nur empfehlen, sich mit dem NPT vertraut zu machen). Auch wenn ich Gefahr laufe, mich hier zu wiederholen: es ist erschreckend, wie hier die Ermordung von Wissenschaftlern in einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gerechtfertigt wird. Der NO-Konflikt entlarvt auch das Weltbild vieler Deutscher.
zum Beitrag16.06.2025 , 18:18 Uhr
Nein, wie kommen Sie darauf? Die gezielte Ermordung von Wissenschaftlern ist ein Kriegsverbrechen, genau wie Angriffe auf Krankenhäuser und Fernsehsender. Die privaten Gewaltphantasien einzelner Foristen machen eklatante Völkerrechtsverstöße noch lange nicht legal.
zum Beitrag16.06.2025 , 12:59 Uhr
Zu einer Einschränkung der Anreicherung auf die für Kernenergie nötigen 3% war Iran ja bereits; ein Grund für das Stocken der Verhandlungen war ja, dass die USA auf einen maximalistischen Kurs umgeschwenkt sind und einen vollständigen Verzicht auf Uran-Anreicherung bestanden haben - was bedeuten würde, dass Iran auf ein laut NPT unveraeusserliches Recht verzichtet.
zum Beitrag15.06.2025 , 19:16 Uhr
Ja. Zu einer gesitteten Diskussion gehört, dass man rassistische Morde nicht relativiert, indem man die dahinterstehenden Motive zur Schuldumkehr instrumentalisiert. Der Unterschied zur Frage, ob man im Ukraine-Konflikt auf mehr Diplomatie setzen sollte, liegt auf den Hand.
zum Beitrag15.06.2025 , 18:03 Uhr
Das Opfer hat keine jüdischen vergewaltigt oder sonst irgendein Verbrechen begangen. Es ist perfide, wie Sie hier Pauschalisierungen benutzen, um einen rassistischen Mord zu rechtfertigen (und damit genau die Denke illustrieren, die oben kritisiert wurde).
zum Beitrag15.06.2025 , 13:12 Uhr
Das ist perfide: ein Mensch wird in einer Moschee ermordet - und alles, was Ihnen dazu einfällt, ist dass Opfer mit einem Pauschalverdacht zu diffamieren. Das lässt tief blicken: für Teile der deutschen sind Muslime selbst dann noch schuldig, wenn sie ermordet werden. Dafür sollten Sie sich schämen.
zum Beitrag15.06.2025 , 12:37 Uhr
Die Manifest-Schreiber behaupten nicht, Recht zu haben, sie wollen lediglich eine Diskussion anregen - eine Möglichkeit, die Sie ausschließen, wenn Sie in platter Apodiktik die eigene Einschätzung zur Realität erklären (einer Einschätzung, die man angesichts der Lage der Ukraine durchaus hinterfragen sollte). Sie illustrieren hier also nur ein weiteres Mal die arrogante Gesprächsverweigerung, die Mützenich zu Recht kritisiert. Und das ist wiederum ein politisches Problem: der Unwille, Überzeugungen zur Disposition zu stellen, endet im Allgemeinen nicht gut...
zum Beitrag15.06.2025 , 10:14 Uhr
Ich weiss nicht, wie Sie auf die "Metaebene" kommen; in dem Artikel und in meinem Beitrag geht es um Diskussionskultur. Wenn Sie stattdessen darüber diskutieren wollen, was in dem Manifest in Ihren Augen falsch ist, bitte - dann müssen Sie das aber auch sachlich begründen. Und das ist nicht nur eine Stilfragen, sondern essentiell politisch.
zum Beitrag15.06.2025 , 07:00 Uhr
"Ich habe Recht" ist kein Argument. Niemand zwingt Sie, an einer Diskussion teilzunehmen. Wenn Sie sich dafür entscheiden, sollte aber die Form gewahrt bleiben. Es ist erstaunlich, wie viele Foristen sich dadurch offenbar provoziert fühlen.
zum Beitrag14.06.2025 , 18:37 Uhr
Wenn nicht alle meiner Meinung sind, führe ich eine gesittete Diskussion - und genau das meine auch M. Sie weichen also dem Punkt aus und genau das illustriert das Problem.
zum Beitrag14.06.2025 , 10:07 Uhr
Mützenich hat natürlich Recht; es ist aber trotzdem traurig, dass es überhaupt nötig ist, solchen minimalen Anstand einfordern zu müssen. Das ist ja nicht nur eine Frage der Höflichkeit, sondern rührt ans Wesen einer Demokratie, die ja vom Meiniungspluralismus lebt. Polt hat diesen herrischen Habitus mal schön auf den Punkt gebracht: "Wir brauchen keine Opposition, weil wir sind schon Demokraten." Das das mittlerweile auch liberale Kreise so sehen (und dabei den eigenen Extremismus nicht mehr bemerken) finde ich erschreckend.
zum Beitrag13.06.2025 , 17:20 Uhr
Nun wird in dem Manifest nirgendwo geschrieben, dass die Ukraine nicht in Verhandlungen eingebunden werden sollte. Das ist übrigens ein grundsätzlicher Punkt: Zu einer respektvollen Diskussion gehört auch, zuzuhören, was der andere überhaupt sagt, statt mit Unterstellungen um sich zu werfen.
zum Beitrag13.06.2025 , 12:43 Uhr
Wieso sollte es die Einschätzung, Israel würde in Gaza einen Völkermord verüben, widerlegen, wenn die Israelis nebenbei noch Iran überfallen?
zum Beitrag12.06.2025 , 22:58 Uhr
Ich frage mich bei solchen Einlassungen immer wieder, ob ihre Verfasser das Manifest überhaupt gelesen haben (ein kleiner Tipp: von Unterwerfung ist dort gar nicht die Rede); über dessen Inhalt kann und sollte man sich trefflich streiten, nicht grundlos soll es ausdrücklich als Diskussionsgrundlage verstanden werden, aber das setzt eben voraus, dass man Argumente versteht und sachlich widerlegt. Unterstellungen, garniert mit schiefen historischen Vergleichen, sind jedenfalls wenig konstruktiv. Wenn Europa einen eigenen Weg anstreben soll, muss es erst einmal einen finden - das würde aber einen Willen zu Reflexion und Selbstkritik voraussetzen. Davon zu spüren ist leider wenig.
zum Beitrag11.06.2025 , 15:37 Uhr
Die Charakterisierung als verfassungsfeindlich ist keine Straftat, sondern lediglich eine Einschätzung durch Sicherheitsbehörden (die auch nicht immer unproblematisch ist – ich erinnere an Feine Sahne Fischfilet). Ein Verbot einer Zeitung oder eines Vereins durch die Exekutive allein aufgrund des Zurufs durch eine ihr untergeordnete Behörde ist offenkundig höchst problematisch. Was wieder zu Compact zurückführt: So ekelhaft dieses Blatt auch sein mag, kein einziger Artikel, der dort erschienen ist, war bisher strafrechtlich relevant. Es gibt also gute Gründe, das Verbot einer Zeitung, die nichts Illegales publiziert hat, auf dem Umweg über das Vereinsrecht abzulehnen, egal was man von den dort verbreiteten Gedanken hält. Es gab lange Zeit den linken Grundsatz, dass man die Demokratie nicht dadurch verteidigen kann, dass man Grundrechte abschafft. Das sollte auch gelten, wenn ein rechtes Blatt zum Vorwand wird, die Pressefreiheit in Deutschland einzuschränken. Das ist ein Dammbruch, der uns irgendwann wieder heimsucht.
zum Beitrag11.06.2025 , 09:44 Uhr
Nun ist Hassan II. schon 1999 gestorben, d.h. selbst wenn er das gesagt hat (ich finde dafür zumindest spontan keinen Beleg außer dem von Ihnen verlinkten Artikel eines nicht für Sachlichkeit berühmten Schreibers), ist die Situation heute eine andere. Ich verweise ein weiteres Mal auf die arabische Friedensinitiative von 2002, sowie die hinlänglich bekannten Bestrebungen danach, die Beziehungen zu Israel zu normalisieren; dass die arabischen Staaten noch ein Interesse daran haben, diesen Konflikt anzuheizen, ist ein Märchen, das von der Rolle insbesondere der gegenwärtigen, rechtsradikalen Regierung Israels ablenkt. Es mag das Vorstellungskraft foraler Araber- und Islamhasser überfordern: aber am Scheitern einer friedlichen Lösung ist ein religiös begründeter Expansionismus auf israelischer Seite in erheblichem Masse Mitschuld.
zum Beitrag11.06.2025 , 09:18 Uhr
Wenn Sie meinen Beitrag noch einmal genau lesen, bemerken Sie, dass ich dort von einem „auch schon davor [d.h. vor 1967] gewaltsamen Agieren gesprochen habe – denn auch vor dem (von Israel begonnenen!) Sechstagekrieg und sogar vor der Staatsgründung ist die Gewalt nicht nur von palästinensischer Seite ausgegangen (die Sie übrigens linguistisch unsichtbar machen, wenn Sie allgemein von Arabern sprechen). Und auch die Friedensverhandlungen davor und danach sind nicht nur an den Palästinensern gescheitert – lesen Sie doch einmal nach, warum die angeblich so großzügigen Angebote abgelehnt wurden (und recherchieren Sie einmal zur (diesmal wirklich) arabischen Friedensinitiative von 2002. Wenn man die Geschichte des NO-Konflikts nicht allzu selektiv wahrnimmt, muss man eben auch die Verantwortung Israels anerkennen.
zum Beitrag10.06.2025 , 19:56 Uhr
Auch die Grenze zu Ägypten wird derzeit von Israel blockiert - was auch oft genug erklärt wurde.
zum Beitrag10.06.2025 , 19:55 Uhr
Es ist fast ermüdend, sich immer wieder an solchen vereinfachten Darstellungen des NO-Konflikts abarbeiten zu müssen: aber am NO-Konflikt sind nicht nur Iran und Hamas schuld; den Beitrag der israelischen Besatzungspolitik (und eines schon davor durchaus gewaltsamen Agierens) sollte man zumindest zur Kenntnis nehmen. Und davon abgesehen, dass das, was Sie als Geschäftsmodell der Hamas beschreiben, ja nur unter der Voraussetzung der israelischen Blockade-Politik funktioniert (andernfalls würden die Menschen dort ja einfach in den Supermarkt gehen): es ist gegenwärtig Israel, das Gaza systematisch aushungert - das ist ein Kriegsverbrechen, das man nicht mit dem Verweis auf Hamas oder wen auch immer rechtfertigen kann.
zum Beitrag10.06.2025 , 13:32 Uhr
Ich will mich nicht an Ihrem Textverständnis abarbeiten, aber das Zitat enthält keine Täter/Opfer-Umkehr, sondern stellt die Frage nach den ethischen Konsequenzen, die aus dem Holocaust gezogen werden (eine Frage, die übrigens nicht von Kocak aufgeworfen wurde, sondern nicht nur mit Blick auf den NO-Konflikt ein Grundthema deutscher Politik ist). An Kocaks Antwort, nämlich einem Universalismus, der eben auch die Rechte der Palästinenser anerkennt, kann ich nichts Anstößiges erkennen – eher am Weltbild seiner Kritiker, die gewollt oder nicht wieder eine Hierarchisierung von Leben entlang ethnischer Kriterien vornehmen. Dass es nicht akzeptabel ist, zwei Millionen Menschen, egal welcher Ethnie oder Religion, kollektiv auszuhungern, sollte eigentlich ein Mindeststandard sein, übrigens sogar ohne Rekurs auf die deutsche Vergangenheit.
zum Beitrag10.06.2025 , 10:54 Uhr
Wenn Sie den Artikel noch einmal lesen, bemerken Sie vielleicht, warum dieser Einwand am Punkt vorbeigeht...
zum Beitrag09.06.2025 , 17:27 Uhr
Das ist gleichermaßen unterkomplex wie menschenverachtend: Israel verteidigt sich nicht nur gegen den "Dschihadismus", sondern verfolgt sei jeher eine religiös begründete, expansionistische Agenda, die zum NO-Konflikt ebenso viel beiträgt wie der Radikalismus auf anderer Seite. Und was sie als unumgänglich Schritte verharmlosen erfüllt nach Ansicht etlicher Experten, Menschenrechtsorganisationen und sogar einiger europäischer Regierungen die Kriterien für Völkermord. Das zu kritisieren ist keine Luxusdebatte, sondern elementarer menschlicher Anstand.
zum Beitrag09.06.2025 , 11:04 Uhr
Pauschal von "Juden" sprechen hier eigentlich nur Sie. Und wenn Sie sich mit der Geschichte des NO-Konflikts befasst hätten, dann wüssten Sie auch, dass der Hass auf palästinensischer Seite eben nicht nur das Resultat von Indoktrination, sondern auch von Jahrzehnte länger Entrechtung. Man kann nicht über den NO-Konflikt sprechen, ohne auch den israelischen Umgang mit den Palästinensern zu thematisieren - der wirklich gut genug dokumentiert ist.
zum Beitrag09.06.2025 , 10:44 Uhr
Das ist eine geradezu absurde Vermehrung der Realität: es ist Israel, das Gaza und Libanon bombardiert, Hunger als Waffe einsetzt und ganz offen eine ethnische Säuberung ankündigt. Davon kann man nicht mit den üblichen "aber Hamas"-Floskeln ablenken.
zum Beitrag08.06.2025 , 22:04 Uhr
Dass die israelische Strafexpedition mittlerweile zehntausende Kinderleben gekostet hat, ist eine bestens dokumentierte Tatsache und weder ein "Narrativ" (auch so ein meist missverstandenes Modewort) noch ein antisemitischen Klischee (die Gleichsetzung von Israel und Juden nehmen hier einzig Sie vor). Dass Sie von palästinensischen Frauen nur in Anführungszeichen sprechen, macht das Ganze nicht besser. Sie leugnen die massenhafte Tötung von Zivilisten, obwohl diese vor laufenden Kameras passiert. Vielleicht wäre es angesichts dieser offenkundigen Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben von Palästinensern (sogar von Kindern) angebracht, den eigenen Rassismus zu hinterfragen, statt andere Floristen so unangemessen zu diffamieren.
zum Beitrag08.06.2025 , 12:09 Uhr
In dem Artikel wird erklärt, warum das Agieren der Polizei fragwürdig war, auch jenseits des Antisemitismus-Vorwurfs. Man sollte Artikel ganz lesen, bevor man sie kritisiert...
zum Beitrag07.06.2025 , 19:49 Uhr
Nun gab es neben staatlicher Repression auch Gewaltakte gegen Aktivisten und sogar gegen Palästinenser, die nicht einmal an Protesten teilgenommen haben (darunter auch einen Mord an einen amerikanisch-palästinensischen Jungen). Vielleicht googeln Sie einmal Betar US... Egal ob in NO oder außerhalb: es greift zu kurz, immer nur die Gewalt und den Extremismus auf einer Seite zu sehen.
zum Beitrag07.06.2025 , 11:29 Uhr
Davon abgesehen, dass man von der Zivilbevölkerung in Gaza weder Glaubensbekenntnis noch einen Umsturz verlangen kann, Frage ich mich, was in Ihren Augen passieren sollte, wenn diese "ultimative" Forderung nicht erfüllt wird - das semantische Feld, in dem Sie sich bewegen, ist jedenfalls gefährlich.
zum Beitrag06.06.2025 , 18:02 Uhr
Man kann allerdings auch mal ein bisschen genauer in die Geschichte schauen als das Wolffsohn hier tut: denn lernt man allerdings auch, warum die Versuche einer Kompromisslösung gescheitert sind – Spoiler: daran waren nicht nur die Palästinenser Schuld, sondern auch diverse israelische Regierungen, die die Verhandlungen aktiv hintertrieben und den Siedlungsbau forciert haben. Übrigens: die arabische Friedensinitiative von 2002, in der Israel eine Normalisierung der Beziehungen im Austausch gegen einen Rückzug aus den besetzten Gebieten angeboten wurde, hat – außer sämtlichen arabischen Staaten- auch der Iran unterstutzt. Statt reflexhaft und faktenfrei die Schuld bei Teheran zu suchen, könnte man sich also auch einmal fragen, ob der Fehler nicht auch in Jerusalem liegen könnte – genauer gesagt, bei dortigen Politikern, die die Bibel als Grundbuch betrachten.
zum Beitrag05.06.2025 , 22:19 Uhr
Der Kiesewetter-Artikel lässt mich einigermassen sprachlos zurück: an haarsträubend vereinfachte Darstellungen des NO-Konflikts ist, in der Rolle Israels als Besatzungsmacht ausgeblendet wird, ist man inzwischen gewöhnt. Aber dass Kiesewetter angesichts einer inzwischen genozidale Ausmasse annehmenden Strafexpedition, dem systematischen Aushungern von zwei Millionen Menschen und offen herausposaunten Vertreibungsplänen immer noch von einer "Befreiung " der Palästinenser durch die Besatzungsmacht Israel schwadroniert, ist selbst für hiesige Verhältnisse unsäglich zynisch.
zum Beitrag04.06.2025 , 20:34 Uhr
Ich verweise gerne auf das "usw." in seinem Beitrag. Im übrigen gibt es einen Unterschied zwischen Quellenkritik und Realitätsverweigerung: die Vorwürfe gegen Israel sind nun wirklich bestens gelegt (und oft genug macht auch die israelische Regierung selbst kein Geheimnis aus ihren Plänen). Davor die Augen zu verschliessen, ist vieles, aber nicht kritisch.
zum Beitrag04.06.2025 , 09:24 Uhr
Berichte wie der obenstehende stützen sich nicht allein auf Wafa, sondern auf ein breiteres Netz von Informanten, darunter dem roten Kreuz. Journalisten aus Gaza pauschal als Terroristen zu diffamieren, ist rassistisch und ändert vor allem nichts an mittlerweile hinreichend dokumentierten Tatsachen. Man sollte übrigens auch nicht blind allen Behauptungen von israelischer Seite glauben: dass die Hamas im großen Umfang Lebensmittel gestohlen hat, behaupten nicht einmal UNO und vor Ort tätig Hilfsorganisationen. Und egal was Hamas macht: das Aushungern von zwei Millionen Menschen ist ein Kriegsverbrechen. Daran gibt es nichts zu diskutieren.
zum Beitrag03.06.2025 , 09:50 Uhr
Es ist aber nicht Ägypten, das Hilfslieferungen blockiert. Es gibt hier weder Ausreden, noch geteilte Schuld. Israel hungert Gaza aus und das ist schlicht und ergreifend ein Kriegsverbrechen.
zum Beitrag03.06.2025 , 09:09 Uhr
Vor allem ist Israel dazu verpflichtet, sich an völkerrechtliche Mindeststandards zu halten – und dazu gehört der Verzicht auf ethnische Säuberungen…
zum Beitrag02.06.2025 , 19:55 Uhr
Ägypten weigert sich aber nicht, Hilfslieferungen nach Gaza zu lassen; ausgehungert werden die Menschen dort also einzig und allein von Israel.
zum Beitrag01.06.2025 , 15:59 Uhr
Israel ist verpflichtet, die Versorgung der Zivilbevölkerung zu ermöglichen; eine Totalblockade, die zwei Millionen mit dem Hungertod bedroht, ist schlicht und ergreifend ein Kriegsverbrechen - und ich frage mich wirklich, was in den Köpfen von Floristen vorgeht, die so etwas verteidigen. Das ist eine rassistisch grundierte Verrohung, die mir die Sprache raubt.
zum Beitrag01.06.2025 , 15:45 Uhr
Ich muss hier pedantisch sein: der Forist hat hier auch juristisch nicht Recht (dass in dem Haftbefehl gegen Netanjahu der Einsatz von Hunger als Waffe angeführt wird, ist ja ein klares Zeichen dafür - und das war sogar noch in der Zeit vor der Totalblockade). Keine der von ihm immer wieder genannten (und offenkundig nicht genau gelesenen) Quellen rechtfertigt das systematische Aushungern der ganzen Bevölkerung. Dass man diese Debatte überhaupt noch führen muss, finde ich zutiefst erschreckend.
zum Beitrag01.06.2025 , 15:16 Uhr
Ich weiss nicht, wie oft Sie diesen Unsinn noch posten wollen: der IGH hat nicht darüber entschieden, ob Israel in Gaza Besatzungsmacht ist, beinahe alle Regierungen dieser Welt haben sehen das allerdings so (auch das deutsche AA, dessen rechtliche Expertise vermutlich weiter reicht als Ihre), und davon unabhängig ist das systematische Aushungern der Zivilbevölkerung ein Kriegsverbrechen. Das zu verteidigen ist im übrigen nicht nur sachlich falsch, sondern auch menschlich abstoßend.
zum Beitrag30.05.2025 , 14:13 Uhr
Diese Behauptung wurde zwar schon hundert Mal widerlegt, aber gerne nochmal: erstens hat Netanjahu erst kürzlich gesagt, dass das Ziel Israels nicht die Zerstörung von Hamas oder die Befreiung der Geiseln, sondern die Umsetzung des Trump-Plans, mithin eine ethnische Säuberung Gazas ist, und zweitens bleibt Israel an internationales Recht gebunden, egal ob Hamas kapituliert oder nicht. Es ist mehr als befremdlich, wie viele Foristen das Aushungern von zwei Millionen Menschen offenkundig als legitime Form der Kriegsführung betrachten.
zum Beitrag30.05.2025 , 09:54 Uhr
Die Lebensmittel wurden „zurückgehalten“, um sicherzustellen, dass möglichst viele Menschen in Gaza zumindest eine Mahlzeit am Tag bekommen. Verantwortlich für diese Situation ist der Staat, der eine totale Blockade über Gaza verhängt hat und die Bevölkerung systematisch aushungert. Das ein so offensichtliches Kriegsverbrechen sogar im taz-Leserforum kleingeredet oder verteidigt wird, finde ich ehrlich gesagt erschreckend. Offenkundig fällt es Teilen der hiesigen Öffentlichkeit schwer, Palästinenser als vollwertige Menschen zu betrachten, deren Leben nicht weniger wert ist als das von Israelis oder Europäern. Das ist schlicht und ergreifend Rassismus.
zum Beitrag30.05.2025 , 09:45 Uhr
Das ist in doppelter Hinsicht Unsinn: denn erstens bleibt Hilfsorganisationen vor Ort wenig übrig, als ihre Lager vor Ort von den lokalen Sicherheitskräften überwachen zu lassen (und die gehören in Gaza nun einmal zur Hamas) und zweitens gibt es gute Gründe, Lebensmittel nicht vollständig auf einmal zu verteilen, gerade wenn eine Hungernot droht. Die Schuldumkehr können Sie sich also sparen: Gaza wird von den Israelis ausgehungert, daran gibt es nichts zu relativieren.
zum Beitrag27.05.2025 , 09:39 Uhr
Nun sind meine Argumente im wesentlichen diejenigen des deutschen AA sowie so ziemlich aller Regierungen auf diesem Planeten - ich gehe davon aus, dass man dort über mehr rechtliche Expertise verfügt als in Leserforen. Aber gerne noch einmal zur Erinnerung: eine Besatzung kann auch durch Kontrolle von Aussen erfolgen, über den Status Gazas hat der IGH gar nicht geurteilt und die Einschränkung zu Hilfslieferungen erlauben keine Totalblockade, die in eine Hungersnot mündet. Was Sie schreiben ist juristisch Unsinn und zeigt von einer abscheulichen Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben der palästinensischen Zivilbevölkerung. Es ist nicht mehr 1904.
zum Beitrag26.05.2025 , 10:04 Uhr
Sie haben diesen Beitrag schon mehrfach gepostet und Ihnen wurde ebenfalls mehrfach - auch von mir - erklärt, warum das eine groteske Fehlinterpretation des IGH-Gutachtens ist. Sie können das ja gerne noch einmal nachlesen. Jenseits solcher rechtlicher Fragen wundere ich mich immer wieder, was im Kopf von Floristen vorgeht, die das Aushungern von zwei Millionen Menschen für eine akzeptable Form der Kriegsführung halten und hier im Forum verteidigen.
zum Beitrag25.05.2025 , 17:41 Uhr
Es ist abscheulich, wenn offenkundig das Haus einer Ärztin angreift und dabei neun Kinder umbringt und Ihnen dazu nur victim blaming einfällt. Übrigens hat Netanjahu erst neulich wieder klar gemacht, dass sein Ziel die Vertreibung der Bevölkerung aus Gaza ist (auch die taz hat darüber berichtet). Warum man sich immer noch in Relativierungen übt, ist mir ein Rätsel (oder vielleicht habe ich auch nur vor der Antwort Angst).
zum Beitrag25.05.2025 , 08:04 Uhr
Wissenschaftler sind immer Teil der Eliten, Wissenschaftsfreundlichkeit ist allerdings keine kluge Antwort darauf (so grandios war der Agrar Kommunismus ja auch nicht...). Der Verweis auf hungernde Menschen ist hier deplatziert: Hunger ist nicht die Folge übergroßer Forschungsetats. Wir leben nicht in einer Mangelgesellschaft, der an einem Ende fehlt, was sie am anderen Ende ausgibt. Unsere Ressourcen reichen aus, um die Welt zu ernähren, Raumfahrt hin oder her. Wenn trotzdem Menschen hungern, ist das eine bewusste Entscheidung - und genau da muss linke Kritik ansetzen.
zum Beitrag24.05.2025 , 13:51 Uhr
Nein, habe ich nicht - vielleicht lesen Sie noch einmal, was ich geschrieben habe. Und was das Äquivalent zur Résistance angeht: das gibt es in Gebieten, die nicht von den Deutschen besetzt waren, in der Form natürlich nicht. Allerdings gab es gewaltsame Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Palästinenser-Fraktionen, die Husseinis Kurs keineswegs ausnahmslos unterstützt haben, eine breite arabische Opposition gegen den Faschismus und vor allem hunderttausende Araber, die in der Anti-Hitler-Koalition gekämpft haben - und deren Opfer werden unterschlagen, wenn man sich einzig auf einen Kollaborateur beschränkt.
zum Beitrag24.05.2025 , 09:25 Uhr
Das ist, mit Verlaub, Unsinn - sie stellen nicht nur die Geschichte des NO-Konflikts verkürzt da, sondern ignorieren auch, dass dieser sich heute nicht um historische Gestalten dreht. Das ist ein schwacher Versuch, deutsche Schuld zu relativieren, indem man den NS auf andere projiziert, und zugleich eine Ablenkung von der israelischen Mitschuld an Jahrzehnten der Gewalt. Sie können eine Jahrzehnte währende Besatzungspolitik, die inzwischen genozidale Ausmaße annimmt, nicht mit dem Verweis auf el-Husseini rechtfertigen.
zum Beitrag24.05.2025 , 09:20 Uhr
Auch Sie haben mein Argument nicht verstanden: ich habe nicht geschrieben, dass el-Husseini ein netter Kerl war, sondern dass zu kurz greift, palästinensische Geschichte auf ihn zu reduzieren und damit die Entrechtung von Menschen heute zu legitimieren. Gerade in Deutschland sollte man sich damit zurückhalten, andere Völker als Projektionsfläche für den NS zu benutzen.
zum Beitrag23.05.2025 , 22:20 Uhr
Ich bin mir nicht sicher, ob die Strategien aus Indien auf Russland/Ukraine übertragbar sind: die Briten mussten ja ihre Kolonialherrschaft über eine weit entferntes, viel größeres Land aufrecht erhalten. Das ging nicht mehr, als zuviele Inder sich verweigert haben. Russland kann die Ostukraine direkt annektieren, die eher prorussischen Bevölkerungsteile als Basis nehmen und den Rest einschüchtern oder vertreiben. Ich will damit nicht sagen, dass Pazifismus keinen Sinn macht, nur dass die Situation schwieriger ist.
zum Beitrag23.05.2025 , 22:04 Uhr
Auf diesem Stück Land leben seit Jahrtausenden auch Nicht-Juden (das Gebiet war nie ethnisch homogen); es gibt also keine historische Legitimation für die Exklusivitätsansprüche der israelischen Rechten; und für Hadrians Taten kann man sich auch kaum an den Palästinensern rächen. Sie betrachten die Geschichte der Region allzu einseitig aus einer biblischen Perspektive und ignorieren, dass die nicht historisch akkurat ist.
zum Beitrag23.05.2025 , 21:41 Uhr
Das ist eine doppelte Unterstellung: den erstens haben die meisten heutigen Kufiya-Träger nichts mit el-Husseini am Hut, sondern protestieren gegen offenkundiges Unrecht, und zweitens habe ich diesen nicht verharmlost, sondern lediglich darauf hingewiesen dass es allzu reduktionistisch ist, nur die Kollaborateure wahrzunehmen: Sie reduzieren FR ja auch nicht auf Petain oder Norwegen auf Quisling.
zum Beitrag23.05.2025 , 18:27 Uhr
Die Pointe fast aller Ideologiekritik: es geht immer nur um die Ideologie der Anderen...
zum Beitrag23.05.2025 , 16:48 Uhr
Nun sollte man sein historisches Wissen nicht aus Spiegel bento schöpfen: Die Kufiya wurde bereits viel früher, nämlich 1916, zum Symbol arabischer Nationalisten, damals noch mit antiosmanischer Stossrichtung. Mit el-Husseini hatte das gar nichts zu tun und dessen Bedeutung ist ohnehin aufgeblasen: ja, es gab auch unter den Palästinensern NS-Kollaborateure - genau wie in Europa - aber das ist sicher kein hinreichender Grund für die Dämonisierung einer ganzen Volkes, dem seit Jahrzehnten elementare Rechte verweigert werden.
zum Beitrag23.05.2025 , 16:18 Uhr
Welche Wildtiere sich Deutschland leisten kann oder nicht, sei den entsprechenden Experten überlassen, aber im Falle von Raubtieren von "killen" zu sprechen und Wisente als "süß" zu bezeichnen, zeugt von einem allzu menschlichen Blick auf die Natur, der nicht wenig zu den unsachlichen Debatten über Wolf und Co. in Deutschland beiträgt.
zum Beitrag23.05.2025 , 15:37 Uhr
Nach der UN-Kinderrechtskonvention sind Personen unter 18 Jahren Kinder. Es ist also vollkommen korrekt, wenn sie auch in Berichten über Gaza so bezeichnet werden (wer daran Anstoss nimmt, sollte sich vielleicht nach den eigenen Motiven fragen...). Darüber hinausreichende Einteilung wie die Unterscheid von unter und über 14-Jährigen mögen teilweise in nationalem Recht eine Rolle spielen, sind aber auf internationaler Ebene irrelevant. Gern geschehen!
zum Beitrag23.05.2025 , 12:39 Uhr
Der Forist hat niemand das Recht zugestanden, einen Mord zu begehen, sondern lediglich einen Zusammenhang nachvollzogen: einen Gedanken zu verstehen, heißt nicht, ihn sich zu eigen machen. Gerade in ohnehin aufgeheizten Debatten wäre es sinnvoll, auf solche Nuancen zu achten.
zum Beitrag22.05.2025 , 12:35 Uhr
Dass die arabischen Herrscher ebenfalls heucheln, bestreitet niemand (am wenigsten Mishra, dem der Hindu Nationalismus ebenfalls fremd ist). Aber die Palästinenser leben nun einmal in Palästinensa - und dort hat Saudi-Arabien nun einmal wenig Jobs anzubieten. An der Misere dort ist der Westen in erheblichem Maße Mitschuld, und das kann man auch Mal zugestehen.
zum Beitrag22.05.2025 , 09:54 Uhr
Der Preis für die Schwächung vom Hamas und Hisbollah waren allerdings Methoden, die nicht ohne Grund als genozidal beschrieben wurden. Men läuft hier Gefahr, palästinensische Leben für zweitklassig und den eigenen Interessen untergeordnet zu erklären. Den Hinweis darauf, dass die iranischen Atomanlagen legal sind und ein Angriff auf sie ein weiteres Verbrechen darstellen würde, erspare ich mir hier.
zum Beitrag21.05.2025 , 06:59 Uhr
Die Formulierung "der das alles ganz schrecklich findet" ist unangenehm flapsig, wenn man bedenkt, dass es hier um offenkundige Verbrechen wie das systematische Aushungern der Zivilbevölkerung geht...
zum Beitrag20.05.2025 , 10:35 Uhr
Israel hat die Siedlungen in Gaza aufgelöst, aber weiterhin in einem Masse Kontrolle ausgeübt, dass praktische alle Regierungen auf dieser Welt (auch die deutsche Gaza weiterhin als besetzt betrachtet haben). Was Ihre Frage angeht: erstens muss Israel sich an das humanitäre Völkerrecht halten. Punkt. Es gibt einfach nichts daran zu diskutieren. Zweitens muss es die Konfliktursachen lösen - und dazu gehört die Besatzung. Man kann den Palästinensern nicht Jahrzehnte lang elementare Rechte verweigern und die absehbare Radikalisierung dann als Legitimation für noch mehr Gewalt missbrauchen. Das Aufrechterhalten der Besatzung oder eine Vertreibung der Palästinenser sind keine Selbstverteidigung, sondern Verbrechen.
zum Beitrag19.05.2025 , 19:52 Uhr
Es ist ärgerlich, dass ausgerechnet in der taz schreiben zu müssen: man kann das Agieren der Polizei (und der Behörden im Hintergrund) durchaus kritisch hinterfragen. Wenn man sich ab und an auf Demos begibt, merkt man schnell, dass deren friedlicher Verlauf eben nicht nur an den Teilnehmern, sondern auch an staatlichen Organen liegt - auch die Polizei kann eskalieren, durch rigorose Auflagen und durch aggressives Eingreifen. Und gerade im Fall der Palästinena-Proteste ist offensichtlich, dass diese staatlicherseits nicht als legitime Meinungsäußerung, sondern als feindliche Agitation behandelt werden. Das kann man, unabhängig von der Haltung zum NO-Konflikt, auch verurteilen. Es geht hier um Grundrechte, nicht um staatliche Gnadenakte, und wenn Grundrechte mit Füßen getreten werden, darf man sich beschweren, auch über die Polizei. Man muss das sogar. Von einem Norweger erwarte ich weniger Preußentum...
zum Beitrag19.05.2025 , 15:30 Uhr
Der Überfall auf Serbien ohne UN-Mandat war ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg. Das ist keine "antiwestliche Propaganda", sondern eine Tatsache. Und natürlich hat er - genau wie der Irakkrieg, die Unterstützung der israelischen Besatzung, Kriegsverbrechen in Afghanistan und etliche andere Scheußlichkeiten zu einer Erosion internationalen Rechts beigetragen, die mitursächlich für den Konflikt in der Ukraine ist (nicht zuletzt deshalb, dadurch die Isolierung Russlands schwer geworden ist - oder glauben Sie wirklich, dass man außerhalb des Westens unsere salbungsvollen Phrasen noch ernst nimmt?). Dass man auf solche Einwände mit Propaganda-Vorwürfen antwortet statt mit Selbstreflexion, ist Teil des Problems: man ist nicht mehr in der Lage, die eigene Selbstbeweihraeucherung zu hinterfragen.
zum Beitrag19.05.2025 , 12:37 Uhr
Sie ignorieren, dass dieser Konflikt keineswegs allein von Hamas ausgeht ( die Besatzung ist älter als Hamas). Und selbst wenn man sich auf ein so verkürztes Geschichtsbild einlässt, kann man offenkundige Kriegsverbrechen nicht ignorieren: auch ein angegriffener Staat hat kein Recht, Sanitär zu erschießen und Zivilisten auszuhungern. Darüber gibt es eigentlich nichts zu diskutieren.
zum Beitrag18.05.2025 , 20:25 Uhr
Das wird durch ständiges Wiederholen auch nicht wahrer: denn was für einen Frieden Israel für Gaza anstrebt, sieht man ja gerade im WJL. Aus israelischen Regierungskreisen hört man regelmäßig den Wunsch einer ethnischen Säuberung - vielleicht sollte man solche Aussagen irgendwann ernst nehmen (oder haben Sie erst hinterher von nichts gewusst?). Den Hinweis darauf, dass Israel egal was Hamas macht an das humanitäre Völkerrecht gebunden ist und das Aushungern von zwei Millionen Menschen schlicht und ergreifend ein Kriegsverbrechen ist, erspare ich mir an dieser Stelle.
zum Beitrag17.05.2025 , 20:40 Uhr
Ich erinnere auch Sie gerne daran, dass der NO-Konflikt nicht am 7.10. begonnen hat; deshalb hinkt auch der Vergleich mit Deutschland, aber anders, als Sie denken: die Deutschen mussten vor 1939 nicht unter einem ziemlich brutalen Besatzungsregime leiden. Wie man angesichts massenhaft dokumentierter Kriegsverbrechen, dem systematischen Aushungern von zwei Millionen Menschen und regelmäßigen Ankündigungen, Gaza ethnisch zu säubern noch von "Kollateralschäden" sprechen kann, erschließt sich mir nicht. Irgendwann muss man einmal der schrecklichen Realität ins Auge sehen: hier spielt sich ganz offen ein Völkermord ab und Teile der deutschen (auch liberalen) Öffentlichkeit klatschen. Mir war dieses Land noch nie so fremd.
zum Beitrag17.05.2025 , 19:58 Uhr
Das Interview ist von 2023, der Interviewte nicht unumstritten (Sie erinnern sich, was er von Folter hält?), seine Ausführungen vorsichtig formuliert Unterkomplex - und vor allem geht es gar nicht um Antisemitismusdefinitionen.
zum Beitrag16.05.2025 , 20:19 Uhr
Ich habe keine Täter-Opfer-Umkehr betrieben, sondern Ihnen erklärt, dass dieser Konflikt komplexer ist, als von Ihnen Recht selektiv dargestellt. Ab und an hilft ein Geschichtsbuch. Dass Sie von Palästinensern in Anführungszeichen sprechen, passt leider in dieses traurige Muster. Antisemitismus ist verwerflich, antipalaestinensischer Rassismus auch.
zum Beitrag16.05.2025 , 20:15 Uhr
Das ist falsch und menschenverachtend: falsch, weil Sie ignorieren, dass dieser Konflikt von beiden Seiten ausgegangen ist, dass die arabischen Staaten Israel längst anerkannt haben bzw. Ihre Bereitschaft erklärt haben, es zu tun, wenn Israel im Gegenzug der Gründung eines Palästinenserstaates zustimmt, und weil gerade der 7.10. ja bewiesen hat, dass man diesen Konflikt nicht managen kann, eine perpetuierte Besatzung mithin auch Israel keine Sicherheit bringt. Menschenverachtend ist dass, weil Sie den Palästinensern offenbar keine Rechte und keine Perspektive zugestehen wollen, sondern ein Leben als Menschen zweiter Klasse unter israelischen Militärrecht. Auf die gute Kinderstube lege ich weiterhin wert...
zum Beitrag16.05.2025 , 20:08 Uhr
Und Sie wissen auch, dass es schon vor 1948 Gewalt von beiden Seiten gab; immer nur die halbe Geschichte zu erzählen ist zu einfach.
zum Beitrag16.05.2025 , 13:00 Uhr
Wir sind nicht per Du; ich würde es schätzen, wenn auch im Forum gewisse Umgangsformen gewahrt werden. Wenn ich von Besatzung spreche, beziehe ich mich offenkundig auf die international als besetzt anerkannte Gebiete Gaza/WJL/OJ, nicht auf Tel Aviv. Die Existenz Israels in seinen bestehenden Grenzen habe ich also gar nicht bestritten, sondern nur auf die Konsequenzen einer über diese Hinausreichenden Besatzungspolitik aufmerksam gemacht. Lesen Sie die Beiträge oben nochmal: es ging um die Frage, woher der Hass auf palästinensischer Seite kommt. Und die lässt sich eben nicht beantworten, wenn man nicht zur Kenntnis wird, dass diese Menschen seit Jahrzehnten unter einer ziemlich brutalen Fremdherrschaft leben. Die Weigerung, das auch nur zur Kenntnis zu nehmen, ist Teil einer tieferliegenden Problems hiesiger Selbst- und Weltwahrnehmung.
zum Beitrag16.05.2025 , 09:26 Uhr
Sie reden an meinem Argument vorbei: ich habe nicht bestritten, dass Iran Hamas unterstützt, sondern betont, dass er lediglich Trittbrettfahrer ist: Iran ist weder fuer den NO-Konflikt verantwortlich, noch ist sein Verhältnis zu Hamas konfliktfrei. Wenn man verstehen will, woher der Hass kommt – und das ist die Frage, auf die ich geantwortet habe – muss man sich mit den brutalen Realitäten der israelischen Besatzungspolitik befassen (und auch die hat nicht erst nach dem 7.10. begonnen). Diese reflexhaften Versuche, von der israelischen Mitverantwortung abzulenken, sind ebenso falsch wie durchschaubar.
zum Beitrag15.05.2025 , 19:01 Uhr
Keiner Ihrer Links belegt, dass der Iran für den 7. Oktober verantwortlich ist. Teheran ist bestenfalls Trittbrettfahrer in einem Konflikt, der älter ist als die Islamische Republik, deren Verhältnis insbesondere zu Hamas eher zwiespältig ist (was man nicht zuletzt im Syrien-Konflikt gesehen hat). Wenn man verstehen will, woher der Hass kommt, hilft es nichts, reflexhaft auf den jeweils neuen Lieblingsbösewicht zu zeigen (nur als Erinnerung: im Vorfeld des Irak-Krieges musste man ähnliches lesen). Stattdessen müssen Sie - endlich - den Elephanten im Raum zur Kenntnis nehmen: die israelische Besatzungspolitik und deren Auswirkungen auf ein seit Jahrzehnten entrechtetes Volk. Und ab und zu den eigenen Hass reflektieren, statt ihn immer nur bei anderen zu suchen.
zum Beitrag14.05.2025 , 16:12 Uhr
Sie erzählen nur die halbe Geschichte (die Gewalt im ehemaligen Mandatsgebiet ging keineswegs nur von arabischer Seite aus) und ignorieren, dass die Menschen in Gaza und dem WJL seit Jahrzehnten unter einer brutalen Besatzung leben müssen (die arabischen Israelis sind insofern kein Modell für die Deradikalisierung, weil für die Menschen in den besetzen Gebieten ja keine Einbürgerung vorgesehen ist). Dass Sie die (ebenfalls ziemlich gewalttätig agierenden) Siedler in Hebron als „Rückkehrer“ verharmlosen, passt in dieses Schema. Ich kann nur ein weiteres Mal dazu raten, sich über den NO-Konflikt nicht nur aus dem Internet zu informieren – es fehlt ja wirklich nicht an Fachliteratur, die dessen Komplexität deutlich macht.
zum Beitrag14.05.2025 , 10:48 Uhr
Dass Deutschland Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern nicht kritisieren würde, ist schlichtweg gelogen (googeln Sie doch einmal, was deutsche Politiker über Iran, Russland oder China sagen und gegen welche Staaten sogar Sanktionen verhängt werden). Die Menschenrechtsverletzungen durch Israel sind keine „angeblichen“, sondern bestens dokumentiert und werden von der gegenwärtigen rechtsextremen auch gar nicht verheimlicht. Es ist einigermaßen absurd, überhaupt darüber diskutieren zu müssen, ob die deutsche Regierung das Aushungern von zwei Millionen Menschen kritisieren sollte.
zum Beitrag14.05.2025 , 10:09 Uhr
„Es ist Präsident Trump, der einen Hebel hat“ Das allerdings ist eine schwache Ausrede. Natürlich haben die USA den größten Einfluss auf Israel, aber die Europäer könnten, wenn sie denn wollten, erheblichen Druck ausüben, etwa mit einem Stopp von Waffenlieferungen und Sanktionen. Wenn man darauf verzichtet und stattdessen Trump den schwarzen Peter zuschiebt, wohlwissend, dass er ebenfalls nichts tun wird, ist das keine Hilflosigkeit, sondern Komplizenschaft.
zum Beitrag14.05.2025 , 09:48 Uhr
Ich frage mich, warum man immer noch darauf hinweisen muss, dass die Geiselnahme der Hamas keine Kollektivbestrafung von zwei Millionen Menschen rechtfertigt; selbst wenn man ausblendet, dass der NO-Konflikt nicht am 7.10.23 begonnen hat, sollte man sich zumindest auf den Mindeststandard einigen können, dass auch ein angegriffener Staat nicht im rechtsfreien Raum agiert. Das Ganze wird nicht besser, wenn man es mit offenkundigen Falschbehauptungen garniert: die Grenze zu Ägypten wird mittlerweile ebenfalls von Israel kontrolliert und es ist die israelische Regierung, die Hilfslieferungen verhindert, nicht die ägyptische. Die Implikationen Ihres Schlusssatzes sind besonders perfide. Es ist erschreckend, was für Haltungen mittlerweile salonfähig sind. Es ist 2025, nicht 1904…
zum Beitrag13.05.2025 , 15:11 Uhr
Sie merken vielleicht selbst, dass Sie hier dem Einwand ausweichen: Sie finden ohne Probleme diverse Stellungnahmen der Partei Die Linke (um die es in diesem Artikel ja geht) sowie der politischen Linken insgesamt, in denen der Angriff auf Israel sowie die damit verbundenen Gewalttaten mit aller Deutlichkeit verurteilt werden. Dass Leggewie und Cohn-Bendit das ebenfalls ignorieren, wirft kein gutes Licht auf die beiden und ändert nichts an der Tatsache, dass die linken Sympathien für Hamas weitgehend ein Mythos sind. Unhaltbare Vorwürfe werden nicht wahr, wenn man sie oft genug wiederholt (auch wenn man das im Internet beizeiten anders sieht).
zum Beitrag13.05.2025 , 14:09 Uhr
"Whatever it Takes." Auch das Aushungern von zwei Millionen Menschen? Ich frage mich manchmal, ob manche Foristen noch merken, was sie schreiben - und was das über sie selbst verrät…
zum Beitrag13.05.2025 , 09:25 Uhr
Ja, das hat sie, sogar mehrfach – und einmal zu googeln würde auch genügen, um das herauszufinden. Unterstellungen in den Raum zu raunen, weil ein bisschen war immer hängen bleibt, ist zwar ein altbekanntes Verfahren, aber eben kein guter Stil.
zum Beitrag12.05.2025 , 20:14 Uhr
Wie hat es doch Polt mal so schön formuliert: wir brauchen keine Opposition, weil wir sind schon Demokraten...
zum Beitrag12.05.2025 , 15:39 Uhr
Sie haben meinen Beitrag – zum wiederholten Male – nicht genau gelesen: von „Privatmännern“ habe ich nirgendwo gesprochen, sondern ganz ausdrücklich nahelegt, dass diese Reise vermutlich mit der Regierung koordiniert war – als niedrigschwellige Form der Kontaktaufnahme. Wer hier unbelehrbar ist, sei dahingestellt, ich würde aber um Argumente bitten, nicht um geraunte Anfeindungen.
zum Beitrag12.05.2025 , 13:05 Uhr
Das ist unsachlich und falsch. Man muss nur die Tagespresse verfolgen, um zu erfahren, dass Abgeordnete natürlich auch individuelle Kontakte in andere Staaten pflegen, dass solche Kontakte regelmäßig auch genutzt werden, um diplomatische Engpässe zu umgehen, und dass Deutschland auch Kontakte zu Staaten mit einer mäßigen Menschenrechtsbilanz pflegt.
zum Beitrag12.05.2025 , 13:02 Uhr
Davon abgesehen, dass die Regierung über diese Reise informiert war, ist Ihre Einlassung auch unter demokratischen Gesichtspunkten bedenklich: in einer Demokratie ist niemand zum außenpolitischen Schulterschluss verpflichtet. Und wenn Abgeordnete – mit guten Gründen – denken, dass ein einseitig militärischerer Fokus schädlich ist, dürfen sie natürlich versuchen, Gesprächskanäle zu eröffnen. Sie müssen lernen, zwischen Ihrer persönlichen Meinung und nationalen Interessen (die wiederum nicht mit Regierungspolitik deckungsgleich sind) zu unterscheiden.
zum Beitrag12.05.2025 , 11:43 Uhr
Man kann sich darüber streiten, wie sinnvoll es ist, eine Waffenruhe zur Voraussetzung, statt zum Ziel von Verhandlungen zu machen, zu der Reise Stegners besteht aber so und so kein Widerspruch, weil diese nicht den Anspruch offizieller Verhandlungen hatte, sondern solche bestenfalls vorbereiten sollten. Was wiederum nicht ungewöhnlich ist: Verhandlungen werden ja durchaus (auch und gerade hinter den Kulissen) vorbereitet.
zum Beitrag11.05.2025 , 14:28 Uhr
Stegner hat ja auch nicht behauptet, im Namen der Regierung zu sprechen (auch wenn diese von den Reiseplänen wusste und nicht auszuschließen ist, dass diese auch abgestimmt waren). Ich sehe also weder, dass damit Regierungspolitik unterlaufen wurde. Ohnehin sind Abgeordnete ihrem Gewissen verpflichtet und keine Befehlsempfänger. Der Vergleich mit der AfD ist schief: ich halte nichts von Rechtsextremen, egal ob sie Kontakte nach Russland haben oder nicht.
zum Beitrag11.05.2025 , 09:29 Uhr
Doch, die Bundesregierung (und ausdrücklich auch der Kanzler) waren informiert. Das die Reise "privaten Charakter" hatte, bedeutet lediglich, das es sich um kein offizielles diplomatisches Engagement handelte, sondern um ein informelles Treffen einzelner Politiker. Zu tolerieren ist das ohnehin: Stegner und die anderen Beteiligten (darunter übrigens mit Pofalla mindestens ein CDUler) haben ja kein Gesetz gebrochen. Zudem kann man nicht einfach apodiktisch behaupten, dass solche Treffen unserem Land nicht zuträglich sind. Ich warne davor, die eigene politische Agenda mit nationalen Interessen gleichzusetzen. Es gibt auch gute Gründe für solche Treffen. Darüber kann man natürlich diskutieren - das aber bitte ohne andere Einschränkungen schon im Voraus in den Bereich des Inakzeptablen zu verschieben.
zum Beitrag10.05.2025 , 19:37 Uhr
Man könnte sich natürlich nach drei Jahren Krieg auch die Frage stellen, wie realistisch der Traum vom großen Sieg über Russland noch ist. Wenn man nüchtern auf die Fakten blickt, ist es eher naiv zu glauben, man könnte auf solche Gespräche verzichten und würde Putin irgendwann in Den Haag sehen. Zu klären gibt es an diesem Sachverhalt ohnehin nichts: Die Bundesregierung war über die Reise ja informiert, lediglich die Öffentlichkeit nicht (und das ist im Falle internationaler Diplomatie eher gängig).
zum Beitrag10.05.2025 , 19:33 Uhr
Deutschland hat sowohl mit dem Iran als mit Nordkorea diplomatische Beziehungen, die sich vermutlich nicht auf offizielle Treffen beschränken, sondern auch auf solchen informellen Kanälen beruhen. Der Ärger über Stegner folgt einem bekannten Drehbuch: man skandalisiert das Gewöhnliche, in diesem Fall auch noch ohne zu fragen, welcher Schaden dadurch eigentlich entstanden ist (im schlimmsten Fall sind solche Gespräche erfolglos).
zum Beitrag09.05.2025 , 10:04 Uhr
Sie haben natürlich Recht, dass der Papst nicht als unmittelbarer politischer Gegenspieler zu Trump auftreten kann (und es ist ja auch gut, dass die Zeiten, in denen aus der Kanzel zur Wahl bestimmter Parteien und Kandidaten aufgetreten sind, vorbei sind). Unterschätzen würde ich seine Möglichkeiten aber auch nicht: ein Papst – dessen Einfluss auf 1,4 Milliarden Katholiken erheblich ist – kann, ohne direkt parteipolitisch zu sein, durchaus Kontrapunkte setzen, etwa indem er dem neurechten Kult der Erbarmungslosigkeit einer Ethik des Mitleids entgegensetzt (was er ja schon vorher in seiner Kritik an der Vance’schen Fehlinterpretation der Ordo amoris-Theorie getan hat). Die neue Rechte spricht ja gerne von Metapolitik – und im Grunde genommen geht es hier genau darum: die Deutungshoheit über Kriterien, in denen über Gesellschaft und Politik nachgedacht wird.
zum Beitrag09.05.2025 , 09:53 Uhr
Ich bin mir nicht sicher, wie eine tragfähige Strategie für die Linke (die Partei und die politische Linke insgesamt) wirklich aussehen kann, aber ich habe gewisse Zweifel daran, dass der hier anempfohlene staatstragende Habitus wirklich zielführend ist. Der Artikel spricht ja an, dass der Erfolg der Linken auch einer besonderen Konstellation geschuldet war; darauf, dass man bei den nächsten Wahlen wieder Glück hat, würde ich mich nicht verlassen – und selbst wenn: Wozu braucht man eine Linke, deren Politik sich nur in Nuancen von derjenigen „der Mitte“ unterscheidet (und das in einer Zeit, in der die sogenannte Mitte ihren eigenen Extremismus kultiviert)? Damit lässt man nicht zuletzt eine Luecke für diejenigen, die keine Scheu davor haben, als disruptive Kraft aufzutreten. Der Erfolg der radikalen Rechten ist auch (!) der Tatsache geschuldet, dass eine allzu domestizierte Linke eine virulente (und durchaus berechtigte) Unzufriedenheit mit dem Status quo nicht mehr kanalisieren kann.
zum Beitrag08.05.2025 , 23:53 Uhr
NGOs sind keine Sicherheitsformen und können daher Plünderung (die keineswegs nur von der Hamas ausgingen) nicht völlig vermeiden. Das ist aber keine Legitimation dafür, zwei Millionen Menschen auszuhungern. Es ist befremdlich, wenn hier der schwarze Peter den humanitären Helfern zugeschoben wird, und nicht der Regierung, die gerade Hunger als Waffe einsetzt.
zum Beitrag07.05.2025 , 22:54 Uhr
Nein, die Hilfsgüter wurden zum Grossteil von internationalen Organisationen geliefert und nicht von Israel; mit Mitgefühl hat das auch nichts zu tun, sondern mit Recht: Israel ist verpflichtet, die Versorgung der Zivilbevölkerung zu ermöglichen und wenn es das, wie gerade, nicht tut, ist das schlicht und ergreifend ein Kriegsverbrechen. Und dafür wird ihm ganz zu recht die Schuld gegeben, auch wenn die Islam- und Araberhasser-Szene das nicht hören möchte.
zum Beitrag07.05.2025 , 12:22 Uhr
Lesen Sie den Beitrag, auf den ich geantwortet habe. Die biblische Dimension spielte auch im Frühzionismus eine Rolle, auch dann wenn sie säkular auftrat: denn abgesehen davon, dass man nach mehr als einem Jahrtausend keine historischen Ansprüche auf Land erheben kann (oder gehört Köln den Italienern?), sind diese oft gar nicht so historisch: denn was die Geschichtswissenschaften über das antike Israel zu sagen haben, fällt um einige Dimensionen kleiner aus als in der Bibel.
zum Beitrag07.05.2025 , 09:26 Uhr
Nun habe ich kein Argument für Gewalt formuliert, sondern Gründe für das Scheitern der bisherigen Verhandlungen genannt (soviel zum Thema Strohmannn-Argumente). Dass er einigermaßen verkürzt ist, sich über Terror und Krieg" seitens der Palästinenser zu empören, aber gleichzeitig die Besatzung und ihre Folgen nicht einmal zu erwähnen, sollte eigentlich evident sein.
zum Beitrag06.05.2025 , 23:16 Uhr
Es gab bereits vor 1980 Friedensverhandlungen. Und Gewalt und Extremismus sind von Anfang an, auch schon vor der Gründung Israels keineswegs nur von palästinensischer Seite ausgegangen. Die Frage, mit der mein oben stehender Beitrag endet, ist also auch an Sie gerichtet.
zum Beitrag06.05.2025 , 09:48 Uhr
Es ist reizvoll, dass Sie einem ganzen Volk die Rationalität absprechen, ich würde allerdings dazu raten, sich erst einmal den Details des NO-Konflikts und auch mit den genauen Gründen für das Scheitern bisheriger Verhandlungen befassen. Spoiler: Das lag nicht nur an der Kompromisslosigkeit der Palästinenser, sondern auch daran, dass die israelische Seite trotz salbungsvoller Worte nie mehr als Bantustans geboten hat (werfen Sie einmal einen Blick auf Details wie Strassenverläufe, Checkpoints und Wasservorräte). Und das übrigens schon bevor der Islamismus eine besondere Rolle gespielt hat. Übrigens: Glauben Sie das biblische begründete Expansionsansprüche wesentlich zuträglicher für ein friedliches Zusammenleben sind?
zum Beitrag06.05.2025 , 08:30 Uhr
Das ist in mehrfacher Hinsicht verkürzt: Sie blenden nicht aus, dass dieser Artikel nicht für sich allein steht, sondern Teil einer durchaus differenzierten Berichterstattung in der taz ist, in der es immer wieder auch um die Geiseln und ihre Angehörigen geht. Sie ignorieren auch, dass dieser Krieg und mit ihm der ganze NO-Konflikt eben nicht nur von den Palästinensern ausgeht, sondern diese auch (!) das Opfer von Jahrzehnten Vertreibung und Besatzung sind. Wenn Sie sich dann noch in Kollektivschuldthesen steigern und ein ganzes Volk zum Tätern erklären, müssen Sie sich die Frage stellen, ob damit die Grenze zum Rassismus nicht längst überschritten ist.
zum Beitrag05.05.2025 , 21:56 Uhr
Es mag Ihnen entgangen sein, aber hier wird nicht Xi Jinping interviewt, sondern ein in Europa arbeitender Politologe, der sachlich begründet, worum China sich gegenüber Europa im Vorteil sieht. Angesichts der Tatsache, dass Europa technologich längst nicht mehr führend ist, machtpolitisch regelmässig den Kürzeren zieht und auch moralisch enorm an Glaubwürdigkeit verloren hat, ist man geneigt, ihm Recht zu geben. Dass hiesige Foristen darauf mit Pauschalisierungen, grenzwärtig rassistischem Vokabular wie "Xinesen" und routinierter Selbstgefälligkeit antworten, ist sicher kein Zeichen von Diskursfähigkeit - aber vielleicht einer der Gründe, warum wir in einer Krise stecken. Wer nicht gelernt hat, die eigene Selbsteinschätzung in Frage zu stellen, ist auch nicht zur Selbstkorrektur fähig.
zum Beitrag04.05.2025 , 10:30 Uhr
Was so nicht stimmt: die Hilfslieferungen werden in Gaza zum Großteil von Hilfsorganisationen verteilt und kommen der Bevölkerung zu Gute (die ja seit dem Beginn des Krieges darauf angewiesen war). MENA-Watch neigt leider zu arg einseitigen Darstellung.
zum Beitrag04.05.2025 , 10:07 Uhr
Die Möglichkeit, dass der Staat, der tatsächlich ihr Land besetzt und sie gerade aushungert, bombardiert und vertreibt (und zwar auch im WJL) dabei eine Rolle spielen könnte, ziehen Sie nicht in Betracht?
zum Beitrag04.05.2025 , 09:28 Uhr
Nein eben nicht: auch bei der Geiselbefreiung ist Israel an internationales Recht gebunden und darf nicht zwei Millionen Menschen aushungern oder Schiffe mit Hilfsgütern bombardieren. Palästinenser und ihre Helfer sind keine Menschen zweiter Klasse, deren Leben taktischen Erwägungen untergeordnet werden dürfen. Ich dachte eigentlich, wir hätten das Denken in ethnischen Hierarchien hinter uns gelassen.
zum Beitrag03.05.2025 , 19:57 Uhr
Sie können es drehen und wenden, so viel sie wollen: zwei Millionen Menschen auszuhungern ist ein Kriegsverbrechen, auch wenn Israel sich davon militärischen Nutzen verspricht.
zum Beitrag03.05.2025 , 12:01 Uhr
Sie reden am Problem vorbei: natürlich gab es in Gaza weiterhin Vorräte, die bisher auch verteilt wurden, die gehen aber zur Neige, weil Israel seit nunmehr über 60 Tagen keine Lieferungen mehr nach Gaza lässt - was ein klares Kriegsverbrecehn darstellt. Was Sie dazu bewegt, das Aushungern der Zivilbevölkerung mit Anekdoten über Preise für Eiscreme schön zu reden, verstehe ich nicht, ebensowenig, wieso solchem menschenverachtenden Unsinn hier ein Forum geboten wird. Offenkundig ist antiarabischer Rassismus salonfähig.
zum Beitrag03.05.2025 , 10:43 Uhr
Ägypten hat die Grenze geschlossen, weil die israelische Regierung kein Geheimnis aus ihrer Ansicht gemacht hat, die Bevölkerung Gazas zu vertreiben. Ohnehin rechtfertigt das Handeln Ägyptens weder eine Kriegsführung, die mittlerweile genozidale Züge angenommen hat, noch das Aushungern Gazas. Irgendwann sollte man sich einmal überlegen, was man hier eigentlich verteidigt. Es ist nicht mehr 1904.
zum Beitrag03.05.2025 , 10:17 Uhr
Die Fixierung auf Wagenknechts ist befremdlich genug: die Einschätzung, dass Russland nur blufft, war ja weit verbreitet. Ohnehin ist die Analogie falsch: ein Angriff auf ein Nachbarland, dass vom Kreml bisher als Pufferstaat gegen den Westen wahrgenommen wurde ist kaum mit einer Invasion in EU-Staaten vergleichbar (erst Recht nicht in Deutschland, das keine gemeinsame Grenze mit Russland hat).
zum Beitrag02.05.2025 , 09:56 Uhr
Sie legen dem Foristen Dinge in den Mund, die er nicht gesagt hat – das ist kein guter Diskussionsstil. Mit seinem Einwand hat er übrigens recht: die Übergriffe wurden ja nicht von der Zentralregierung organisiert, sondern waren das Werk lokaler Akteure. Die israelischen Bombenangriffe (die sicher nicht von der Sorge um die Drusen motiviert sind – noch einmal: googeln Sie einmal, was Smotrich und Anhang zu dieser causa zu sagen haben) genauso wie die offen geäußerten Territorialansprüche und das Verbot, Truppen dort zu stationieren verschärfen diese Situation nur.
zum Beitrag02.05.2025 , 07:07 Uhr
Die Opfer waren vielleicht nicht als Israelis erkennbar, sie waren aber unbewaffnet und haben das, wenn man den Berichten glauben darf, auch klar zu erkennen gegeben. Nun weiß ich auch nicht, was für Befehle die israelischen Soldaten haben/hatten, es ist allerdings nicht das einzige Beispiel dafür, dass klar als Zivilisten erkennbare Personen getötet wurden. Und das ist nicht einfach nur "tragisch".
zum Beitrag01.05.2025 , 17:40 Uhr
Ich weiss nicht, was solche Unterstellungen sollen: der Forist hat kein Massaker verteidigt, sondern lediglich darauf hingewiesen, wie schwer es ist, ein Land nach einem Bürgerkrieg zu befrieden - insbesondere dann, wenn die Zentralregierung durch israelische Bombenangriffe geschwächt wird. Dass er Netanjahu und seiner rechtsextremen Regierung um die Sicherheit der Drusen geht, mag glauben, wer will - man sollte aber vielleicht zuhören, was aus diesen Kreisen sonst so zur Zukunft Syriens zu hören ist...
zum Beitrag30.04.2025 , 12:14 Uhr
Man verzeihe mir den Sarkasmus, aber ich finde es gut, dass Kornelius jetzt auch offiziell Regierungssprecher ist. Erfahrung darin hat er als SZ-Redakteur hinreichend gesammelt.
zum Beitrag30.04.2025 , 12:11 Uhr
Kulturförderung bringt natürlich die Gefahr politischer Einflussnahme mit sich - die Alternative wäre allerdings noch problematischer: denn dann würde privates Mäzenatentum an diese Stelle treten, das keinerlei demokratischer Kontrolle unterliegt.
zum Beitrag29.04.2025 , 20:31 Uhr
Ich habe Ihnen ein Beispiel genannt, nämlich die Causa Kemmer ich, die viel dramatischer ist, weil es nicht nur eine interne Angelegenheit ist. Kleinere Beispiele für den Druck auf Landesverbände finden Sie in jeder Tageszeitung. Im übrigen haben Sie die zwei entschiedenden Punkte übergangen: erstens, dass es hier um eine Partei im Aufbauprozeß geht, und zweitens, dass ich eben nicht nur den Opportunismus einer Landespolitikerin kritisiert habe, sondern eine grundsätzliche Anpassungsdynamik, die droht, demokratische Prozesse ad absurdum zu führen. Niemand muss SW wählen - man kann aber nachvollziehen, dass es ihr sauer aufstößt, wenn ihr als Alternative konzipiertes Projekt noch im Gründungsprozess persönlichen Karriere wünschen geopfert wird.
zum Beitrag29.04.2025 , 15:58 Uhr
Nun wäre mir nicht bekannt, dass sich der Westen seit 1300 mit dem gesamten islamischen Kulturkreis befunden hat (zumal es sich ja bei beiden nicht um je einen politischen Akteur gehandelt hat). Und zu den tatsächlich furchbaren Wechselbeziehungen wurde nun wirklich zu viel geschrieben, um solchen "Kampf der Kulturen"-Unsinn noch mit Unwissenheit entschuldigen zu können.
zum Beitrag28.04.2025 , 17:53 Uhr
Die Causa Kemmer ich war ein viel dramatisches Beispiel, weil es dort nicht allein um Partei-Interna ging. Genau das meinte ich mit selektiver Skandalisierung. Im übrigen blenden Sie aus, dass das BSW sich nach wie vor in einem Gründungsprozess befindet und das zentralisierte Vorgehen eine feindliche Übernahme verhindern soll (die AfD ist dafür ja ein abschreckendes Beispiel). Nochmal also: wieso schließt sich Wolf einer neuen Partei an, um dort weiterzumachen, wie in der alten? Auch diesen Opportunismus könnte man hinterfragen. Und wie schon mehrfach gesagt: darunter leidet die Demokratie vermutlich mehr als an Wagenknechts Führungsanspruch in ihrer eigenen Neugründung.
zum Beitrag28.04.2025 , 13:37 Uhr
Europa soll, weil es in diesem Interview um die Handlungsmöglichkeiten Europas in einer Welt geht, die nicht mehr vom Westen dominiert wird. Zum Textverständnis gehört auch zu berücksichtigen, wer zu wem über welches Thema spricht. Die Vorstellung, man könnte Interessen nur mit Militär vertreten, ist grundsätzlich naiv, im Falle der EU aber noch mehr: Drohen Sie doch einmal den USA oder China...
zum Beitrag28.04.2025 , 13:04 Uhr
Druck auf Landesverbände üben auch andere Parteiführungen aus - das selektive Skandalisierung ist ein weiterer Punkt, den man kritisch sehen könnte. Im übrigen sollte man auch darüber nachdenken, ob das Wolf'sche Einschwenken auf die immer gleiche Regierungspolitik der Demokratie nicht mehr schadet als Wagenknechts Hang zum Antagonistischen.
zum Beitrag28.04.2025 , 12:58 Uhr
Die Regierungsbeteiligungen waren zu einem erheblichen Teil eine Notwendigkeit, weil es keine Mehrheiten ohne AfD gegeben hätte. Es war aber kein Wunsch SWs und gerade in Thüringen hat sie ja auch Druck ausgeübt, sich nicht zu leicht zu verkaufen. Sonst vertritt das BSW im wesentlichen altsozialdemokratische Positionen mit ein bisschen Wirtschaftswunder-Nostalgie; links ist das durchaus (nur eben nicht linksliberal).
zum Beitrag27.04.2025 , 22:17 Uhr
Bei aller berechtigten Kritik an den Defiziten des BSW: die Einseitigkeit mit der nicht nur hier für Wolf Partei ergriffen wird, stört mich. Das BSW wurde nicht zuletzt als Gegenentwurf zu einer allzu zahmen Regierungslinken gegründet. Man kann den Ärger Wagenknechts darüber, dass ihre eigene Partei schon am Anfang ihrer Existenz in die selbe Richtung gedrängt wird (noch dazu von einer Lokalpolitikerin, deren Wechsel zum damals erfolgversprechenderen BSW nicht ganz unopportunistisch war) durchaus verstehen. Für diejenigen, die Opposition für Populismus halten und Prinzipientreue für autoritär, gibt es ja bereits mehrere andere Parteien. Diejenigen, die Wolf zujubeln, sollten aber überlegen, ob es klug ist, dass Aufbegehren gegen den Status quo Weidel und Anhang zu überlassen.
zum Beitrag26.04.2025 , 20:28 Uhr
Ob der Westen als politische Einheit erst mit Trump verschwunden ist oder nicht schon viel länger eine Illusion war, sei dahingestellt (die Konflikte und Zweifel sind ja nicht neu, nur offensichtlicher). Aber hier scheinen Sie mehrere Fragen zu vermischen: es ging mit nicht um das Verhältnis zu den USA oder die Frage nach Aufrüstung im Allgemeinen, sondern spezifisch um Atomwaffen. Und hier bleibt es bei dem entscheidenen Punkt: wenn EU Staaten aus dem NPT austreten und nuklear aufrüsten, würden etliche andere Staaten nachziehen: wieso sollte Polen oder Deutschland einen Anspruch auf diese Sicherheitsgarantie (wenn es denn eine ist...) haben, aber die Türkei, Brasilien oder eben der Iran nicht? Ich bin mir sicher, dass man selbst in hiesigen Hauptstädten weiss, dass das eine Katastrophe wäre und wenn nicht: der internationale Druck wäre zu gross. Die europäischen Staaten werden also realistischer Weise ohne nukleare Abschreckung leben müssen - was sie ja mit einem erheblichen Teil der restlichen Welt gemeinsam haben.
zum Beitrag26.04.2025 , 20:19 Uhr
Dass sich Schweden die technischen Möglichkeiten einer nuklearen Bewaffnung offen gehalten hat stimmt (Deutschland übrigens auch: es ist der politische Wille, nicht die praktischen Möglichkeiten, die den Bau von Atomwaffen verhindern). Was die Zukunft betrifft, gilt was ich oben schon geschrieben habe: europäische Staaten können sich nicht nuklear bewaffnen, ohne den NPT zu verlassen und ihn damit realistischer Weise zu zerstören: die Folge wäre ein nukleares Wettrüsten, das viel gefährlicher wäre als eine angeblich drohende russische Invasion. Übrigens: ich weiss nicht, ob Sie eine skandinavische Sprache beherrschen, aber weder in Politik noch in den Medien ist die atomare Bewaffnung hier ein Thema, das, jenseits reisserischer Einlassungen, wirklich ernsthaft diskutiert wird - es ist einfach nicht realistisch. Das Spiel mit dem Schwellenstatus ist natürlich etwas anderes.
zum Beitrag26.04.2025 , 20:13 Uhr
Hellbeck mag aus seinen im Kern ja richtigen Beobachtungen teilweise überspitzte Beobachtungen ziehen, ich fürchte aber, dass der Kritiker hier den umgekehrten Fehler macht und die Bedeutung des Antikommunismus und konkret des Kampfes gegen die SU für die Nazis (oder zumindest für den Teil der Nazis, der sich in aussenpolitischen Fragen letztlich durchsetzte - der Führungszirkel war ja ideologisch nicht homogen) unterschätzt: Der "Hitler-Stalin-Pakt" war kein wirklich Bruch mit dem "Kampf gegen den jüdischen Bolschewismus"; weil Hitler nie beabsichtige, ihn auch nur mittelfristig einzuhalten: es war eine rein pragmatische Entscheidung, die situativen militärischen Erwägungen geschuldet war und am Ziel, nämlich der Zerschlagung der SU, nichts änderte. Es scheint mir auch zu kurz zu greifen, in der Existenz der SU als Staat allein ein Hindernis zum NS-Herrschaftsanspruch zu sehen: dasselbe könnte man ja auch von anderen Staaten behaupten, die aber nie in der gleichen Weise als nicht nur praktischer, sondern auch ideologischer Feind markiert wurden (und auch in der Regel nicht mit demselben Vernichtungswillen bekämpft wurden).
zum Beitrag26.04.2025 , 10:37 Uhr
Im Falle Irans ist das noch nicht sicher; aber die Ukraine ist ein ganz anderer Fall, schon durch die geographische Nähe zu Russland und die auf absehbare Zeit viel größere Abhängigkeit von westlichen Unterstützern, die ebenfalls keine nukleare Aufrüstung der Ukraine wollen. Es würde letzterer so gehen wie Schweden, das solche Ambitionen auch aufgeben mußte - und zwar durch den Druck des Westens im Kalten Krieg.
zum Beitrag25.04.2025 , 20:11 Uhr
Letzteres ist unrealistisch: Denn erstens würde Russland die Produktionsstätten sofort angreifen und zweitens würden nicht einmal die westlichen Unterstützer der Ukraine das zulassen: denn dafür müsste die Ukraine aus dem NPT austreten, was vermutlich einen Schneeballeffekt nach sich ziehen würde... Die neue Begeisterung hier im Forum für nukleare Aufrüstung ist also, unter anderem, unrealistisch.
zum Beitrag25.04.2025 , 18:35 Uhr
Die Munition, die an Spanien geliefert wird, dürfte in Israel keine Mangelware sein (andernfalls würde man sie wohl nicht verkaufen). Allerdings finanziert man mit solchen Geschäften die israelische Waffenindustrie - und das zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.
zum Beitrag25.04.2025 , 15:45 Uhr
Ich will Ihnen Ihren Optimismus ja nicht rauben, aber kennen Sie den akademischen Arbeitsmarkt in Europa...? Ich bin mir nicht sicher, ob Forschungsförderung durch die Bundesstiftung Hartz IV sehr verlockend ist...
zum Beitrag25.04.2025 , 09:32 Uhr
Mir wäre nicht bekannt, dass Putin gesagt hat, er wolle die Grenzen der SU wiederherstellen. Ohnehin müsste man dann in zentralasiatischen Hauptstädten zittern, aber nicht in Warschau oder Berlin: weder Polen noch die DDR waren Teil der Sowjetunion.
zum Beitrag24.04.2025 , 21:10 Uhr
Ich fürchte, dass das eine vergebliche Hoffnung (?) ist: denn selbst wenn man eine nukleare Aufrüstung für erstrebenswert hält, wäre diese kaum möglich, ohne den NPT zu zerstören. Denn wenn europäische Staaten ihre Nukleararsenale ausbauen (FR, UK) oder nuklear aufrüsten (Deutschland), würden vermutlich andere Staaten nachziehen - schliesslich kann man Brasilien, der Türkei oder eben auch dem Iran kaum einen Schutz verweigern, den man für sich selbst in Anspruch nimmt.
zum Beitrag23.04.2025 , 20:02 Uhr
Und eigentlich wäre das ja eine gute Gelegenheit, um über Selbstbestimmung, fachliche Autorität und Wirtschaftsinteressen im Gesundheitssystem zu diskutieren - ich fürchte nur, dass das nicht mehr in sachlicher Form möglich ist, sobald es (und sei es auch nur als Anlass) um die Türkei geht... Es ist manchmal zum Haare-Raufen.
zum Beitrag23.04.2025 , 09:55 Uhr
Ich bin mir nicht sicher, ob Sie sich jenseits westlicher Esoterik mit der Ideengeschichte und gesellschaftlichen Realität des Buddhismus beschäftigt haben, ich rate aber zu dem Versuch. Das Bild von einer „progressiven“ Religion wird dann schnell wieder zurecht gerückt: das fängt bei der expliziten Rechtfertigung von Gewalt gegen Nicht-Buddhisten an (und zwar bereits in der klassischen Pali-Literatur) und reicht bis zu einem Frauenbild, dass in den meisten buddhistisch geprägten Ländern eben auch stramm patriarchalisch ist (der Verweis auf reines Bewusstsein ist hier eben wenig hilfreich – im Christentum sind theoretisch auch alle gleich vor Gott, in der Praxis sah das in beiden Fällen eben anders aus…). Und über die Frage, ob ihr Verständnis von Progressivität ein Maßstab sein kann, haben wir hier noch gar nicht diskutiert (ebenso wenig wie über den unterkomplexen und ahistorischen Begriff von „Aufklärung“).
zum Beitrag16.04.2025 , 17:34 Uhr
Nein, und ich vermute, das wissen Sie auch: mein Einwand war lediglich, dass die Rote Armee nicht in Berlin stand, weil es in Deutschland keine Wehrpflicht gegeben hätte, sondern weil Deutschland die SU überfallen hat.
zum Beitrag16.04.2025 , 14:52 Uhr
Es hilft manchmal, wenn man Diskussionszusammenhänge berücksichtigt: Nymoen erhebt ja gar nicht den Anspruch, ein zeitloses philosophisches Werk zu verfassen. Sein Essay ist ein durchaus polemischer Einspruch gegen einen zunehmend hysterischen und unduldsamen militaristischen Zeitgeist, in dem auch Linksliberale zunehmend vergessen, was sie über Militarismus- und Gesellschaftskritik gelernt haben.
zum Beitrag16.04.2025 , 14:31 Uhr
Es gibt in Deutschland keineswegs 176 Professuren für gender studies – Sie verwechseln Fach und Denomination. Und die Inhaber dieser Lehrstühle (egal ob diese tatsächlich in den GS angesiedelt sind oder in anderen Fächern und nur Aspekte der GS mit berücksichtigen) machen genau dasselbe wie andere Wissenschaftler: Sie forschen. Ich finde es besorgniserregend, wie mittel nicht verstandener Schlagwörter (Gender Studies! Postkolonialismus! Postmoderne!) antiintellektuelle Ressentiments mobilisiert werden (dazu passt auch, dass Sie Sozial- und Geisteswissenschaften nebenbei für unwichtig erklären – was ebenso ignorant wie falsch ist). Wohin das führt, sieht man ja gerade in den USA.
zum Beitrag16.04.2025 , 08:36 Uhr
Ich bin mir nicht sicher, auf welche Linken Sie sich beziehen, aber kein seriöser Historiker bezweifelt, dass es auch im NS ein erhebliches Maß an Mitläufertum in verschiedenen Schattierungen gab.
zum Beitrag16.04.2025 , 08:34 Uhr
Ich habe überhaupt nichts verteidigt, sondern lediglich die Behauptung bezweifelt, das die Weigerung, Opfer zu bringen, typisch für Menschen ist, die in sicheren Demokratien aufwachsen. Mitläufertum ist auch und gerade in Diktaturen Standard. Das kann man kritisieren - dann muss man sich aber die Frage gefallen lassen, ob man selbst mutiger gewesen wäre.
zum Beitrag16.04.2025 , 08:28 Uhr
Noch einmal: ich bin nicht ausgewichen, sondern habe mich auf die Debatte oben bezogen. Und abstrakt war daran gar nichts: die Toten in Irak und Afghanistan sind genau so real wie die in der Ukraine. Der Rest sind wieder Aussagen, die gar nicht von mir stammen. Was soll das?
zum Beitrag16.04.2025 , 08:25 Uhr
In dem Beitrag, auf den ich geantwortet habe, ging es sehr wohl um Irak und Afghanistan bzw. um die Vergleichbarkeit westlicher und russischer Kriege.
zum Beitrag15.04.2025 , 14:37 Uhr
Es ist doch ein bisschen simpel, die eigene Position zum „wahren Leben“ zu deklarieren, statt sie argumentativ aufzuweisen. Übrigens ist mein Einwand ja gerade auf das wahre Leben bezogen – oder glauben Sie denn, dass afghanische oder irakische Opfer weniger real sind als ukrainische? Das allerdings ist genau der Habitus, den ich oben kritisiert habe. Mit ein bisschen gutem Willen können Sie meinem Beitrag auch entnehmen, was ich von dem Krieg in der Ukraine halte – die Mühe des verstehenden Lesens kann ich Ihnen allerdings nicht abnehmen.
zum Beitrag15.04.2025 , 13:13 Uhr
In Afghanistan und dem Irak sollten bestehende staatliche Strukturen zerschlagen und durch Vasallenregime ersetzt werden; in beiden Fällen ist es zu massiven Kriegsverbrechen durch westliche Soldaten und Soeldner bzw. ihre Verbündeten gekommen, beide Kriege haben zusammen wohl mehrere Millionen Menschenleben gefordert. Infam ist es nicht, auf solche Parallelen hinzuweisen, sondern die eigenen Verbrechen kleinzureden, weil der Russe angeblich ja immer schlimmer ist. In einem nicht unerheblichen Teil der Welt sieht man es nicht so – und es wäre vielleicht an der Zeit, über die Gründe dafür nachzudenken.
zum Beitrag15.04.2025 , 12:46 Uhr
Ich fürchte, Sie haben sein Argument nicht verstanden: er sagt ja nicht, dass er es nicht für erstrebenswert hält, regierungskritische Bücher zu schreiben, sondern nur, dass er dafür nicht seinen Kopf riskieren würde. Das ist vielleicht nicht besonders heroisch, aber zumindest ehrlich (Spekulationen, wie viele der hiesigen Sofahelden immer noch opferbereit wären, wenn sie wirklich um ihr Leben fürchten müssten, überlasse ich Ihnen).
zum Beitrag15.04.2025 , 12:34 Uhr
Wo wir gerade bei den Geschichtskenntnissen sind: Ihnen fällt sicher auf, warum gerade die von Rotarmisten vergewaltigte Frauen das denkbar schlechteste Argument für die Wehrpflicht in Deutschland sind…
zum Beitrag15.04.2025 , 11:35 Uhr
Von dem unangenehmen Ton einmal abgesehen, ist das Insistieren auf persönliche Erfahrung problematisch, weil es eben nur diese gelten lässt: denn in der DDR oder auch in China, Iran oder den anderen in dem Kommentar genannten autoritären Staaten gab bzw. gibt es ja nicht nur „Regimetreue“ und aktive Oppositionelle, sondern – in großer Zahl – Menschen, die sich offenbar mir der Flucht ins Private zufriedengeben und nicht bereit sind, ihr Leben zu riskieren. Der Verweis die mangelnde Diktaturerfahrung von Ole Nymoen geht also ins Leere, weil auch Menschen in solchen Systemen ihr Leben meist nicht für eine wie auch immer geartete Freiheit opfern wollen. Die Spitzfindigkeit, dass es ihm ohnehin um etwas anderes, d.h. um den Kriegsdienst, nicht um politische Opposition und die damit verbundenen Risiken ging, erspare ich mir.
zum Beitrag15.04.2025 , 10:49 Uhr
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sie verstanden haben, was Koalitionsverhandlungen sind und wie diese funktionieren. Wie groß der Gesamtanteil der Stimmen war, spielt in diesem Fall keine Rolle. Fun fact: die gesamte Regierungskoalition hat weder 50% der abgegebenen Stimmen noch der Wahlberechtigten hinter sich – und trotzdem darf sie Deutschland regieren, weil eine parlamentarische Demokratie eben auf parlamentarischen Mehrheiten beruht. Und um eine solche zu gewinnen, ist Fritzchen Merz eben auf die SPD angewiesen, die sich folglich ein bisschen teurer (nicht einmal so teuer wie möglich verkauft). Willkommen in der Realität des deutschen Politikbetriebes.
zum Beitrag14.04.2025 , 23:06 Uhr
Das ist gleich in mehrfacher Hinsicht falsch: zum einen haben nicht "die Palästinenser" und nicht einmal die Bewohner Gazas gefeiert, sondern nur ein Teil davon (oder haben Sie auf den Videos der Geiselübergaben zwei Millionen Menschen gesehen?), und zweitens schützt das humanitäre Völkerrecht Zivilisten, ganz unabhängig von deren politischen Meinungen. Wie man die Mär von den Kommandozentralen unter Krankenhäusern immer noch kritiklos glauben kann, ist mir grundsätzlich ein Rätsel, in diesem Fall - einem anglikanischen Krankenhaus - aber besonders.
zum Beitrag14.04.2025 , 11:37 Uhr
In dem Punkt widerspreche ich gar nicht. Das Problem ist nicht der Hinweis auf den Radikalismus auf palästinensischer Seite, sondern Dudleys Versuch, damit die Schutzverpflichtung für palästinensische Zivilisten zu unterlaufen.
zum Beitrag14.04.2025 , 11:34 Uhr
Es fehlt nun wirklich nicht an Aussagen israelischer Politiker, die territoriale Ansprüche religiös begründen (zumal auch Sicherheitsinteressen weder illegale Landnahmen noch Kriegsverbrechen legitimieren). Israels Expansionismus allein als Reaktion auf den palästinensischen Extremismus zu verstehen, greift offenkundig zu kurz.
zum Beitrag14.04.2025 , 08:30 Uhr
Was Sie oder ich als moralische Verpflichtung empfinden, ist völlig irrelevant: es gibt verbindliche gesetzliche Regelungrn zum Schutz von Zivilisten in Kriegsgebieten (gegen die Israel massiv verstoßen hat), allerdings keine einzige, die die Zivilbevölkerung zum Aufstand oder zur Kooperation verpflichten würde. Ihr Hang zu Kollektivstrafen ignoriert geltendes Recht und ist, angesichts der Tatsache, dass er sich immer nur auf Palästinenser bezieht und nie auf Israelis, unterschwellig rassistisch. Ich finde es immer wieder erschreckend, dass man im Forum einer linksliberalen Zeitung inzwischen darüber diskutieren muss, ob Palästinenser dieselben elementaren Rechte haben wie Menschen in Israel und westlichen Staaten. Es ist 2025, nicht 1904.
zum Beitrag14.04.2025 , 07:46 Uhr
Dass Sie meinen, Menschen wären in Deutschland am falschen Platz, wenn Sie fordern, dass Deutschland seiner Verpflichtung nachkommt, einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher zu verhaften, ist befremdlich genug. Ich erinnere gerne daran, dass Deutschland auch durch ein eigenes Gesetz verpflichtet ist, mit dem IStGH zu kooperieren. Es geht hier also nicht um bedingungslose Strenge, sondern um Rechtstreue (die man in Ihren Kreisen ja gerne von anderen einfordert). Aber Ihre Einlassung leidet nicht nur an einem gehässigen Rechtsnihilismus, sondern auch an einem kaum zu begründenden Hegemonialanspruch: Sie sprechen von "wir". Nun steht, darf man Umfragen trauen, die deutsche Bevölkerung keineswegs geschlossen hinter Israels Strafexpedition, sondern ist mehr und mehr angestoßen von deren exzessiver Gewalt. Welches "wir" meinen Sie also? Das eines politischen Betriebs, dem Recht und Moral ebenso egal sind wie die öffentliche Meinung? Das wäre allerdings ein nicht unpassendes autoritäres Coming Out...
zum Beitrag13.04.2025 , 21:51 Uhr
Das Übliche. Israel bombardiert ein von der anglikanischen Kirche betriebenes Krankenhaus, behauptet danach ohne jeden Beweis, es wäre eine Kommandozentrale oder ein Waffenlager gewesen und die hiesigen Apologeten glauben das kritiklos. Die Palästinenser haben keine Chance. Der sich sonst gerne an seiner Menschenrechtsrhetorik berauschende Westen hat beschlossen, einen Völkermord zu ignorieren, der live übertragen wird. Zwei Generationen später werden wir dann Gedenkveranstaltungen abhalten. Soviel Heuchelei ist schwer zu ertragen.
zum Beitrag13.04.2025 , 21:34 Uhr
Ich bin auch nach einer sachlichen und gerade nicht sensiblen Prüfung nicht darauf gekommen, wie man zum Fundament der Menschenwürde zurückkehrt, wenn man einen Haftbefehl gegen einen Politiker, der für schwerste Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen verantwortlich ist, nicht vollstreckt - und das unter Missachtung internationaler Abkommen und deutscher Gesetze. Gerne erinnere ich ein weiteres Mal daran, dass auch Palästinenser Menschen sind.
zum Beitrag13.04.2025 , 20:13 Uhr
Die Haftbefehle gegen Deif (und weitere Hamas-Führer) wurden zu einem Zeitpunkt beantragt, als diese noch am Leben waren; als der Haftbefehl gegen Deif ausgestellt wurde, war dessen Tod noch nicht bestätigt (ein Verfahren, dass Ihnen als angeblicher Juristen geläufig sein sollte). Ihre Versuche, den IStGH zu diskreditieren, gegen also ins Leere.
zum Beitrag13.04.2025 , 19:16 Uhr
Nein, wie kommen Sie darauf? Die Zivilbevölkerung ist nicht dazu verpflichtet, die eigene Regierung zu stürzen oder mit der Besatzungsmacht zu kooperieren. Israel hingegen obliegt es, das humanitäre Völkerrecht zu beachten - was es erkennbar nicht tut. Eine Strafexpedition mit genozidalen Zügen wäre selbst dann keine Selbstverteidigung, wenn der NO-Konflikt 2023 begonnen hätte. Diese Kaltschnäuzigkeit, mit der palästinensische Leben vom Tisch gewischt werden, ist wirklich abstoßend.
zum Beitrag13.04.2025 , 18:51 Uhr
Sie können die islamische Expansion im Frühmittelalter nicht mit der gegenwärtigen israelischen Siedlungspolitik vergleichen. Erstere ist ein (in dieser Zeit übrigens keineswegs singuläres) historisches Phänomen, das genauso wenig revidierbar ist wie die angelsächsische Invasion in England, zweites eine gegenwärtige gewaltsame Expansion, deren Illegalität gerade erst wieder von internationalen Gerichten bestätigt wurde. Dass Sie selbst in biblische Diktion verfallen, macht das ganze nicht besser. Das WJL gehört den Menschen, die heute dort leben und das sind nun einmal die Palästinenser. Die Bibel ist keine Legitimation für ethnische Säuberungen (historisches Halbwissen auch nicht).
zum Beitrag13.04.2025 , 14:25 Uhr
Nun sind palästinensische Zivilisten weder verpflichtet, mit der Besatzungsmacht zu kooperieren, noch beim Vorgehen gegen militante Gruppen zu helfen - Zivilisten sind Zivilisten und wenn Israel seinen Schutzverpflichtungen gegenüber diesen nicht nachkommt, ist das (mindestens) ein Kriegsverbrechen. Man kann schlichtweg nicht jeden Gewaltexzesse Israels mit Verweis auf Hamas kleinreden - es ist 2025, nicht 1904. Dass ohne Hamas Frieden herrschen würde, kann man übrigens bezweifeln, wenn man israelischen Politikern zuhört und die Situation in OJ/WJL berücksichtigt. Israelische Politik ist, nicht erst seit 2023, von einem religiös motivierten Expansionismus getrieben, der nichts mit Selbstverteidigung oder Sicherheitsinteressen zu tun hat.
zum Beitrag12.04.2025 , 17:11 Uhr
Das ist Unsinn: die palästinensischen Ansprüche auf das WJL Gründen nicht in religiöser Überlieferung, sondern schlicht und ergreifend darin, dass sie dort leben (und schon vor der Gründung Israels dort gelebt haben) und folglich nicht einfach verschwinden müssen, weil ihre Anwesenheit biblischen Mythen zuwider läuft. Es gibt hier keine Äquivalenz: Israel hat ein Existenzrecht in seinen jetzigen Grenzen, kein Expansionsrecht, dass das WJL miteinschließt.
zum Beitrag10.04.2025 , 16:26 Uhr
Es ist sogar nach schlimmer: offenkundig kann man in den USA biblische Erzählungen als historische Tatsachenberichte darstellen, ohne sich dem öffentlichen Gelächter preiszugeben: das Äquivalent dazu wäre ein britischer Botschafter, der sich auf König Artus beruft. Wären die Konsequenzen nicht so tragisch, wäre das fast komisch…
zum Beitrag10.04.2025 , 10:36 Uhr
Selbst wir einmal davon absehen, dass die Sachsenkriege mehr als eine Reaktion auf einige Raubzüge waren und der NO-Konflikt nicht am 7.10. begonnen hat, können wir uns vielleicht auf den moralischen und rechtlichen Mindeststandard einigen, dass auch ein Massaker keinen Völkermord rechtfertigt. Das victim blaming wird nicht besser, wenn man statt Hamas pauschalisierend von Gaza spricht. Es ist 2025, nicht 1904.
zum Beitrag10.04.2025 , 10:16 Uhr
Der obige Artikel behandelt auch nur einen kleinen Ausschnitt hindunationalistischer Politik; ich würde Ihnen nahelegen, die Berichterstattung (auch in der taz) genauer zu verfolgen: die gegenwärtige Regierung behandelt Muslime, Christen und Linke als inneren Feind und ihre Anhänger agieren dabei durchaus gewalttätig (das reicht von Pogromen gegen Muslime bis hin zu Schlägertrupps an Universitäten). Der Verweis auf eine aus unserer Sicht ungerechte Erbschaftsregelung macht Modis Politik noch lange nicht progressiv (zumal Sie sich sicher sein können, dass Frauenrechte nicht oben auf der Agenda der Hindunationalisten stehen).
zum Beitrag09.04.2025 , 20:50 Uhr
Ich habe Ihnen eben hier, nur ein paar Beiträge weiter oben, erklärt, wieso das eine grob vereinfachte Darstellung ist; wieso Sie das also unbeirrt weiter behaupten (und das ohne solide Quelle), verstehe ich nicht recht. Leider ist es ein genereller Zug unserer Zeit, sich die Welt mit dem Rekurs auf simple Feindbilder (Iran! Der Russe!! China!!!) zu erklären und dabei den Stab über Länder und Kulturen zu brechen, über die man nichts weiss. Ich finde das, ehrlich gesagt, traurig.
zum Beitrag09.04.2025 , 13:08 Uhr
Es geht hier nicht um die Aufarbeitung von Verbrechen, sondern um die Frage des Indisch-Seins. Im Übrigen sind die Vorfahren indischer Muslime vermutlich dieselben wie die indischer Hindus: im Zuge der islamischen Expansion nach Indien wurde ja nicht die gesamte Bevölkerung ersetzt, sondern lediglich Teile der Oberschicht. Sie merken selbst, wie absurd es ist, Menschen deren Vorfahren im Mittelalter zum Islam konvertiert sind, egal ob freiwillig oder unter Zwang, heute zu Kolonisatoren zu erklären (oder sind Briten mit französisch klingen Nachnahmen in Ihren Augen auch Kolonisatoren?).
zum Beitrag09.04.2025 , 10:26 Uhr
Es ist fraglich, ob man den Begriff „Kolonialismus“ auf vormoderne Reiche übertragen kann, aber das ist hier auch nicht der Punkt: Muslime in Indien sind heute keine „Kolonialisten“ mehr, sondern schlichtweg Bürger Indiens, deren Religion seit Jahrhunderten Teil indischer Kultur ist (die immer wieder Einflüsse von Außen aufgenommen hat, auch von vor dem Islam, etwa den Hellenismus). Sie verfallen hier in einen essentialistischen Kulturbegriff, der ebenso unsinnig wie gefährlich ist: weil damit ein ahistorisches Konzept des Indisch-Seins zum Vorwand für Diskriminierung und Gewalt wird.
zum Beitrag09.04.2025 , 09:52 Uhr
Eher der Anspruch auf eine Monopolisierung des Hassens. Das Beispiel oben ist natürlich ein besonders extremer Fall, es macht die blinden Flecken dieser Debatte aber umso deutlicher: Selbstverständlich sind Drohungen und Beleidigungen gegen Journalisten vollkommen inakzeptabel – genauso wie gegen jeden Anderen. Zu einer Demokratie gehört eine demokratische Diskussionskultur und das bedeutet auch, mit Dissens respektvoll umzugehen. Diesem Anspruch muss allerdings nicht nur die breitere Öffentlichkeit, sondern auch die Medien gerecht werden – und ich habe nicht den Eindruck, dass das immer der Fall ist. Gerade in der taz – die ja als Gegenmedium gegründet wurde – würde ich mir eine kritische Reflexion über Medien, Mob und Macht wünschen. Aber vielleicht ist das ein grundlegendes Problem: in unserer egozentrischen Zeit nimmt man Probleme nur wahr, sofern man selbst davon betroffen ist – und in der Folge davon bekommt an sich berechtigte Kritik einen unangenehm larmoyanten Unterton.
zum Beitrag08.04.2025 , 16:05 Uhr
Das ist eine wirklich gespenstische Einlassung: die islamische Expansion in Indien (das zu dieser Zeit ohnehin nicht als Gesamtstaat existierte) liegt nun einige Jahrhunderte zurück. Indische Muslime sind keine „Kolonialisten“, sondern Inder und wenn man einen Teil der Bevölkerung, dessen Vorfahren teils noch im Mittelalter zum Islam konvertiert sind, zum Fremdkörper erklärt, gegen den man Land und Kultur verteidigen müsste, ist das schlichtweg rechtsradikal (und das ist kein Zufall: vielleicht befassen Sie sich einmal mit den ideologischen Wurzeln des gegenwärtig virulenten Hindu-Nationalismus…).
zum Beitrag08.04.2025 , 15:15 Uhr
Es ist bestenfalls verkürzt, Hamas als verlängerten Arm Teherans darzustellen: denn deren Wurzeln liegen in der Muslimbruderschaft, der wichtigste Geldgeber ist Katar und das Verhältnis zum Iran keineswegs konfliktfrei (im Syrien-Krieg stand man z.B. auf entgegengesetzten Seiten). Und davon abgesehen davon, dass der Iran mehrheitlich nicht arabisch ist und Pauschalisierung wie „die Araber“ ohnehin unterschwellig rassistisch sind: Ansprüche auf das gesamte ehemalige Mandatsgebiet und teilweise sogar darüber hinaus finden Sie auch auf israelischer Seite (hören Sie doch einmal, was führende israelische Politiker zu diesem Thema zu sagen haben…). An Extremisten mangelt es auf beiden Seiten nicht: aber man sollte vielleicht zur Kenntnis nehmen, dass es die Palästinenser sind, denen seit Jahrzehnten ein eigener Staat verweigert wird und die gerade eine weiteren (!) Vertreibung mit Trump’scher Unterstützung zu fürchten haben. Die Fixierung auf Teheran ändert nichts an der Mitverantwortung Israels und seiner westlichen Unterstützer. Den wiederholten Hinweis, dass ein Literaturpreis kein Beleg für NO-Expertise ist, spare ich mir.
zum Beitrag08.04.2025 , 10:49 Uhr
Die Analogie geht nicht auf: denn bei den Demonstranten in Chemnitz ging es um eine erst einmal folgenlose kollektive Beschreibung durch einige Beobachter, in diesem Fall aber um massive rechtliche Konsequenzen. Es ist ein Unterschied, ob ein Journalist jemand aufgrund der Teilnahme an einer Demonstration als Nazi oder Rechtsextremist bezeichnet oder ob eine Landesregierung Menschen abschiebt, denen bisher keine individuelle Straftat nachgewiesen wurde. Das eine ist Kritik, das andere staatliche Willkür – und auch wenn ich damit auf taube Ohren stoße, weise ich mal wieder darauf hin, dass man einer solchen Erosion rechtsstaatlicher Standards auch dann mit einer gesunden Skepsis begegnen sollte, wenn man die Ansichten der Betroffenen nicht teilt. Manchmal geht es tatsächlich ums Prinzip.
zum Beitrag08.04.2025 , 10:43 Uhr
Auch in anderen Teilen der Welt bekommt das RK diesen Zugang nur dann, wenn er von den jeweiligen Geiselnehmern gewährt wird. In Gaza war das nicht der Fall. Das können Sie Hamas vorwerfen, aber nicht dem RK, das nun einmal keine Möglichkeit hat, Zwang auszuüben.
zum Beitrag07.04.2025 , 22:46 Uhr
Malca Goldstein-Wolf wird nicht von Bax in die rechte Ecke gestellt, sondern positioniert sich ganz offen selbst dort. Wenn Sie das bezweifeln: Lesen Sie doch einfach ihre X-Beiträge - viel Polemik gegen Grüne und SPD, Mitleid mit Weidel, die angeblich unfair behandelt wird. Und das alles unter ihrem Klarnahmen; Bax denunziert also niemand, sondern weist lediglich auf die Aktivitäten einer Influencerin hin. Mit seiner Einschätzung zu Gaza steht Abdel-Samad im übrigen nicht allein...
zum Beitrag07.04.2025 , 21:33 Uhr
Ich würde Ihnen nahelegen, die Berichte über palästinensische (und übrigens auch israelische) Schulbücher auch zu lesen: denn deren Urteil fällt wesentlich differenzierter aus als die im Internet kursierende Behauptung von den "judenfeindlichen Verschwörungstheorien". Ohnehin ist es erschrecken, dass Sie die Lebenswirklichkeit dieser Kinder völlig ausblenden: glauben Sie ernsthaft, dass jemand, der Israelis immer nur als Soldaten und Siedler kennengelernt hat und von Geburt an den Folgen einer ziemlich brutalen Besatzungspolitik ausgesetzt war, wirklich Schulbücher braucht, um sich zu radikaliseren? Wenn man den Hass in der Region überwinden will, muss man sich auch mit seinen Ursachen befassen - und das bedeutet auch, die Rolle Israels kritisch zu betrachten. Dass Sie Menschen in einem Kriegsgebiet vorwerfen, nicht zahlreich genug auf die Strasse zu gehen, ist einfach nur zynisch.
zum Beitrag07.04.2025 , 13:09 Uhr
Das ist eine gewagte Auslegung der IV. Genfer Konvention: Art. 23 schränkt zwar den freien Durchlass ein, legitimiert aber nicht das systematische Aushungern der Zivilbevölkerung – was Sie schreiben, ist also juristisch hanebüchen (ich erinnere daran, das der IStGH seinen Haftbefehl für Netanjahu nicht zuletzt mit dieser Praxis begründet hat) und davon abgesehen auch moralisch abscheulich. Ich erinnere Sie gerne daran, dass auch die Bewohner Gazas Menschen sind, deren Recht sich nicht in Luft auslösen, nur weil das strategischen Überlegungen der von Ihnen angehimmelten israelischen Soldateska entgegenkommt. Bei manchen Beiträgen verschlägt es mir wirklich die Sprache…
zum Beitrag06.04.2025 , 22:15 Uhr
Nun geht es in diesem Tagebuch aber nicht um eine vollständige Analyse des NO-Konflikts, sondern um persönliche Erfahrungen. Analog dazu wird ja auch nicht in jedem Bericht über Geiselangehörige auf Besatzungspolitik, Kriegsverbrechen und rechtsextreme Minister aufmerksam gemacht, die ja auch nicht frei von Verantwortung sind. Es scheint für nicht wenige Foristen unmöglich zu sein, Palästinenser auch nur einen Moment als Opfer wahrzunehmen, ohne irgendwelche Schuldzuweisungen hinterherzubrüllen. Die Vorstellung, dass ohne Hamas Frieden in Gaza herrschen würde, blendet übrigens den Anteil der israelischen Seiten am NO-Konflikt aus. Ich erinnere gerne daran, dass die Besatzung älter ist als Hamas (was auch zeigt, wie unsinnig die NS-Analogie ist).
zum Beitrag05.04.2025 , 15:20 Uhr
Solche Polemik gegen die Kirche ist eher kontraproduktiv, weil durchaus berechtigte Anliegen unter Übertreibungen und Falschaussagen verschwinden (nur als Bsp.: zur Zeit der Sachenkriege gab es keine „Zivilgesellschaft“, zumal diese von Karl dem Großen und nicht von „der Kirche“ – was immer das im 9. Jahrhundert auch bedeutet, geführt wurden; und auch wenn man die Rolle der christlichen Kirchen im NS zurecht kritisch betrachten kann, ist die Unterscheidung zwischen wertem und unwertem Leben nicht auf ihrem Mist gewachsen). Aber um den Blick auf die Gegenwart zu richten: die katholische Kirche ist formal zwar eine absolute Monarchie, die Allmacht der Kurie ist allerdings Vergangenheit. Weder ist der Papst in der Lage, Konflikte zwischen Konservativen und Reformern mit einem Machtwort zu lösen, noch hat er die nationalen Kirchen unter Kontrolle (das sieht man zum Beispiel am gescheiterten Versuch, gegen den Synodalen Weg vorzugehen); de facto ist die Kurie heute eher eine Vermittlungsinstanz, die zwischen verschiedenen Theologien und Kulturen vermitteln muss – sie muss sich, salopp formuliert, mit ihrer eigenen Zivilgesellschaft arrangieren.
zum Beitrag04.04.2025 , 14:17 Uhr
Marx hatte nicht immer Recht und die taz ist auch keine marxistische Zeitung. Aber sich auf Marx zu berufen, um die taz von Rechts zu überholen, ist ebenso durchschaubar wie perfide.
zum Beitrag03.04.2025 , 23:55 Uhr
Michener hat keinen Literaturnobelpreis erhalten. Und man sollte sich auch fragen, ob ein Roman, den ein English-Lehrer in den 60er Jahren verfasst hat, wirklich eine gute Quelle für den NO-Konflikt ist.
zum Beitrag03.04.2025 , 23:44 Uhr
Ein Einkommen als "Geld vom Staat kassieren" zu bezeichnen, ist grob respektlos. Aber das wissen Sie vermutlich selber. Wieso Sie den Palästinensern die Menschenwürde absprechen wollen, erklären Sie ja leider nicht, aber vielleicht ist das auch gar nicht nötig: irgendwann sind die Grenzen des Diskutablen erreicht,
zum Beitrag03.04.2025 , 23:42 Uhr
Das ist gleich aus mehreren Gründen problematisch: weil Sie andere Opfergruppen unterschlagen, weil Sie Judentum und den Staat Israel gleichsetzen, und weil Sie der Solidarität mit einem anderen Staat (noch dazu mit einem mit einer höchst problematischen Menschenrechtsbilanz) Verfassungsrang zuschreiben wollen. Ja, es beschähmend, dass Juden heute noch unter Übergriffen leiden müssen. Es ist allerdings auch beschähmend, wenn eine Strafexpedition, die inzwischen genozidale Ausmasse angenommen hat, hier mit einem Schulterzucken hingenommen wird. Der ganze Anspruch, Konsequenzen aus der deutschen Vergangenheit zu ziehen, wird schal, wenn diese wiederum ethnisch begrenzt sind und Palästinenser zu Menschen zweiter Klasse erklärt werden.
zum Beitrag03.04.2025 , 16:23 Uhr
Erstens „kassiert“ Frau Schweizer „keine Knete vom Staat“, sondern hat gearbeitet und wurde dafür bezahlt, wie jeder andere Arbeitnehmer auch, und zweitens hat nicht der deutsche Staat die Unterstützung Israels zur „Staatsraison“ erklärt, sondern eine ehemalige Bundeskanzlerin. Nun gibt es für Beamten eine Verpflichtung zur Verfassungstreue, aber nicht zur Regierungskonformität. Im GG jedenfalls steht nichts von Israelsolidarität, dafür wird die Menschenwürde zum obersten Maßstab staatlichen Handelns erklärt – und Menschen sind die Palästinenser auch.
zum Beitrag03.04.2025 , 15:57 Uhr
Den Werten dieses Staates oder denen der gegenwärtigen politischen Klasse? Denn im GG – und das sollte der Maßstab sein – finde ich nichts zu Israel, allerdings gleich am Anfang ein Bekenntnis zu Menschenwürde: die allerdings wird im Falle der Palästinenser mit Füßen getreten und das nicht erst in diesem Krieg... Möglicherweise hat also nicht Frau Schweizer Probleme mit den Werten dieses Staates, sondern ihre Kritiker.
zum Beitrag03.04.2025 , 11:41 Uhr
Bei allem berechtigten Ekel über Orban: auch Fritzchen Merz hat angekündigt, den Haftbefehl zu ignorieren – man kann sich also fragen, wer von beiden seine Gleichgültigkeit gegenüber Recht und Gesetz deutlicher zur Schau stellt. Zumal diese nicht auf ein paar Politiker beschränkt ist, die leider in Machtpositionen gekommen sind, für die sie weder moralisch noch intellektuell qualifiziert sind: ein vergleichbar instrumentelles Rechtsverständnis findet man bis weit hinein in die liberale „Mitte“: Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverstöße macht man zwar gerne anderen zum Vorwurf (und zerrt dafür auch gerne ab und an einen Afrikaner vor ein internationales Gericht), man selbst will aber ungestört auch ohne Samthandschuhe agieren können. Doppelmoral und Rassismus sind keine ungarische Besonderheit…
zum Beitrag03.04.2025 , 09:16 Uhr
Von einer “israelischen Befreiungsarmee” zu sprechen, ist angesichts der Tatsache, dass diese Truppe palästinensische, libanesische und syrische Gebiete besetzt hat und dort in massivste Menschenrechtsverletzungen verwickelt ist, grenzenlos zynisch. Danken Sie allen Ernstes dafür, dass mittlerweile über 50000 Palästinenser tot und Gaza vollkommen zerstört ist? Dazu kommen noch sachliche Fehler: die Waffen, die Israel in Syrien zerbombt hat, standen nicht mehr unter Assads Kontrolle, sondern waren längst der Übergangsregierung in die Hände gefallen (die wiederum keinen Konflikt mit Israel hatte) und „Sofagate“ war kein türkischer Versuch, Von der Leyen zu demütigen, sondern wohl ein protokollarisches Missverständnis (und, eventuell, eine EU-interne Intrige, deren Stellen ja auch in die Vorbereitung des Treffens mit Erdogan verwickelt waren.
zum Beitrag02.04.2025 , 18:11 Uhr
Es gibt nach wie vor Antilopen in Tibet; dass diese ohne Scheu mit den Menschen zusammengelegt hätten, ist aber einem allzu romanitisierten Tibet-Bild geschuldet, dass die viel harschere Realität der dortigen Theokratie ausblendet. Die Bevölkerung besteht übrigens nach wie vor zu c. 86% aus ethnischen Tibetern (und vergleichbare Umweltsünden finden Sie überall in China - leider). Man kann an der chinesischen Tibet-Politik allerlei kritisieren, bei den Tatsachen bleiben sollte man allerdings doch.
zum Beitrag02.04.2025 , 13:59 Uhr
Es stimmt sicher, dass das Diskussionsklima im Internet (nicht nur in der Linken) zu einer immensen Polarisierung beiträgt (auch deshalb, weil es zunehmend realen Aktivismus ersetzt – der Punktsieg in sozialen Medien scheint auf einmal wichtiger als wirkliches Engagement: die scheinbar größere Reichweit geht mit einer Atomisierung der Linken zu einer unverbundenen Menge querulantischer Individuen einher). Ich frage mich aber, ob das Internet hier Ursache oder Katalysator ist: den Hang zur Sektenbildung gab es zwar früher auch, aber ein paar politische Projekte, um die herum sich Anhänger gesammelt haben. Dass solche Fixpunkte verloren gegangen sind, liegt nicht an Leserforen, sondern darin, dass der Linken das Programm (oder auch: die Programme) abhanden gekommen ist. Das heißt nicht, dass es an theoretischer Bildung mangelt – nur erschöpft sich diese in akademischen Debatten. Damit mag man Proseminare dominieren, aber eine reale politische Kraft braucht ein Projekt, das konkret und überzeugend ist. Und genau daran fehlt es: ich weiß wirklich nicht, wofür die Linke steht, außer abstrakten Diskursen und gelegentlichen Moralapellen.
zum Beitrag02.04.2025 , 10:25 Uhr
Wieso es den IStGH delegitimieren sollte, wenn die Haftbefehle gegen Kriegsverbrecher auf beiden Seiten innerhalb eines Konfliktes auch am selben Tag ausgestellt werden, bleibt allerdings Ihr Geheimnis. Fragwürdig ist also nicht die IStGH, sondern westliche Regierungen, die mit Blick auf ihre Gegner Demokratie und Menschenrechte predigen, aber die Augen verschließen, wenn Verbündete wie Israel Gewalt in einem Ausmaß einsetzen, das in den Augen zahlloser Experten und Menschenrechtsorganisationen längst schon die Grenze zum Genozid überschritten hat.
zum Beitrag01.04.2025 , 11:10 Uhr
Das stimmt, aber nur selten: zum einen, weil der Hexenglauben von der Kirche oft eher skeptisch betrachtet wurde, zum anderen, weil Inquisitionsverfahren (anders als die üblichen Hexenprozesse) immer die Möglichkeit zur Umkehr kannten. Es ist kein Zufall, dass in Ländern, in denen die Inquisition besonders mächtig war (gerade Spanien) Hexenprozesse eher ein Randphänomen waren. Eine spannende Frage werfen Sie auf, wenn Sie auf Heinrich Kramer OP als Autor des Hexenhammers verweisen: denn die Unterscheidung kirchlich/säkular ist in der Vormoderne viel schwerer, einfach deshalb, weil die Kirche bzw. ihre Vertreter omnipräsenter war. Man kann aber zwischen der Kirche als Institution und individuellen Klerikern unterscheiden – Kramer war zwar ein Ordensmann, hat aber in seinem Hexenhammer keine offiziellen Lehrmeinungen der Kirche verbreitet (und vermutlich sogar eine Approbation gefälscht, was immer das in dieser Zeit auch heißen mag…).
zum Beitrag31.03.2025 , 22:16 Uhr
Das ist gleich aus mehreren Gründen ein Problem: denn abgesehen davon, dass man nicht einfach fremdes Land annektieren kann, wollen Trump und die gegenwärtige Regierung ja nur das Land, nicht die Bevölkerung. Und selbst wenn diese Vertreibungspläne nicht umgesetzt werden, sehen Sie ja im WJL was für eine "Demokratie" für die Palästinenser unter israelischer Herrschaft vorgesehen ist (und "ohne Kapitalismus" lebt man nicht einmal in Israel - wie kommen Sie darauf, dass das anders wäre?).
zum Beitrag31.03.2025 , 22:10 Uhr
Die Bundesregierung hat Israel durchgehend politisch, ökonomisch und teilweise militrärisch unterstützt; von einem antiisraelischen Verhalten kann man nur sprechen, wenn man sich diese Unterstützung nicht anders als bedingungslos verstellen kann (was angesichts offenkundiger Völker- und Menschenrechtsverletzungen eine recht fragwürdige Position wäre). Der Vergleich mit der Ukraine ist absurd, weil die Ukraine sich gegen die Invasion einer mit modernsten Waffen ausgestatteten staatlichen Armee zur Wehr setzt und daher in eine Materialschlacht in einer ganz anderen Grössenordnung verwickelt ist. Mahnungen (und auch konkrete Drohungen und Sanktionen) an die Adresse Teherans können Sie mit google leicht finden.
zum Beitrag31.03.2025 , 16:38 Uhr
Dem widerspreche ich gar nicht. Ich habe Kirchenaustritte auch nicht bejubelt oder ihre problematischen Folgen (die weit über den Mangel an Freiwilligen hinausgehen) bestritten. Mein Einwand war lediglich, dass der Mitgliederschwund der Kirchen nicht mit deren Glaubwürdigkeitsproblemen erklärbar ist, sondern in einer tieferen Entfremdung vom Christentum und dessen theologischen und institutionellen Manifestationen gründet. Ob man diese Entwicklung begrüßt oder nicht, ist eine andere Frage.
zum Beitrag31.03.2025 , 09:56 Uhr
Ihre Verschwörungstheorie in allen Ehren, aber die deutsche Haltung zur Türkei ist den deutsch-türkischen Beziehungen geschuldet, nicht den Verhältnissen in der UN-Hauptversammlung (in der man noch nie Probleme hatte, Mehrheiten zu ignorieren). Und ausgerechnet Baerbock vorzuwerfen, sie würde sich mit den „islamischen“ Staaten gegen Israel positionieren, ist angesichts der deutschen Unterstützung für Israel grotesk fern der Realität.
zum Beitrag30.03.2025 , 13:11 Uhr
Es ist ziemlich zynisch, den Bewohnern Gazas (das übrigens nicht unabhängig vom Rest der besetzten Gebiete zu betrachten ist) Vorwürfe zu machen, aber die realen Folgen der weiterhin hohen Kontrolle durch Israel auszublenden (nochmal: sogar das deutsche AA hat Gaza auch nach dem angeblichen Rückzug Israels als besetzt bewertet - und das mit gutem Grund). Bantustan beschreibt so eine Form der Kontrolle ziemlich treffend. Was die bisherigen Verhandlungen angeht: ich habe Sie bereits darauf aufmerksam gemacht, dass es konkrete Gründe gab, warum diese "Angebote" von palästinensischer Seite abgelehnt wurden - weil Sie jeweils mit Bedingungen verbunden waren, die einen nicht nur dem Namen nach unabhängigen Palästinenserstaat unmöglich gemacht hatten. Einfache Schuldzuweisungen helfen im NO-Konflikt nicht weiter, man sollte aber nicht verdrängen, wer die Besatzungsmacht ist.
zum Beitrag29.03.2025 , 20:40 Uhr
Sie haben mit ihrer Beobachtung sicher Recht: die Bereitschaft, sich in Vereinen etc. zu engagieren, geht insgesamt zurück, nicht nur in den Kirchen. Ich denke aber doch, dass letztere noch einmal in besonderem Maße betroffen sind, weil die Gesellschaft weniger christlich sind. Und ja, mit dem zentralen Liebesgebot gibt es einen Berührungspunkt zu anderen humanistischen Anschauungen - aber zumindest das katholisch bzw. protestantische Christentum ist doch mehr als Liebesethik (die auch die Gottesliebe umfasst!). Dazu gehört z.B. auch Trinitätstheologie, Christologie, Sakramentenlehre etc. Und der Glaube an all das schwindet doch sehr. Für individuelle Deutungen des Christentums mag das kein Problem sein, aber wieso sollte man sich einer Großkirche anschließen (bzw. in ihr bleiben), wenn man die entsprechende Theologie nicht glaubt? Seinen Nächsten lieben kann man auch so. Das Gerüst an Lehrmeinungen, das für die Institution Kirche nötig ist, verliert an Anhänger. Und sogar als Atheist beobachte ich das mit Sorge...
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