Nachtzug zwischen Paris und Cerbère: Klimafreundlich im Liegewagen ans Mittelmeer
Der Nachtzug zwischen Paris und Cerbère eignet sich für Reisen nach Südfrankreich. Aber man sollte lieber im Bahnhof auf Toilette gehen.

Von Deutschland aus fahren zahlreiche ICE und TGV in die französische Hauptstadt. Von Berlin aus etwa startet gegen 12 Uhr ein ICE, der ungefähr um 20 Uhr am Pariser Ostbahnhof ankommt. Von dort kommt man mit der Metrolinie 5 Richtung Place d’Italie binnen 12 Minuten zum Bahnhof Paris-Austerlitz, wo gegen 21 Uhr der Nachtzug abfährt. Ungefähr um 9 Uhr am Morgen darauf kommt dieser Intercités de Nuit in Cerbère am östlichen Rand der Pyrenäen an.
Da die Fahrkarten schon beim Einsteigen kontrolliert werden, wecken die Schaffner ihre Fahrgäste in der Regel nicht. Allerdings ist es mitunter mit der Bettruhe vorbei, wenn gegen 6 Uhr die ersten Fahrgäste im südfranzösischen Nîmes aussteigen.
Wertsachen sollte man unten in seinem Schlafsack oder in der Hose verstauen. Für Frauen werden übrigens extra Abteile angeboten, die sich ohne Aufpreis reservieren lassen.
Nachtzüge sind eine umweltfreundliche Alternative zu vielen Flügen. Die taz stellt deshalb in loser Folge Verbindungen mit Schlaf- oder Liegewagen vor. Wir schreiben aber auch, was besser werden muss, damit sie für mehr Menschen attraktiver werden. Alle Folgen gibt es auf www.taz.de/nachtzugkritik.
In der zweiten Klasse gibt es Sitzplätze (am billigsten) und Abteile mit jeweils sechs Liegen, die zumindest für den Autor weder zu hart noch zu weich waren. In der ersten Klasse müssen sich nur vier Personen ein Abteil teilen. Mit einem Ticket dieser Luxusklasse darf man nach der Rückfahrt morgens im Bahnhof Paris-Austerlitz auch kostenlos duschen.
Auf jeder Liege finden sich ein leichter Schlafsack, ein Kissen und zum Beispiel eine Flasche Wasser, eine Schlafmaske sowie Ohrstöpsel. Die Abteile sind klimatisiert, was im Sommer gerade für die Passagiere auf den oberen Liegen super ist. Seit die französische Staatsbahn SNCF ihre Nachtzugwaggons bis 2023 renoviert hat, gibt es an jeder Liege eine Steckdose und eine Ablage zum Beispiel für Brillen. Aber der Internetzugang per WLAN hat zumindest mit den Handys des Autors und seiner Begleiter immer noch nicht funktioniert.
Empfohlener externer Inhalt
Auch die renovierten Waggons haben einfach nur ekelhafte Toiletten: Ein Fallrohr leitet alles, was ins Klo kommt, direkt aufs Gleisbett. Ja, auch Kot! Am Morgen waren die Toiletten in unserem Waggon mit Papier verstopft, das Wasser alle. Tipp: besser vor und nach der Fahrt auf Toilette gehen.
Umso schöner war die Aussicht, als wir am Morgen das Fensterrollo hochfahren: Palmen, Zypressen, und das hellblaue Mittelmeer. Die Stopps Sète, Port-la-Nouvelle und Banyuls-sur-Mer zum Beispiel liegen direkt an der Küste. Aber auch die anderen Halte Nîmes und Montpellier sind für Touristen interessant. Von der Endstation Cerbère führt ein kleiner Fußgängertunnel durch einen Berg direkt zum Strand.
Anschluss nach Barcelona
Man kann aber auch mit den katalanischen Regionalzügen Rodalies de Catalunya weiter nach Barcelona oder in katalanische Badeorte fahren. Schneller, aber teurer ist es, den Nachtzug in Perpignan zu verlassen und dort mit dem spanischen Hochgeschwindigkeitszug AVE in die katalanische Hauptstadt zu düsen.
Gebucht werden kann der Nachtzug zum Beispiel über die Internetseite der SNCF (auch auf Deutsch) oder privater Anbieter wie Trainline.com. Eine Liege im Sechserabteil am 14. Juli kostete rund zwei Monate vorher etwa 100 Euro.
Der Intercités de Nuit zwischen Paris und Cerbère fährt aber nur während der französischen Schulferien in Zone C (Créteil, Montpellier, Paris, Toulouse, Versailles) täglich, also beispielsweise vom 6. Juli bis 31. August 2025. „Im Rest des Jahres gibt es eine Hin- und Rückfahrt in den Nächten von Freitag auf Samstag und von Sonntag auf Montag“, schreibt SNCF.
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