+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel fliegt Luftangriffe auf Damaskus
Erneut hat die israelische Luftwaffe Ziele in Damaskus angegriffen. Im Gaza-Streifen droht laut Rotem Kreuz die Versorgung zusammenzubrechen.

Israelisches Militär bombardiert Damaskus
Nach Kämpfen zwischen Angehörigen der drusischen Minderheit, regierungsnahen Kämpfern und staatlichen Sicherheitskräften in Syrien hat das israelische Militär am Freitagmorgen einen Luftangriff auf Ziele um den Präsidentenpalast in Damaskus gestartet. Das teilte die israelische Armee mit, nannte aber keine weiteren Details. Zuvor hatte Israel die syrische Regierung gewarnt, nicht auf Dörfer im Süden Syriens vorzurücken, die von den Drusen bewohnt werden. Bei den Kämpfen in den vergangenen Tagen wurden Dutzende Menschen getötet oder verwundet.
„Dies ist eine klare Botschaft an das syrische Regime. Wir werden nicht zulassen, dass Truppen südlich von Damaskus stationiert werden oder die drusische Gemeinschaft bedroht wird“, teilten der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz in einer gemeinsamen Stellungnahme mit.
Der spirituelle Anführer der drusischen Minderheit legte unterdessen ein Bekenntnis zu Syrien ab. Scheich Hikmat al-Hidschri sagte am Freitag, die Gemeinschaft sei Teil des Landes und weigere sich, sich von Syrien abzuspalten. Die Rolle des Staates in der südlichen Provinz Suweida müsse wiederhergestellt werden, die Behörden müssten wieder die Kontrolle über die Schnellstraße zwischen Suweida und Damaskus übernehmen, forderte er.
„Wir bekräftigen unser Engagement für ein Land, das alle Syrer einschließt, eine Nation, die frei von Konflikten ist“, hieß es in einer Erklärung. Am Donnerstag hatte Al-Hidschri die Regierung scharf kritisiert und ihr einen „ungerechtfertigten, völkermörderischen Angriff“ auf die drusische Minderheit vorgeworfen.
Die Zusammenstöße waren am Montag ausgebrochen, nachdem in den sozialen Medien die Aufnahme eines Mannes kursiert war, der den Propheten Mohammed kritisierte. Diese wurde zunächst dem drusischen Geistlichen Marwan Kiwan zugeschrieben, der erklärte, er sei nicht für die Aufnahme verantwortlich, die viele sunnitische Muslime verärgerte.
Das syrische Informationsministerium teilte mit, dass elf Mitglieder der Sicherheitskräfte des Landes bei den Angriffen getötet worden seien, während die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, dass 56 Menschen in Sahnaja und dem mehrheitlich drusischen Damaskus-Vorort Dscharamana bei den Kämpfen getötet worden seien, unter ihnen auch syrische Sicherheitskräfte.
Das israelische Militär vermeldete am Freitag, auf den von Israel annektierten Golanhöhen sei ein israelischer Soldat ums Leben gekommen. Drei weitere Soldaten seien verletzt worden. Die Verletzten seien in ein Krankenhaus evakuiert worden. Der Vorfall werde untersucht. Ob ein Zusammenhang zu den Zusammenstößen in Syrien bestand, war zunächst unklar. In den vergangenen beiden Tagen hatte das Militär nach eigenen Angaben Angehörige der drusischen Minderheit aus Syrien evakuiert.
Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam entstand. Mehr als die Hälfte der weltweit etwa eine Million Drusen lebt in Syrien. Die meisten anderen Drusen sind im Libanon, in Jordanien und in Israel angesiedelt – auch auf den Golanhöhen, die Israel 1967 von Syrien erobert und 1981 annektiert hat. (ap)
Versorgung von Gaza laut Rotem Kreuz kurz vor Zusammenbruch
Die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im Gaza-Streifen steht laut dem Roten Kreuz kurz vor dem völligen Zusammenbruch. Nach sechs Wochen Gewalt und einer zweimonatigen vollständigen Blockade der Hilfslieferungen verfüge die Zivilbevölkerung nicht mehr über das Nötigste zum Überleben, warnte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Freitag in Genf. Die Lieferungen von Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen Hilfsgütern müssten unverzüglich wiederaufgenommen werden.
Gemäß dem humanitären Völkerrecht sei Israel verpflichtet, die Grundversorgung der Zivilbevölkerung in den von ihm kontrollierten Gebieten sicherzustellen. Wenn Israels Blockade anhalte, könnten Gemeinschaftsküchen und andere IKRK-Programme nur noch wenige Wochen betrieben werden. Auch das Feldlazarett des Roten Kreuzes habe nur noch geringe Vorräte an Nahrungsmitteln und medizinischen Gütern, einige wichtige Medikamente und Materialien seien bereits aufgebraucht. Die Wasser-, Sanitär- und Hygienesituation hat sich den Angaben zufolge ebenfalls drastisch verschlechtert.
Verschärft werde die Lage durch wiederholte Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal. Im April seien 15 Mitarbeitende medizinischer Dienste, des Zivilschutzes und humanitärer Organisationen getötet worden. Laut den UN sind in den vergangenen knapp anderthalb Monaten mehr als 420.000 Menschen vor der Gewalt im Gaza-Streifen geflüchtet. Viele von ihnen würden auf der Flucht beschossen, teilte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe mit. Die palästinensische Terrorgruppe Hamas hatte mit ihrem Überfall auf Israel im Oktober 2023 den aktuellen Nahost-Krieg ausgelöst. Nach einer Waffenruhe nahm Israel die Angriffe im Gaza-Streifen im März wieder auf. (epd)
Drohnenangriff auf Schiff mit Hilfsgütern
Eine internationale Nichtregierungsorganisation (NGO) berichtet über einen Drohnenangriff auf eines ihrer Schiffe mit Hilfsgütern für den Gazastreifen an Bord. Wie die Gruppe Freedom Flotilla Coalition mitteilt, soll es zu dem Angriff in internationalen Gewässern rund 30 Kilometer östlich von Malta gekommen sein. Das Schiff drohe mit 30 Helfern an Bord zu sinken.
Es sei ein SOS-Signal abgesetzt worden, woraufhin Zypern ein Rettungsschiff entsandt habe. Die NGO stellt ein Video zur Verfügung, das einen Brand auf einem ihrer Schiffe zeigt. Wer für den Angriff verantwortlich sein soll und ob es Verletzte gab, teilt die Organisation zunächst nicht mit. Die Freedom Flotilla Coalition setzt sich für ein Ende der israelischen Blockade des Gazastreifens ein. Vor rund 15 Jahren war ein Schiff der Organisation bei einem ähnlichen Einsatz vom israelischen Militär geentert worden. Neun NGO-Mitglieder starben. (Reuters)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Verfassungsschutz
AfD ist gesichert rechtsextremistisch
AfD gesichert rechtsextrem
Drei Wörter: AfD, Verbot, jetzt
Pläne der neuen Regierung
Mehr Überstunden bis ins hohe Alter
Umgang mit migrantischen Fachkräften
Verschenkte Expertisen
Bundesverfassungsschutz zu AfD
Keine Partei wie jede andere
Neurobiologe über Intelligenz
„KI-Systeme sind Zombies“