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Pumpkin Spice Latte als TrendDer Kürbis ist hier eher ein Gefühl

Von Starbucks aus hat Pumpkin Spice Latte die Welt erobert. Er bedient unsere Sehnsucht nach Herbstheimeligkeit und unsere Gier nach Saisonware.

Ein Pumpkin Spice Latte, das ist die klebrige kleine Schwester des Kürbistrends Foto: Beata Zawrzel/imago

Z u den allerschönsten Dingen, die Twitter jemals hervorgebracht hat, gehört ein kleines Gedicht. Es wurde 2018 von @chaosfux geschrieben, seitdem tausendfach zitiert und geremixt, und lebt mietfrei in meinem Kopf. Es geht so:

Es ist herbts

auf dem feld

DIE KÜRBEN

Das wollte ich seit Langem schon in die taz schmuggeln, und nun passt es so wunderbar zum heutigen Kolumnenthema. Keine Sorge, es geht hier nicht um den allgegenwärtigen Hokkaidokürbis, dieses Schweizer Taschenmesser der Herbstrezepte, den Spargel des Novembers, die orange Hygge-Bombe. Und auch kein bashing pumpkins soll betrieben werden, denn selbst die Kürben-Rants sind längst alle durch, das hatten wir in der taz schon 2010.

Nein, heute geht es um die klebrige kleine Schwester des Kürbistrends: um den Pumpkin Spice Latte, oder PSL, wie Foodchecker ihn nennen. Der wurde 2003 von der Coffeeshop-Kette Starbucks als herbstliche Saisonspezialität erfunden. Es handelt sich dabei um einen Milchkaffee mit Schlagsahne, Sirup und einer Gewürzmischung aus Dingen wie Zimt, Nelken, Piment und Muskat. Kürbis steht hingegen erst seit 2015 auf der Zutatenliste, und das in erster Linie, damit Kürbis auf der Zutatenliste steht.

Den Kürbis melken, solange er auf der Weide liegt

Der Kürbis ist hier also eher ein Gefühl, eine Idee, eine Allegorie für die Heimelig- und Mummeligkeit des Herbstes. Das funktioniert ausgezeichnet, Pumpkin-Spice-Produkte bringen Starbucks inzwischen dreistellige Millionenumsätze. Und weil man einen Kürbis melken sollte, solange er auf der Weide liegt, beginnt die PSL-Saison immer früher, dieses Jahr war es in den USA schon am 22. August so weit – ja, nicht nur was die Gewürze angeht, erinnert das alles schwer an Lebkuchen.

wochentaz

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Längst hat sich das Konzept Pumpkin Spice vom Kaffee abgelöst. Die Vogue berichtete 2023 von Pumpkin Spice Latte Nails und die Architectural Digest erklärte PSL zur angesagten Wandfarbe. In Deutschland, wo der Trend inzwischen ebenfalls angekommen ist, finden sich aktuell unter anderem Pumpkin-Spice-Latte-Duftkerzen (bei dm), Pumpkin-Spice-Biosirup (bei Rossmann) und gar Pumpkin-Spice-Zahncreme (bei Müller). Auch Pumpkin Spice Aperol Spritz wurden schon gesichtet.

Dazu kommen diverse Pumpkin-Spice-Fertiggewürzmischungen, und noch viel mehr PSL-Rezepte im Internet, bei denen in der Regel dann auch echtes Kürbispüree mit in der Tasse ist. Das trägt zwar wenig zum Geschmack bei, aber macht den Kaffee im Mund voller und sämiger. Und deswegen möchte ich das eingangs genannte Gedicht ein wenig umtexten:

Es ist herbts

in der tass

DIE KÜRBEN

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Michael Brake
wochentaz
Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.
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