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Nach Kritik an Anti-Salafismus-VideoMinisterium hat einen Schuldigen

Nach Rassismus-Vorwürfen zog die bayerische Regierung im September ein Web-Video zurück. Jetzt sagt sie: Die Werbeagentur hat es versemmelt.

Still aus dem Video Foto: Screen­s­hot:­Baye­ri­sches Innenministerium/social media

München dpa | Ein im September scharf kritisiertes Anti-Salafisten-Video ist nach Angaben des bayerischen Innenministeriums versehentlich zu früh veröffentlicht worden. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Landtags-Grünen hervor, über die zunächst die Süddeutsche Zeitung und der Münchner Merkur berichtet hatten. „Die Werbeschaltung zur Kampagne wurde am Montag, den 2. September 2024, ab 12 Uhr von der beauftragten Agentur versehentlich verfrüht ausgespielt“, heißt es in der Antwort. Das Ministerium habe die Agentur dann angewiesen, das Video zu stoppen.

Das Kurzvideo war als Werbung für eine Kampagne gegen Gefahren durch islamistische Prediger gedacht, hatte aber in sozialen Medien Rassismus-Vorwürfe ausgelöst. In dem etwa 30 Sekunden langen Video war unter anderem zu sehen, wie eine junge Frau einen Smartphone-Clip eines Predigers mit Gebetskappe anschaut. Eingeblendet wurde die Frage: „Dürfen sich Musliminnen schminken?“ Zu hören waren düstere Klänge, ein boshaftes Lachen. Das Gesicht des Predigers wurde zur Fratze, die Frau verschwand in seinem Rachen.

„Wir nehmen die Kritik an dem Video sehr ernst und haben die Kampagne erst mal gestoppt“, sagte ein Sprecher des Ministeriums damals. „Wir bedauern außerordentlich, wenn das Video zu Irritationen und Missverständnissen geführt hat.“

Inzwischen beschäftigt sich auch die Staatsanwaltschaft München I mit dem Video, wie eine Sprecherin bestätigte. Die Behörde prüft derzeit zehn Anzeigen wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung. „Die Prüfungen sind bisher nicht abgeschlossen.“

Kampagne ohne Islamverbände

Bei der Kampagnenerstellung waren nach Ministeriumsangaben neben dem eigenen Haus das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz und das bayerische Landeskriminalamt als Berater dabei – islamische Verbände wurden in der Antwort nicht genannt. Eine Kommunikationsagentur habe „die gestalterische und technische Umsetzung übernommen“. 140.000 Euro habe die Kampagne insgesamt gekostet.

Die Grünen haben eine Anhörung im Landtag beantragt, die voraussichtlich am 5. Dezember stattfinden soll. „Es war ein schwerer strategischer Fehler des CSU-Innenministers, eine Kampagne gegen Salafismus ohne Einbeziehung der liberalen muslimischen Community aufzusetzen. Der Schaden, salafistische Opfererzählungen zu bedienen, statt zu bekämpfen, hätte vermieden werden können“, sagte der innenpolitische Sprecher der Fraktion, Florian Siekmann. Er forderte: „Bei der Überarbeitung muss die liberale muslimische Community mit am Tisch sitzen. Sie ist eine Verbündete im Kampf gegen Extremismus.“

Auch aus der SPD-Fraktion kam erneut scharfe Kritik. „Ob verfrüht veröffentlicht oder nicht, das Video war nicht nur wirkungslos, sondern auch kontraproduktiv und hat der salafistischen Szene geholfen“, sagte die innenpolitische Sprecherin Christiane Feichtmeier. „Die ganze Organisation war hier fehlerhaft. Die Entschuldigung des Ministers war deshalb mehr als angebracht, sie erfolgte allerdings nur im kleinen Rahmen und wurde nicht mal in der zugehörigen Pressemitteilung des Hauses erwähnt. Innenminister Herrmann muss hier sein Haus in Ordnung bringen.“

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4 Kommentare

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  • Tatsächlich OHNE Beteiligung der Islamverbände? Das wäre ja fast so als würde man den Katholizismus OHNE Beteiligung des Vatikan kritisieren.

    Also ziemlich sinnvoll...

    • @da Customer:

      Noch jemand, bei dem das Framing der CSU verfängt.



      Die Salafisten sind die Jesuiten des Islam. Es ist eine von mehreren Strömungen, leider in den letzten Jahrzehnten, dank nie enden wollender Geldströme unserer Verbündeten im Nahen Osten, die lauteste. Unter deren Opfern befinden sich aber fast ausschließlich Moslems, so daß sie schlecht Stellvertreter des gesamten Islam sein können.

  • Geistig immer noch der klerikale Dumpfsinn von einst, bei der CSU, scheint es.



    Böse sind immer nur die anderen, ho ho ho.



    Söder sollte sich mehr um Inhalte und nicht mehr zu 90 % um PR kümmern, dann ginge es auch dem Land besser als jetzt.

  • In den letzten Jahren bewegt sich die CSU im Niveau-Limbo ständig nach unten. Die Tage im DLF war es Majestätsbeleidigung, als Frau Bär (das ist die Dame, die D bezüglich Digitalisierung auf Platz 21 (Applaus, Applaus!) im EU-Vergleich führte) gefragt wurde, was es mit dem hunderten Millionen Euronen auf sich habe, die die "Leistungen" (muss man in Anführungsstrichen schreiben) von Herrn Scheuer im Kontext Maut auf sich habe.



    Die Dümmlichkeiten Söders (da gabs in Bayern mal das Sprichwort "Blöd - Blöder - Söder", man kann entsprechende T-Shirts immer noch kaufen) in Richtung der Grünen lasse ich mal außen vor.



    Sind wir mal ehrlich: Mit Ausnahme von Gerd Müller war ALLES, was für die CSU in den letzten 20 Jahren auf einem Ministersessel in Berlin gesessen hat, komplett und völlig überfordert mit seinem/ihrem Job.