Kinderserie „Im Labyrinth der Lügen“: Hieroglyphen und Bespitzelungen

Kika verfilmt Ute Krauses Krimi über eine Kindheit in der DDR. Dort werden komplexe Handlungen kindgerecht kommentiert.

Zeiechentrick: Ein Museumswärter leuchtet die Figuren mit einer Taschenlampe an

Nachts im Pergamonmuseum merken Paul und Millie: Irgendwas stimmt hier nicht Foto: 4 Mideu Films/ ZDF

Kinderkrimis haben nach wie vor Hochkonjunktur. Auf Klassikern wie denen von Kästner und Blyton aufbauend, hat sich das Genre seit „TKKG“ (mittlerweile glücklicherweise kritisch aufgearbeitet) und den „Drei???“ stetig weiterentwickelt: Die Abenteuer von Steinhöfels Rico und Oskar gehören zu den erfolgreichsten Kinderkrimis, Bradleys bezaubernde „Flavia de Luce“-Reihe zählt zu den sprachlich schönsten Beispielen des Genres und der erst dieses Jahr ins Deutsche übersetzte New York Times-Bestseller der „Swifts“ von Lincoln bestätigt den anhaltenden Krimihype für Kinder vollends.

Zum Subgenre des historischen Kinderkrimis gehört etwa die „Schattenbande“-Reihe von Reifenberg und Mayer, die im Berlin der 1920er-Jahre spielt. Der historische Kinderkrimi „Im Labyrinth der Lügen“ von Ute Krause, deren Kinderliteratur unter anderem für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde, spielt im Ost-Berlin der 1980er-Jahre und wird nun auf Kika für Zuschauer ab neun Jahren gezeigt. Mit dem animierten Kriminalfall bildet der Sender ein in der Kinderliteratur völlig unterrepräsentiertes Thema ab: Aufwachsen in der DDR.

Paul ist zwölf Jahre alt und lebt mit seiner Großmutter und seinem Onkel Henri in Ost-Berlin. Zu Hause schmerzt ihn der Verlust seiner Eltern, die bei dem Versuch, die DDR zu verlassen, inhaftiert und in den Westen abgeschoben wurden. In der Schule wird er von Klassensprecher Uwe drangsaliert. Dieser einsame Alltag ändert sich schlagartig, als die lustige und unerschrockene Halb-Kubanerin Millie in seine Klasse kommt und die beiden von Anfang an den Freund im anderen sehen, den sie brauchen.

Ohne zu überfordern

Millie und Paul besuchen Onkel Henri bei seiner Arbeit im Pergamonmuseum und finden auf eigene Faust heraus, dass er und ein geheimnisvoller Professor im Museum einen Hieroglyphenstein suchen, der das Rezept für ewige Jugend beherbergen soll. Dass in Wahrheit etwas völlig anderes hinter dem Komplott steckt, ahnt die erwachsene Zuschauerschaft natürlich schnell, Millie und Paul brauchen dafür etwas länger. Vor dieser Schwierigkeit steht die Serie, die in einem für heutige Kinder fremden politischen System spielt, ständig: Dass etwa mit der Entlassung von Pauls Großmutter aus der Bibliothek politische Konfliktlinien angedeutet werden, wird dem Kinderpublikum kaum ersichtlich sein. Das ist aber auch nicht nötig: Die vordergründige Handlungslinie des Hieroglyphensteins weckt Interesse, Wissen über die DDR wird beiläufig eingeflochten.

„Im Labyrinth der Lügen“, am 8. September ab 14.45 Uhr auf Kika und in der ZDF-Mediathek

Das Alltagsleben genauso wie staatliche Bespitzelung und Zensur sind Elemente, die den Kriminalfall mit Wissen anreichern, ohne zu überfordern. Komplexere Handlungsstränge werden dabei durch die kindgerechte Kommentierung Pauls begleitet. Autorin Krause betonte, dass sämtliche an der Serie Beteiligte selbst in der DDR aufgewachsen seien. Sie selbst schrieb die Geschichte basierend auf wahren Begebenheiten.

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