Hausprojekt in Bremerhaven: Aufbruch gegen den Leerstand

Bremerhaven ist Hafenstadt, Brennpunkt und ein Raum für neue, kreative Ideen. Das Hausprojekt Werk will hier ein altes Haus wiederbeleben.

Der obere Teil eines grauen Hauses, von unten fotografiert. Auf dem Haus steht in orange "Alles wird gut"

Alles wird gut. Mit dieser Hoffnung bauen die Aktiven von Werk e.V. an ihrem Haus Foto: Felix Schulke

Bremerhaven taz | Entlang der Bremerhavener Ausgehmeile „Alte Bürger“ reiht sich ein Gründerzeitbau an den nächsten. Kneipen und Restaurants prägen hier die Ladenzeilen. Hinter einem Baugerüst verbirgt sich das „Werk“. Ein Hausprojekt.

1.100 Quadratmeter Fläche auf fünf Etagen sollen hier zu einem Ort erwachsen, der sich nach dem Bedarf der BürgerInnen richtet: Wohnungen, Werkstätten, Veranstaltungsräume und Gastronomie entstehen. Wer Platz für Hobby, Kunst oder Arbeit sucht, kann eine Heimat für sein Projekt finden. Wissen teilen und Neues erschaffen – so der Plan. Schon jetzt gibt es ein Film- und ein Musikstudio, eine Nähwerkstatt und Kulturveranstaltungen. Das Werk wächst.

Illustration von Ali Arab Purian

🐾 Von der Kneipe an der Ecke bis zum solidarischen Garten in Bogotá: Junge Au­to­r*in­nen haben sich auf die Suche nach utopischen Ideen begeben. Die dabei entstandenen Artikel haben sie in einer Sonderausgabe der taz veröffentlicht.

Fiona Brinker sitzt neben ­Jonas Hummel im Eingangsbereich des Gebäudes. Beide engagieren sich im Vorstand von Werk e.V. Anders als in anderen Städten sei es in Bremerhaven weniger ein Problem, Flächen in guter Lage zu finden, als genügend Leute, die sie gestalten, sagt Brinker.

Bremerhaven wurde in den vergangenen Jahrzehnten durch einen anhaltenden wirtschaftlichen Abschwung geprägt. Das Pro-Kopf-Einkommen ist verglichen mit anderen deutschen Städten niedrig, die Arbeitslosigkeit hoch.

Viele Aufgaben, wenige Engagierte

Elf Jahre stand das Haus leer, als die Städtische Wohnungsgesellschaft 2019 BürgerInnen einlud, Ideen für das Projekt zu sammeln. In bunten Farben schrieben sie ihre Vorschläge an die Wände des Gründerzeitbaus. Seitdem verschwinden die Worte mehr und mehr hinter nachhaltigem Lehmputz und frischer Farbe und rücken als Fundament des ­Projekts in den Hintergrund. Aus Visionen wird langsam Wirklichkeit.

Seit gut drei Jahren ist viel passiert und dennoch weniger vorangegangen als anfangs gedacht. Das Werk kämpft mit finanziellen Herausforderungen und einer Flut von Aufgaben, für die zu wenige Ehrenamtliche bereitstehen: Planen, Helfende mobilisieren, Bürokratie. Es bräuchte mehr Kräfte, die sich auf einer organisatorischen Ebene einbringen. „Es gibt eine ­Lücke zwischen einer einfachen Konsumhaltung kultureller Angebote und darin, das ­Angebot selbst zu schaffen“, sagt Jonas.

Finanziell steht ein großer Schritt bevor: Die Sparkasse hat dem Werk einen Kredit bewilligt, der es zulässt, das Gebäude nach eineinhalb Jahren der mietfreien Nutzung von der Stadt zu kaufen, die ersten beiden Stockwerke zu sanieren und das Projekt weiterzuentwickeln.

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