piwik no script img

Epstein-AktenFotos von Trump wieder online

Das US-Justizministerium hat einige der zuvor gelöschten Fotos in den Epstein-Files wieder ins Netz gestellt. Dennoch werden die Vertuschungsvorwürfe lauter.

Ghislaine Maxwell und Andrew Mountbatten-Windsor auf einem geschwärzten Foto in den Epstein-Files Foto: U. S. Justice Department via reuters

rtr/dpa/afp | Das US-Justizministerium hat ⁠ein Foto von US-Präsident Donald Trump wieder in die veröffentlichten Akten zum Fall des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein aufgenommen. Es war zuvor entfernt worden, um es zu überprüfen. Nach der Prüfung sei festgestellt worden, dass es keine Beweise dafür gebe, dass auf dem ⁠Foto ‍Opfer von Epstein abgebildet seien, teilte das Ministerium am Sonntag (Ortszeit) ⁠auf der Plattform X mit.

Das Bild sei daher ohne Änderung oder Schwärzung wieder veröffentlicht worden. Der stellvertretende Justizminister Todd Blanche hatte zuvor erklärt, das Foto sei wegen Bedenken hinsichtlich der abgebildeten Frauen entfernt worden. Dies habe „nichts mit Präsident Trump zu tun“, sagte Blanche am Sonntag im Sender NBC. Das Foto zeigt einen ⁠Schreibtisch mit einer geöffneten Schublade, in der ein Bild von Trump mit mehreren Frauen liegt.

Auf einer weiteren zunächst gelöschten Aufnahme sind zum Teil eingerahmte Fotos zu sehen. Eines der Fotos ist schon älter und zeigt den heutigen US-Präsidenten Donald Trump mit seiner Frau Melania in Begleitung von Epstein und dessen langjähriger Vertrauten Ghislaine Maxwell. Ex-US-Präsident Bill Clinton ist auf einem anderen Bild zu sehen.

Eine Stichprobe der Deutschen Presse-Agentur ergab, dass eine neuere Version des ersten Datensatzes vom Samstag mindestens 16 Dateien weniger umfasste als eine vorherige Version des Archivs vom Freitagnachmittag. Neben dem Foto, das laut Demokraten fehlt, sind in der neueren Version auch bestimmte Aufnahmen eines Raumes mit einer Massageliege nicht mehr enthalten.

Trump und Epstein kannten sich gut

Trump kannte Epstein gut, wie frühere Fotos zeigen. Allerdings gibt es keine Hinweise auf eine Verwicklung des Republikaners in den Skandal. Trump selbst hatte jegliche Vorwürfe dieser Art stets bestritten. In den nun veröffentlichten Dokumenten kommt Trump zwar vereinzelt vor, nach ersten Auswertungen scheint es jedoch kaum neue Informationen über das Verhältnis zwischen ihm und Epstein zu geben. Der US-Präsident äußerte sich zunächst nicht.

Das Justizministerium hatte am Freitag Tausende von Dokumenten im ⁠Zusammenhang mit Epstein veröffentlicht, der 2019 im Gefängnis Suizid beging. Die Veröffentlichung stieß jedoch auf Kritik, unter anderem von ‍einigen Republikanern, ⁠wegen umfangreicher Schwärzungen und weniger Dokumente, ‌die Trump erwähnen, obwohl seine Freundschaft mit Epstein öffentlich bekannt war. Der demokratische Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, forderte eine „vollständige und umfassende Untersuchung“. Trump selbst ‌wird kein Fehlverhalten vorgeworfen. Er hatte bestritten, von Epsteins Verbrechen gewusst zu haben.

Stellvertretender Justizminister bezeichnet Vorwürfe als „lachhaft“

Den Vorwurf, dass auf dem Foto Trump zu sehen ist und es daher aus dem Datensatz gelöscht worden sei, nannte Blanche „lachhaft“. Die plötzliche Löschung der Dateien sei auf Bitten von Betroffenen erfolgt. Die entfernten Fotos zeigten potenzielle Opfer, die zuvor nicht als solche identifiziert worden seien, sagte er bei NBC News. Blanche kündigte an, dass sie wieder öffentlich zugänglich werden – einen Zeitpunkt nannte er nicht.

Im Gespräch mit NBC News sagte er auch, dass in den Akten keine Informationen zu Präsident Trump bearbeitet worden seien – außer wenn diese aufgrund gesetzlicher Vorgaben geschwärzt werden müssten. Dies sei etwa dann der Fall, wenn sich Informationen auf persönliche Details von Missbrauchsopfern beziehen oder unter das Anwaltsgeheimnis fallen.

Auch von anderen Seiten hagelt es Kritik

Auch von Seiten des Kapitols erntete das Justizministerium Kritik: Ein 119 Seiten langes Dokument mit Zeugenaussagen war ohne jegliche Erklärung komplett geschwärzt worden. Erst am Sonntag veröffentlichte das Ministerium eine Version des Dokuments mit weniger Schwärzungen.

Zwei US-Kongressmitgliedern ist das nicht genug – sie wollen Justizministerin Bondi über einen parlamentarischen Winkelzug zur Veröffentlichung der restlichen Epstein-Akten zwingen. Zusammen mit dem Demokraten Ro Khanna arbeite er an einem entsprechenden Entwurf, sagte der republikanische Kongressabgeordnete Thomas Massie bei CBS News.

Stimmt das Repräsentantenhaus zu, müsste Bondi demnach für jeden Tag eine Geldstrafe zahlen, an dem die geforderten Dokumente nicht herausgegeben werden. Massie und Khanna werfen dem Ministerium vor, Regeln zu missachten und gegen das Gesetz zu verstoßen. Die beiden haben trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit schon öfter Gesetzesinitiativen vorangetrieben.

Massie betonte im Gespräch mit CBS News, dass Blanche derzeit zwar sein Gesicht für die unzureichende Arbeit des Ministeriums herhalte – allerdings sei Bondi für die Bearbeitung der Epstein-Akten verantwortlich. Um diese war es zuletzt überraschend ruhig geworden. In einem Interview mit Vanity Fair hatte Trumps Stabschefin Susie Wiles der Justizministerin vorgeworfen, bei der Bearbeitung der Epstein-Akten „völlig versagt“ zu haben.

Vorwürfe der Vertuschung werden lauter

Die unvollständige Veröffentlichung der Akten über den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hat am Wochenende scharfe Kritik aus dem US-Kongress und von Epstein-Opfern ausgelöst.

„All das dient dazu, Dinge zu verbergen, die Donald Trump aus dem einen oder anderen Grund nicht öffentlich machen will, ob es um ihn selbst, andere Mitglieder seiner Familie, seine Freunde geht“, kritisierte der demokratische Abgeordnete Jamie Raskin am Sonntag im Sender CNN.

Hakeem Jeffries betonte, „die Opfer dieses Martyriums“ verdienten „totale und vollständige Transparenz“. Justizbeamte sollten binnen zwei Wochen schriftlich erklären, warum sie Dokumente zurückhielten, forderte er.

„Wir sind sehr enttäuscht“, erklärte Marina Lacerda, eines von mutmaßlich mehr als tausend Opfern des Multimillionärs Epstein. „Warum können wir nicht einfach die Namen offenlegen, die offengelegt werden sollten?“, fragte sie im Sender CNN.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare