: Zwei Männer, ein Plan
Nachdem Zuckerberg öffentlich mit Trump kuschelte, war er bei Joe Rogan zu Gast. Auch der beliebte Podcaster bekennt sich zur rechten US-Politik. Was steckt dahinter?
Von Leon Holly
Mark Zuckerbergs Annäherung an den Trump’schen Hofstaat vollzog sich in mehreren Akten. Im Dezember spendete der Meta-Chef eine Million US-Dollar für die Amtseinführung Trumps. Nach seiner Ankündigung, Faktenchecks bei Meta einzustellen, traf er den Präsidenten in spe auf dessen Anwesen in Mar-a-Lago. Am Wochenende erschien Zuckerberg für ein fast dreistündiges Gespräch im Podcast von Joe Rogan, wo er öffentlich Abbitte leistete.
Zuckerberg erzählte, wie er den Regierungen der Demokraten gegenüber zu hörig gewesen sei und unliebsame Meinungen und Informationen auf Facebook entfernt habe. Er äußerte sich optimistisch über die künftige Trump-Regierung („Ich denke, er möchte einfach, dass Amerika gewinnt“) und zeigte sich zuversichtlich, dass Trump das Wohlergehen seines Konzerns Meta als amerikanisches Wirtschaftsinteresse begreifen würde. Auch forderte der Tech-Boss mehr „maskuline Energie“ in amerikanischen Unternehmen: „Ich denke, maskuline Energie ist gut, und natürlich gibt es in der Gesellschaft viel davon, aber ich denke, die Unternehmenskultur hat versucht, sich davon zu entfernen.“
Dass Zuckerberg seinen öffentlichen Kotau bei Joe Rogan vollzog, liegt wohl nicht nur daran, dass Rogan mit 19 Millionen Abonnenten auf Youtube und mehr als 15 Millionen auf der Streamingplattform Spotify den meistabgerufenen Podcast der Welt hat. Es zeigt, wie sich der 57-jährige Podcaster selbst an Trump und seine MAGA-Entourage angenähert hat. So hatte Rogan kurz vor der Präsidentschaftswahl Trump selbst, seinen Vizekandidaten J. D. Vance sowie Tesla-Chef Elon Musk in seinem Studio in Austin, Texas, zu Gast. Am Vorabend der Wahl sprach sich Rogan direkt für Trump aus.
Diese Parteinahme war ein Einschnitt. Rogan, der seine Karriere als Schauspieler, Comedian und Mixed-Martial-Arts-Kommentator begann, hatte immer wieder mit rechten Positionen geflirtet und aus seiner Ablehnung des demokratischen und republikanischen Establishments keinen Hehl gemacht. In den vergangenen Jahren lud er Impfskeptiker ein, die ihre Ansichten großteils unwidersprochen ausbreiten durften, was auch Rogans offenem und wenig konfrontativem Gesprächsstil geschuldet war. 2022 musste sich der Podcaster für die wiederholte Verwendung des „N-Worts“ entschuldigen, beteuerte aber, kein Rassist zu sein.
Das linksliberale Milieu hatte Rogan schon länger mit Skepsis bis Ablehnung beäugt. Und doch hatte sich der bullige Glatzkopf bis kürzlich einen Nimbus der Unabhängigkeit bewahrt. Sein genuines Interesse und seine nicht klar einzuordnenden politischen Überzeugungen machten seinen Podcast auch über ideologische Grenzen hinweg zu einem beliebten Format. Rogan spricht mit seinen Gästen über alles Mögliche – von Psychedelika über Religion bis zu Theorien über Aliens – und raucht dabei gerne mal einen Joint. 2020 diskutierte er mit Bernie Sanders über demokratischem Sozialismus und sprach sich im Anschluss für Sanders als Kandidat der Demokraten aus.
Als Kamala Harris die Wahl gegen Trump verlor, meldeten sich auch Stimmen aus dem demokratischen Spektrum, die Harris dafür kritisierten, dass sie die Einladung in seinen Podcast ausgeschlagen hatte. Für manche stand die Weigerung dafür, dass die Demokraten Rogans überwiegend männliche und politisch nicht ordentlich sortierte Zuhörerschaft aufgegeben hatten.
Rogans öffentliches Anschmiegen an Trump und Co. hat ein persönliches Vorspiel. Rogan ist seit Anfang der 2000er Jahre eng mit Dana White befreundet, dem Vorsitzenden der Ultimate Fighting Championship (UFC), deren Kämpfe Rogan kommentiert. White hatte sich im Sommer 2016 für Trump als Präsident ausgesprochen und nach dessen gewonnener Wahl im November 2024 auf der Bühne der Siegesfeier geredet. Vergangene Woche berief Zuckerberg den UFC-Chef White in den Verwaltungsrat von Meta.
Die Entwicklung von Rogan und Zuckerberg zeigt einen Paradigmenwechsel in der US-Politik. Und die Dynamik von Trumps Bewegung. Nicht dessen erste Amtszeit, so scheint es im Rückblick, sondern die Zwischenphase von Joe Biden war der Ausrutscher.
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