Unruhen in Bangladesch: Zwei Tage Pause bei Protesten

Eine umstrittene Jobquote treibt junge Menschen in Bangladesch auf die Straße. Bislang sind 163 Menschen ums Leben gekommen.

Eine Menschenmenge und brennendes Holz auf den Straßen von Dhaka

Die Regierung in Bangladesch scheint jeglichen Rückhalt in der Bevölkerung verloren zu haben Foto: Mohammad Ponir Hossain/reuters

MUMBAI taz | In Bangladesch hat die wichtigste Organisation hinter den massiven Studierendenprotesten ihre Demonstrationen vorübergehend unterbrochen. Sie würden für 48 Stunden ausgesetzt, sagte der Anführer von Students Against Discrimination, Nahid Islam, am Montag der Nachrichtenagentur AFP.

Laut Polizei wurden bisher 532 Menschen bei den Protesten festgenommen. Getötet wurden nach einer AFP-Zählung mindestens 163 Menschen.

Seit gut einer Woche haben die Proteste Bangladesch in Atem gehalten. Am Sonntag lenkte das Oberste Gericht ein und reduzierte die umstrittene Jobquote für Angehörige von Unabhängigkeitskämpfern im Staatsdienst stark. Die Wiedereinführung dieser Quote hatte junge Menschen auf die Straße getrieben.

Das Gericht entschied, dass begehrte Stellen im öffentlichen Dienst nur zu fünf statt 30 Prozent an jene Gruppe gehen. Zwei weitere Prozent sind für Minderheiten, Menschen mit Behinderungen und trans Personen vorgesehen.

Quotenprotest wird zur grundsätzlichen Regierungskritik

Doch inzwischen fordern Protestierende, dass die Regierung auch die Verantwortung für die Gewalt übernimmt. Die Frage der „Quoten“ scheint nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen.

Mehrere Stu­den­ten­füh­re­r:in­nen sollen inzwischen bedroht und festgenommen worden sein. Von einer Entwarnung kann deshalb noch keine Rede sein, der Unmut bleibt.

Laut der Professorin und Bangladesch-Expertin Naomi Hossain von der SOAS University of London sehe oder bemerke die Regierung nicht, dass sie jeglichen Rückhalt in der Bevölkerung verloren habe. Die Regierung erklärte, sie habe eine Kommission eingesetzt, um die Todesfälle zu untersuchen. Sie macht politische Gegner für die Eskalation verantwortlich.

Die oppositionelle Nationalpartei BNP fordert den Rücktritt von Premierministerin Sheikh Hasina. Die Proteste seien Ausdruck aufgestauter Frustration über eine schwächelnde Wirtschaft, Inflation, Preissteigerungen, Korruption sowie die Aushöhlung der Meinungsfreiheit und des Wahlrechts, sagte der im Exil lebende BNP-Funktionär Tarique Rahman auf X.

Bislang bot Hasinas Partei Awami-Liga der Bevölkerung – trotz Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit – eine gewisse Stabilität. Jetzt könnte sich diese Wahrnehmung geändert haben.

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