piwik no script img

84 Millionen Fahrräder in DeutschlandDer Fahrradmarkt bleibt stabil

Trotz leichtem Umsatzrückgang ist die Branche nicht in das befürchtete Tief gerutscht. Und sie verkauft erstmals mehr E-Bikes als klassische Räder.

Deutschland wird Fahrradland Foto: Jochen Eckel/imago

berlin taz | Die Fahrradbranche ist schon lange vom Kulturkampf erfasst, das Lastenfahrrad zum Symbol des linksgrünen urbanen Lebensstils schlechthin geworden. Deshalb bezog sich Burkhard Stork am Mittwoch bei der Präsentation der neuen Marktdaten der Fahrradindustrie auch auf das umstrittene Gerät: „Ich kann mir ein Leben ohne Lastenrad nicht vorstellen, auch wenn das von der FDP gewünscht wird“, sagte der Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV).

Der Punkt im Kulturkampf ging am Mittwoch ganz klar an die Fahrradseite: Zwar gingen im Jahresvergleich die Umsätze leicht zurück, doch entgegen den Erwartungen und dem allgemein negativen Konsumklima haben 2023 sowohl die Fahrradproduktion wie auch die Fahrradverkäufe ein sehr hohes Niveau erreicht – vergleichbar mit dem Boomjahr 2020.

Und erstmals wurden mehr E-Bikes als herkömmliche Räder verkauft. „E-Bikes sind der Markt- und Innovationstreiber“, sagte Stork. 1,9 Millionen abgesetzten Fahrrädern standen 2023 2,1 Millionen E-Bikes gegenüber. Zudem gibt es in Deutschland erstmals so viele Fahrräder wie Ein­woh­ne­r:in­nen – rund 84 Millionen Stück. Und der Markt ist laut ZIV weiterhin noch lange nicht gesättigt, denn der Trend gehe hin zur Anschaffung von Zweit- oder Dritträdern.

2.950 Euro für ein E-Bike

Und wie heiter sind die Aussichten auf das laufende Jahr? „Sobald das Wetter besser wird, merken wir das“, sagt Uwe Wöll, Geschäftsführer des Verbunds Service und Fahrrad. Auch er zieht trotz aller Schwierigkeiten im Markt ebenfalls eine positive Bilanz und blickt optimistisch auf das laufende Jahr: Die zuletzt prall gefüllten Lager würden bis Ende dieses Jahres ein normales Niveau erreichen.

Ein Problem bleibe auch der Fachkräftemangel: „Die Warteschlangen vor den Werkstätten werden jedoch kürzer“, beschwichtigt Wöll. Damit mehr Leute aufs Fahrrad umsatteln, sei jedoch immer noch Unterstützung von der Politik nötig, sagte Anke Schäffner. Die Leiterin Politik und Interessenvertretung beim ZIV fordert eine fahrradfreundlichere Infrastruktur und bessere Rahmenbedingungen: „Wir brauchen eine fahrradpositive Politik!“

Käu­fe­r:in­nen bezahlten 2023 durchschnittlich 470 Euro für herkömmliche Räder und 2.950 Euro für E-Bikes. Verkauft wurden vor allem Trekkingräder, Mountainbikes und Stadträder. Mit dem Lastenrad-Anteil von 6 Prozent können seine Geg­ne­r:in­nen aufatmen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Naja, E-Bikes sind ja eigentlich Motorräder. Immer noch besser als Auto, das dann aber bitte abschaffen.

  • Vielleicht kann ja Volkswagen auf Volksrad umsatteln und so nachhaltig werden.



    Komisch: Räder und E-Bikes werden auch ohne teure Bezuschussung gekauft, aber angeblich wäre diese teure Autoindustrie, die uns trüge.



    Der deutsche Irrweg da hat uns seit den 1930ern viel Volksvermögen gekostet.