Rechtsextremes Sommerfest in Schnellroda: AfD-naher Ideologe predigt Umsturz
Der Fraktionsgeschäftsführer der AfD-Landtagsfraktion, Erik Lehnert, hat sich offen verfassungsfeindlich geäußert – in Sorge um das „eigene Volk“.

Das Publikum, darunter viele Identitäre, Neonazis, aber auch AfD-Leute, klatscht begeistert angesichts der ungewohnt offenen Ansage pro Umsturz. Passend dazu zeigten Teilnehmer*innen des Festes bei ihrer Anreise offen die White-Power-Geste oder trugen gleich einen nationalsozialistischen Reichsadler auf dem Polohemd, wie Journalist*innen festhielten.
Demonstrativ lobt Lehnert im selben Gespräch auch seinen Arbeitgeber Hans-Christoph Berndt, den Fraktionsvorsitzenden der AfD Brandenburg. Der hatte in der letzten Woche die eher zaghaften und zum Scheitern verurteilten Mäßigungsversuche der AfD-Spitze aus Angst vor dem Verbot deutlich kritisiert.
Beim jährlichen Sommerfest des rechtsextremen Verlages in Schnellroda vor gut einer Woche hat die AfD unterdessen weitere Verbotspunkte gesammelt: Wie im letzten Jahr feierten mehrere AfD-Größen mit. Neben Maximilian Krah, der sich gerade in einer strategischen 180-Grad-Wende gegen völkische Konzepte ausgesprochen hatte, war auch Matthias Helferich vor Ort, der von seinem Landesverband Nordrhein-Westfalen aus der Partei geschmissen wurde und nun beim Bundesschiedsgericht dagegen klagt.
„Verzahnung“ zeigen
In der Vergangenheit war auch Parteichefin Alice Weidel zu Gast, wie Verleger Götz Kubitschek freimütig in einem selbst veröffentlichten Mitschnitt sagte. Der Ideologe ist also darum bemüht, die „Verzahnung“ mit der AfD angesichts jüngster Mäßigungsversuche herauszustellen. Tenor: Jetzt erst recht.
Der AfD-Abgeordnete Helferich zog mit: Auf dem Sommerfest fotografierte er sich demonstrativ mit dem Rechtsextremisten Martin Sellner, von dem sich der Bundesvorstand zuletzt distanziert hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Hetze gegen Brosius-Gersdorf
Der lange vorbereitete Feldzug der FundamentalistInnen
Geplatzte Richterinnen-Wahl
Keine Kompromisse mehr
Schwarz-Rot und das Richterdebakel
Was, wenn der Riss viel zu tief ist, um geflickt zu werden?
Maja T. beendet Hungerstreik
Von der deutschen Regierung im Stich gelassen
Gesunde Böden, Gewässer, Wälder
Bauernverband möchte lieber keinen Naturschutz
Buch über Putins imperiale Strategie
Da knallen die Sektkorken im Propagandastab des Kreml