Vor der Fußball-WM 2026: Bedingt willkommen
Die Präsidenten der USA und der Fifa präsentieren die Einreisebestimmungen für Fans zum Turnier. Das Ticket berechtigt nicht automatisch zur Einreise.
D ie Präsidenten mögen sich einfach. Und alle Welt soll es sehen. Am Montag hatten US-Präsident Donald Trump und Gianni Infantino, der Präsident des Internationalen Fußballverbands, wieder einmal Gelegenheit, sich in aller Öffentlichkeit gegenseitig zu umschmeicheln. Die US-Regierung hatte zum Pressetermin ins Weiße Haus geladen, um ein paar organisatorische Dinge bezüglich der Fußball-WM im kommenden Jahr zu verkünden. Außenminister Marco Rubio war ebenso da wie Heimatschutzministerin Kristi Noem. Im Mittelpunkt stand der WM-Pokal, der auf einem runden Tischchen vor dem Präsidentenschreibtisch aufgestellt worden war.
Doch zurück zur Liebe: Als Trump Infantino das Wort erteilte, stellte er ihn als Menschen mit „unglaublichem Spirit und Talent, einer unglaublichen Persönlichkeit und Intelligenz“ vor. Der Angesprochene strahlte übers ganze Gesicht, bedankte sich artig und stellte vor, was die Fifa und die USA, die zusammen mit Mexiko und Kanada das WM-Turnier im Sommer 2026 ausrichten werden, gerade ausgehandelt hatten.
Mit breitem Grinsen präsentierte er den Fifa-Pass, der den Käufern von Eintrittskarten eine bevorzugte Behandlung bei der Vergabe von Visa für die USA garantieren soll. Pass steht dabei für Priority Appointment Scheduling System. Für den Weltverband ist das eigentlich gar keine gute Nachricht.
Sowohl in Russland als auch in Katar war mit dem Kauf des Tickets eine Fan-ID verknüpft, die das Visum ersetzte. Die beiden nicht gerade als weltoffen bekannten Staaten sperrten für die Zeit der WM ihr Land für Fußballfans auf. Dass das in den USA so nicht gehen werde, hatte schon die Regierung Biden klargestellt. Infantinos Männerfreundschaft zu Trump hat nun also nicht zu einer liberalen Einreiseregelung geführt.
Alle Fans aus Ländern, für die eine Visapflicht gilt, müssen also in einem US-Konsulat vorsprechen, wenn sie zum Turnier reisen wollen. Der Fifa-Pass soll nun dazu führen, dass die Antragsteller schneller einen Termin bekommen. Derzeit beträgt etwa die Wartezeit für Einreisewillige aus Kolumbien elf Monate, in Marokko muss man sechseinhalb Monate warten. Außenminister Marco Rubio machte noch deutlich, dass mit dem Ticketkauf keine Einreisegenehmigung verbunden ist. Und Heimatschutzministerin Kristi Noem stellte klar, dass alle Fans doch bitte schön nach der WM die USA schnellstmöglich wieder verlassen sollen. „America welcomes the world“, meinte Fifa-Chef Infantino zu dieser Art der Willkommenskultur.
Priorität Sicherheit
Fans aus Deutschland muss all das nicht wirklich interessieren. Die können wie Reisende aus den meisten europäischen Ländern ohne Visum einreisen, wenn sie über ein Web-Formular eine Einreiseerlaubnis beantragt haben. Fans aus dem Iran, dessen Nationalmannschaft sich für das Turnier qualifiziert hat, wissen dagegen noch nicht, ob sie überhaupt ein Visum beantragen dürfen. Für Menschen aus dem Iran gilt ein generelles Einreiseverbot, von dem bis jetzt allein die Sportler und Betreuer ausgenommen sind.
Das strenge Einreisemanagement soll die USA sicherer machen. Sicherheit war eines der am häufigsten verwendeten Substantive bei dem Termin im Weißen Haus. Auf die Frage, ob eine Stadt wie Seattle, deren gerade gewählte Bürgermeisterin Katie Wilson von Trump als Kommunistin bezeichnet wurde, noch aus den Kreis der Gastgeberstädte entfernt werden können, meinte Trump: „Ich habe sie übers Wochenende beobachtet, wow, das ist ja wieder mal eine Schönheit, die wir da bekommen haben.“
Dann fragte er Infantino: „Gianni, kann ich sagen, dass wir das Event an einen Ort verlegen, der als sicher gilt?“ Infantinos Antwort sei hier auf Englisch wiedergegeben, weil eine Übersetzung sie vielleicht sinnvoller machen würde, als sie ist: „Safety and security is the number one security for a succesful World Cup.“ Trumpesker könnte es selbst Trump nicht ausdrücken.
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