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Erinnern an das Folteropfer

Tod nach Brechmitteln: Zum 20. Mal wird in Bremen an Laye-Alama Condé erinnert

Von Alexander Diehl

20 Jahre ist es her, dass im Bremer Polizeigewahrsam der mutmaßliche Drogenhändler Laye-Alama Condé einen gewaltsamen Tod fand. Der Geflüchtete aus Sierra Leone wurde gefesselt und bekam über eine Nasensonde zwangsweise Brechmittel eingeflößt, dazu reichlich Wasser. Damit machten Ärzte und Polizisten auch dann noch weiter, als Condé verschluckte Drogen erbrochen und das Bewusstsein verloren hatte. Er fiel ins Koma und starb Anfang Januar 2005, zehn Tage nach seiner Ingewahrsamnahme.

Gedenkkundgebung zum 20. Todestag von Laye Alama Condé: heute, 7. 1., 17.30 Uhr, Bremen, Gerhard-Marcks-Haus, Am Wall 208

Im Sommer 2006 befand der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte: Diese Praxis ist rechtswidrig. Da hatte Bremen schon seit anderthalb Jahren wieder aufgehört, auf solche Weise angebliche Dealer zu quälen – unter dem Eindruck von Condés Tod. Strafrechtlich belangt wurde dafür in mehreren Prozessen niemand, auch politische Folgen trug von den Beteiligten keiner. Ja, schon an die Sache erinnern mochte sich das offizielle Bremen nicht immer, das brauchte Zeit und sicher auch individuell schmerzhaftes Umdenken: Der ehemalige Justizsenator und Bürgermeister Henning Scherf (SPD) etwa konnte sich erst 2017 zu seiner Verantwortung bekennen.

Umso wichtiger war die Arbeit der „Initiative in Gedenken an Laye-Alama Condé“, die nun zum 20. Mal an den Todestag des Folteropfers erinnert. Zivilgesellschaftlicher Druck, aufrecht erhalten fast anderthalb Jahrzehnte lang, führte dazu, dass die Bürgerschaft im Jahr 2020 beschloss, Condé ein Mahnmal zu widmen, einen Ort des Gedenkens. „Ohne einen solchen permanenten Ort fehlt das Mahnen für die Zukunft, dass so etwas nie wieder passieren darf“, sagte im Jahr 2014 der Initiativensprecher Volker Mörchen.

Soll in diesem Jahr fertig werden: Usha Seejarims Mahnmal für Layé-Alama Condé (1969–2005) Foto: Usha Seejarim

Als die Mittel bewilligt waren, beschloss die Bremer Kulturbehörde die Ausschreibung eines künstlerischen Wettbewerbs und die Bildung einer Auswahlkommission. Das besondere an dem Verfahren: Diese Kommission setzte sich aus Interessierten der Bremer Stadtgesellschaft zusammen, darunter ausdrücklich viele, die selbst Erfahrungen gemacht hatten mit Rassismus und Polizeigewalt.

Den Zuschlag erhielt die südafrikanische Bildhauerin Usha Seejarim: Ihre Arbeit mit dem Titel „Death by Drowning“ – Tod durch Ertränken – besteht aus großflächigen Buchstaben, die zusammen das englische Wort „Force“ ergeben, für den Zwang, die Gewalt, die so zentral beteiligt war. Fertig werden soll das Mahnmal im Lauf dieses Jahres, nun wird Condés noch einmal dort gedacht, wo es einmal stehen soll.

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