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Drohgebärde aus MoskauNuklearstreitkräfte sollen üben

Mitten im Krieg gegen die Ukraine ordnet der russische Präsident Putin eine Übung seiner Atomstreitkräfte an. Berlin sieht keine Lageveränderung.

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass das Militär Übungen mit taktischen Atomwaffen abhalten wird Foto: Russian Defense Ministry Press Service via AP

Moskau dpa | Mehr als zwei Jahre nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russland auf Befehl von Präsident Wladimir Putin ein Manöver seiner taktischen Nuklearstreitkräfte angekündigt. Und auch, wenn es keine Hinweise darauf gibt, dass die Raketen im Rahmen der Übung tatsächlich Atomsprengköpfe tragen: Es handelt sich wohl um einen Einschüchterungsversuch der russischen Führung im Kreml, die sich über Gedankenspiele westlicher Politiker über mögliche Truppenentsendungen in die Ukraine ärgert.

„Im Zuge der Übung wird eine Reihe von Aktivitäten durchgeführt, um die Vorbereitung und den Einsatz nicht strategischer Atomwaffen zu üben“, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag mit. In der Mitteilung war allerdings keine Rede davon, dass bei dem Manöver auch mit Raketen geübt wird, die tatsächlich Atomsprengköpfen tragen. Wann und wo genau die Übung beginnen soll, war zunächst unklar. An der Übung teilnehmen sollen der südliche Wehrbezirk sowie die Seestreitkräfte.

Bereits in der Vergangenheit hatte Russland seine Nuklearstreitkräfte ohne Atomsprengköpfe trainieren lassen. So wurden etwa im Oktober zu Übungs- und Abschreckungszwecken zwei Interkontinentalraketen und mehrere Marschflugkörper abgefeuert.

Russische Vertreter wiederum versuchen seit Kriegsbeginn immer wieder, im Westen Angst vor einem Atomkrieg zu schüren und so die internationale Unterstützung für die Ukraine zu schwächen. Wegen stockender Munitions- und Waffenlieferungen sind die Ukrainer derzeit stark in die Defensive geraten.

Anlass für Übungen Macron Äußerungen zu Truppen

Die nun angekündigte Übung begründete Moskau mit vermeintlich „provokativen Äußerungen und Drohungen einzelner westlicher Beamter gegen die Russische Föderation“. Kremlsprecher Dmitri Peskow bekräftigte auf Nachfrage von Journalisten, konkreter Anlass seien unter anderem Äußerungen von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron gewesen, der einen Einsatz westlicher Bodentruppen in der Ukraine nicht grundsätzlich ausschließen will. Solche Aussagen zeigten „die Absicht, bewaffnete Kontingente in die Ukraine zu schicken“, behauptete Peskow.

Tatsächlich aber hatte Macron zuletzt in einem Interview nur gesagt: „Wenn die Russen die Frontlinien durchbrechen sollten, wenn es eine ukrainische Bitte gäbe – was heute nicht der Fall ist -, dann sollten wir uns die Frage berechtigterweise stellen.“ Dies aber von vornherein auszuschließen, bedeute, keine Lehren aus den vergangenen beiden Kriegsjahren zu ziehen. Macron hatte zuerst Ende Februar einen Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine nicht ausgeschlossen. Damals erntete er für seine Worte auch innerhalb Europas Kritik. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) etwa erteilte einer Entsendung westlicher Soldaten in die Ukraine damals eine Absage.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin sagte, dies sei keine veränderte Lage. Von Änderungen in der Bereitschaft der russischen Atomstreitkräfte sei nichts bekannt. Grünen-Chef Omid Nouripour sprach von einer Provokation. Die Rücksichtslosigkeit im Kreml sei groß. Es gehe darum, „uns einzuschüchtern“, sagte Nouripour in Berlin. Dies werde aber nicht gelingen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen richtete ihren Blick auf China, das gute Beziehungen zu Russland hat und sich schon in der Vergangenheit einmal gegen Atomdrohungen ausgesprochen hatte. Nach einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping in Paris sagte von der Leyen, Xi habe eine wichtige Rolle dabei gespielt, Russlands nukleare Drohungen zu deeskalieren. „Ich bin zuversichtlich, dass Präsident Xi vor dem Hintergrund der anhaltenden nuklearen Drohungen Russlands dies weiter tun wird.“

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18 Kommentare

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  • Ich hoffe die Geheimdienste sind auf Zack und gucken sich das an. Nachdem Russland ja schon vor Jahren nuklear bestückbare FK in der Ukraine verheizt hat dürfte diese Übung interessant werden.

    • @metalhead86:

      Die kosten Atomwaffen und insbesondere taktische einsatzbereit zu halten sind so hoch das man atomwaffendrohungen aus Russland guten gewissen ignorieren kann, die Anzahl einsatzbereiter Atomwaffen in Russland is klein. Mal abgesehen davon das es zweifelhaft ist ob überhaupt noch genug Bomber fliegen, u-boote einsatzbereit sind oder Raketen zur Verfügung stehen die diese Waffen ins Ziel bringen können.

      • @Machiavelli:

        Die U-Boote und Bomber funktionieren ja leider noch und beschießen ukrainische Kraftwerke mit Marschflugkörpern.

        Die brauchts aber auch für die nuklearen Gefechtsfeldwaffen um die es hier geht gar nicht.

        Dennoch dürfte das russsiche Arsenal ganz schöne Probleme haben. Egal ob bei taktischen oder strategischen Systemen.

      • @Machiavelli:

        Diese Verharmlosung einer nuklearen Eskalation ist erschreckend. Sie entspricht übrigens auch nicht den Tatsachen - eine nukleare Bedrohung ist real und die Atomwaffen sind größtenteils auch in einem guten Zustand. Zum Glück gibt es mit Biden einen Präsidenten der das Risiko realistisch einschätzt.



        www.nbcnews.com/ne...en-warns-rcna90114

        Möchten Sie das Schicksal der Menschheit (oder zumindestens einem großen Teil davon) wirklich leichtfertig aufs Spiel setzen?



        Das können Sie doch eigentlich nicht Ernst meinen?

        • @Alexander Schulz:

          "Sie entspricht übrigens auch nicht den Tatsachen"

          Atomwaffen sind extrem teuer in der Wartung und müssen regelmäßig massiv erneuert werden. Hier ein Thread in dem ein technischer Teil der Probleme erklärt wird:

          threadreaderapp.co...7919771959433.html

          Darüber hinaus hat Russland halt seine einsatzbereiten Nuklearwaffen ca. 1500 der Rest ist nicht Einsatzbereit, die USA geben jedes Jahr 60 Milliarden aus um ca. 1500 Atomwaffen bereit zu halten, wenn die Zahlen den stimmen, die letzten Jahre gab es Berichte das die Atomstreitkräfte massiv unterfinanziert seien und sich teilweise sogar Werkzeug zwischen Stützpunkten teilen mussten. Russland in ähnlicher Größenordnung in einem hochkorrupten System.

          Dazu kommt das Russlands Atomwaffenarsenal insgesamt alt ist.



          Putin kann sich schlichtweg nicht sicher sein wieviel von seinem Arsenal überhaupt funktioniert.

          lansinginstitute.o...ossly-exaggerated/

          Ein Atomkrieg macht aber auch als Szenario keinen Sinn, sagen wir mal Russland setzt taktische Atomwaffen in der Ukraine ein und sie werden nicht abgefangen - was durchaus passieren kann -



          Was bringt das? Die Amerikaner gingen im Iraq davon aus das es 17 taktische Atomwaffen braucht um eine Iraqische Division zu zerstören millercenter.org/t...heney-oral-history

          Um die Ukraine mit taktischen Atomwaffen zu besiegen bräuchte Russland richtig viele. Russland wäre international ein Pariah und die NATO würde intervenieren und Putin verliert den Krieg. Wenn sie sagen Putin beendet die Welt wenn er den Krieg und die Macht verliert (keine Zwangsläufigkeit) was machen wir wenn es Demonstationen gibt in Russland gegen Putin schicken wir Polizei um sein Regime zu stabilisieren, weil ihre Logik ist Putin droht die Macht zu verlieren - Atomkrieg.

          Gewinnt Russland werden wir mit Flüchtlingen geflutet das ist die reale Gefahr, Atomkrieg ist Populismus.

          • @Machiavelli:

            Populismus ist es zu versuchen Flüchtlinge für Politik zu instrumentalisieren und nicht wie Präsident Biden es tut vor den Gefahren nuklearer Eskalation zu warnen.

            Sie zitieren gerne sehr optimistische Quellen, die sich nicht mit der Meinung der meisten Experten decken:

            www.zdf.de/nachric...-russland-100.html

            Haben Sie sich schon Mal mit der Frage beschäftigt, wenn ihre These falsch ist??



            Was ist wenn Biden und Co. Recht haben?



            Würden Sie wirklich eine Politik befürworten die auf Grund von Annahmen die Menschheit in Gefahr bringen könnte??

            Ich bin sehr beruhigt darüber, dass die entscheidenen Politiker da weniger leichtsinng. Und ich denke, dass wenn Sie die Verantwortung hätten Sie auch differenzierter vorgehen würden.

        • @Alexander Schulz:

          "Das Schicksal der Menschheit" hängt übrigens mitnichten davon ab, ob im bereits entvölkerten und verwüsteten Kampfgebiet russische nukleare Gefechtsfeldwaffen eingesetzt werden, sondern ob irgendjemand als Reaktion darauf sein strategisches Arsenal einsetzt und damit den Vergeltungsschlag riskiert. Danach sieht es aber absolut nicht aus.

          Es wird eher dazu führen, dass selbst China nichts mehr mit Russland zu tun haben will und Russland zum Pariah-Staat wird. Dann hat Russland in seiner derzeitigen Form vielleicht noch zwei Jahre.

          • @metalhead86:

            So beginnt eine nukleare Eskalation...oder glauben Sie ernsthaft, dass es keine Antwort vom Westen geben wird und dann wieder von Russland?



            So ein Risiko kann man nun wirklich nicht mit guten Gewissen eingehen - das wäre wahnsinnig!

            • @Alexander Schulz:

              Glauben sie denn ernsthaft Biden oder gar Trump würden New York für zwei, drei ukrainische Brigaden opfern? Oder für Charkiw?

              Die Antwort wird vielleicht "nukleare Ausmaße" für Russland haben, aber keine Nuklearwaffen beinhalten. Allein schon um Russland zu zeigen, dass man es auch ohne Kernwaffen in die Knie zwingen kann.

        • @Alexander Schulz:

          Lesen Sie die Atikel die Sie verlinken eigentlich auch?

          "Washington’s official position has been consistent — that it has no reason to adjust its own nuclear posture and that there is no indication Russia is preparing to use nuclear weapons."

          • @metalhead86:

            "Biden warns the threat of Putin’s using tactical nuclear weapons is ‘real’"

            Gerne helfe ich bei Verständnisfragen zu erwähntem englischen Artikel: Biden stellt fest, wie er es bereits mehrfach getan hat, dass die nukleare Gefahr real ist, auch wenn sie nicht unmittelbar ist.

            • @Alexander Schulz:

              Alles was der Artikel sagt ist das Biden Angst hat. Mehr nicht, der Artikel sagt auch explizit wie Metalhead86 hinweist das diese Angst nicht auf irgendwelchen Erkenntnissen beruht.

              Zu Bidens wichtigstem Berater, der hinter seiner derzeitigen Strategie steht: www.tabletmag.com/...asnt-jake-sullivan

              Jack Sullivan ist kontinuierlich durch Fehleinschätzungen und falsche Entscheidungen aufgefallen, daher sollten wir uns weniger an den USA und mehr an den Skandinavischen und Baltischen Staaten orierntieren.

              • @Machiavelli:

                Das ist falsch! Sie behaupten, dass Biden Angst hat. Er spricht lediglich das offensichtliche aus, nämlich, dass ein reales Risiko besteht. Es besteht ein großer Unterschied zwischen Angst und verantwortlichen Handeln. Die Annahme, dass Putin nicht skrupellos genug ist bei einer drohenden Niederlage auch nukleare Waffen einzusetzen zu können ist naiv.



                Und nein Europa wird hier keine Strategie verfolgen, die gegen die US-Strategie geht. Deswegen ist Bidens Meinung sehr wichtig.



                Haben Sie sich eigentlich Mal darüber Gedanken gemacht was für kathrastophale Auswirkungen eine nukleare Eskalation haben könnte für die Menschheit? Die Auswirkungen ständen in keinem Verhältnis zu denen Verbrechen des bisherigen russischebn Angriffskrieg.



                Hier geht es auch um eine Verantwortlichkeit der Menschheit gegenüber.



                Oder vertreten Sie die These, dass eine Welt in der die Ukraine ihre (berichtigen) Maximalziele nicht erreichen kann nicht mehr lebenswert ist?



                Ich finde diese Verharmlosung der nuklearen Gefahr sehr befremdlich. Selbst in den USA wo man das Thema ja historisch viel lockerer als in Deutschland nimmt, sieht man das Thema inzwischen als sehr Ernst an.

                • @Alexander Schulz:

                  Wenn Atomwaffen dazu führen das man Narrenfreiheit kriegt wird jedes Land auf Erden nach Atomwaffen streben dann ist es keine Frage mehr ob sondern nur wann Atomwaffen eingesetzt werden. Das von ihnen befürchtete Szenario tritt dann definitiv ein.

                  Nuklearer Erpressung nachzugeben bedeutet das es irgendwann zum Atomkrieg kommt.

                  Deeskalation wenn der andere das als Schwäche begreift macht große kriege wahrscheinlichfür und zerstört jede Hoffnung auf Frieden.

                • @Alexander Schulz:

                  Es besteht auch die reale Gefahr, dass sie vom Blitz erschlagen werden. Sowas passiert aber eben nicht aus heiterem Himmel (pun intended). Deswegen vernachlässigen die meisten Menschen das auch solange der Himmel blau ist.

  • Der Punkt ist relativ einfach:



    Nukleare Drohgebärden dienen dazu, eine westliche Intervention abzuschrecken. Das war schon zu Beginn des Krieges so.



    Einsetzen wird er sie nur, wenn er verzweifelt ist, also falls die Ukrainer gewinnen.

  • Macron annonciert den Einmarsch von Nato - Truppen in die Ukraine, die Russen machen eine Übung mit taktischen Atomwaffen. Und nebenbei läuft das größte Militärmanöver der Nato.

    Wer hier wie mit dem Säbel rasselt ist unerheblich, denn es ist extrem problematisch, in welchem Trend wir uns befinden. Wenn wir alle gemeinsam nicht verdammt vorsichtig sind, gerät die Situation außer Kontrolle. Fingerpointing ist keine Option. Und das Verleugnen von eigenen Fehlern auch nicht. Und damit meine ich alle Beteiligten. Denn Weltmeister sind alle zusammen nur im gegenseitigen Schuldzuweisen.

    Es ist eindeutig, wer den Konflikt eskaliert hat. Und trotzdem braucht es kluge Köpfe und Strategien. Auf beiden Seiten. Momentan ist davon leider nichts zu sehen.

  • Die NATO sollte einen Plan in der Tasche haben, falls Russland tatsächlich mit Nuklearsprengköpfen um sich wirft. Und sich bereit machen, den auch umzusetzen. Auch der Überfall auf die Ukraine begann mir einer Militärübung.