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Reaktion auf US-ZölleEU bietet Trump Deal für Freihandel bei Industriegütern an

Die EU hofft im Handelsstreit weiter auf eine Verhandlungslösung. Der weltweite Börsencrash dauert an. Die wichtigsten Nachrichten im Überblick.

Sie fallen und fallen: Kurse an der Börse in Tokio Foto: Kyodo News via AP/dpa

Die EU hat US-Präsident Donald Trump nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Abschaffung aller Zölle auf Industriegüter auf beiden Seiten vorgeschlagen. „Wir haben Null-für-Null-Zölle für Industriegüter angeboten“, sagte von der Leyen am Montag in Brüssel. Die Regierung in Washington sei auf dieses Angebot bislang aber nicht eingegangen. Die EU habe die Abschaffung gegenseitiger Zölle „wiederholt“ angeboten, etwa im Automobilsektor, sagte von der Leyen. „Aber es gab keine angemessene Reaktion auf dieses Angebot“. Sie betonte, die EU sei „immer zu einem guten Geschäft bereit“. Die EU hofft im Handelsstreit mit US-Präsident Donald Trump auf eine Verhandlungslösung. Die EU-Kommission und die Mitgliedsländer bereiten aber auch eine Reihe von Gegenmaßnahmen vor, um auf die US-Zölle zu reagieren. Ab Mitte April sollen nach und nach Gegenzölle in Kraft treten. (afp)

US-Zölle: Japan will Trump mit „Maßnahmenpaket“ besänftigen

Japan will US-Präsident Donald Trump mit einem „Maßnahmenpaket“ besänftigen und so eine Senkung der von ihm verhängten Zölle erwirken. Die Lösung sei nicht, „stückweise“ vorzugehen, sagte Regierungschef Shigeru Ishiba am Montag. „Wir glauben, dass wir ein Maßnahmenpaket vorlegen müssen.“ Darin könnte etwa eine Vereinbarung zum Kauf von mehr Erdgas aus den USA enthalten sein. Japanische Regierungsvertreter haben sich in den vergangenen Tagen um ein Gespräch zwischen Ishiba und Trump bemüht – bislang vergeblich. Japan wurde im Zuge von Trumps umfassender Zollankündigung der vergangenen Woche mit einem Zusatzzoll von 24 Prozent belegt. Die außerdem seit Donnerstag geltenden US-Zölle auf Autos treffen die Wirtschaft des Landes zusätzlich schwer.

Ishiba nannte das auch von Trump angekündigte Pipeline-Projekt in Alaska, das Erdgas aus dem hohen Norden an die südwestliche Küste des US-Bundesstaats transportieren könnte, um es anschließend per Schiff nach Ostasien zu bringen. Japan könne sich daran beteiligen. Nähere Angaben zu weiteren möglichen Zugeständnissen an die USA machte der Regierungschef nicht. Japan ist bereits der wichtigste ausländische Investor in den USA. Der Vorsitzende des einflussreichen japanischen Unternehmerverbands Keidanren sieht die Welt nun an einem „Scheideweg“. Die Welt sei dank des Freihandelssystems seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgeblüht. „Die treibende Kraft hinter diesem System sind die Vereinigten Staaten“, sagte Masakazu Tokura auf einer Pressekonferenz. Mit dem Richtungswechsel in Washington sei nun fraglich, „ob das Freihandelssystem überleben kann“. (afp)

Netanjahu zu Gesprächen mit Trump über Zölle in Washington

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat seinen Besuch in Washington begonnen, wo am Montag Gespräche mit US-Präsident Donald Trump unter anderem über dessen Zollpolitik geplant sind. Nach seiner Ankunft traf Netanjahu zunächst den US-Handelsminister Howard Lutnick und den Handelsbeauftragten des Weißen Hauses, Jamieson Greer, wie Netanjahus Büro mitteilte. Netanjahu reiste direkt aus Ungarn an, wo er sich zuvor aufgehalten hatte. Vor seiner Abreise in Budapest erklärte Netanjahu: „Ich bin (…) der erste ausländische Staatenlenker, der Präsident Trump zu einem Thema treffen wird, das für die Wirtschaft Israels so entscheidend ist.“ Dies spiegele „die besondere persönliche Beziehung und die einzigartige Verbindung zwischen den USA und Israel wider, die im Moment so wichtig ist“, fügte er hinzu.

Auch Israel ist von der aggressiven US-Zollpolitik Trumps nicht verschont geblieben. Trump verhängte Zölle in Höhe von 17 Prozent auf Importe aus dem Land, obwohl Israel ein enger Verbündeter ist. Israel hatte versucht, der Maßnahme zu entgehen, indem es kurz vor der Verkündung der neuen US-Zölle die letzten noch verbliebenen israelischen Importaufschläge auf US-Waren strich. 99 Prozent der Einfuhren aus den USA waren bereits vorher zollbefreit. Es half aber nichts: Trump belegte neben etlichen weiteren Handelspartnern auch Israel mit neuen Zöllen. (afp)

Trump erhöht Druck auf unabhängige Notenbank: „Fed sollte Zinsen senken“

US-Präsident Donald Trump verstärkt den Druck auf die unabhängige Notenbank, die geldpolitischen Zügel zu lockern. „Die Fed bewegt sich zu langsam und sollte die Zinsen senken“, bekräftigte er am Montag in seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. Bereits wenige Tage zuvor hatte er die Plattform genutzt, um Zentralbankchef Jerome Powell eine geldpolitische Lockerung nahezulegen. Es sei „der perfekte Zeitpunkt“ dafür, erklärte Trump. Der US-Präsident hatte Mitte voriger Woche mit der Verhängung von Sonderzöllen gegen eine Vielzahl von Ländern einen Handelskrieg heraufbeschworen und damit weltweit Erschütterungen an den Finanzplätzen ausgelöst.

Powell sagte am Freitag, es sei „noch zu früh“, zu beurteilen, welcher geldpolitische Kurs künftig einzuschlagen sei. Obwohl die Unsicherheit weiter groß sei, zeichne sich nun ab, dass die Zollerhöhungen deutlich größer ausfielen als erwartet. Dies gelte wohl auch für die wirtschaftlichen Folgen, zu denen ein stärkerer Preisauftrieb und ein langsameres Wachstum gehören würden. Die Ökonomen von US-Banken rechnen angesichts der Zollpolitik sogar mit einem steigenden Risiko für eine Rezession in den Vereinigten Staaten. (rtr)

Goldman Sachs: Risiko für US-Rezession auf 45 Prozent gestiegen

Die Ökonomen von US-Banken rechnen angesichts der Zollpolitik von Präsident Donald Trump mit einem steigenden Risiko für eine Rezession in den Vereinigten Staaten. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei von 35 auf 45 Prozent gestiegen, teilte die Investmentbank Goldman Sachs am Montag mit. Das ist bereits die zweite Anhebung binnen einer Woche: Vor der Verkündung der hohen Zölle für Importe aus den meisten Ländern durch Trump am vergangenen Mittwoch wurde sie von Goldman Sachs noch auf 20 Prozent beziffert, danach zunächst auf 35 Prozent heraufgesetzt und nun nochmals erhöht.

Die Experten von JP Morgan beziffern das Rezessionsrisiko inzwischen sogar auf 60 Prozent. Vor den Zollplänen gingen sie noch von 40 Prozent aus. Insgesamt haben mindestens sieben führende Investmentbanken ihre Prognosen angehoben. Grund dafür ist die Befürchtung, dass die Zölle nicht nur die Inflation in den USA anheizen, sondern auch Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder nach sich ziehen könnten – wie China es bereits angekündigt hat. (rtr)

Handelsplätze in Asien schließen Börsentag mit Rekordeinbrüchen

Der erste Handelstag der Woche ist an den Börsen in Asien infolge der umfassenden Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump und der harten chinesischen Reaktion darauf mit Rekordeinbrüchen geendet. Hongkong schloss am Montag mit einem Verlust von mehr als 13 Prozent und verzeichnete den schwärzesten Tag seit fast drei Jahrzehnten. Der Handelsplatz Taipeh erlebte mit einem Minus von 9,7 Prozent sogar den schwersten Einbruch seiner Geschichte. Tokio büßte fast acht Prozent ein. Shanghai verlor mehr als sieben Prozent, Seoul büßte mehr als fünf Prozent ein. Auch die Börsen in Sydney, Wellington, Manila und Mumbai schlossen tief im Minus.

Trump hatte am Mittwoch die bisher umfassendsten Zölle gegen Handelspartner seines Landes verhängt. Sie betreffen nahezu alle Produkte und alle Länder weltweit. Länder wie China oder auch Entwicklungsländer in Afrika und Südostasien, die einen besonders hohen Exportüberschuss mit den USA aufweisen, werden besonders hart getroffen. China hatte darauf am Freitag mit der Ankündigung eigener Einfuhrzölle in der gleichen Höhe auf Produkte aus den USA sowie Exportbeschränkungen für Seltene Erden reagiert. Die asiatischen Börsen hatten zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen. Trump heizte die Panik an den Märkten am Sonntagabend weiter an, indem er seinen Kurs bekräftigte. (afp)

Weltweiter Börsencrash setzt sich fort

Der durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ausgelöste weltweite Börsencrash hat sich am Montag fortgesetzt. An der Frankfurter Börse stürzte der deutsche Leitindex Dax zu Handelsbeginn kurzzeitig um zehn Prozent ab. In Asien folgten auf Trumps Zollankündigungen und die harte Reaktion Chinas Rekordeinbrüche der Börsen, in Hongkong gab es den schwärzesten Handelstag seit fast drei Jahrzehnten. Die Bundesregierung nannte die Kurseinbrüche einen „Weckruf“. An der Börse in Frankfurt am Main notierte der Dax um kurz nach 09.00 Uhr bei knapp 18.500 Punkten – mehr als 2000 Punkte unter dem Niveau von Freitag. Im Verlauf des Handelstags konnte der Dax das Minus aber deutlich verkleinern und lag gegen 13 Uhr bei etwa 4,5 Prozent im Minus.

Steil bergab ging es auch an den anderen europäischen Handelsplätzen: Paris öffnete knapp 5,7 Prozent im Minus, London 5,2 Prozent und Mailand 6,3 Prozent, auch wenn es an diesen Standorten im Tagesverlauf ebenfalls leichte Erholungen gab. „Es ist nicht übertrieben, die Marktbewegungen (…) als ‚historisch‘ zu bezeichnen“, erklärten Analysten der Deutschen Bank. Die Börsenabstürze sind direkte Folge der von Trump am Mittwoch verhängten Zölle. (afp)

Thailand verbietet vor Handelsbeginn an der Börse Wetten auf fallende Kurse

Thailand, wo die Börse am Montag wegen eines Feiertags geschlossen war, hat für den nächsten Handelstag das Wetten auf fallende Kurse verboten. Die thailändische Börse (SET) verhängte ein Verbot auf sogenannte Leerverkäufe bis zum Ende der Woche. Auch der restliche Aktienhandel soll demnach eingeschränkt werden. Die SET erklärte, es gehe darum, „die Stabilität des Marktes und das Vertrauen der Anleger zu stützen“. Infolge der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle waren weltweit die Aktienkurse eingebrochen. In Asien fiel der Crash am Montag besonders stark aus, weil die von China angekündigte harte Reaktion auf die Zölle mit eigenen Gegenzöllen vom Freitag erst nach Börsenschluss publik geworden war. Wegen des Feiertags steht der Absturz der Kurse in Thailand mutmaßlich noch bevor.

Bei Leerverkäufen verkauft ein Börsenhändler Wertpapiere, die er nicht besitzt, sondern nur geliehen hat. Anschließend kauft er die Papiere zurück und spekuliert darauf, dass der Wert des Papiers in der Zwischenzeit sinkt, wodurch sich für ihn ein Gewinn ergeben würde. Thailand gehört wie mehrere Länder in Südostasien zu den besonders hart getreffenen Handelspartnern der USA. Trump verhängte einen Zollsatz von 36 Prozent auf thailändische Importe. Die USA sind für thailändische Unternehmen der wichtigste ausländische Absatzmarkt. (afp)

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3 Kommentare

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  • Sie betonte, die EU sei „immer zu einem guten Geschäft bereit“. Ja dafür vergisst die EU und besonders auch Frau von der Leyen dann auch gern mal Menschenrechte und Völkerrecht. Ich halte es für eine völlig falsche Strategie Trump in den Allerwertesten zu kriechen und auch noch Deals mit ihm zu machen. Das zeigt, dass die EU immer noch nicht realisiert haben mit wem sie es zu tun haben oder es ihnen einfach egal ist. Mein Tipp ist letzteres. Für die Wirtschaft wurden ja schon immer moralische Prinzipien über den Haufen geworfen. Den Amerikanern, die unter Trumps Politik leiden, wird man auch nicht helfen wenn man auf seine "Deals" auch noch eingeht und damit Schwäche zeigt. Das ist ein gefundenes Fressen für jeden Bully. Aufwachen ist angesagt: die Taktik war schon immer Bodenschätze durch Erpressung, Drohung etc. nur jetzt eben für alle sichtbar und neben dem Kongo der Cobalt und co. für Sicherheit abgegeben soll, trifft es jetzt auch mal die Europäer... siehe Ukraine und Grönland. Und wenn man nicht bald mal Rückgrat zeigt, wird der Donald sich nehmen was er will. Und außer empörende Worte hat die EU dem nichts entgegenzusetzen und Schuld ist man selber.

  • Die Absatz- und damit Produktionsrisiken steigen weiltweit durch die exorbitant hohen Zölle und die FED soll die Zinsen senken?



    Risiko steigt = Zins steigt?



    Bitte mal erklären, warum und wie das gehen sollte?



    Oder soll das Spekulaten dienen, die auf Einkaufstour gehen?



    Wäre es ggf. sinvoll, erst einmal ganz ruhig abzuwarten, welche tatsächlichen Auswirkungen das auf das Konsumentenverhalten hat?



    Wer möchte akutell in diesem Marktchaos eine langfristige Marktanalyse fahren und eine Auslands-Investition planen oder gar finanzieren? Der Kapitalmarkt, der gerade die Risiken in den Büchern neu bewertet?

  • "Die EU hofft im Handelsstreit weiter auf eine Verhandlungslösung."



    Dumm. Dumm. Dumm.



    Ohne ein gleichzeitiges Zeichen von Stärke hat das nur eine Signalwirkung für Trump weiterzumachen.