piwik no script img

Hamas lehnt Feuerpausen-Angebot ab

Laut Berichten wollte Israel mit der zweimonatigen Waffenruhe die Freilassung aller Geiseln erreichen

Von Judith Poppe

Die Hamas soll ein Angebot Israels über eine zweimonatige Feuerpause abgelehnt haben. So berichtet es am Dienstag die israelische Tageszeitung Ha’aretz, die ägyptische Quellen zitiert. Israel hatte der Hamas zuvor nach Berichten der Medienseite Axios eine zweimonatige Feuerpause im Gegenzug für die Freilassung aller Geiseln vorgeschlagen. Eine offizielle Bestätigung von israelischer Seite gab es bislang nicht. Allerdings hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Montag bei einem Treffen mit Familienangehörigen von Geiseln neue Entwicklungen angedeutet, die er nicht weiter ausführen könne.

Das Treffen zwischen Netanjahu und den Familien der Geiseln fand statt, nachdem am Sonntag ehemalige Geiseln und Familienangehörige eine Parlamentssitzung in Jerusalem wütend gestürmt hatten. Sie forderten die Regierung auf, mehr für die Rückkehr ihrer Angehörigen zu tun. Kurz zuvor soll Netanjahu Medienberichten zufolge erneut Bedingungen der Hamas für die Freilassung der Geiseln zurückgewiesen haben. Diese hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass ein kompletter Waffenstillstand die Bedingung für die Freilassung der Geiseln ist.

Die von Israel vorgeschlagene Feuerpause hätte keine vollständige Beendigung des Krieges bedeutet, doch das Angebot war das größte Zugeständnis, das Israel der Hamas bislang gemacht hat. Israel geht davon aus, dass sich noch 130 Geiseln im Gazastreifen befinden, rund zwei Dutzend von ihnen sind laut israelischem Militär nicht mehr am Leben.

Der Vorschlag sah die Freilassung aller noch lebenden Geiseln und die Rückgabe der Leichen der toten Geiseln in mehreren Phasen vor, die sich über zwei Monate erstrecken könnten. Zunächst sollten die Frauen, Männer über 60 Jahre und Geiseln in kritischem medizinischen Zustand freigelassen werden, danach alle anderen inklusive der Soldat*innen. Dafür sollte eine hohe Anzahl palästinensischer Inhaftierter freigelassen werden. Auf die Freilassung sämtlicher palästinensischer Gefangenen wollte sich Israel jedoch nicht einlassen.

Israel geht davon aus, dass sich noch 130 Geiseln im Gazastreifen befinden

Derweil verschärfen sich die Kämpfe um die Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen. Das israelische Militär sagte am Dienstag, es habe die Stadt vollständig umzingelt. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zitiert einige ihrer Mitarbeiter, die sich im dortigen Nasser-Krankenhaus befinden: Sie könnten angesichts des verstärkten und näher rückenden israelischen Bombardements spüren, wie „die Erde unter ihren Füßen bebt“. Laut einer Stellungnahme des israelischen Militärs sei das Gebiet „eine Hochburg der Chan-Junis-Brigaden der Hamas“. Die Be­woh­ne­r*in­nen von al-Nasr und Chan Junis seien aufgefordert worden, nach Westen in die Stadt al-Mawasi zu fliehen.

Währenddessen wurden am Montag 21 Sol­da­t*in­nen im Gazastreifen in der Nähe von Chan Junis getötet. Laut israelischem Militär bereiteten diese zwei Gebäude zum Abriss vor, als eine Panzerfaust von palästinensischen Militanten auf die Gebäude abgefeuert wurde. Diese löste wahrscheinlich eine zweite Explosion aus, die zum Einsturz der Häuser führte. Es war der tödlichste Zwischenfall für das israelische Militär seit Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen.

Netanjahu, Verteidigungsminister Joav Gallant und Kriegskabinettsminister Benny Gantz gaben eine gemeinsame Videoerklärung ab, in der sie versprachen, dass der Krieg dennoch mit voller Kraft fortgesetzt werde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen