Jüngstes Team in der NFL: Blütezeit der Green Bay Packers

Im Dezember sind die Footballer der Green Bay Packers schier unschlagbar – auch für den amtierenden Super-Bowl-Gewinner.

Jordan Love passt den Ball unter Bedrängnis eines Gegenspielers

Jordan Love (l.) von den Green Bay Packers lässt sich gegen die Kansas City Chiefs nicht beirren Foto: Jeff Hanisch/USA TODAY Sports

Es ist nahezu unmöglich, die Hegemonie der behelmten Männer in den Monaten November, Dezember und Januar zu brechen. Die Footballer der US-Liga NFL beherrschen Schlagzeilen wie Small Talk. Da können sich die Basketballer der NBA noch so sehr abstrampeln mit neuen Ideen eines „In-Season-Tournaments“ oder Gastspielen in Mexiko. Auch die anderen Ligen mögen Kopfstände veranstalten und Purzelbäume, es bleibt bei der Dominanz der Raufbolde in der kalten Jahreszeit.

Und in einem kleinen Städtchen im Norden des Landes, an einem Ableger des Lake Michigan gelegen, freuen sich die Anhänger eines Footballteams auf den Dezember wie einst die Römer auf die Saturnalien. Die Römer trugen zum Feste damals neckische Filzhüte, die Footballfans aus Green Bay tragen ihrerseits gelbe Käsehüte, die des Tragekomforts wegen aus Schaumstoff bestehen.

Es wird wohl ähnlich viel Alkohol konsumiert wie zu Zeiten der Saturn-Sause, was aber nur verständlich ist, denn in Green Bay ist es frisch; der Atem wird in der Kälte zu Rauch, und die Profis sehen auf dem Spielfeld der Arena, des Lambeau Fields, aus wie Dampfmaschinen, die im schnellen Rhythmus tuckern.

Der Dezember gilt in Green Bay als Hochzeit des Ballspiels, denn Erfolge sind gewiss. Trainer Matt LaFleur hat eine formidable Dezember-Bilanz vorzuweisen: 16:0 Siege unter seiner Ägide. In der Nacht zu Montag nach europäischer Zeit haben sie natürlich auch wieder gewonnen in ihrem Lieblingsmonat, 27:19 gegen die Kansas City Chiefs mit deren Quarterback Patrick Mahomes.

Die Chiefs haben zuletzt die NFL-Meisterschaft gewonnen, sind mithin ein Schwergewicht in der Liga. Green Bay indes befindet sich gerade im Umbau. Das Team geht als jüngstes der Liga (25,6 Jahre im Durchschnitt) auf Punktejagd, und in Quarterback Jordan Love haben sie einen Taktgeber, der zwar wie NBA-Profi Kevin Love zu Wortspielen aller Art animiert, aber als unerfahren gilt.

Ein außergewöhnlicher Klub

Jordan Love hat gerade erst die Nachfolge von Aaron Rodgers angetreten, der zu den New York Jets abgewandert ist und dort prompt einen Achillessehnenriss beziehungsweise -anriss erlitten hat; angeblich kehrt er um die Weihnachtszeit nach einer Wunderheilung aufs Spielfeld zurück. Rodgers beharrte in Zeiten eines immensen Impfdrucks nicht nur auf seinem Recht, Nein zu dieser Art der Behandlung zu sagen, er zahlte auch brav seine Strafen und ist bei den Cheeseheads natürlich immer noch genauso hoch angesehen wie Quarterback Brett Favre, Lehrmeister von Aaron Rodgers.

Während Letzterer mehrere Jahre die Künste Favres von der Ersatzbank aus studieren konnte, ging Love zwei Jahre bei Rodgers in die Lehre. In den US-Sportmedien hat man nun herausgefunden, dass Love und Rodgers in ihren ersten zwölf Profispielen für die Green Bay Packers nahezu identische statistische Werte aufweisen, was als gutes Omen gedeutet wird.

Es wäre dieser NFL-Franchise durchaus zu wünschen, dass sie in den kommenden Jahren um den Superbowl, die Vince-Lombardi-Trophäe, mitspielt, denn die Packers sind besonders. Sie befinden sich im Besitz einer öffentlich und gemeinnützig geführten Gesellschaft, der Green Bay Packers, Inc.; die Gesellschaft ist, im Gegensatz zu allen anderen Teams der vier großen Sportligen in den USA, die im Besitz von einzelnen Personen, Beteiligungsgesellschaften oder anderen Rechtsträgern sind, in Streubesitz und wird von über 361.000 Aktionären gehalten. Niemand darf dabei mehr als 200.000 Aktien besitzen. Die Aktienbesitzer erhalten keine Renditen, sondern nur das Recht, den Aufsichtsrat zu wählen – und ein kostenloses Merchandise-Produkt ist auch drin.

Das Team steht aktuell bei sechs Siegen und sechs Niederlagen. Die nächsten Gegner sind schlagbar, die New York Giants, die Tampa Bay Buccaneers und am Weihnachtstag die Carolina Panthers. Dann endet der Football-Monat Dezember für die Gelbhelme aus Wisconsin. Und es beginnt der Januar mit seinen gnadenlosen Knock-out-Spielen. Da ist die Bilanz von Coach Matt LaFleur, nun ja, durchwachsen: 5:5.

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