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Tote auf beiden Seiten

Die Angriffe im Iran und in Israel gehen weiter

Von Lisa Schneider

Israel hat erneut Raketenanlagen in der Islamischen Republik Iran angegriffen. Das Militär zerstörte eigenen Angaben zufolge mehr als 120 iranische Abschussrampen, insgesamt sei ein Drittel der Rampen für Boden-Boden-Raketen im Iran betroffen. Auch Raketenlager und -produktionsstätten seien getroffen worden. Israel erklärte zudem, die Kontrolle über den Luftraum über der Hauptstadt Teheran erlangt haben. Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn forderte es außerdem die Bevölkerung eines Teils von Teheran zur Evakuierung auf.

In der Nacht auf Montag hatte die Islamische Republik bei neuen Raketenangriffen auf israelische Städte die Luftverteidigungssysteme überwunden. Dabei wurden 8 Menschen getötet, 92 verletzt. Außerdem wurden Israels größte Ölraffinierie bei Haifa wie auch die US-Botschaft in Tel Aviv beschädigt. Bei einem weiteren Angriff am Montagvormittag konnten laut Israels Militär alle Geschosse abgefangen werden. Analyst Fabian Hoffmann von der Universität Oslo schrieb dazu auf X: Iran stehe derzeit wohl vor einem „Raketendilemma“. Nach weiteren zwei bis vier groß angelegten Salven gegen Israel werde sein Arsenal an Mittelstreckenraketen erschöpft sein. Das zwinge Teheran zum Munitionsparen.

Insgesamt wurden seit Freitag bei Angriffen in Israel nach Angaben der Regierung 24 Menschen getötet, fast 600 seien verletzt worden. Im Iran wurden seit Beginn der israelischen Großoffensive nach offiziellen Angaben mindestens 224 Menschen getötet, fast 1.300 Menschen verwundet.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz drohte derweil infolge der Angriffe auf Israel den Einwohnern Teherans – also Zivilisten – auf X: Sie „werden den Preis zahlen – und zwar bald“. Einige Stunden später relativierte er seine Aussagen und erklärte: Es bestehe keinerlei Absicht, der Bevölkerung Teherans körperlichen Schaden zuzufügen.

Israel will nach eigener Darstellung mit den Angriffen verhindern, dass Iran eine Atombombe bauen kann; die Führung in Teheran betont dagegen, dass sein Atomprogramm nur zivilen Zwecken diene. Die Times of Israel zitiert einen israe­lischen Staatsdiener: Die Operation gegen Iran könnte zwei bis drei Wochen an­dauern. Militärische Ziele könne Israels Militär dort recht schnell ausschalten, so der Beamte. Das Ziel der Operation, so zitiert die Times of Israel, sei ein strengeres Atomabkommen zwischen dem Iran und westlichen Mächten. Man wolle dem Atomprogramm „so viel Schaden zufügen, dass eine Rückkehr zur Diplomatie möglich ist und ein gutes Abkommen erzielt werden kann“. (mit dpa)

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