Schnellanalyse zu Hurrikan „Melissa“: Was der Klimawandel mit dem Tropensturm zu tun hat
Stürme wie „Melissa“ treffen Jamaika heute öfter als früher. Forscher betonen: Anpassung allein reicht nicht gegen die Folgen des Klimawandels.
 
dpa | Die Erwärmung der Erde hat die Wahrscheinlichkeit für einen zerstörerischen Hurrikan wie „Melissa“ einer aktuellen Schnellanalyse zufolge um etwa das Vierfache erhöht. Eine Forschungsgruppe am Imperial College London berechnete, dass der Klimawandel einen Sturm dieser Stärke nicht nur rund viermal wahrscheinlicher gemacht hat, sondern auch seine Windgeschwindigkeit um etwa sieben Prozent erhöht hat.
„Der menschengemachte Klimawandel hat Hurrikan Melissa eindeutig stärker und zerstörerischer gemacht“, sagte Institutsdirektor Ralf Toumi einer Mitteilung zufolge.
Die Forschenden modellierten anhand von Klimadaten, dass ein Hurrikan wie „Melissa“ in einem Szenario ohne Erderwärmung nur etwa alle 8.000 Jahre auf Jamaika getroffen wäre. Heute, auf einer bereits um etwa 1,3 Grad erwärmten Erde, sei ein solches Ereignis etwa alle 1.700 Jahre zu erwarten.
„Ausstoß an Treibgasen muss aufhören“
„Jamaika hatte reichlich Zeit und Erfahrung, sich auf diesen Sturm vorzubereiten – doch es gibt Grenzen, wie weit sich Länder vorbereiten und anpassen können“, betont Toumi. „Die Anpassung an den Klimawandel ist entscheidend, aber sie reicht als Reaktion auf die globale Erwärmung nicht aus. Auch der Ausstoß von Treibhausgasen muss aufhören.“
Toumis Kollegin Emily Theokritoff betonte zudem, dass es sich um Klima-Ungerechtigkeit handle: „Kleine Inselentwicklungsländer tragen nur sehr wenig Verantwortung für die Klimakrise, leiden aber unter einigen ihrer schlimmsten Folgen.“
Der Hurrikan „Melissa“ überzieht seit Dienstag die Karibik. Nach Verwüstungen vor allem in Haiti, Kuba und Jamaika sollte er am späten Donnerstag weiter nach Bermuda ziehen. In Haiti meldeten die Behörden mindestens 20 Tote durch Überschwemmungen. Hinsichtlich der Verwüstungen, die der Hurrikan mit der höchsten Kategorie 5 zuvor in Jamaika angerichtet hatte, sprachen die Vereinten Nationen von Zerstörung in nie dagewesenem Ausmaß.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
 
 
 
 
 
 
meistkommentiert