: Waffen ruhen nicht
Israels Waffenstillstand mit der Hisbollah hängt an einem seidenen Faden
Von Julia Neumann
Die Hoffnung auf Ruhe für die Bewohner*innen im Norden Israels und im Süden Libanons ist bedroht. 52 israelische Verstöße gegen die Waffenruhe zählte Frankreich am Sonntag. Frankreich ist Teil des Komitees, das die Einhaltung des Abkommens kontrolliert. Seit Inkrafttreten des Waffenstillstands mit der Hisbollah vor einer Woche hat Israel seine Angriffe fortgesetzt und dabei laut libanesischen Behörden elf Menschen getötet. Am Dienstag bekräftigte ein Sprecher des israelischen Militärs erneut ein Sperrgebiet in Südlibanon. Er nannte zehn Dörfer, in welche die libanesische Bevölkerung nicht zurückkehren sollte. „Wer sich südlich dieser Linie bewegt, setzt sich einer Gefahr aus“, so der Sprecher.
Das Abkommen drohte am Montag zu zerreißen, als bei israelischen Luftangriffen zwei Menschen getötet wurden. Die Behörde nannte den Vorfall eine „eklatante Verletzung“ der Waffenruhe und „gefährliche Eskalation“.
Als Reaktion darauf flog die Miliz der Hisbollah einen Raketenangriff auf eine israelische Militärstellung in den umstrittenen Schebaa-Farmen. Es war der erste Angriff der Miliz seit Inkrafttreten der Waffenruhe vor einer Woche. Benjamin Netanjahu drohte daraufhin mit einer „kraftvollen“ militärischen Antwort Israels, dessen Militär eine Reihe von Luftangriffen in Südlibanon flog. Dabei wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens neun Menschen getötet. Bei einem Drohnenangriff im Nordosten des Landes wurde außerdem ein libanesischer Soldat verletzt.
Am Montag sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums, man solle die Verstöße gegen die Waffenruhe nicht überbewerten. Verletzungen einer Waffenruhe seien ganz „natürlich“. Die Überwachung des Abkommens war einer der Knackpunkte vor dem Abschluss gewesen. Die USA haben den Vorsitz der Überwachungsgruppe.
Seit Oktober 2023 wurden in Libanon durch israelische Angriffe mindestens knapp 4.000 Menschen getötet und über 15.700 verletzt, zählt das Gesundheitsministerium. Die Zahl der getöteten Hisbollah-Kämpfer ist nicht bekannt. In Israel und in den von Israel besetzten syrischen Golanhöhen wurden nach israelischen Angaben 45 Zivilist*innen und mindestens 73 israelische Soldaten getötet. In Israel schätzen die Behörden den Schaden an Häusern und Bauernhöfen auf mindestens 273 Millionen Dollar. Viele Raketen wurden durch Abwehrsysteme abgefangen. Die Schäden an Wohnhäusern in Libanon werden auf 2,8 Milliarden US-Dollar geschätzt. 99.000 Wohneinheiten seien laut Weltbank beschädigt oder zerstört.
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