Zecken sind auf dem Vormarsch

Die Erderhitzung schafft Bedingungen für eingewanderte Arten, die neue Krankheiten übertragen können

Von Nick Reimer

Die Zeckensaison hat begonnen. Wer jetzt mit den Schultern zuckt, sollte dringend weiterlesen! Denn das Zeckenproblem – eine Folge des Klimawandels – ist schlimmstenfalls tödlich. Ein Biss kann zur Entzündung des Gehirns, der Hirnhaut oder des Rückenmarks führen. Sprechstörungen oder dauerhafte Lähmungen können die Folge sein, manchmal auch der Tod.

Zecken übertragen bis zu 50 Krankheiten. Die hierzulande am meisten verbreitete Art ist der Gemeine Holzbock. Er kann etwa die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen oder Borreliose, eine Krankheit, die das Nervensystem und die Gelenke betrifft.

Vor Jahrzehnten war das meist nur wenige Millimeter große Tier nur ganz im Süden Deutschlands Überträger. Es profitiert aber vom Klimawandel: In warmen Sommern vermehren sich Zecken stärker, und mit steigenden Temperaturen verbreiten sie sich nach Norden und in größere Höhen. Die in Feuchtgebieten lebende Wiesenzecke ist so laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) zuletzt bis östlich von Berlin vorgedrungen, nördlichstes Risikogebiet ist der Landkreis Emsland in Niedersachsen.

Wer im Freien arbeitet, sollte sich vorbereiten. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine FSME-Impfung. Nach Erhebung des RKI gab es im vergangenen Jahr 475 FSME-Fälle, die Dunkelziffer ist hoch. Gerhard Dobler, Professor am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, analysierte im Ortenaukreis im Regierungsbezirk Freiburg Blutspenden und sagt: „Das Risiko einer FSME-Infektion ist in dem Kreis um ein Siebenfaches höher als bisher angenommen.“

Und neue Zeckenarten kommen – mit neuen Krankheiten. 2019 infizierte sich erstmals ein Mensch in Deutschland, in der Nähe von Siegen, durch eine tropische Riesenzecke mit Fleckfieber. Die Art lebte ursprünglich nur in den Trockengebieten Afrikas. Sie hat Augen und sucht gezielt nach Beute. Eine große Population gibt es mittlerweile in der italienischen Provinz Triest. Seit 2014 in Deutschland ist die Schildzecke, deren angestammte Heimat die Mittelmeer-Region ist. Ob und welche Krankheitserreger sie überträgt, wird noch untersucht.

Stellt man einen Zeckenbiss fest, sollte man den Parasiten mit einer Pinzette kontrolliert herausziehen. Bei Weitem nicht jeder Biss führt zu einer Erkrankung. Es empfiehlt sich aber, die Einstichstelle zu beobachten: Bei Rötung plus Unwohlsein, spätestens aber bei Fieber und Gelenkschmerzen, heißt es: ab zur Ärztin oder zum Arzt!