Utopie für Kneipen: Über den Zapfhahn hinaus gedacht
Betreiber*innen und Gäste des „Horner Eck“ wollen ihre Kneipe retten. Das Haus soll bald denen gehören, die darin am Tresen sitzen.
Die seit 2019 genossenschaftlich geführte Kneipe ist über die letzten Jahre ein Anziehungspunkt für alle Altersklassen geworden. Studierende und ältere Stammgäste kommen bei den Konzerten und Ausstellungen, die hier stattfinden, zusammen.
🐾 Von der Kneipe an der Ecke bis zum solidarischen Garten in Bogotá: Junge Autor*innen haben sich auf die Suche nach utopischen Ideen begeben. Die dabei entstandenen Artikel haben sie in einer Sonderausgabe der taz veröffentlicht.
Derzeit gibt es für das Team besonders viel zu besprechen. Der Eigentümer des Hauses, in dem die Kneipe liegt, will es verkaufen. Das bedeutet Ungewissheit. „Jeder neue Käufer kann mit dem Haus machen, was er will. Wir könnten als kleine Eckkneipe nicht die Miete zahlen, die hier rauskommen würde, wenn das Haus gewinnbringend verkauft wird“, sagt Lilja Girgensohn. Sie ist Teil der Horner-EckHaus-Genossenschaft. Die Belegschaft der Kneipe und einige Stammgäste gründeten diese, um der Ungewissheit zuvorzukommen und das Haus nun selbst zu kaufen.
Die etwa 15 jungen Menschen der Hausgenossenschaft suchen seit Frühling dieses Jahres Unterstützer*innen, die sich finanziell beteiligen, um den Kauf zu ermöglichen. Mehr als die Hälfte der benötigten 500.000 Euro sei so bereits gesammelt worden, sagt Genossenschaftsmitglied Leonie Schubert, die lange auch im Horner Eck gearbeitet hat. Es brauche aber noch die Beteiligung vieler weiterer Menschen, denen das Viertel, so wie es jetzt ist, wichtig sei, um das Haus zu erhalten, sagt Schubert.
Im Haus soll es Kunst, Kultur und günstigen Wohnraum geben
Die Genossenschaft will Haus und Kneipe nach dem Kauf auch weiterentwickeln. Gemeinsam will man den Traum eines eigenen, selbstverwalteten Raums erfüllen und das Horner Eck zu einem generationsübergreifenden und barrierearmen Begegnungsort machen. Über der Kneipe soll Wohnraum mit günstigen Mieten entstehen.
Die Kneipe selbst könnte um einen Veranstaltungsraum erweitert werden und dadurch als Kunst- und Kulturraum wachsen, der auch tagsüber genutzt werden könnte. „Wir hätten oben außerdem noch ein Büro und könnten einen Schlafraum für Künstler*innen einrichten. Wir könnten unser Residenzprogramm weiterentwickeln“, sagt Schubert.
Weitere Ideen sind Lesungen und die Einrichtung von Proberäumen. Zentral sei jedoch, langfristig bleiben zu können und die traditionelle Kneipe, und damit ein Stück Viertel, zu erhalten. „An den unmittelbaren Strukturen würde sich nicht viel ändern, denn wir sind schon jetzt eine basisdemokratische Kneipengenossenschaft“, sagt Girgensohn. „Mit einem Haus, das uns gehört, sind wir viel freier darin, diesen Experimentierraum, der das Horner schon immer war, weiterzuführen.“
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