Konzerttipps für Berlin: Bemerkenswerte Wucht

Die Reihe „Biegungen“ verdient Unterstützung, mit Mulatu Astatke kommt eine Legende nach Berlin, John Francis Flynn zerlegt traditionelles Liedgut.

Portrait John Francis Flynn

John Francis Flynn Foto: Steve Gullick

Lange schien der irische Folk in seiner traditionalistischen Nische festzustecken – zumindest von außen betrachtet. Neuerdings geht aber so einiges. Zu Beispiel bei John Francis Flynn, der dieser Szene entstammt und sich darauf versteht, traditionelles Liedgut zu zerlegen, um es dann – angereichert mit Noise-Elementen, Dub, Elektronik – neu zusammenzusetzen, was bemerkenswerte Wucht entwickelt.

Gerade ist sein zweites Album „Look Over The Wall, See The Sky“ erschienen, das er am Samstag im Silent Green vorstellen wird (10. 2., 20 Uhr, Tickets gibt es im Vorverkauf für 17,05 Euro).

Am selben Abend findet im Ausland ein Abend der Reihe Biegungen statt. Der Ort braucht die Unterstützung seines Publikums dringend, da die Senatsförderung gestrichen wurde – obwohl der Veranstaltungsort unlängst den „APPLAUS 2023“, einen Preis fürs beste Livemusik-Programm bekommen hat.

Heute treten Neo Hülcker und Stellan Veloce als Name Change auf und leben ihren Spaß am Experimentieren mit akustischen Instrumenten von Zither bis Harmonika und synthetischen Klängen aus. Ein Faible für hübsch gemusterte Shirts haben die beiden auch, insofern wird vielleicht auch optisch etwas geboten.

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Was Lucio Capece, der zweite Act des Abends, mithilfe seines 8-Spur-Samplers aufführen wird, klingt in der Ankündigung so vertrackt, dass das hier nur schwer wiedergegeben werden kann. Aber da Celloklänge ebenso mit dabei sein werden wie die einer Bassklarinette, könnte es anregend klingen (10. 2., 21 Uhr, Eintritt AK 10 Euro).

Am Sonntag bietet sich die Gelegenheit, eine Legende live zu erleben. Da Mulatu Astatke stolze 80 Jahre alt ist, sollte man vielleicht nicht auf die übernächste Gelegenheit warten. Als erster afrikanischer Student, der am renommierten Berklee College in Boston studierte, wurde er zum Pionier des „Ethio-Jazz“, für den er Jazz, die traditionelle Melodik Äthiopiens und lateinamerikanische Einflüsse zusammenbrachte.

Neben Vibraphon und Conga-Trommeln und anderen Schlaginstrumenten spielt er selbst übrigens Keyboards und Orgel. International bekannt wurde seine Musik nicht zuletzt durch Jim Jarmuschs Film „Broken Flowers“ (11. 2., 20.30 Uhr, Metropol, im Vorverkauf kosten die Tickets 38,50 Euro).

Mit der richtigen Musik, das weiß jeder Fan von wasauchimmer, lassen sich Gefühle triggern oder vielleicht auch regulieren. Kein Wunder also, dass das Internet zu der Frage, wie unser Gehirn auf Klänge reagiert, allerhand lustige (Pseudo-)Wissenschaft hervorgebracht hat, die der Selbst- oder Fremdoptimierung dienen soll.

Mit Gebärmuttergeräuschen das Kind zum Einschlafen bringen? Klingt noch halbwegs plausibel, aber das Musiktheater DieOrdnungDerDinge hat sicher Obskureres im Angebot. Schließlich lautet der Untertitel ihrer Show „Brain Pitch“: „Der Mozart-Effekt für Babys war gestern! Gib uns 60 Minuten und wir optimieren dein Gehirn“. Na denn! Im Radialsystem, von Freitag bis Sonntag (16. 2., 20 Uhr, 17. 2. 17 und 20 Uhr, 18. 2., 18 Uhr, Tickets kosten im Vorverkauf 16, ermäßigt 12 Euro).

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