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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Selenskyj kündigt Verhandlungen mit Russland an

Am Mittwoch wollen sich die Ukraine und Russland wohl zum dritten Mal zu Gesprächen in Istanbul treffen. Um eine Waffenruhe wird es nicht gehen.

Selenskyj steht bei seinem Deutschland-Besuch im Juni auf einem Übungsplatz vor einem Flugabwehrsystem vom Typ „Patriot“ Foto: Jens Büttner/dpa

Keine Waffenruhe in Sicht

Die Ukraine und Russland wollen ihre direkten Gespräche nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an diesem Mittwoch in Istanbul wieder aufnehmen. Allerdings werde es dabei nicht um eine Waffenruhe oder ein Ende des Kriegs gehen, sagte Selenskyj bei einem Treffen mit ukrainischen Diplomaten. Für Kiew gehe es darum, die Rückkehr Kriegsgefangener und von Russland verschleppter Kinder in die Ukraine voranzutreiben sowie ein Treffen auf Präsidentenebene vorzubereiten.

Von russischer Seite gab es zunächst keine offizielle Bestätigung für die neuen Gespräche – allerdings hatte Moskau bereits seit längerem auf einen neuen Termin in Istanbul gedrängt. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass nannte unter Verweis auf eine nicht näher genannte Quelle den Donnerstag als Termin.

Selenskyj sagte in seiner Videobotschaft, er habe mit dem ukrainischen Chefunterhändler, Rustem Umjerow, über die Vorbereitungen eines Gefangenenaustausches und ein weiteres Treffen mit der russischen Seite in der Türkei diskutiert. Umerov habe berichtet, dass das Treffen am Mittwoch geplant sei. (dpa)

Selenskyj: Effektive Gespräche nur auf Ebene der Staatschefs

„Es ist allen klar, dass wirklich effektive Gespräche nur auf Ebene der Staatschefs stattfinden können“, begründete Selenskyj sein Anliegen auf der Plattform X, ein Treffen auf Präsidentenebene vorzubereiten. Mitte Mai war er bereits vergeblich in Erwartung eines Treffens mit Kremlchef Wladimir Putin in die Türkei gereist.

Der Kreml hat bislang direkte Verhandlungen zwischen den Präsidenten mit der Begründung abgelehnt, dass solche Gespräche, um Ergebnisse zu bringen, gut vorbereitet sein müssten. Dazu seien zunächst auf unterer Ebene die nötigen Voraussetzungen zu schaffen.

In den ersten beiden Runden direkter Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau im Mai und Juni hatten sich beide Seiten auf einen großen Gefangenenaustausch und die Rückgabe von Gefallenen geeinigt. Eine unter anderem von den USA geforderte Waffenruhe wurde aber bisher nicht erreicht. Selenskyj hatte am Wochenende Moskau neue Verhandlungen im Laufe der Woche vorgeschlagen.

Selenskyj kündigt neue Angriffe an

Selenskyj kündigte zudem neue Angriffe auf Ziele in Russland an. „Wenn (der russische Präsident Wladimir) Putin so verrückt nach den Shahed-Drohnen und Terror ist, dann muss man ihm die Logistik nehmen“, sagte Selenskyj. Dazu benötige die Ukraine auch mehr Flugabwehrsysteme, um größere Teile des Landes vor russischen Drohnen und Raketen schützen zu können.

Deutschland und Norwegen wollen Ukraine gemeinsam unterstützen

Deutschland und Norwegen wollen die Verstärkung der ukrainischen Luftabwehr gemeinsam finanzieren. Der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre erklärte nach einem Treffen mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Berlin die Bereitschaft seines Landes, einen beträchtlichen finanziellen Beitrag zu leisten.

Deutschland will die Ukraine mit zwei weiteren Patriot-Systemen unterstützen. Ursprünglich war geplant, zwei Systeme für jeweils etwa eine Milliarde Euro in den USA zu kaufen und direkt in die Ukraine zu bringen. Da sie aber nicht sofort lieferbar sind, soll nun die Bundeswehr zunächst zwei von ihren noch neun Patriots an die Ukraine abgeben und später Ersatz aus den USA bekommen.

Merz sagte, die grundsätzliche Zusage für Ersatzlieferungen sei gegeben, die Details müssten allerdings noch mit Washington ausgehandelt werden. Er sei jedoch „sehr dankbar“, dass Norwegen bereit sei, für die entstehenden Kosten mit einzustehen.

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3 Kommentare

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  • Ob es jemals ein Zurück zu den von der UN unterstützten Minsk 2 Verhandlungen gibt?



    Hunderttausende sind gestorben und ein Konsens der Parteien ist absolut nicht zu erkennen.



    Man wird wohl auf ein Treffen der Präsidenten und ein friedliches Ende noch warten müssen.



    Zum Leidwesen all derer, die diese verfahrene Situation bezahlen.

    • @Mark Menke:

      Zurück zu Minsk 2 wird es wohl nicht mehr gehen können.



      Wohin aber dann, weiß aber wahrscheinlich noch niemand.



      Und über was soll man denn einen Konsens finden. Selenskyj weiß, das eine endgültige Abtretung der vier beanspruchten Gebiete und der Verzicht auf einen Nato Beitritt nicht nur ihn das Amt kosten würde. Die Ukraine wäre danach ökonomisch nicht mehr lebensfähig und ein Spielball Moskaus. Vom dann folgenden Abschlachten der ukrainischen Bevölkerung in den besetzten gebieten ganz zu schweigen.



      Und Putin mitsamt seiner Verbrecherbande würde einen Verzicht auf dieses Gebiete und den fehlenden Rücktritt/Tod der ukrainischen Regierung den Russen niemals verkaufen können.

    • @Mark Menke:

      Minsk 2 war schon ein richtig schlechter Prozess weil er Russland nicht als Kriegsbeteiligten benannten und die von Russland kreierte Illusion vom Bürgerkrieg akzeptierte. Russland ist jetzt zu tief in der Kriegswirtschaft, der Krieg ist zu einer elementaren Stütze des Regimes geworden. Russland wird Krieg führen bis es kollabiert.