Donald Trump und der Superbowl: Auch der Football soll ihm zu Füßen liegen
Am Sonntag steigt in New Orleans die 59. Superbowl. Erstmals kommt der amtierende US-Präsident. Trump will, dass das Event für ihn veranstaltet wird.
So ist es kaum überraschend, dass Trump sich auch am kommenden Wochenende nicht an die Regeln halten wird. Noch nie in der 55 Jahre langen Geschichte der Superbowl saß ein amtierender US-Präsident auf der Tribüne des größten Sportspektakels der Welt. Die Bühne sollte dem Sport und den Athleten, der Halbzeitshow und der Werbewirtschaft gehören. Die Präsidenten präsentierten sich volksnah, wie Millionen ihrer Landsleute, als Fernsehzuschauer und gaben ein lockeres Interview in Hemdsärmeln vom heimischen Sofa aus.
Doch Trump kann nicht der Versuchung widerstehen, während einer dreistündigen Übertragung vor geschätzten 125 Millionen TV-Zuschauern in den USA immer wieder die Kameras auf sich zu ziehen. Schließlich ist bekannt, wie besessen er von großen Publikumsmassen ist. Und so wird er sich auch in seiner Skybox im Superdome von New Orleans gewiss mehr als einmal der Fantasie hingeben, dass die 83.000 Fans nicht zuletzt seinetwegen da sind.
Er ist damit nicht der erste diktatorisch veranlagte Regierungschef, der sich ein Megasportevent zur Bühne macht. In Deutschland kann man sich noch gut an die letzten Olympischen Spiele in Berlin erinnern, ebenso wie in Italien an die Fußball-Weltmeisterschaften von 1934.
NFL-Stars, die Trump unterstützen
Dabei wird sich Trump nach seinem Wahlsieg mutmaßlich von einer Masse an Bewunderern umgeben fühlen. Und einige der Protagonisten des Spiels haben ihm das bereits im Vorfeld widergespiegelt. Superstar-Quarterback Patrick Mahomes und Trump haben sich in den sozialen Medien gegenseitig mit Lob überschüttet. Und Tight End Travis Kelce, vor allem als Boyfriend von Taylor Swift bekannt, gab zu verstehen, dass es für ihn eine große Ehre sei, vor Trump zu spielen. Wie gut das bei seiner Freundin ankam, ist eher ungewiss. Sicher ist nur, dass sie als bekennende Katzenmutter eine offensive Unterstützerin von Kamala Harris war.
Dass Trump sich im Football zu Hause fühlt, ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. Die Besitzer der NFL-Teams neigen traditionell zu konservativen Ansichten. Walmart-Chef Rob Walton, Besitzer der Denver Broncos etwa, hat Trump 20 Millionen Dollar für seinen Wahlkampf gestiftet. Der Besitzer der New York Jets, Woody Johnson, wurde von Trump in dessen erster Amtszeit gar zum Botschafter in England ernannt und hat, wohl auch in Erwartung eines erneuten Postens, großzügig an Trumps Kampagne gespendet.
Doch die Reihen der Trump-Unterstützer im Profi-Football sind lange nicht mehr so geschlossen, wie das vielleicht noch vor acht Jahren der Fall war. So hat Patriots-Besitzer Robert Kraft, der lange ein enger Freund Trumps war, nach dem Putschversuch am 6. Januar 2021 den Kontakt zu seinem einstigen Kumpel abgebrochen. Zur diesjährigen Superbowl hat Kraft einen TV-Spot finanziert, in dem Tom Brady und Snoop Dogg gemeinsam gegen Hass und Vorurteile werben und eine Botschaft der nationalen Einheit aussenden. Rob Krafts Sohn bewirbt sich derweil für die demokratische Partei um den Posten des Bürgermeisters von Boston.
Das Verhältnis der NFL zu Trump bekam erste Risse, als dieser versuchte, sich im Jahr 2017 in die Geschäfte der Liga einzumischen. Im Nachhall zu den Spielerprotesten gegen Polizeigewalt forderte Trump die Besitzer auf, die „Hundesöhne“, die sich weigerten, beim Abspielen der Nationalhymne aufzustehen, vor die Tür zu setzen. Die Besitzer, die vorher von den Protesten auch nicht eben begeistert waren, solidarisierten sich mit ihren Spielern gegen Trump, um zu demonstrieren, dass er sich um seinen eigenen Kram kümmern solle.
Ein wirklich gutes Verhältnis hat Trump auch nicht zu den Philadelphia Eagles, die zum zweiten Mal hintereinander Kansas City um die Superbowl herausfordern. Als die Eagles im Jahr 2018 die Superbowl gewannen, weigerte sich ein großer Teil des Teams, den Präsidenten im Weißen Haus zu besuchen. Trump hat deshalb vor dem Finale bereits seine Sympathien für die Chiefs durchblicken lassen.
Die NFL will divers bleiben
Noch mehr, als die Antipathie der Eagles und der Stadt Philadelphia, einer traditionell demokratischen Hochburg, dürfte Trump derweil der Unwille der Liga-Oberen jucken, sich ihm zu beugen. Während große Firmen im ganzen Land, von Walmart bis Meta, im vorauseilenden Gehorsam ihre DEI-Regeln für Diversität und Inklusion fallen gelassen haben, hat NFL-Chef Roger Goodell kürzlich bekannt gegeben, dass die Liga beabsichtige, ihre Programme zur Inklusion weiterzuführen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere Anstrengungen zur Diversität unsere Liga stärker gemacht haben“, sagte Goodell jüngst.
Das spiegelt sich nicht zuletzt in einer wachsenden Anzahl an schwarzen Trainern wieder – gegenwärtig haben 8 der 19 NFL-Teams schwarze Coaches. Es spiegelt sich aber auch darin wieder, dass beide Quarterbacks des Finales, Mahomes und Jalen Hurts, schwarz sind. Obwohl beinahe 60 Prozent der Spieler der Liga schwarz sind, waren Afroamerikaner auf der Position des Spielgestalters, die mit Führungsqualitäten und Spielintelligenz in Verbindung gebracht wird, lange unterrepräsentiert.
Ein noch deutlicheres Zeichen dafür, dass die NFL, anders als etwa die Technologiebranche, nicht vorhat, Donald Trumps Ring zu küssen, ist das Unterhaltungsprogramm des Spieltages. Vor dem Spiel wird die Sängerin Ledisi, die aus New Orleans kommt, den Song „Lift Every Voice and Sing“ zum Besten geben. Das Lied, ein Gebet für die volle Befreiung schwarzer Amerikaner, stammt aus dem späten 19. Jahrhundert und gilt als eine Art schwarze Nationalhymne.
Der Hauptakt der Halbzeitshow ist dann Kendrick Lamar. Der Rap-Superstar hat sich, anders als einige seiner Kollegen, stets Trump-kritisch gegeben. Während der Halbzeitshow 2022, die von Dr. Dre kuratiert wurde, rappte er den Song „We Gon’ Be Alright“, ein unmissverständlicher Protest gegen Polizeigewalt.
Es könnte also für Trump am Sonntag durchaus zu peinlichen Augenblicken kommen, falls er denn bis zur Halbzeitshow bleibt. Ob er das überhaupt registriert, ist freilich fraglich. Hauptsache, die Kameras sind auf ihn gerichtet, während mehr als 100 Millionen Menschen zuschauen.
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