Nicht die ganze Vielfalt

Beim „Fest der Vielfalt“ in Neu-Hohenschönhausen gibt es am Samstag ein buntes Programm für die ganze Familie. Queere Vereine oder migrantische Projekte sind aber nicht dabei

Von Andreas Hergeth

Es soll ein Fest der Vielfalt werden am Samstagnachmittag, eine „bunte Veranstaltung im Zentrum von Neu-Hohenschönhausen“, wie es in der Pressemitteilung des Bezirksamtes Lichtenberg heißt. „Geplant sind wie immer verschiedene Attraktionen für die ganze Familie.“ Es gibt Livemusik, Artistik, Sport und Spiel sowie Kreativangebote zum Mitmachen. Der Mitmachzirkus Cabuwazi und die Jugendkunstschule Lichtenberg sind dabei. Der Eintritt ist frei, es gibt Kaffee, Kuchen und Gegrilltes. So weit, so gut.

Auch Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) will beim Fest der Vielfalt vorbeischauen. „Hier wird ein Stadtteil lebendig und die Nachbarschaft lebenswert gemacht. Kontakt und Austausch bleiben wichtig“, sagt Schaefer, „anstehende Herausforderungen schaffen wir nur miteinander und wenn wir uns kennen. Alle können hier zusammen kreativ werden oder auch einfach gemeinsam Zeit verbringen.“

Das mit „alle“ ist jedoch nicht wörtlich zu verstehen. Bei einem Fest der Vielfalt könnte man annehmen, dass es tatsächlich vielfältig zugeht – im Sinne von Diversität. Doch irritierend ist, dass queere Projekte oder Vereine von migrantischen Gruppen oder auch Menschen mit Behinderung am Programm offensichtlich nicht beteiligt sind. Eine entsprechende Anfrage an den Albus e. V. blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Ein Anruf beim Regenbogenfamilienzentrum Lichtenberg; seit Frühjahr 2021 ist es als Projekt des Trägers Lesben* Leben Familie (LesLeFam) e. V. ein Ort zur Beratung, Begegnung und Bildung von queeren Familien. Ein Stand des Vereins bei einem Fest der Vielfalt wäre doch eine prima Sache – oder?

Constanze Körner hat die geschäftsführende Leitung inne. „Wir sind im Bezirk gut vernetzt, aber von einem Fest der Vielfalt wissen wir nichts. Wir wurden nicht angefragt, das ist schade“, sagt Körner und fragt sich, ob sich die Veranstalter mit dem Begriff der Vielfalt auch wirklich auseinandergesetzt haben. Das Fest der Vielfalt findet auf dem „Platz der Vielfalt“ statt, auf dem Marktplatz direkt am Linden-Center am Prerower Platz in Neu-Hohenschönhausen. Federführend verantwortlich ist der Verein Albus in Zusammenarbeit mit Trägern der lokalen Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit. Das Fest wird mit Mitteln aus dem Programm „Stärkung Berliner Großsiedlungen“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung finanziert. Das Programm wurde 2020 aufgelegt, um Maßnahmen zu fördern, mit denen „insbesondere sozio-kulturelle Projekte in den Großsiedlungen umgesetzt“ werden, um nachbarschaftliches Miteinander zu stärken.